Endstand
im Tippspiel
15.07., 18:52h
nach 64 von 64 Spielen
Aktuelle Kommentare zu den Spielen findet Ihr unter der Tabelle!
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96 |
Henriette Kolling
Bernd Christoph*
Tim Klages
Dirk Staats
Merle Lackschewitz
Jochen Dreger
Sven Geletneky
Ingo Bergmann
John Reijmer
Nicole Biebow
Klas Lackschewitz
Stefan Büttner
Hanno Meyer (+/-)
Kirstin Werner
Norbert Dregger
Frederik Dethlefs
Marc Zehnich
Christian Hass
Christina Kayma
Jeroen Groeneveld
Andreas Schramm
Martin Kordowski
Hardy Jacobsen
Nils Stein
Lisa Christoph
Roland Friedl-Schulz
Robert Spielhagen
Heidi Kassens
Eberhard Krämer
Stefan Reißig
Brian Chalk
Ruediger Stein
Tina Palme
Azzedin Ait Brahim
Sabine Lange
Michael Berger
Michaela Bessmann (+/-)
Marieke Göser-Chalk
Dieter Höffmann
Borko Borkowski
André Kaiser
Claudia Didié
Simon Pilates
Kirsten Fahl
Henning Bauch
Sven Roth
Hanno Kinkel
Dieter Piepenburg
Stefan Wetzel
Helen Dethlefs
Niklas Menke
Ralph Hansen
Boyke Feddersen
Jan Scholten
Martin Frank
Frithjof Lemmel
Maciej Telesiński
Johannes Göser
Christian Horn
Imanuel Humm (-5)
Anna-Lena Stein
Maurice Kusza
Jan-Malte Wolfsdorf
Sven Petersen
Karen Volkmann-Lark
Helge Ahrens
Jan Petersen (+/-)
Andre Bahr & Stefanie Kaboth
Jörn Geletneky
Dominik Hunold
Bertram Zitscher
Sasha & Katya Taldenkov(a)
Jonathan Lackschewitz (+/-)
Olaf Schuldt (-/-)
Georg Schwamborn
Tobias Christoph
Gerd Unger-Schneeberg
Imke Bergmann
Martin Zander
Mette Geletneky
Kristina Heilemann
Edgar Borkowski
Philip Didié
Anastasia Zhuravleva
Nicolas Van Nieuwenhove
Matthias Forwick
Jens Hölemann
Anna Jacobsen
Torben Struve
Marlies Brandt (-/-)
Johann Klages
Paul Schneeberg (-/-)
Miriam Hansen
Fabian Hüttner
Marcus Gutjahr
Julia Lübbers (-/-)
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71 |
*Dieser Spieler nahm am Tippspiel zur Fußball-WM 2018 aus sportpolitischen Gründen nur vorbehaltlich und unter Protest teil.
(-5) Tippschein für Halbfinale/Finale falsch ausgefüllt, 5 Punkte
Abzug. Das muss man erst mal schaffen, trotz des daneben stehenden
Beispiels...
Keine Wertung für die Rote Laterne: (-/-) Keine Endrundentipps abgegeben, (+/-) keine Halbfinal-/Finaltipps abgegeben.
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Epilog vom Kanal zur WM 2018
Aus und vorbei
Die WM 2018 in Russland ist nun endlich vorbei –
Glückwunsch an den verdienten Weltmeister Frankreich (Les Königsbleus
diesmal nicht nur Meister der Herzen).
Es gab sportlich sicherlich schon deutlich schlechtere Endturniere,
aber natürlich auch wesentlich bessere. Tore fielen überwiegend nach
ruhenden Bällen – es war eben alles irgendwie ein bisschen Russian Standard.
Die beeindruckendste Leistung einer Fußballmannschaft während der
letzten vier Wochen konnte die gebannte Weltöffentlichkeit jedoch ein
paar tausend Kilometer weiter in südöstlicher Richtung verfolgen.
Schauplatz war diesmal allerdings kein Rasenspielfeld und das
betreffende Land war weit davon entfernt, sich sportlich für diese WM
zu qualifizieren. Es wurde nicht einmal ein Tor geschossen. Trotzdem
wurden zwölf junge Fußballer zu wirklichen Helden. Und ihr ebenfalls
aus der feuchten Höhle gerettete Trainer wird sich beim nächsten Mal
vermutlich einen etwas ungefährlicheren Standort für seine
Team-Building-Maßnahmen aussuchen. Es muss ja nicht zwingend der Hansa-Park
in Sierksdorf sein. Bewusst kein Glückwunsch an Putin und Infantino –
beide haben die Weltbühne bestens für ihre Zwecke genutzt. Mehr gibt es
dazu nicht zu sagen.
Und Deutschland – war da was? Ach ja: Vor
einigen Wochen mühten sich einmal insgesamt zwanzig männliche Wesen in
drei quälenden WM-Vorrundenspielen ab, die allesamt das neue mausgraue
Nationalmannschaftstrikot auf ihrem durchtrainierten Leib trugen. Es
fragt sich nur, warum man die Falschen aufs Spielfeld geschickt hatte.
Ich meine damit nicht das traurige Resultat der vom tiefenentspannten
Weltmeistertrainer umfänglich durchgeführten Rotation (nur die beiden
Ersatzkeeper und Matthias Ginter kamen nicht zum Einsatz – diese
Glücklichen!). Nein – man musste das Gefühl haben, als wären die
vermeintlichen WM-Titelfavoriten bisweilen durch die Mitglieder einer
mehr oder weniger ambitionierten Altherrenfreizeitkickertruppe ersetzt
worden. Ich möchte an dieser Stelle ganz bewusst keinen Vergleich zu
den in Fachkreisen hochgeschätzten Hebbelkickern herstellen, denn das wäre eine glatte Beleidigung – für die Hebbelkicker. Pardon für diese kleine Spitze, denn sicherlich hat Die Mannschaft
in der mittelfristigen Rückschau so viel Häme nicht verdient.
Schließlich bereiteten uns die Nationalkicker mit ihrer Spielweise in
den vergangenen zwölf Jahren ganz überwiegend viel Freude. Aber wenn
man den selbst gewählten Marketingspruch Best neVer rest
auf den Mannschaftsbus pinseln lässt, dann sollte sich dieses Wollen
zumindest ansatzweise auch im späteren Handeln widerspiegeln –
natürlich nicht nur in schönen Werbespots oder auf wortgewaltigen
Pressekonferenzen, sondern vor allem auf‘m Platz.
Das 0:2 gegen Südkorea bildet eine Zäsur. Es
war vermutlich das mit Abstand schlechteste WM-Spiel einer deutschen
Nationalmannschaft in einer entscheidenden Begegnung bei allen
bisherigen 19 WM-Teilnahmen seit 1934: schlechter als das 2:3 gegen
Österreich 1978, wesentlich schlechter als das 1:2 gegen Bulgarien 1994
und sogar auch noch schlechter als das blamable 0:3 gegen Kroatien
1998. Denn die Asiaten (übrigens erste WM-Niederlage gegen eine
Mannschaft dieses Kontinents nach vorheriger ebenfalls erster
WM-Niederlage gegen eine Mannschaft aus Mittelamerika) waren beileibe
keine Übermannschaft, gehörten nicht einmal ansatzweise zur erweiterten
Weltspitze. Dieses quälend grausame Spiel besiegelte bekanntlich das
erste Aus nach einer WM-Vorrunde überhaupt. In den zuvor 106 WM-Spielen
war einer deutschen Mannschaft dieses Schicksal
bisher erspart geblieben. Jetzt folgte man dem schlechten Beispiel der
ebenfalls als amtierende Weltmeister frühzeitig ausgeschiedenen
Franzosen (2002), Italiener (2010) und Spanier (2014) – und das als
Erster der aktuellen FIFA-Weltrangliste. Sommeralbtraum statt
Sommermärchen! Die Kieler Straßenkreuzung Knooper Weg/Olshausenstraße
mutierte für die Gemeinde der WM-Feierwütigen nur ein einziges Mal nach
dem Last-Minute-Sieg gegen Schweden kurzzeitig zum inoffiziellen Jürgen-Klinsmann-Platz. Von da an floss der Straßenverkehr wieder dauerhaft und weitgehend störungsfrei.
Der Auftritt der deutschen Mannschaft erinnerte zumindest ergebnismäßig fatal an die Zeiten des Rumpelfußballs
während „Sir“ Erich Ribbecks kurzem Trainer-Intermezzo (1998-2000):
kein Tempo, keine Konzentration, kein Spielwitz und keine
Körpersprache. Nur ein bisschen kämpfen reicht eben nicht. Die müden
Schritte unserer Kicker wirkten bisweilen so, als hätte man ihnen den
schweren WM-Pokal an jedes ihrer Beine angeklettet. Vor diesem trüben
Hintergrund erwiesen sich die tollen Erfolge nach dem großartigen
WM-Sieg 2014 (Olympiasilber 2016 sowie Europameisterschaftstitel der
U-21-Auswahl und Sieg im „Confed Cup“ mit einem Perspektivteam 2017) in
der Rückschau leider nicht als Inspiration, sondern wirkten eher wie
ein schleichendes Gift (keine Angst: diesmal garantiert kein
Nowitschok). Die toxischen Folgen waren Realitätsverlust,
Überheblichkeit und eine merkwürdige Art von Fahrlässigkeit. Jeder
schien sich irgendwie auf den anderen zu verlassen, anstatt sich für
denselben zu zerreißen. Die Jungspunde beäugten kritisch die
Weltmeister und umgekehrt. Und Urs Siegenthaler hatte sich mit seiner
30-köpfigen Scouting-Abteilung nach 2014 anscheinend in einen
vierjährigen Erholungsurlaub verabschiedet. So vermute ich es
zumindest. Im Ergebnis stand letztlich keine verschworene und gut
vorbereitete Truppe auf dem Platz, sondern ein satter und
verunsicherter Trümmerhaufen. Sicherlich hatten die Bayernspieler nach
ihrem Doppelscheitern in der Champions-League-Vorschlussrunde und im
Pokalfinale die Krise mit nach Russland genommen (im Gegensatz dazu
waren die Spieler vom CL-Sieger Real Madrid wie beispielsweise Varane
oder Modric absolute Leistungsträger in ihren jeweiligen Teams).
Natürlich waren das Londoner „Türkenfoto“ und vor allem die stümperhafte „Kommunikationspolitik“
danach keinesfalls hilfreich. Und vielleicht war die Quartierwahl mit
einem ehemaligen Kurheim der Roten Armee im trüben Birkenwald östlich
von Moskau auch nicht gerade glücklich. Aber das kann keine Erklärung
für das sein, was sich dann auf dem Platz in allen drei Begegnungen
abspielte. Joshua Kimmich versinnbildlicht den tiefen Absturz von der
Weltklasse zur gefühlten Kreisklasse vielleicht am besten. Zu viele
Spieler hatten keine Form und vor allem keine Einstellung, als es
wirklich darauf ankam.
Insofern war es vielleicht ganz gut, dass
Hummels im letzten Spiel die Hundertprozentige in der 86. Minute
kläglich versiebt hat. Denn mit einem knappen Sieg hätten „wir“ als
Gruppenzweiter im Achtelfinale gegen Brasilien gestanden. Vielleicht
hätte es in dieser Partie kein 1:7 gegeben. Mir fehlt aber jede
Phantasie, wie man mit einer derart behäbigen und fehlerhaften
Spielweise den Fünffachweltmeister auch nur ansatzweise in die
Bredouille hätte bringen können. Eigentlich waren die peniblen
DFB-Planer vor dem Turnier von einem ungefährdeten Gruppensieg und
einem dann wahrscheinlichen Spiel gegen die Schweiz ausgegangen. Da war
doch mal was? Die älteren Semester werden sich bestimmt gut daran
erinnern, dass Deutschland schon einmal im Achtelfinale an den
Eidgenossen gescheitert war. Das war im Jahre 1938. Der damalige
Reichstrainer Herberger hatte politisch bedingt („Anschluss“ von
Österreich an Nazi-Deutschland) die undankbare Aufgabe, innerhalb
kürzester Zeit aus zwei sehr guten Mannschaften (Deutschland gewann bei
der WM 1934 das Spiel um Platz 3 gegen Österreich) ein
zusammengemischtes Team zu bilden. Das ging damals komplett in die Hose
– die Schweizer Außenseiter gewannen das entscheidende Spiel mit 4:2
und Deutschland war raus. Man erzielte bei der besagten WM in zwei
Spielen ganze 1:3 Punkte und 3:5 Tore. Dass es noch schlechter geht
(2:4 Punkte nach der alten Wertung und 2:4 Tore in der Vorrunde), haben
unsere Kicker jetzt eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Herberger
blieb damals übrigens im Amt und coachte 16 Jahre später unter komplett
anderen Vorzeichen (West-) Deutschland zum Weltmeister. Ob Jogi ebenfalls so einen Turnaround schafft, darf zurecht bezweifelt werden. Denn „Mr. Schwarzkopf“ war letztlich hauptverantwortlich für die schlimme Pleite. Nach dem Konfetti-Cup verpasste er im letzten Jahr die große Chance für einen schöpferischen Akt der Zerstörung,
wie es der österreichische Nationalökonom Joseph Schumpeter einmal so
wunderschön formulierte. Statt etablierte Strukturen aufzubrechen und
durch den Einsatz junger Kräfte für frischen Wind zu sorgen, handelte
Löw eher nach Adenauers Devise „keine Experimente“. Der vermeintlich
sichere Weg führte direkt zum Absturz. Bereits vorher warnte der
Menschenfreund Löw davor: „Diese WM wird uns Unmenschliches abverlangen.“
Schlichen „unsere“ Kicker deshalb wie Zombies über den Platz? Egal –
jetzt sind sie ja wieder im Kreise menschlicher Lebewesen angekommen,
was die Fallhöhe bei erneutem Versagen deutlich reduzieren dürfte.
Aber auch der omnipräsente Teammanager hatte
mit seinem völlig überzogenen Marketinggedöns großen Anteil an dieser
ganzen Malaise. Nicht nur der kryptische neue DFB-Häschdeck in den sozialen Netzwerken war, gelinde gesagt, absolut #bklppt.
Natürlich wird das alles jetzt hinterfragt. Aber beim Fußball schießt
bekanntlich die Wahrheit mindestens immer ein Tor mehr als der
Konjunktiv. Wenn „kleines dickes Müller“ uns 1974 gegen bärenstarke
Holländer mit seinem Tor nicht den Arsch gerettet hätte, wäre das
dämliche Liedchen „Fußball ist unser Leben“
niemals zum Sommerhit geworden. Wäre, wäre, Fahrradkette. Aber ist es
wirklich reiner Zufall, dass Fußball- und Regierungskrise in
Deutschland fast zeitgleich zusammenfielen? Es besteht aber absolut
kein Grund zur Panik: Die Lage scheint bewältigbar, die angedachten
Maßnahmen von Jogi Reloaded und Brainstorm Beerhope
sind wirkungsgleich, der Bundestrainer hat bei Seehofer dessen
63-teiligen Masterplan angefragt, Özil erlebt bei seiner Einreise eine
versehentliche Zurückweisung in einem der schicken neuen
Transitzentren, die Bayern machen eh‘, was sie wollen und Merkel siegt
wie immer in der Verlängerung. Wir schaffen das – irgendwie, wie der Jogi immer so schön zu sagen pflegt. Und in vier Jahren sind wir bestimmt wieder Weltmeister – mindestens.
Jetzt steht nach 2000 und 2004 aber zunächst
einmal ein kompletter Neuaufbau an – und dieser erfolgt mangels
Alternativen und Mut erstmals in der jüngeren DFB-Geschichte ohne
Trainerwechsel. Talentierte junge Spieler gibt es in Deutschland genug
und immer mal wieder. Es sei nur daran erinnert, dass bereits bei der
Katastrophen-EM 2004 die damaligen Jungspunde Lahm, Podolski und
Schweinsteiger in Rudi Völlers Versagerkader standen. Heute versprechen
unter anderem Brandt, Werner und Sané eine bessere Zukunft. Aber haben
die bereits als etabliert geltenden Draxler, Goretzka und Kimmich nach
dem Abgang der letzten WM-Helden von 2010 und 2014 (Boateng, Khedira,
Müller, Neuer und Özil) wirklich das Zeug zum Führungsspieler?
Sicherlich braucht das einige Zeit und eine längere Durststrecke (ganz
bitter für den „begeischterten“ Espressotrinker Löw) scheint nicht
völlig ausgeschlossen. Da passt es doch ganz gut, dass das
Teilnehmerfeld vielleicht schon zur nächsten WM, die 2022 kurz vor
Weihnachten endet, auf 48 Länderteams aufgebläht wird. Dann bekäme die
DFB-Auswahl wenigstens nicht auch noch ernsthafte Probleme, sich
überhaupt mal wieder für eine Endrunde zu qualifizieren.
Abschließend sei festgestellt: Katarrh
(arabisch: غير) ist keinesfalls ein Land, sondern eine mehr oder
weniger schwere Entzündung der Schleimhäute, häufig der Atmungsorgane,
die mit einer vermehrten Absonderung wässrigen oder schleimigen
Sekretes verbunden ist. Absolut ekelhaft! Aber ich werde nicht nur
wegen dieser ausgesprochen unappetitlichen Tatsache bei der nächsten WM
in 2022, wie bereits an anderer Stelle angekündigt, aus
sportpolitischen Gründen nur vorbehaltlich und unter Protest (am
Tippspiel) teilnehmen. Vordergründig geht es ja bekanntlich stets nur
um Fußball. Und da sollte man nicht immer alles so hochsterilisieren –
zumindest prinzipiell.
Mit besten Grüßen vom Kanal,
Bernd Christoph
P.S.: „Noch am Abend des WM-Endspiels verkündete der russische Staatspräsident Putin die sofortige Annexion Armeniens“.
Nein – das war wieder mal eine von russischen Hackern verursachte
Falschmeldung. Radio Eriwan darf zur Freude seiner Hörerinnen und Hörer
zunächst bis auf weiteres weitersenden. Und die Krim bleibt bis zum
bitteren Ende russisch.
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WM-Kommentar vom 16.07.2018
Liebe Tippspieler*innen,
Vive la France! Frankreich stellt den Weltmeister. Das
kommt nicht unerwartet, und es ist auch durchaus verdient. Ja, Kroatien
hatte im Finale mehr Ballbesitz, spielte vor allem in der ersten Stunde
auch den engagierteren Fußball und hatte mit den zweifelhaften
Schiedsrichterentscheidungen vor den ersten beiden Gegentoren auch
Pech. Aber so ist der Fußball eben, es gibt keinen Schönheitspreis, es
zählen die Tore. O.k., das ist arg dünn als Begründung... ;-) Genug der
Floskeln, schauen wir auf die Fakten: Die Franzosen gewannen bis auf
das unbedeutende Match gegen Dänemark alle ihre Spiele in der regulären
Spielzeit, benötigten nie eine Verlängerung und erst recht nicht das
Glück im Elfmeterschießen. Frankreich stellte das am besten
ausbalanciertes Team, war in absolut alle Mannschaftsteilen sehr stark
und hatte nicht nur einen Super-Sturm. Viele Tore durch Standards? Kein
schönes Spiel? Wenig Ballbesitz? Hallooo? Sonst noch was zu meckern?
Das ist moderner Fußball. Wenn Atletico Madrid damit ins Champions
League-Finale kommt, nörgelt auch keiner. Und vier Tore im WM-Finale
muss man erst mal schießen, Schiedsrichterhilfe hin oder her. Wenn man
nun noch das Durchschnittsalter von gerade mal 25 Jahren bedenkt, dann
war das über das ganze Turnier hinweg einfach eine reife Leistung.
Kroatien war im Finale ein würdiger Gegner und ich hätte
Modric und Co. ohne Murren den WM-Pokal überlassen, denn ich habe was
übrig für abgezockte alte Haudegen, die noch mal alles reinhauen. Aber
drei mal hintereinander in die Verlängerung gehen und dann noch ein Tag
weniger Ruhe vor dem Finale... - irgendwann lässt sich das nicht mehr
durch Willen kompensieren und das merkte man den Kroaten in den letzten
30 Minuten auch an. Da wurde nicht mehr ganz so schnell umgeschaltet,
da fehlte im Passspiel die entscheidende Präzision, da reichte es
einfach nicht mehr für die Wende, trotz Lloris' Torgeschenk an
Mandzukic. Kroatien ist Vizeweltmeister und unser Liveberichterstatter
André erklärte, dass die Leute dort zwar enttäuscht über den
Finalausgang, aber glücklich über den Erfolg ihrer Mannschaft sind.
Richtig so!
Platz 3 ging an die Belgier, die im kleinen Finale deutlich
willensstärker und hungriger schienen als ihre englischen Gegner. Und
sie hatten mit Hazard den besten Angreifer des Turniers in ihren
Reihen, dazu noch weitere Edeltechniker wie de Bruyne und auch Lukaku,
dessen Fähigkeiten man ob seines bulligen Körpers gern unterschätzt.
Die Engländer haben eine gleichmäßig gut besetzte Mannschaft und sie
haben in der WM-Vorbereitung 12 Monate lang Ecken, Freistöße und
Elfmeter geübt, was sich auch ausgezahlt hat. Aber sie besitzen keinen
einzigen überdurchschnittlichen Mittelfeldspieler, der mal etwas
Besonderes macht oder einen genialen Pass spielen kann, so wie de
Bruyne, Modric oder Griezmann. Mannschaftliche Geschlossenheit ist ein
hoher Wert, aber sie stößt auf allerhöchstem Niveau offenbar an ihre
Grenzen. Das mussten die Limies nun erleben. Doch auch ihre Mannschaft
ist jung und kann sich bis zum nächsten Turnier durchaus positiv
entwickeln. Wir lassen uns gern überraschen.
Das war die WM
Die FIFA und die russischen Ausrichter präsentierten uns
das Hochglanzprodukt einer Weltmeisterschaft. Soweit man hören und
lesen konnte, lief alles organisatorisch einwandfrei, auch die Fans
waren wohl in der allergroßen Mehrheit begeistert. Die in westlichen
Medien gestreute Hooligan-Problematik erwies sich als scheinbar nicht
existent - alle potenziellen Störenfriede wurden wohl rechtzeitig aus
den Austragungsorten vertrieben und trauten sich nach Androhung
sibirischer Straflager nicht mehr hinein. Auch sonst blieb alles
friedlich, die Fans europäischer Mannschaften waren in der Minderzahl
und die Afrikaner und Mittel- und Südamerikaner wollten lieber feiern
als irgendwelchen Ärger machen. So mag es die FIFA: Alles schön bunt
und fröhlich. Sieht man von der Flitzer-Einlage beim Finale ab, blieben
auch politische Aktionen unter dem Radar der Weltöffentlichkeit, das
hatten Putins Schergen offenbar gut im Griff. Versuche der deutschen
Fernsehanstalten, hier und da mal oppositionelle Stimmen zu Wort kommen
zu lassen, wirkten wie Pflichtaufgaben und haben die meisten
Fußballgucker*innen vermutlich weniger interessiert als Palinas
Ausflüge mit dem Fahrrad durch Moskau oder zu Gemüsezüchterinnen auf
dem Land. Alles prima also? Es bleibt das Gefühl, hier einer gelungenen
Inszenierung beigewohnt zu haben, deren Entstehung (Vergabemodalitäten?
Politische Einflussnahme?) ebenso im Dunklen bleibt wie Hintergründe
und Zukunft der scheinbaren Freiheit in den Straßen der
Austragungsorte. Bis gestern durfte dort gefeiert, gesungen und
getrunken werden, ab morgen herrschen womöglich wieder die strengen
Regeln der üblichen Versammlungs- und Demonstrationsverbote für
unliebsame Regimegegner. Das hinterlässt einen mehr als schalen
Nachgeschmack. Immerhin haben die russischen Bürger es jetzt
tatsächlich erlebt, dass die im Westen üblichen Freiheiten auch in
Russland theoretisch möglich sind. Der oder die eine oder andere wird
dadurch vielleicht doch mal zum Nachdenken über Putin und seine
"gelenkte Demokratie" angeregt...
Die Taktik
Was bot die WM denn fußballerisch? Taktisch gab es nicht
viel Neues zu sehen, niemand überraschte mit einer 5-1-4-Aufstellung,
dem "Doppelsalino" oder der "falschen Fünf". Der schnelle
Umschaltfußball hat vermutlich vorerst den langsamen Ballbesitzfußball
beerdigt. Ballbesitz ohne Zug zum Tor ist wertlos geworden; alle
Mannschaften, die gern die Kugel zirkulieren ließen (Deutschland,
Spanien, Argentinien), flogen spätestens nach dem Achtelfinale nach
Hause. Während man von den Spaniern hört, sie wollten unbedingt an
ihrem alten Erfolgs- und jetzigen Misserfolgsmodell des Tiki-Taka
festhalten, ging der ewige Jogi ja erst mal in Klausur mit sich selbst
und seiner Espressotasse. Wir müssen abwarten, ob er beim Spielstil
umschwenkt oder weiter macht wie bisher, nur vielleicht mit einigen
neuen Spielern. Man munkelt sogar, dass Hansi Flick als neuer, alter
Cotrainer zurückkehren könnte. Der hat das deutsche Team ja schon 2014
mit Standards zum WM-Titel gecoacht, oder zumindest einen wichtigen
Anteil daran gehabt. Auf Jogis restliche Schwabenconnection erfolgloser
ehemaliger Kurzzeit-Bundesligatrainer mit mehr Laptop- als
Match-Erfahrung kann vielleicht auch verzichtet werden. Denen ist ja
nicht mal zu Mexiko, Schweden und Südkorea was Gescheites eingefallen.
Weitere Erkenntnisse dieser WM: Standards, Standards,
Standards. Wenn es auf dem Spielfeld immer enger wird, helfen oft eben
die Situationen, bei den man wenigstens bei der Torvorbereitung keinen
Gegenspieler auf den Füßen hat. Ansonsten ist es natürlich günstig,
einen oder mehrere Spieler in den Reihen zu haben, die mit dem Ball
schnell laufen und dann noch einen präzisen Pass schlagen können. Kroos
und Özil bekommen das in dieser Kombination offenbar nicht hin, de
Bruyne und Griezmann schon. Womit wir bei den Stars dieser WM wären...
Die Superduperweltstars á la Ronaldo, Messi und Neymar ließen ihr
Können nur kurz aufblitzen und sich dann schnell den Schneid abkaufen
durch zähe, nimmermüde Gegenspieler. Das restliche Personal von
Portugal, Argentinien und Brasilien konnte qualitativ nicht mithalten
und die Ausrichtung auf die Stars offenbarte das Gefälle innerhalb des
Kaders. Für die Brasilianer galt das nur bedingt, die hatten gegen
Belgien auch einfach Pech und einen sehr effektiv agierenden Gegner.
Ansonsten aber gilt: Weltstars machen noch keine Mannschaft - eher im
Gegenteil. Im Halbfinale standen nur sehr ausgeglichene Teams. Andere
überraschend erfolgreiche Mannschaften (Russland, Uruguay) arbeiteten
ebenfalls über die interne Geschlossenheit. Fußballer der Sonderklasse
(Cavani, Suarez) kamen da trotzdem zur Geltung. Und der Finalerfolg der
Franzosen ist der beste Beweis für die These, dass die echten Stars
dieser WM am hellsten glänzten, wenn sie ihre Fähigkeiten in den Dienst
der Mannschaft stellten. Die jeweiligen Trainer haben das bei allen
Halbfinalisten prima hinbekommen, es ist auch ihr Erfolg.
Wirft man den Blick auf das untere Ende der Leistungsskala,
so fällt auf, dass außer Panama quasi kein Fallobst dabei war. Selbst
Mannschaften wie Iran, Saudi-Arabien, Tunesien oder Ägypten konnten
einigermaßen mithalten und den favorisierten Europäern und
Südamerikanern das Leben auf dem Platz schwer machen. Das ist ein gutes
Zeichen für den Weltfußball. Ausnahmsweise scheinen die Maßnahmen der
FIFA mit ihrer finanziellen und organisatorischen Unterstützung der
"kleinen" Verbände tatsächlich auch mal etwas Positives zu bewirken.
Wenn aber demnächst 48 Länder teilnehmen, werden die mehr als
deutlichen Ergebnisse wieder gehäuft auftreten.
Die sogenannte "Spielkultur" litt deutlich unter der
defensiven Grundausrichtung der meisten Teams. Wer es in
Oldschool-Manier mit langem Ballgeschiebe versuchte (Deutschland,
Spanien, z.T. Argentinien), kam damit nicht mehr durch. Wer auf
Standards setzte und auf blitzschnelle Konter (England, Frankreich),
war zwar relativ erfolgreich, bot aber nur selten echtes Spektakel. Die
schönsten Kombinationen kamen von Belgien, z.T. auch von Uruguay und
Kroatien. Diese Mischungen aus Technik und Taktik waren auch für die
Zuschauer attraktiv. Leider gab es so etwas nur selten zu sehen. Diese
Weltmeisterschaft wird uns langfristig nicht gerade als besonders
spektakulär in Erinnerung bleiben, sieht man mal vom krachenden
Scheitern der deutschen Mannschaft ab.
Die schönsten Tore
2:0 für Russland im Eröffnungsspiel gegen Saudi-Arabien:
Cherishev wird links im Strafraum eigentlich etwas zu langsam
angespielt, läßt dann aber unter dem gechipten Ball zwei Verteidiger
durchrutschen und versenkt ihn dann unhaltbar links oben im Winkel.
4:0 für Russland im Eröffnungsspiel, wieder durch
Cherishev, der über das linke Strafraumeck Richtung Tor läuft und von
dort den Ball mit dem linken Außenrist über den Torwart ins lange Eck
schlenzt. Große Klasse!
1:0 für Belgien gegen Panama durch Mertens, der einen
Abpraller vom rechten Strafraumeck volley über den Torwart hinweg ins
lange Eck löffelt.
2:0 für Belgien gegen Panama durch Lukaku. Nachdem er durch
einen kurzen Antritt zwei Mann stehen ließ, bringt de Bruyne von links
ca. 13 m vor dem Tor den Ball mit dem rechten Außenrist scharf rechts
vor das Tor, wo Lukaku einnicken kann.
1:0 für Nigeria gegen Island durch Musa. Eine Flanke von
rechts nimmt Musa im Lauf mit dem Spann des ausgestreckten rechten
Fußes an, indem er den Ball senkrecht in die Höhe chipt, dann versenkt
er den runterfallenden Ball unter die Latte.
2:2 für Spanien gegen Marokko durch Iago Aspas. Eine Flanke
von rechts lenkt er einen halben Meter in der Luft mit der rechten
Hacke wunderbar ins lange Eck. Technisch schwierig!
1:0 für Peru gegen Australien durch Carillo. Nach Flanke
von der linken Strafraumgrenze nimmt er kurz hinter dem rechten
Strafraumeck den Ball volley und drückt ihn per Aufsetzer gezielt ins
lange Eck.
Ganz ähnlich macht es Badelj für Kroatien beim 1:0 gegen
Island: Zwar steht er näher zum Tor, doch muss er den Ball zwischen
Pfosten und Gegenspieler eindrücken. Was auch gelingt...
1:0 für Belgien durch Jalusaj. Rechts am Strafraumeck nimmt
er den Ball mit links an, legt den Ball mit der Sohle nach rechts, dann
mit dem Außenrist wieder nach links, tanzt so den Gegenspieler aus und
versenkt den Ball aus 20 m oben links im Toreck.
1:1 für Argentinien gegen Frankreich. Di Maria steht völlig
frei ca. 15 Meter mittig vor dem Strafraum, wird von links angespielt
und zimmert den Ball quasi aus dem Stand unhaltbar rechts oben ins Eck.
2:2 für Frankreich gegen Argentinien. Pavard erhält rechts
an der vorderen Strafraumgrenze den Ball von links vorn zurückgespielt
und zwirbelt ihn mit starkem Unterschnitt links oben ins Eck.
1:0 für Uruguay gegen Portugal. Cavani flankt aus dem
Halbfeld, fast von der rechten Seitenauslinie ganz nach links, dort
nimmt Suarez den Ball auf, guckt kurz und flankt dann vom linken
Strafraumeck auf den Richtung Fünfmeterraum durchlaufenden Cavani, der
rechts aus fünf Metern aus vollem Lauf einköpft.
2:1 für Uruguay gegen Portugal. Bentancourt schiebt von
rechts den Ball quer vor dem Strafraum nach links, wo ihn Cavani an der
Strafraumgrenze leicht nach links fallend mit der rechten Innenseite
neben den rechten Pfosten zirkelt.
1:0 für Russland gegen Kroatien. Cherishev zirkelt die
Kugel mit leichtem Drall aus 20 m Entfernung über den am Fünfmeterraum
stehenden Torwart links oben ins Eck.
Die Tops
Die Russen und ihre WM:
Offenbar hatte auch die Bevölkerung Spaß an diesem Großereignis,
zumindest während dieser viereinhalb Wochen. Von der russischen
Gastfreundschaft, der Fröhlichkeit und dem Bemühen, ein guter Gastgeber
zu sein, werden alle Auswärtigen erzählen, die das in Russland vor Ort
erlebt haben. Schön wäre es, wenn das russische Volk all dies auch
ausleben könnte, wenn die WM längst Vergangenheit ist.
Die russische Mannschaft:
Spielfreudig und torhungrig, wenn auch technisch limitiert. Das von
vielen erwartete Desaster blieb aus. Das war gut für den Gastgeber und
damit für die ganze WM.
Aliou Cissé (Trainer des Senegal): Stilikone
Stanislaw Tschertschessow (Trainer des russischen Teams):
Realistisch in der Einschätzung der eigenen Erfolge, stets bereit für
ein ausführliches Interview in erstaunlich passablem Deutsch. Der
Umgang mit der Dopingproblematik ist verbesserungswürdig. Dennoch gilt
für das russische Team: All you need is Stanis-Love!
Die bunte senegalesische Partykapelle mit Bläsern, Tänzern und dem Ländernamen auf sieben bunt bemalten Männerkörpern: So geht Stimmung!
Die senegalesischen und japanischen Fans: Sammelten nach den Spielen den Müll auf den Tribünen und entsorgten ihn ordnungsgemäß. Vorbildlich!
Wachwechsel:
Die erste WM überhaupt, bei der weder Argentinien, noch Brasilien oder
Deutschland im Halbfinale standen. Das gab es noch nie. Und es kann dem
Weltfußball nur gut tun.
Die Schiedsrichter:
Es gab kaum wirklich katastrophale Leistungen und der Video Assistant
Referree bügelte die gröbsten Schnitzer aus. Schade, dass ausgerechnet
im Finale zwei sehr grenzwertige Entscheidungen eine der beiden
Mannschaften entscheidende Vorteile verschafften. Aber die Ausnahme
bestätigt hier die Regel.
Christoph Kramer:
Bester deutscher Nationalspieler bei der WM. Kompetent, aber nie
überheblich. Kritisch, aber stets freundlich. Schade, dass er er nach
der Vorrunde zum Training nach Hause musste.
Palina Rojinski: Eigentlich stark grenzwertig. Aber irgendwie dann doch zum Knuddeln.
Die Flops
Das deutsche Team:
Einfallslos, langsam und offenbar reichlich arrogant. Schlechte
Testspiele vor der WM wurden ignoriert, Gegnerbeobachtung vor der WM
fand vermutlich nicht statt. Viele Spieler hatten die Form aus der
Endphase der Bundesligasaison in die WM herüber gerettet (Müller,
Werner) oder vorher gar nicht gespielt (Neuer). Aufgestellt wurden sie
trotzdem, aus alter Nibelungentreue. Was für ein fatales Zeichen für
den Nachwuchs! Von Erdogate und seinen Folgen wollen wir hier gar nicht
reden...
Das spanische Team: Weltmeister im Ballbesitz. Das ist mega-out.
Cristiano Ronaldo: Ein sehr gutes Spiel, dann nur noch Mitläufer.
Lionel Messi: Hat er mitgespielt?
Neymar: Heulsuse.
Michy Batshuayi:
Wollte ganz besonders schön jubeln und nach dem 1:0 für Belgien gegen
England den Ball noch mal ins Netz kicken will. Traf aber den Pfosten
und bekam den Abpraller voll in die Fresse.
Gianni Infantino:
Sonnte sich sichtlich gern im Lichte des mächtigen Putin. Ja, nee, is
klar... - die FIFA ist natürlich nicht käuflich. Niemals!
Béla Rethy: Redet einfach zu viel. Sollte sich mal auf das Wesentliche konzentrieren. Schulung bei Tom Bartels wird empfohlen.
Steffen Simon:
Einfach unerträglich, die Höchsstrafe für jede*n Zuschauer*in. Glaubt
seinen schrägen Schwachsinn als Fachkommentar verkaufen zu können.
Beispiel gefällig? Im Achtelfinalspiel Frankreich-Uruguay hatte der
Schiedsrichter Marc Geiger nicht seinen besten Tag und ließ von beiden
Mannschaften viel zu viel durchgehen (Fouls, Schauspielerei, Proteste,
Bedrängen des Schiedsrichters), vermutlich beeinflusst durch die
interne FIFA-Order, mit Gelben Karten eher sparsam umzugehen. Steffen
Simon dazu während des Spiels: "Das ist die schlechteste
Schiedsrichterleistung dieser WM, da können einem die beiden
Mannschaften nur leid tun." Hallo???? Herr Simon???? Wer hat da
gefoult, geschauspielert, protestiert und den Schiri bedrängt? Verdreht
da nicht ein hochbezahlter Fernsehmoderator komplett Ursache und
Wirkung und will uns das dann noch als Fachkommentar unterjubeln? Was
für ein Schwachsinn! Aber Steffen Simon redet nicht nur Dünnschiss, er
erzählt uns auch dauernd, was wir gerade selber gesehen haben.
Fernsehkommentar für Blinde? Oder was sonst soll dieser Quatsch? Der
Mann ist seit mehr als 20 Jahren ein Riesen-Ärgernis und nicht nur
lernresistent, sondern wird sogar immer schlimmer. Politiker kann man
abwählen, Fernsehkommentatoren ist man ausgeliefert, außer man
verzichtet auf den Stadionton. Grrrrr....
Philipp Lahm und Jessy Wellmer am Tegernsee: Finanziert die ARD mit unseren Gebühren jetzt den Urlaub von Millionären?
Das Tippspiel
Lange Zeit war es erstaunlich eng an der Spitze, die
Spitzenreiter hatten nur wenige Punkte Vorsprung. Wer seinen
Spitzenplatz verlor, kam nie mehr ganz hoch. Doch mit der Vergabe der
Zusatzpunkte haben wir doch noch eine klare Siegerin: Henriette siegte
mit 5 Punkten Vorsprung, dem gleichen Abstand wie zwischen Platz 2 und
Platz 8. Offenbar war sie gut vorbereitet und vertraute auch nach der
Vorrunde den Franzosen. Glückwunsch an die neue Weltmeisterin!
Platz 2 holte sich Bernd, der Chefredakteur von Radio Eriwan. Nach 12
Spielen lag er mit 6 Punkten auf dem letzten Platz, im Finale reichte
es dann noch zum Vize. Dahinter ging es weiter sehr eng zu. Bester
Hebbelkicker ist Dirk auf dem geteilten Bronzeplatz. Für Europameister
Jochen reichte es noch zum geteilten Platz 6, immerhin besser als
Portugal bei der WM. Undankbarer Achter wurde Ingo, genau wie bei der
letzten WM. Seine 147 Punkte von 2014 hätten diesmal zum Vize-Titel
gereicht, denn die Punkte-Ausbeute an der Spitze war signifikant
geringer als damals. 2014 holte Boyke 162 Punkte (Henriette diesmal:
149) und hatte nur 3 Punkte Vorsprung auf Platz 2.
Die Rote Laterne geht an Marcus, der schlechter abschnitt als Miriam,
die ihr Tipps erwürfelt hatte. Marcus' 74 Punkte sind exakt die gleiche
Anzahl wie das Ergebnis von Fabian in 2014. Zur Belohnung gibt es wie
immer eine Flasche Rotkäppchen-Sekt, demnächst persönlich überreicht
von mir. Die ersten 7 bekommen ihren Gewinn ausbezahlt. Fotos von der
Siegerin und dem Rote-Laterne-Träger werden in den nächsten Tagen auf
der Homepage eingestellt.
Das war's mit der WM 2018 und dem Tippspiel. In zwei Jahren
verteilt die EM ihre Spielorte über den gesamten Kontinent, doch das
Tippspiel bleibt auf der Hebbelkicker-Homepage. Wer wieder dabei sein
möchte und bis 2020 die Email-Adresse wechselt, möge mir rechtzeitig
die neue Adresse mitteilen.
Jetzt gilt: Nach der WM ist vor der EM! Daswidanja Rossija - willkommen Europa!
Robert
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Radio Eriwan antwortet prinzipiell auf alle wichtigen und unwichtigen Fragen zur Fußball-WM (Folge 9)
WM-Spiel um Platz 3 Belgien – England (14. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass im Grunde genommen keine der beiden Mannschaften so
richtig Bock darauf hat, Teilnehmer am „WM-Spiel Nummer 63“ zu sein?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch sollte man dabei berücksichtigen, dass
vermutlich alle 28 vorher mit oder ohne Applaus gestrauchelte
WM-Teilnehmer liebend gerne bei dieser Begegnung um den berühmten
„Goldenen Russischen Kohlkopf“ mit dabei gewesen wären. Bei der
objektiven Bewertung eines dritten WM-Platzes kann man je nach
Sichtweise zwei russische Sprichwörter zu Rate ziehen. Das eine
behauptet trotzig: „Der Dritte ist überflüssig!“. Und das andere besagt
eher weise: „Besser eine Meise in der Hand als ein Kranich im Himmel“.
Radio Eriwan wünscht den Mitgliedern des Siegerteams nach dem Spiel im
ehemaligen Leningrad eine wunderschöne bronzefarbene Meise in der
Patschehand, bittet die betreffenden Herren Spielergenossen aber im
Interesse des allgemeinen Tierschutzes und der „Ornithologischen
Gesellschaft Armeniens“ um die gebotene Vorsicht, damit den kleinen
Piepmatzgenossen keine Feder gekrümmt wird. So ein empfindliches
Vögelchen ist bekanntlich kein goldener WM-Pokal – denn der wird
schließlich erst am nächsten Tag in Moskau verliehen.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, das die Belgier immer noch schwer darauf herumkauen, wieso
sie als bisher erfolgreichste Turniermannschaft mit fünf schönen Siegen
und 14 wunderbar erzielten Toren in ihrem breiten Kreuz wegen einem
einzigen dämlichen Tor der französischen Spielverderbergenossen im
Halbfinale gescheitert sind?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, aber nach einigen schlaflosen Nächten kamen die
belgischen Beleidigteleberwurstgenossen zu dem Ergebnis, dass ihr
Haremshaltergenosse Fellaini eben gerade wegen dessen schlafloser
Nächte den mit vollem Anlauf von hinten angerauschten Kollegen aus
Frankreich irgendwie übersehen haben muss. Jetzt geht‘s mit neuer
Taktik und hoffentlich ausgeschlafenen Jungs ins letzte Spiel gegen
England. Leider verfügen diese aber ebenfalls über einige dunkelhäutige
Brecher, die man am späten Abend im trüben Büchsenlicht durchaus mal
übersehen kann. Daher darf sich der dauermüde Fellaini zeitgleich im
Hotel von der Doppel-Ex seiner beiden Kollegen de Bruyne und Courtois
sowie von seinen vielen anderen Lieblingsdamen verwöhnen lassen. Es
gibt wirklich wichtigeres als ein Spiel um Platz drei.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der Westeundschlipsträgergenosse Gareth Southgate
gemeinsam mit seinem zwanzigköpfigem Trainerteam immer noch darüber
rätselt, warum seine Mannschaft nach einer Stunde ein bis dahin völlig
überlegen geführtes Halbfinalspiel noch komplett aus den Händen gegeben
hat?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, aber erstens sind die kroatischen
Wiederauferstehungsgenossen seit den diversen Balkankriegen Anfang der
neunziger Jahren bekanntlich äußerst kampferprobt. Und zweitens sind
die englischen Dreikäselöwenhochgenossen noch jung genug, um es beim
nächsten Halbfinale in 24 oder 28 Jahren wieder zu probieren. Ein
vierter WM-Platz wie letztmals 1990 ist zudem prinzipiell äußerst
ehrenwert und absolut hinreichend. Radio Eriwan gratuliert von ganzem
Herzen dazu und bedankt sich noch einmal für die Einladungen zu den
legendären Siegesfeiern während der WM. It was absolutely shocking!“
WM-Finale Frankreich – Kroatien (15. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass Fußballfans nach dem Endspiel im weltweiten Netz über
den einzigen und wahren „Greatest of all Time“ abstimmen können, damit
diese bescheuerte Diskussion endlich mal ein Ende findet?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch wird nach dem frühzeitigen Abgang der drei
Hauptziegenbockkandidatengenossen Ronaldo, Messi und Neymar sowie durch
die überraschende WM-Nichtberücksichtigung von Kevin Großkreutz nicht
der angesprochene „GOAT“, sondern vielmehr der „SOAP“ gekürt. Und diese
Abstimmung findet auch nicht im Internet statt, sondern wird in
klassischer Manier mit Hilfe von Postkarten durchgeführt, die bitte
möglichst zahlreich (unser Funkhauschef ist großer Briefmarkensammler)
an Radio Eriwan geschickt werden sollen. Diese völlig neue Auszeichnung
für den „Snottiest of all Players“ wird nach dem Motto „Frechheit
siegt“ an den rotzigsten Kicker der gesamten WM verliehen.
Top-Favoriten hierfür sind Frankreichs Kylian Mbappé (19) für
gekonnt-dreistes Zeitschinden, die beiden Engländer Jordan Pickford
(24) als temperamentvoller Springinsfeld und Raheem Sterling (23) als
rasanter Turbosprinter sowie Belgiens Michy Batshuayi (24) für den
originellsten Torjubel mit großartiger Vollpfosteneinlage. Diese
Kandidaten sind zwar noch relativ jung an Jahren, aber keinesfalls so
grün hinter den Ohren, dass man diesen vermeintlichen Makel unter
Zuhilfenahme eines soliden Stücks sozialistischer Kernseife zwingend
beheben müsste. Es könnte aber dennoch nicht schaden. In diesem
Zusammenhang danken wir unserem einzigen Sponsor, dem traditionsreichen
Körperpflegezentralkombinat „Duftende Rote Fahne“, für die freundliche
Unterstützung – eine wirklich saubere Sache!“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die FIFA-Merchandising-Abteilung auf besonderen Wunsch
vieler Fußballanhänger nach der WM zusätzlich jetzt auch
traditionell-russische Fanartikel anbieten wird?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch gibt es starke Anzeichen dafür, dass die neuen
Matrjoschka-Puppen mit den Ländertrikots vorne drauf speziell im
Exweltmeisterland nur sehr schwer verkäuflich sein dürften. Die größte
der insgesamt 32 ineinander verschachtelten Holzpüppchen hat je nach
Ausgang des Endspiels nämlich das Trikot der französischen oder der
kroatischen Kickergenossen an und die kleinste trägt das germanische
Erfolglosjersey mit der mausgrauen Applikation für den blamabelsten
Gruppenvierten. Zum Glück ist dieses Mini-Püppchen nur etwa einen
Zentimeter hoch, so dass die ebenfalls darauf verewigten versteinerten
Gesichtszüge des Versagertrainergenossen Löw nur unter Zuhilfenahme
einer starken Lupe identifizierbar sind. Außerdem werden ja die 31
größeren Puppen nacheinander einzeln immer fein darübergestülpt, so
dass dieses Monument traurigen Elends tief im Inneren sicher
verborgen ist. Radio Eriwan dementiert allerdings bösartige Fake-News
russischer Hackerbanden, nach denen der „Deutsche Fußball-Bund“ bei
einer Moskauer Spezialtischlerei eine einzelne lebensgroße
Matrjoschka-Puppe in Auftrag gegeben hat, um den neuen und alten
Bundestrainergenossen darin im Bedarfsfall sicher und umweltfreundlich
endlagern zu können. Das neue Schaustück soll dann zu einem späteren
Zeitpunkt mit oder ohne mumifizierten Inhalt einen Ehrenplatz im
„Deutschen Fußball-Museum“ direkt neben der traditionsreichen
„HSV-Dino-Uhr“ erhalten.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der Zarenpräsidentengenosse Putin aus Enttäuschung
über das aus seiner Sicht völlig ungerechtfertigte Ausscheiden der
russischen Mannschaft dem Endspiel im Moskauer Luschniki-Stadion
fernbleiben wird.“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch wäre der verehrte Wladimir Wladimirowitsch doch
ziemlich dämlich, wenn er sich diese einmalige Chance entgehen ließe,
sich auf der Ehrentribüne direkt neben den
Exweltmeisterpeinlichgenossen Diego Armando Maradona und Lothar
Matthäus zu zeigen. Denn erstens läuft er nach dem kläglichen Scheitern
der deutschen Offensive im Wald von Watutinki nicht Gefahr, der
ungeliebten Dauerkrisenkanzlergenossin Merkel zu irgendwas gratulieren
zu müssen und zweitens gilt für ihn immer noch die sportliche Logik des
Kalten Krieges. Wie hieß es damals so schön in den sechziger und
siebziger Jahren? „Beim Basketball-Länderspiel am gestrigen Sonntag
belegte unsere glorreiche sowjetische Mannschaft einen hervorragenden
zweiten Platz, während die imperialistische Auswahl der USA nur
abgeschlagen Vorletzte wurde.“ Das Zitat ließe sich prinzipiell
natürlich auch auf den Fußball übertragen, bloß waren erstens die
Amerikaner früher einfach viel zu schlecht in dieser Sportart und
zweitens sind die Russen diesmal statt Zweiter nur Fünfter
geworden.“
Frage an Radio Eriwan: „Stimmt es, dass die Franzosen beim Endspiel wieder technisch bestens erprobte Spezialkräfte einsetzen werden?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch ist der Wirkungsgrad des kabellosen Staubsaugers
mit dem putzig klingenden afro-frankophonen Namen „Aspirateur N’Golo
Kanté Superb“ noch einmal deutlich optimiert worden. Das stylisch in
dunklem Kunststoff gehaltene Gerät spürt vornehmlich auf Rasenplätzen
alle rollenden Gegenstände auf, verfolgt diese dann hartnäckig in
Höchstgeschwindigkeit, sammelt sie zuverlässig ein und liefert diese in
Sekundenschnelle bei einem der zehn Personen ab, die entweder ein
blaues Trikot mit einem Gockel auf der Brust tragen oder als
dazugehöriger Torwart identifiziert werden. Eine hochentwickelte
Photozelle macht dieses möglich. Der Radius des kompakten
Spezialsaugers erstreckt sich grundsätzlich über das gesamte Spielfeld.
Sollte der rollende Gegenstand jedoch dasselbe einmal verlassen, so
erfolgt zwischenzeitig eine automatische Abschaltung. Frühere
Modellvarianten verfolgten das Zielobjekt noch bis oben auf die
Tribüne, was jedoch zu unerwünschten Beschwerden belästigter Zuschauer
führte. Auch die Ladeleistung der verwendeten Batterien ist nach
Angaben der französischen Hersteller weiter verbessert worden. Aktuell
wird werkseitig eine Einsatzdauer von 120 Minuten plus Nachspielzeit
garantiert. Bestellungen aus dem Ausland können derzeit nicht
entgegengenommen werden. Das Vertriebsgebiet ist leider dauerhaft auf
Frankreich beschränkt.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die Kroaten jetzt völlig geknickt sind, weil sie das
historische dritte WM-Elfmeterschießen in Folge so knapp verpasst
haben?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch entspricht es keinesfalls den Tatsachen, dass
der Torschützengenosse Mandzukic aus Enttäuschung darüber zur Strafe
nun nicht mehr im Finale eingesetzt werden soll. Darüber hinaus sind
die kroatischen Entfesselungskünstlergenossen auf keinen Fall geknickt,
sondern nach drei Verlängerungen in Serie vielmehr komplett im Eimer.
Da helfen auch alle Eistonnen der Welt nicht mehr weiter. Zu diesem
Zweck hat Nationaltrainer Basic einen Kurztripp zum Nördlichen Eismeer
organisieren lassen. Am Strand von Kap Tscheljuskin sollen sich die
müden kroatischen Knochen bei plus drei Grad in der Luft und minus ein
Grad im Wasser wunderbar für den finalen Endkampf regenerieren.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die Sieger nach dem Endspiel im Luschniki-Stadion die
Mannschaftskabine zerlegen und die Verlierer in derselben Rotz und
Wasser heulen werden?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch sollte allgemein bekannt sein, dass Fußballer
nach Finalspielen grundsätzlich ein derart albernes Verhalten an den
Tag legen. Radio Eriwan schließt seine diesjährige WM-Fragestunde mit
drei weisen russischen Sprichwörtern ab. Das erste besagt: „Alles ist
gut, was gut endet“. Die Weltmeisterschaft ist endlich vorbei, Russland
hatte sein kleines Sommermärchen, die Hooligans kommen aus den
Straflagern am Polarkreis frei und es gab keine einzige positive
Dopingprobe – allerdings auch keine Kontrollen. Das zweite ruft den
neuen Weltmeistergenossen zu: „Hast du das Werk beendet, kannst du
ruhig feiern gehen“. Denn außer der Mannschaftskabine gibt es noch
viele andere schöne Räumlichkeiten, zum Beispiel in Mannschaftshotels
oder Flugzeugen, in denen man die Ausstattung wunderbar zerlegen kann.
Und das dritte ist den mehr oder weniger tragisch gescheiterten
Verlierergenossen gewidmet: „Jammern füllt keine Kammern“. Heult also
nicht weiter sinnlos ‘rum. Ihr habt‘s doch prinzipiell gut gemacht und
dürft es bei nächster Gelegenheit wieder probieren!“
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WM-Kommentar vom 12.07.2018
Liebe Tippspieler*innen,
England's going home... - nach dem Brexit nun Exit nach St.
Petersburg. Nix mit Finale in Moskau... Gareth Southgate hat vieles
richtig gemacht mit dieser jungen Mannschaft, aber Erfahrung kann man
nicht kaufen. Was macht man, wenn man den Ausgleich kassiert hat, oder
sogar einen Rückstand? Das müssen die jungen Engländer noch lernen. Die
erfahrenen Kroaten konnten besser mit dem Gegentor umgehen: Erst mal
stabilisieren, dann angreifen. Da nützte es den Limies auch nix, dass
sie eine Stunde lang die bessere Mannschaft waren. Nach dem Ausgleich
waren in der zweiten Stunde die Kroaten die noch bessere Mannschaft und
siegten verdient. Man muss diese Typen nicht mögen, aber ihren
Kampfgeist und ihre Laufleistung muss man anerkennen. Das war schon
Final-würdig. Und ich bin mir sicher, dass Kroatien für Frankreich der
schwierigere Gegner sein wird als es England gewesen wäre. Die Kroaten
sind abgezockte Haudegen, und sie haben im Gegensatz zu den Limies auch
Spieler, die mal aus der zweiten Reihe ein Tor erzielen können. Da
müssen die Franzosen höllisch aufpassen...
Beim Sieg im ersten Halbfinale zeigten Le Bleus die großen
Stärken ihres Teams: Stabilität in der Abwehr und
Hochgeschwindigkeitsangriffe. Den Belgiern wurde kein Raum gegeben, in
dem sie ihren Konterfußball zeigen konnten, alles war dicht, nur Hazard
konnte sich einige Male durchdribbeln, brachte dann aber den Ball nicht
mehr zum Mitspieler. Auf der anderen Seite stand ein Mbappé, der
schneller läuft als sein Schatten, er allein bindet stets zwei
Gegenspieler. Und Giroud arbeitete vorn ohne Ende, rannte hin und her
und war immer gefährlich. So konnten die belgischen Abwehrspieler nicht
wie gewohnt mit aufrücken. Ja, wir sympathisierten ja alle irgendwie
mit dem Underdog und hätten es dem kleinen Fußballland Belgien gegönnt,
mal ganz groß rauszukommen. Aber die Franzosen waren an diesem Tag wohl
wirklich die bessere Mannschaft, das muss man anerkennen. Hatte ich
schon mal erwähnt, dass die Blauen von Anfang an mein Weltmeister-Tipp
waren? Ja, hatte ich...
Im Tippspiel hat der der Sieg der Kroaten viele
Punkteträume platzen lassen. Nur Edgar, Sabine, Sven P., Ralph, André
& Steffi, Philip, Kristina und Kirstin hatten beide Halbfinals
richtig getippt und können somit auch in den Finalspielen noch Punkte
sammeln. Kirstin kann damit noch in die Gewinnränge (Plätze 1-7)
rutschen, für die anderen ist nur noch eine optische Verbesserung im
Ranking drin. Der Gesamtsieg bei der WM wird im Finale entschieden, das
ist im Tippspiel nicht anders. Wird Frankreich Weltmeister, so holt
sich Henriette mit 10 Zusatzpunkten aus den Weltmeister-Tipps den
ersten Platz. Gewinnt Kroatien den Pokal und wird gleichzeitig Belgien
die torbeste Mannschaft, so kassiert Sven G. drei Zusatzpunkte und
zieht mit Jochen an der Spitze gleich. Dann hätten wir zwei Gewinner.
Es bleibt also spannend bis zum letzten Tag.
Viel Spaß am Finalwochenende wünscht
Robert
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Radio Eriwan antwortet prinzipiell auf alle wichtigen und unwichtigen Fragen zur Fußball-WM (Folge 8)
WM-Halbfinalspiel Frankreich – Belgien (10. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die belgischen Spielergenossen dem brasilianischen
Schwalbenköniggenossen Neymar nach ihrem Sieg im Viertelfinale einen
gelben Rollkoffer in die Mannschaftskabine gestellt haben sollen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch hatte der bekanntlich schon einen. Das
überzählige Unikat soll daher jetzt über ein einschlägiges
Internetauktionshaus meistbietend angeboten werden. Böswillige
Meldungen, dass sich auch der deutsche Nationalspielergenosse Timo
Werner an dieser Versteigerung beteiligt haben soll, weisen wir in
aller Form zurück.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass einige Franzosen den südlichen Teil ihres
Nachbarlandes gewissermaßen als eigenes Territorium betrachten und
daher auch die Existenz des belgischen Staates grundsätzlich in Frage
stellen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch stellen auch die meisten Belgier die Existenz
ihres Landes grundsätzlich in Frage. Nichtzutreffend ist allerdings die
Behauptung einiger französischer Spielergenossen, dass man im
Halbfinalspiel zusätzlich auch den belgischen Strafraum komplett für
sich okkupieren wird.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der belgische Torwart Courtois seinem
Mannschaftskollegen de Bruyne versprochen hat, ihm nach dem Gewinn des
WM-Titels dessen zwischenzeitlich ausgeliehene Frau zurückzugeben?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch soll sich die betreffende Dame nach letzten
Informationen erneut umorientiert haben und ist in den Harem von
Mannschaftskollege Marouan Fellaini eingezogen. Nicht bestätigen können
wir allerdings die Meldung, dass dafür im Gegenzug zehn Kamele und drei
Goldketten gezahlt worden sind. Für diesen Spottpreis bekommt man
schließlich nicht mal „Naddel“ Abt el Farrag. Radio Eriwan entschuldigt
sich hiermit in aller Form für den letzten Satz. Der dafür
verantwortliche Redakteur wurde bereits zu einer gemeinnützigen Spende
verdonnert und wird im kommenden Jahr ein unbezahltes sechsmonatiges
Praktikum bei „Emma“ absolvieren.“
Frage an Radio Eriwan: „Stimmt es, dass die französischen Spieler ihre belgischen Halbfinalgegner besser kennen als diese sich selbst?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch wird sich Meisterspiongenosse Thierry Henry nach
unseren Informationen nicht damit zufriedengeben, als eingeschleuster
Co-Trainer die neuesten Informationen direkt von der belgischen
Trainerbank an seine Landsleute zu verraten. Darüber hinaus wurden von
diesem zusätzlich einige kleinere subversive Aktivitäten angekündigt.
Hierzu zählen unter anderem das Zusammenbinden der Schnürsenkel aller
belgischen Einwechselspieler, die Manipulation der Trinkflaschen mit
Rizinusöl oder die Weitergabe pikanter Fotos aus der Mannschaftsdusche
an die einschlägige Presse. Radio Eriwan distanziert sich in aller Form
von dieser groben Unsportlichkeit – dieser Handspielergenosse hat
absolut nichts dazugelernt, seit er im November 2009 die armen Iren um
die WM-Teilnahme betrogen hat. Ein wirklich ausgeschlafenes Bürschchen!“
WM-Halbfinalspiel Kroatien – England (11. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die Kroaten mit einem dritten aufeinander folgenden
Sieg im Elfmeterschießen einen neuen WM-Rekord aufstellen möchten?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch planen die Glückspilzgenossen vom Balkan
eigentlich bereits für das Endspiel. Denn die Engländer haben
bekanntlich endlich ihr historisches erstes WM-Penalty-Shootout
gewonnen und können daher wie letztmals 1990 zufrieden die
Feierlichkeiten eines ehrenvollen und völlig hinreichenden vierten
WM-Platzes vorbereiten. Kroatien feilt derweil an einer neuen Taktik
für das dann finale vierte Elfmeterdrama gegen Frankreich oder Belgien.
Krakenarmgenosse Subasic hat sich als erklärter Fan der Comics von
„Inspector Gadget“ zu diesem Zweck eine praktische Fingerverlängerung
in seine Handschuhe sowie stabile Sprungfedern in seine Schuhe
einarbeiten lassen. Ob die während der WM bisher vollkommen untätigen
russischen Dopingkontrolleure diese technischen Innovationen nach dem
Ausscheiden der eigenen Sbornaja gegen die ungeliebten Kroaten
allerdings durchgehen lassen, darf zurecht bezweifelt werden.
Schließlich sollen die nicht auch noch zuletzt lachen – Zarengenosse
Putin hat’s streng verboten.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass jetzt plötzlich und unerwartet sogar junge,
sympathische und zugleich auch noch erfolgreiche Spieler ein englisches
Trikot auf dem Leibe tragen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch waren die englischen Spielergenossen schon immer
jung, sympathisch und erfolgreich. Nur wirbelten diese bisher
vornehmlich als Rockgitarristen oder Schlagzeuger auf einer Bühne herum
und nicht als Nationalkicker auf dem Fußballplatz. Der letzte Fußballer
dieser Sorte war bekanntlich George Best und der war dummerweise auch
noch Nordire. Von diesem Schock hatten sich die englischen
Spielergenossen bis vor kurzem nicht so recht erholt.“
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WM-Kommentar vom 08.07.2018
Liebe Tippspieler*innen,
die deutschen Spieler sind längst im nicht geplanten frühen
Urlaub, Oli Bierhoff gibt schräge Interviews und Jogi will
weitermachen. Das deutsche WM-Debakel zieht immer noch seine Kreise.
Fehlerbenennung? Personelle Konsequenzen? Bisher Fehlanzeige. Weder hat
ein Spieler erklärt, es reiche nun auch, noch erklärt uns mal jemand,
wie diese jämmerliche Leistung und diese fatale taktische Ratlosigkeit
zustande kommen konnten. Jogi macht jetzt erst mal Urlaub und im
August, nach einigen Hektolitern Espresso und gerade mal 4 Wochen vor
dem nächsten Länderspiel, will er uns erklären, was in Zukunft besser
gemacht werden soll. Ich hätte da schon mal einen Vorschlag: Die
Scoutingabteilung feuern! So ein Desaster wie gegen Mexiko darf es
nicht noch einmal geben. Was macht dieser Urs Siegenthaler eigentlich
in der WM-Vorbereitung? Wie kann es sein, dass die Vorrundengegner mit
einer Taktik antreten, gegen die der deutschen Mannschaft die Mittel
fehlen? Und dies ist nur eine der vielen Baustellen. Ich fürchte, der
Berg kreißt jetzt 4 Wochen und gebärt dann eine Maus. Vermutlich wird
nur der Busfahrer ausgetauscht...
Während also in Deutschland die Wunden geleckt werden, ist
die Weltmeisterschaft zur Europameisterschaft geworden. Frankreich
kickte am Freitag Uruguay aus dem Wettbewerb, dessen wichtigster
Spieler Cavani leider nicht dabei sein konnte. Damit war Suarez im
Sturm isoliert und blieb wirkungslos. Wenn dann auch noch der Torwart
übel patzt, ist natürlich im Viertelfinale Endstation. Aber das lag
nicht nur an den Urus selber, die Franzosen boten eine gute Leistung in
allen Mannschaftsteilen, sie bleiben einer der Topfavoriten.
Gegner im Halbfinale sind die Belgier, die am Ende
glücklich, aber nicht unverdient gegen Brasilien gewannen. Die erste
halbe Stunde war schon große Klasse von den Pommeskochern, da musste
man ein erneutes Debakel für die Männer vom Zuckerhut befürchten. Aber
dann fingen sie sich, schafften den Anschlusstreffer und bescherten uns
die spannendste 2. Halbzeit der bisherigen K.o-Spiele. Jederzeit hätte
der Ausgleich fallen können, aber der große Kampfgeist der Belgier und
ein toller Thibaut Courtois im Tor verhinderten das. So ist mit Neymar
auch der letzte der ganz großen SuperSuperSuperstars ausgeschieden,
packt seinen gelben Rollkoffer und fliegt nach Hause zu Mama. Für die
Belgier ist der Halbfinaleinzug schon ein Erfolg, aber da geht noch
mehr...
Die Viertelfinalspiele am Samstag gab es bei Azzedin zu
sehen, in kleiner, aber feiner Hebbelkicker-Expertenrunde. Dem Auftakt
machten England und Schweden, nach Erdbeer-Biscuitrolle und
Schokoladenkuchen - alles sehr lecker. Das Spiel war weniger schlimm
als befürchtet, dazu trug auch das 1:0 für die Engländer bei, denn nun
mussten die Schweden kommen. Es war nicht gerade ein echter Nordsturm,
der dann auf das englische Tor brauste, aber immerhin musste Pickford
zweimal in letzter Not retten. Diese Engländer werden mir echt
unheimlich. Nicht nur Elfmeterschießen gewinnen sie. Nein, sie haben
jetzt sogar einen jungen, guten Torwart - unfassbares geschieht auf
dieser Insel. Mit dem 2:0 war dann das Spiel gelaufen, erneut durch
einen Kopfball - nicht gerade die Art der Tore, die gegen diese
kräftigen Kerle in der schwedischen Abwehr leicht zu erzielen ist. Tja,
diese Engländer... - unglaublich!
Schier Unfassbares hätten beinahe auch die Russen
geschafft, aber im Elfmeterschießen versagten gegen Kroatien die
Nerven. Nach leckerem Abendessen hatten wir es uns bei Azzedin auf dem
Sofa gemütlich gemacht, das Bier stand in Griffweite, alles bereit für
ein flottes Spiel der Kroaten. Stattdessen gaben die Russen das Tempo
vor, technisch und bei den Kombinationen nicht so beschlagen wie die
Gegner, aber mit viel Herz und Kampf, stets bereit, sich in die
Zweikämpfe zu werfen. Und zumindest einen Zauberschützen haben die
Russen ja auch: Cherishev brachte sie mit einem Traumtor in Führung,
links oben in den Winkel, unhaltbar. Schon im Eröffnungsspiel hatte er
seine Künste gezeigt, und nun schon wieder... Leider haben die
Gastgeber aber auch Schwächen, beim 1:1 guckten fünf Russen nur auf den
ballführenden Mandzukic und Kramaric konnte ungehindert einköpfen. Dann
übernahmen die Kroaten das Kommando, waren feldüberlegen und hatten
Chancen, aber es ging in die Verlängerung. Eine Gelegenheit zum
Bierholen, dann weiter. Kroatische Führung, russischer Ausgleich durch
den eingebürgerten Fernandes kurz vor Schluss - längst hatten die
Gastgeber und ihr Kulttrainer unsere Sympathien. Es folgte das übliche
Drama, ausgerechnet dem Schützen des Ausgleichs versagten die Nerven,
der Ball ging daneben. Die Kroaten machten es besser und gewannen das
Spiel. Unsere Herzen hatten aber die tapfer kämpfenden Russen gewonnen.
Im Tippspiel ist jetzt der Europameister vorn, aber das ist
kein Grund für vorzeitige Jubelarien. Wie schon bei der letzten EM
könnten die Zusatzpunkte für die Weltmeistertipps den Ausschlag geben.
Die notorischen Deutschland-Tipper*innen mussten schon nach der
Vorrunde umschwenken, aber auch einige der Führenden hatten stramm den
Spaniern oder Brasilianern vertraut, was sich noch als fatal erweisen
könnte, wenn Belgien oder Frankreich den Titel holen sollten. Ich will
hier nicht zu viel verraten, schließlich muss noch getippt werden. Aber
wenn alle Tipps im Kasten sind, veröffentliche ich mal die "was geht
noch?"-Tabelle. Unten hat Marcus die Rote Laterne inzwischen vermutlich
sicher, er muss nur Tipps für die letzten 4 Spiele abgeben. Und das hat er bereits getan.
Es bleibt also spannend, genau wie bei der WM. Vergesst nicht: Abgabefrist für den letzten Tippschein: Dienstag 16 Uhr!
Viel Glück wünscht
Robert
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Radio Eriwan antwortet prinzipiell auf alle wichtigen und unwichtigen Fragen zur Fußball-WM (Folge 7)
WM-Viertelfinalspiel Frankreich – Uruguay (6. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der brasilianische Spielerlegendengenosse Pelé die bei
dieser WM entdeckte Wiedergeburt der „Schwarzen Perle“ offiziell zu
seinem Enkelsohn ernannt hat?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch möchte der Wunderknabengenosse Mbappé lieber
noch ein wenig für die Franzosen kicken und lehnt einen Wechsel an die
Copacabana zum jetzigen Zeitpunkt kategorisch ab. Gleichzeitig ließ er
dem Dreifachweltmeistergenossen beste Grüße von seiner Großmutter
ausrichten. Es wäre schön, wenn der säumige alte Lustmolch endlich mal
die seit vier Jahrzehnten überfälligen Zahlungen der Alimente
veranlassen würde.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die uruguayischen Spielergenossen fest davon überzeugt
sind, nach fast siebzig Jahren Pause endlich mal wieder den WM-Titel zu
holen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch hat man mit dem vorherigen Ausscheiden der
ungeliebten Gauchonachbargenossen vom Rio de la Plata bereits vorzeitig
alle sportlichen Ziele erreicht. Die Rückflugtickets nach Montevideo
sind fest gebucht, Langhaargenosse Cavani kann seine Wadenblessur aus
dem Portugalspiel jetzt in aller Ruhe auskurieren und Halsbeißergenosse
Suarez freut sich nun auf viele saftig-blutige Steaks im Sommerurlaub.“
WM-Viertelfinalspiel Brasilien – Belgien (6. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass dem Brasilienstar Neymar nach dem vorzeitigen
WM-Ausscheiden seiner direkten Konkurrenten Messi und Ronaldo nun
vorzeitig der „Goldene Schuh“ von FIFA-Obermafiosigenossen Infantino
überreicht werden soll?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch wird der Exspaghettihaarträgergenosse nicht den
„Goldenen Schuh“ als bester Spieler erhalten, sondern nur den „Gelben Rollkoffer“
für dessen akrobatische Rasenliegedrehpirouetten, phonstarke
Schreiattacken und sonstige miesen Schauspieleinlagen. Und dieser wird
auch nicht vom FIFA-Chefglatzkopf verliehen, sondern vom kultigen Kungfuspielergenossen Éric Cantona. Ansonsten entspricht die Meldung absolut den Tatsachen.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass sich die belgischen Mitfavoritengenossen zur
Vorbereitung auf ihre Viertelfinalbegegnung mehrfach eine Aufzeichnung
der 1:7-Niederlage der Basilianer gegen Deutschland angesehen haben
sollen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch möchte man dem schlechten Beispiel der deutschen
Versagergenossen nicht folgen. Beim Stande von 7:0 vergaben diese
bekanntlich vor vier Jahren eine hundertprozentige Chance frei vor dem
Tor und kassierten daraufhin im Gegenzug kurz vor Schluss einen völlig
unnötigen Treffer. Das wollen die Rotenteufelgenossen diesmal besser
machen und haben daher nach Plan A mindestens ein 8:0 einkalkuliert.
Falls allerdings der Gegner unerwartet wie beim letzten Spiel mit 2:0
in Führung gehen sollte, dann greift Plan B mit der systematischen
Einwechslung der Torschützen, einer damit verbundenen wilden Aufholjagd
und dem alles entscheidenden Tor in der letzten Minute der
Nachspielzeit. Plan C sieht übrigens nach einer Niederlage den
sofortigen Rückflug nach Brüssel und ein anschließendes zünftiges
Mannschaftsessen in luftiger Höhe im Atomium vor. Radio Eriwan wünscht
guten Appetit!“
WM-Viertelfinalspiel Schweden – England (7. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass sich die englischen Dreilöwengenossen jetzt sogar auf
ein weiteres Elfmeterschießen gegen Schweden so richtig freuen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, denn sie wissen jetzt erstmals bei einer WM, wie sowas
überhaupt funktioniert und haben einen der größten
Elfmeterversagergenossen in ihren Reihen zum Glück nur als
westentragenden Übungsleiter auf der eigenen Bank sitzen. Insofern kann
zumindest dieser kein weiteres Unheil anrichten. Nach der dreitägigen
Siegesparty könnten Kopf und Beine zwar noch etwas schwer sein.
Trotzdem tippt Radio Eriwan auf den erstmaligen Einzug ins Halbfinale
nach 28 Jahren Pause und bittet erneut um 20 Freikarten für die nächste
wilde Sause – wo diese auch immer stattfindet.
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass sowohl eigene Fans als auch
Fußballexperten immer noch schwer darüber staunen, wieso es diese
schwedische Mannschaft fertig gebracht hat, bei dieser WM bis ins
Viertelfinale vorzustoßen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch entfaltet die Spielweise der
Trekronorgenossen gerade gegenüber Menschen mit
Einschlafschwierigkeiten eine wunderbar beruhigende Wirkung. Kaum
ertönt der Anpfiff, schon werden die Augen schwer und es stellt sich
schnell ein wohliges Gefühl der Tiefenentspannung ein. Auch die
geschickte Farbwahl der Trikots mit gelb und blau ist gut für Geist und
Seele. Nach der WM sind übrigens alle WM-Spiele der schwedischen
Auswahl in voller Länge als ärztlich empfohlenes Therapiematerial bei
den einschlägigen gesetzlichen Krankenkassen erhältlich. Kosten und
Versand werden freundlicher Weise vom schwedischen Fußballverband
übernommen. Radio Eriwan wurden keinerlei Risiken oder Nebenwirkungen
gemeldet. Nicht nur Fußballfans können dann den elf
Tannenspielergenossen stundenlang bei ihrem grundsoliden Treiben
zuschauen und sich auf diese Weise stufenlos in das Heimatland von
Pippi Langstrumpf hineinträumen. Heja Sverige!“
WM-Viertelfinalspiel Russland – Kroatien (7. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan: „Stimmt es, dass die russischen Dauerläufergenossen jetzt nur noch Elfmeterschießen trainieren?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch möchte man jetzt auch dem Zarengenossen Wladimir
Wladimirowitsch dessen Wunsch nach einer etwas attraktiveren Spielweise
erfüllen. Zu diesem Zweck wird die Sbornaja während ihres
Viertelfinalspiels in der ungefährlichen Zone rund um den Mittelkreis
in unregelmäßigen Abständen einige eigentlich vollkommen brotlose
Kabinettstückchen wie Hackentricks, Übersteiger oder Fallrückzieher
einstreuen – vorausgesetzt es gelingt vorher irgendwann einmal eine
Balleroberung. Ansonsten kommt auch gegen Kroatien wieder die bereits
während der Belagerung Leningrads im Großen Vaterländischen Krieg
bestens bewährte Defensivtaktik des Trainerfuchsgenossen
Tschertschessow zum Einsatz. Die Mannschaft soll dank der umfänglichen
Vorkehrungen von Staatsdopingexministergenosse Mutko mehrfach Luft für
120 Minuten haben. Dann heißt es in leichter Abwandlung des bekannten
Spruchs von Zarengenosse Wladimir Wladimirowitsch: Wer zuletzt lacht,
ist immer der russische Torwart. Falls es wider Erwarten aber doch
anders kommen sollte, erinnert Radio Eriwan an das bekannte russische
Sprichwort "Ist der
Kopf ab, weint man nicht um die Haare". Dieses kann durchaus als
versteckte Drohung verstanden werden und sollte daher für zusätzliche
Motivation bei den russischen Spielergenossen sorgen.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass einen die Bilder aus Russland auf geradezu
frappierende Weise an das germanische Sommermärchen von 2006 erinnern?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch spielen zunächst einmal grundsätzlich alle
russischen Märchen im Winter. Darüber hinaus gibt es bisher keine
offizielle Bestätigung für die angebliche Tatsache, dass der
germanische Kaisergenosse Beckenbauer als WM-Berater gewissermaßen als
Kurier des Zarengenossen Wladimir Wladimirowitsch dauerhaft im
Hubschrauber unterwegs ist. Er soll allerdings wie vor zwölf Jahren in
mehreren WM-Stadien gleichzeitig gesichtet worden sein. Allerdings soll
er nach unseren Informationen, anders als seine beiden Reisebegleiter
Exkanzlergenosse Schröder und Schwergewichtschauspielergenosse
Depardieu, noch nicht die Beantragung der russischen
Staatsangehörigkeit in Erwägung gezogen haben, denn mit der
schriftlichen Beantwortung von Fragen ausländischer Behörden hat er
bekanntlich so seine Schwierigkeiten. Unstrittig ist, dass der
Spielerundtrainerweltmeistergenosse wieder eine Zahlung von 6,7
Millionen Euro erhalten hat – diesmal für seine bisher recht
erfolgreichen Bemühungen um die dauerhafte Sicherstellung des
sommerlichen Traumwetters bis zum Finaltag.
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die kroatische Mannschaftsleitung ihr Teamhotel
hermetisch abgeriegelt hat, um einem drohenden Giftanschlag von wem
auch immer zu entgehen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch ist das erstens völlig hoffnungslos, denn die
russischen Geheimdienstgenossen kennen dort jedes verdammte Mauseloch.
Und zweitens ist es gar nicht so schlimm, gegen die verehrten Gastgeber
auszuscheiden, denn die verehrte Vereinigung der Oligarchengenossen
wird sich auf Anweisung von ganz oben schwer erkenntlich zeigen. Unter
anderem steht die Megayacht „White Pearl“ für einen sechsmonatigen
gemeinsamen Segeltörn in der Südsee kostenfrei zur Verfügung. Ergänzend
dazu erhalten alle kroatischen Teammitglieder ein eigenes Gasfeld in
Sibirien, ein schönes Gemälde aus der Eremitage und einen schicken
Zobelmantel für die Ehefrau- oder Freundingenossin. So ein
Trostpflästerchen lässt sich nicht mal ein Kroate entgehen.
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WM-Kommentar vom 04.07.2018
Liebe Tippspieler*innen,
heute abend spüre ich eine Art Phantomschmerz, es fühlt
sich an, als ob da doch etwas sein müsste, aber es ist nicht da. Kein
WM-Fußball heute abend. Am letzten Freitag haben wir ja auf der
Hebbelwiese gekickt, da fiel es nicht so auf. Aber heute... Ein Loch,
ein großes Nichts... - irgendwie seltsam...
Am Montag und Dienstag wurden die letzten Achtelfinals
ausgespielt und auch diesmal gab es große Dramen. Das größte lief schon
am Montagnachmittag: Brasilien gegen Mexiko, Neymar starb auf offener
Bühne, auf dem Rasen, vor Hunderten Millionen Zuschauern am Bildschirm,
er verlangte die letzte Ölung, der Präsident rief Staatstrauer aus und
ließ halbmast flaggen... - da... - ein Wunder! - kam es zur
Auferstehung. Und Neymar spielte putzmunter weiter, schoss ein Tor
selber und bereitete das zweite vor. Der Fußballgott ist groß und
Neymar ein grässlich schlechter Schauspieler. Pfui!
Am Abend gab es dann wenigstens ein echtes Fußballdrama.
Die Japaner rannten unermüdlich, stellten immer wieder die belgischen
Passwege zu, liefen lange Bälle ab, streuten Sand in die
belgische Kombinationsmaschine. Und dann schossen sie sogar noch zwei
schöne Tore! Unfassbar, sollte hier der nächste Favorit scheitern?
Nein. Der belgische Trainer hatte nämlich den Plan B in der Tasche, den
Jogi Löw in Form von Leroy Sané und Nils Petersen zuhause gelassen
hatte und der im spanischen Kurzpassuniversum aus Prinzip nicht
existiert. Er wechselte zwei lange Kerle ein und ließ hohe Flanken
schlagen. Prompt fielen zwei Tore für Belgien, natürlich per Kopf. Und
als die Japaner in einem Anfall von Kamikaze alles nach vorn warfen, um
in der Nachspielzeit noch den Siegtreffer zu erzielen, da wurden sie
binnen 12 Sekunden ausgekontert. Aus und vorbei für Japan, Belgien
hatte das Spiel gedreht. Und wir lernen, dass dieses Team aus einem
kleinen Land mehr Varianten drauf hat als eine Fußballgroßmacht mit
vier Sternen auf dem Trikot. Belgien-Brasilien im Viertelfinale, darauf
freut sich jeder Fußballfan.
Der Dienstagnachmittag bot dann die erwartete
Fußball-Magerkost. Schweden spielte wie Schweden eben immer spielt,
also... - zumindest wie Schweden ohne Ibrahimsson immer gespielt hat.
Die Schweizer mühten sich ab, versuchten es spielerisch, durch die
Mitte, über die Flügel oder diagonal. Aber fast immer gab es kleine
Fehler, ungenaue Zuspiele, fehlendes Selbstvertrauen beim Abschluss. So
entschied Kamerad Zufall das Spiel, ein abgefälschter Schuss landete im
Schweizer Tor und für die tapfer weiter kämpfenden Eidgenossen war
wieder mal im Achtelfinale Schluss. Die Schweizer als die Mexikaner
Europas...
Das Abendspiel England-Kolumbien habe ich mir dann im
Studio von Radio Eriwan angesehen, gemeinsam mit Chefsprecher Bernd.
Die Limies legten los wie die Feuerwehr, ein wenig erinnerte das an die
deutsche Mannschaft 2010. Aber nach 20 Minuten war das Feuer gelöscht,
auch hier mangelte es an Präzision im Zuspiel, die Angriffe
versandeten, die Kolumbianer hatten Kane meist unter Kontrolle und
blockierten auch fast alle Fernschussmöglichkeiten. Erst der
Efmetertreffer von Kane weckte die Kolumbianer ein wenig auf, jetzt
mussten sie kommen, aber viel kam eigentlich nicht, bis zum Doppelknall
in der Nachspielzeit: Erst ein Fernschuss aus dem Nichts und dann der
Ausgleich per Kopfball. England schien eigentlich konsterniert, kam
aber überraschend aufgeweckt in die Verlängerung, jedoch ohne Erfolg.
In der letzten Viertelstunde dann plötzlich Luftschlacht um England,
die Kolumbianer hatten mehrere fette Kopfballchancen, aber auch hier
gab es nichts Zählbares. So kam, was kommen musste. Oder auch nicht.
Wer hätte das gedacht? Die Engländer werden mir unheimlich... Jetzt
haben sie nicht nur ein junges, hungriges Team mit einem ambitionierten
Trainer. Nein, sie gewinnen sogar Elfmeterschießen. Ein Glück, dass das
deutsche Team schon raus ist. Das hätte im Viertelfinale gegen England
peinlicher werden können als ein Vorrunden-Aus. Jogi, Du alter Fuchs,
Du hast das sicher geahnt!
Im Tippspiel bleibt es unverändert und recht eng an der
Spitze, aber das Viertelfinal könnte das ändern. Von den Top-4 kann
Henriette am Wochenende dreimal punkten, Dirk und Merle zweimal und
Sven nur einmal. Es bleibt also spannend. Platz 1 und Platz 10 trennen
nur 9 Punkte. Am Tabellenende gibt es zwischen Platz 86 und Platz 96
immerhin 20 Punkte Differenz.
Nicht vergessen: Nach dem Viertelfinale müssen die letzten
Tipps für die Halbfinal- und Finalspiele abgegeben werden. Der
Tippschein steht Sonntagmorgen zum Download bereit.
Am Freitag geht's weiter, vielleicht gibt diese
Weltmeisterschaft im Viertelfinale ja noch mal richtig Gas. Putin sitzt
da doch eigentlich am richtigen Hebel...
Schöne Spiele wünscht
Robert
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WM-Kommentar vom 02.07.2018
Liebe Tippspieler*innen,
die K.o.-Runde läuft, und damit geht die WM ja erst richtig
los. Nach viel Langeweile in der Gruppenphase bescherte uns der Samstag
endlich zwei richtige Klassespiele, die sich selbst im "Re-Live" noch
als Vergnügen erwiesen. Hin und her ging es zwischen den Altmeistern
Frankreich und Argentinien, die Froschfresser wurden mal richtig
gefordert und... - dann lieferten sie auch! So ein Sprinter wie Mbappé
ist eine echte Waffe. Aber die ganze Mannschaft zeigte ihre Klasse,
trotz dreier Gegentore. So langsam kommen die Franzosen in Form, das
Steigerungspotenzial war schon in der Gruppenphase phasenweise
sichtbar, aber nun wissen Le Bleus auch selber was sie können. Mein
Weltmeistertipp! Die Argentinier steigerten sich ebenfalls gegenüber
der Vorrunde, aber das reichte eben nicht. Da sind einige Spieler wohl
doch schon über ihren Zenit, womöglich sogar ein "Superstar" wie Messi.
Das Abendspiel Uruguay-Portugal hatte ich falsch
eingeschätzt, da hatte ich mit zwei defensiven Mannschaften und einem
0:0 und Verlängerung gerechnet, garniert mit brutalem Einsteigen und
einem Kartenfestival. Stattdessen gab es zumindest zeitweise
Angriffsfußball vom Allerfeinsten durch die Urus. Die beiden Tore von
Cavani gehören jetzt schon zu den schönsten dieser WM, vor allem wenn
man die Entstehung mit einbezieht. Tja, die Urus können offensichtlich
mehr als man ihnen nach der erfolgreichen, aber auch nicht allzu
schweren Vorrunde zugetraut hat. Sie sind total unbequem zu bespielen
und haben das vielleicht beste Sturmduo im WeltfußballI, neben
Griezmann-Mbappé. Im Viertelfinale geht es nun gegen Frankreich, im
Interesse eines schönen Spiels müssen wir hoffen, dass Cavani dann
wieder dabei sein kann. Daumen drücken! Raus ist Cristiano Ronaldo. Er
war stes bemüht, konnte aber von den Urus durch ständige
2-3-Mann-Bewachung weitgehend aus dem Spiel genommen werden. Die
Tatsache, dass die Portugiesen die dadurch eigentlich entstehenden
Freiräume nicht effektiv nutzen konnten, zeigt einerseits die Klasse
der Uru-Abwehr, andererseits die Schwächen der portugiesischen
Offensive.
Nun sind Ronaldo und Messi raus, die beiden
SuperSuperSuperstars des Weltfußballs. Es zeigt sich, dass es eben doch
um einen Mannschaftssport geht, es reicht einfach im modernen Fußball
nicht, das Spiel auf Einzelpersonen zuzuschneiden. Die Urus und die
Franzosen haben zwar auch überragende Einzelspieler im Angriff, aber
die sind sehr gut in das Kollektiv eingegliedert. Das verspricht mehr
Erfolg.
Der Sonntag servierte dann großes Drama, leider aber keinen
mitreißenden Fußball, zumindest nicht für die neutralen Zuschauer.
Spanien zelebrierte Beamtenfußball auf höchstem technischem Niveau, mit
120% Ballbesitz und gefühlt 5000 Querpässen, nur leider völlig
ineffektiv. So konnte sich eine technisch und spielerisch arg
limitierte russische Mannschaft mit großen Kämpferherzen in die
Verlängerung und ins Elfmeterschießen retten. Und Igor Akinfeew hatte
dann endlich mal wieder einen großen Tag, er hielt vorher schon die
Abwehr zusammen und nun noch 2 Elfmeter. Damit qualifizierte er sich
spätestens gestern für eine glänzende Karriere im russischen
Verteidigungsministerium, natürlich erst nach dieser WM, die das
russische Team jetzt gegen Kroatien führt. Dennoch: Gut gemacht, Ihr
Russen, Ihr habt die Spanier für ihre mangelnde Offensivkreativität und
das Fehlen eines Plan B bestraft. Auch Ramos und Iniesta sind nun raus
und nach der gestrigen Vorstellung vermissen wir sie nicht.
Abends wurde es leider im Spiel Kroatien-Dänemark leider
nach flottem Beginn arg zäääähhhh... Die Dänen konnten überraschend gut
mithalten und stoppten das flotte Mittelfeldspiel der Kroaten
frühzeitig, so dass sich kaum Torchancen ergaben. Die Zuschauer quälten
sich ins Elfmeterschießen, das überraschenderweise bereits nach 115
Minuten begann. Obwohl beide Teams je 3 Elfmeter nicht verwandeln
konnten, kamen doch allein die Kroaten ins Viertelfinale. Verstanden
habe ich das nicht, aber nach diesem öden Kick war ich froh, endlich
ins Bett gehen zu können.
Im Tippspiel tat sich erst einmal nicht allzu viel. Nur
sieben Teilnehmer*innen hatten auf ein Weiterkommen der Russen getippt,
darunter (natürlich!) Katya & Sasha aus Moskau und Heidi (derzeit
in St. Petersburg). Marcus kassierte ebenfalls 3 Punkte und verkürzte
so - gewollt oder ungewollt - den Rückstand auf den vorletzten Platz.
Vorn liegt Dirk weiter 5 Punkte vor Platz 2, aber dahinter bleibt es
eng. Vier Teilnehmer*innen haben es der deutschen Mannschaft gleich
getan und sind vorzeitig aus dem Wettbewerb ausgesteigen, einer
allerdings nur, weil er an seine Mail den Tippschein nicht angehängt
hatte und auf meinen Hinweis nicht reagierte. Die anderen drei haben
den Sinn der ganzen Veranstaltung in Russland offenbar nicht wirklich
verstanden. Es geht hier nicht darum, einen Fußballweltmeister zu küren. Es
geht um das Tippspiel!
In diesem Sinne: Viel Spaß bei der zweiten Hälfte der Achtelfinals!
Robert
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Radio Eriwan antwortet prinzipiell auf alle wichtigen und unwichtigen Fragen zur Fußball-WM (Folge 6)
WM-Achtelfinalspiel Brasilien – Mexiko (2. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass es die mexikanischen Dauerteilnehmergenossen bei ihren
15 Achtelfinalversuchen bisher tatsächlich nur zweimal geschafft haben,
anschließend auch das Viertelfinale zu erreichen – und das auch nur bei
ihrer jeweiligen Heim-WM 1970 und 1986?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch ist das nur die statistisch-rechnerische
Wahrheit. Danach hätten die immer fröhlichen Sombreroträgergenossen
theoretisch eine 13-prozentige Siegchance. In der Praxis liegt diese
aber bei exakt null Prozent, weil sie leider gegen die hungrigen
brasilianischen Fünffachweltmeistergenossen spielen müssen. Das wird
dann leider mal wieder nichts. Perdón Mexico!“
WM-Achtelfinalspiel Belgien – Japan (2. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die japanischen Spielergenossen nur wegen ihrer
kulturell bedingten Höflichkeit und Fairness ins WM-Achtelfinale
eingezogen sind?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch dementiert Radio Eriwan in aller Deutlichkeit
zwei Falschmeldungen regierungsnaher russischer Nachrichtenagenturen.
Erstens: Die japanischen Kirschblütengenossen sind wegen ihrer
ausgesprochenen Fairness keinesfalls auch noch für den
Friedensnobelpreis nominiert worden. Und zweitens: Die japanischen
Samuraigenossen haben auch bei einem Ausscheiden gegen Belgien
keinesfalls vor, aus kulturell bedingten Gründen kollektiven Harakiri
zu begehen.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die belgischen Heißfrittengenossen aus
innenpolitischen Gründen für den Rest des Turniers eine flämische und
eine wallonische Mannschaft gebildet haben, welche dann immer
abwechselnd bis zum Finale spielen sollen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch wurde diese Maßnahme nach Angaben des belgischen
Fußballverbandes ausschließlich zur Kräfteschonung der Spieler
beschlossen. Als sich dann allerdings bei der Aufstellung der beiden
Mannschaften herausstellte, dass die meisten Spieler abstammungsbedingt
weder der einen noch der anderen Volksgruppe zuzuordnen waren, hat man
von dieser prinzipiell recht interessanten Idee wieder Abstand
genommen. Gegen Japan werden also die Spielergenossen Courtois, de
Bruyne und Lukaku gemeinsam auf dem Platz stehen.“
WM-Achtelfinalspiel Schweden – Schweiz (3. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die fleißigen schweizerischen Eidgenossen sich bereits
monatelang auf ein mögliches Achtelfinalspiel gegen Deutschland
vorbereitet hatten?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch passt die bestens einstudierte Taktik genauso
gut gegen die schwedischen Ikeabastelgenossen. Und die funktioniert so:
Dem gegnerischen Torwart wird bei passender Gelegenheit und von diesem
unbemerkt ein roter Apfel als Zielhilfe auf den Kopf gelegt. Dann
beginnt anschließend das muntere Scheibenschießen. Sollte dieses nicht
zum gewünschten Torerfolg führen, kann in der Nachspielzeit immer noch
der einzige Schweizspieler ohne Migrationshintergrund eingewechselt
werden, der nach unserem Kenntnisstand derzeit beim FC Rütli kicken
soll. Dieser bereits etwas in die Jahre gekommene Scharfschütze soll es
dann final richten. Das könnte dann entweder fürs Viertelfinale reichen
oder der schwedische Torwart ist mausetot. So oder so: hopp Schwiiz!“
WM-Achtelfinalspiel Kolumbien – England (3. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass Kolumbiens James Rodriguez der Einzige aus dem
gefrusteten Bayernkader war, der bei dieser WM ansatzweise eine gewisse
Leistung gezeigt hat?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch sollte man den germanischen Doktorgenossen
Müller-Wohlfahrt aus München keinesfalls vergessen. Der rettete
immerhin Diego Armando Maradona vor dem Herztod, renkte Gareth
Southgate die ausgekugelte Schulter ein, operierte die zerstörte Nase
von Sebastian Rudy und tröstete den gestrauchelten
Exweltmeistertrainergenossen Jogi Löw nächtelang nach dessem
Nervenzusammenbruch.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die englische Nationalmannschaft erstmals in ihrer
Historie eine WM-Vorrunde ohne jeden Skandal überstanden hat?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch plant der vom englischen Fußballverband neu
installierte Team-Eventmanagergenosse Paul Gascoigne nach dem
Achtelfinalsieg gegen Kolumbien eine mehrtägige Siegparty. Das Programm
im hermetisch abgeriegelten Luxushotel steht auch schon fest: Robby
Williams singt im Tiger-Tanga-Slip, die Gallagher-Brüder prügeln sich
auf der Bühne und der Mannschaftsbus wird mit dem Trainer am Steuer im
Hotelpool versenkt. Dazu reichen 200 russische Escort-Damen den Gästen
wahlweise steinalten schottischen Whisky oder allerfeinsten
kolumbianischen Schnee. Letzteren hatten die südamerikanischen
Gegnergenossen eigentlich für die Eigenversorgung mitgenommen, werden
aber nach dem WM-Aus voraussichtlich zehn Kilo davon an die
Siegerkollegen von der Insel verschenken. Eine wirklich sportlich-faire
Geste! Radio Eriwan wünscht den englischen Feierbiestgenossen nun
weiterhin eine beschwingte Weltmeisterschaft und bittet gleichzeitig um
die Zusendung von 20 Freikarten für die Party.“
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WM-Kommentar vom 29.06.2018
Liebe Tippspieler*innen,
die Vorrunde ist beendet, die Paarungen für die K.o.-Runde
stehen fest. In Gruppe H ging es für Kolumbien, Senegal und Japan um
zwei Plätze im Achtelfinale, aber statt rassiger Kampfspiele sahen wir
eher langweilige Kicks. Mit Polens Tor gegen Japan schienen Senegal und
Kolumbien weiter, die klassische Konstellation also für einen
Nichtangriffspakt. Spielverderber waren die Kolumbianer, die nach einer
Ecke und einem schönen Kopfball plötzlich führten. Ob den Senegalesen
anschließend klar war, dass sie bei den herrschenden Spielständen per
Fairplay-Wertung raus waren, schien nicht sicher. Auf jeden Fall
brachten sie kaum noch strukturierte Angriffe zustande, obwohl die
technischen Fähigkeiten bei Mané & Co. durchaus vorhanden waren. Am
Ende reichte es nicht, es kam zum bisher knappsten Entscheid dieser WM,
denn Polen und Japan kickten ihr Spiel per Ballgeschiebe zuende und der
Senegal muss nun nach Hause fliegen. Schade, vor allem dem Trainer
hätten wir gern weiter beim Coachen zugesehen.
In Gruppe G wurde aus dem Topspiel
Belgien-England leider nur ein Schaulaufen der zweiten Garnituren. Die
absoluten Topstars saßen auf den Auswechselbänken und schauten zu, was
ihre Vertreter so zustande brachten. Das war immer noch mehr als wir in
vielen anderen Spielen dieser WM gesehen haben, aber eben nicht das
erhoffte Spektakel der bisher so torgierigen Teams. Die Belgier
gewannen schließlich verdient durch ein schönes Tor, treffen aber nun
womöglich im Viertelfinale auf Brasilien. Egal, wer Weltmeister werden
will, muss alle schlagen! Im Parallelspiel
schaffte Tunesien gegen Panama den ersten WM-Sieg seit 40 Jahren. Beide
Teams fliegen sicher zufrieden nach Hause und lassen sich dort feiern.
Für solche kleinen Fußballnationen ist eben schon die WM-Teilnahme ein
Erfolg.
Im Tippspiel gab es zusätzlich zu den Spielwertungen
ordentlich Zusatzpunkte, auch für die Mannschaften mit den wenigsten
geschossenen Toren. Insgesamt 12 Teams schafften nur 2 Tore, darunter
auch die Versager, die sich noch gut zwei Wochen Weltmeister nennen
dürfen. Christian hat seinen Vorsprung verspielt, Dirk ist wieder vorn.
Jetzt wird es richtig spannend, denn mit Fehltipps im Achtelfinale
gehen auch gleich mögliche Punkte für Viertelfinalspiele flöten, die
dann gar nicht zustande kommen. Ganz wichtig: Schickt mir möglichst
rasch Eure Tippscheine. Und genießt einen sonnigen Freitag ohne
WM-Fußball - zumindest wenn Ihr in Norddeutschland wohnt :-)
Schöne WM-Grüße,
Robert
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Radio Eriwan antwortet prinzipiell auf alle wichtigen und unwichtigen Fragen zur Fußball-WM (Folge 5)
WM-Achtelfinalspiel Frankreich – Argentinien (30. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der Handgottesgenosse Maradona nach dem finalen Tor
seiner argentinischen Nachfolgergenossen im letzten Vorrundenspiel
gegen Nigeria halbtot aus dem Stadion getragen werden musste?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch war sein desolater Gesundheitszustand weniger
der Dramatik des Spiels geschuldet, sondern eher der Tatsache, dass das
in seiner VIP-Loge als kleine Aufmerksamkeit gereichte weiße Pulver von
zweifelhafter Qualität war. Wie es sich später herausstellte, handelte
es sich um völlig harmloses helles Buchweißenmehl, das zur Herstellung
von leckeren Blinis gedacht war. Dieses wurde offenbar vom ahnungslosen
Küchenpersonal versehentlich mit dem kolumbianischen Originalstoff
vertauscht, das man extra für den kleinen dicken Argentinier in einem
Kühlschrank deponiert hatte. Das Resultat sah dann folgendermaßen aus:
Schnupfnasengenosse Maradona verkleisterte sich mit dem feinen
Getreidepulver komplett seinen Riechkolben und bekam plötzlich keine
Luft mehr, während die Konsumenten der Blinis einen
wunderbar-beschwingten Abend hatten. Doch aus dem Krankenhaus wurde
schnell Entwarnung gemeldet. Der zunächst noch reichlich verschnupft
wirkende Gutelaunebärgenosse Diego ist gegen Frankreich wieder
einsatzfähig. Und es stehen in der Kasan-Arena wieder diese großartigen
kolumbianischen Blinis auf der Speisekarte.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der Kopfstoßgenosse Zidane als neuer französischer
Nationaltrainer gewissermaßen schon in den Startlöchern steht?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch muss sein anscheinend ziemlich unbeliebter
Vorgängergenosse Deschamps natürlich vorher erst noch geschasst werden.
Die französischen Spieler haben sich dieser dankbaren Aufgabe bereits
in der Vorrunde mit voller Leidenschaftslosigkeit gewidmet und schon
einmal kräftig in diese Richtung vorgearbeitet. Jetzt soll das
subversive Handeln im Achtelfinale zur Vollendung kommen. Frankreich
ist dann zwar weg vom Fenster, kann sich mit ihrem geliebten Zizou aber
auf die nächste Europameisterschaft freuen.“
WM-Achtelfinalspiel Uruguay – Portugal (30. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan: „Stimmt es, dass der Oberziegenbockgenosse CR7 einer alten russischen Sage nach gleich mehrere Leben haben soll?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch fragt man sich, wie viele jetzt wohl davon noch
übrig sind. Das erste wurde ihm im letzten Spiel gegen die unbequemen
Ajatollahgenossen vom paraguayischen Schiedsrichter mit Gnadengelb
geschenkt, das zweite vom völlig frei vor dem Tor stehenden iranischen
Fehlschussgenossen kurz vor Schluss. Eine alte armenische Redensart
besagt allerdings: „Wer zweimal stolpert, der stürzt beim dritten Mal
bestimmt.“ Die uruguayischen Abwehrspielergenossen und ihren hungrigen
Kollektivstürmerkollegen Suarez und Cavani werden das vielleicht auch
wissen, denn Radio Eriwan sendet seit kurzem auch auf Spanisch – hasta
la vista Ronaldo!“
WM-Achtelfinalspiel Spanien – Russland (1. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass sich die spanischen Exweltmeistergenossen nach dem
Last-Minute-Unentschieden gegen die Marokkaner derart über das
unverhoffte vermeintliche Russen-Freilos im Achtelfinale gefreut haben
sollen, dass sie im Mannschaftsquartier bis in die frühen Morgenstunden
gefeiert haben?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch handelte es sich nicht um eine Spontanparty,
sondern um eine bestens geplante Sonderaktion des russischen
Inlandsgeheimdienstes FSB. Und diese fand auch nicht im spanischen
Mannschaftsquartier statt, sondern auf einem ehemaligen Militärgelände
in der Nähe von Krasnodar. Die spanischen Favoriten sollen dort bestens
untergebracht sein und werden unter Aufsicht des russischen
FSB-Chefarztgenossen Juri Stolichnaya mehrmals täglich mit original
russischen Spezialitäten versorgt. Die fett- und alkoholreiche
Spezialkost soll einer optimalen Vorbereitung auf das erste K.-o.-Spiel
gegen die Dopingdauerläufergenossen der verehrten Gastgeber dienen. Die
Spanier sollten sich nämlich bitte immer an den Wahlspruch des
hochverehrten Zarengenossen Wladimir Wladimirowitsch erinnern: Wer
zuletzt lacht, ist ein Russe!“
WM-Achtelfinalspiel Kroatien – Dänemark (1. Juli 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der dänische Altstürmergenosse Nicklas Bendtner
vorhat, im Achtelfinale gegen Kroatien seine allerneuste
Unterhosenkollektion zu präsentieren?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch wurde Radio Eriwan zugetragen, dass seine
Kollektivkameraden von dieser Idee zunächst überhaupt nicht begeistert
gewesen sein sollen. Sie schlugen daher mannschaftsintern vor, dass der
Kollege ein älteres, bereits von mehreren Spielern während der gesamten
bisherigen WM genutztes Modell tragen soll. Wenn der Gestank dieser
dunkelbraunen Kollektivkurzhose alle störenden kroatischen
Gegnergenossen aus deren Strafraum vertrieben hat, wäre der Weg frei
für Eriksen und die anderen geruchsresistenten
Wikingergenossen. Alle Achtung: Das nennen wir mal eine saubere
Siegstrategie!“
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WM-Kommentar vom 28.06.2018
Liebe Tippspieler*innen,
The Day After ist heute, denn es ist tatsächlich passiert:
Raus ohne Applaus! Manuel Neuer hat es schon ganz richtig eingeschätzt:
Bei einem Weiterkommen wäre in der nächsten Runde vermutlich eh Schluss
gewesen. Oder wie es Freund Bernd ausdrückte: So bleibt uns ein 1:7
gegen Brasilien erspart...
Woran hat es gelegen? Ich sehe zwei
Hauptgründe. Erstens hat sich die Mannschaft selber überschätzt und
glaubte, es werde schon irgendwie gehen, schlechte Vorbereitungsspiele
hin oder her. Da waren einige Spieler wohl zu selbstgefällig und zu
satt. Nicht umsonst sind jetzt von den letzten fünf Weltmeistern vier
beim darauf folgenden Turnier schon in der Vorrunde gescheitert: Ein
Fluch des modernen Fußballs, des großen Geldes, des Starkultes, der oft
unreflektierten Selbstwahrnehmung der sogenannten Superstars,
unterfüttert von den angeblich "sozialen" Medien. Jogi Löw hat es nicht
geschafft, den Hunger in dieser Generation von Siegern zu wecken, aber
das kann man ihm nur bedingt zum Vorwurf machen. Zum Zweiten ist es
Jogi aber auch nicht gelungen, dem deutschen Team die notwendigen
Handlungsanweisungen zu geben, mit denen man tief stehende Gegner
schlagen kann. 2010 spielte die Nationalmannschaft erstklassigen
Konterfußball, von dem England (1:4) und Argentinien (0:4) heute noch
die Ohren klingeln. Dann argumentierte Jogi völlig folgerichtig, dass
man so auf die Dauer nicht in der Spitze bestehen könne, das sei zu
leicht ausrechenbar und man müsse in Zukunft mehr über die Spielkultur
kommen. 2012 war das noch ein fragiler Ansatz und Jogi vercoachte sich
bei der Aufstellung gegen Italien, aber 2014 gelang der große Wurf.
Doch seither scheint die Nationalmannschaft systemtechnisch
orientierungslos, spieltechnisch auf hohem Niveau, aber ohne
festgelegte neue Richtung. Und das alte System des Weltmeisters von
2014 hat ausgedient, das haben spätestens die Mexikaner klar
aufgezeigt. Südkorea hat gestern nur den Schlussstrich unter diese
Feststellung gezogen. Hier liegt die Verantwortung eindeutig beim
Bundestrainer. Ob er noch die Kraft und Ideen für eine Neuausrichtung
hat, wird man sehen. Und er wird selbst intensiv darüber nachdenken.
Aus Gruppe F ziehen also Schweden und Mexiko ins
Achtelfinale. Die Sombreros wirkten uninspiriert gegen physisch starke
Schweden und am Ende ergaben sie sich in ihr Schicksal, das bis kurz
vor Schluss bei nur einem einzigen deutschen Tor das Vorrundenaus hätte
sein können. Aber egal, das Achtelfinale ist traditionell das Ende für
die Mexikaner und so wird es auch diesmal kommen. Die Schweden wussten
genau, was der hohe Sieg wert war: Jetzt geht es im Achtelfinale gegen
die Schweiz, da ist vieles einfacher als gegen Brasilien. Mindestens
die Trikotwahl...
Auf das deutsche Waterloo folgte ein lauer Abend in Kasan,
in Wikitiki-Takatuka und in Kiel. Zwei Laptops auf dem Terrassentisch,
dazu ein Aperol Sprizz und der Gedanke an Gigi Buffon, der das
Vorrundenaus-Schicksal nur zu gut kennt. Schade, Gigi, wir hätten Dich
gern dabei gehabt, Du hast auch in der Niederlage immer Größe gezeigt.
Und der Schiri im Rückspiel gegen Real darf sich noch immer freuen,
dass Du ihm nicht die Torwarthandschuhe in sein Pfeifenmaul gestopft
hast. Ach jaaaa... - aber ich schweife ab...
Abends also Brasilien-Serbien und Schweiz-Costa Rica. Die
Brasilianer spielten den schöneren Fußball, hatten mehr Ballbesitz,
mehr Pässe und machten auch sonst vieles besser als ihre Gegner. Und
dennoch hätten sie nach dem 1:0 fast den Ausgleich kassiert, die Abwehr
ist alles andere als sattelfest. Es reichte am Ende dann doch zum 2;:0
und zum Gruppensieg. Die Mexikaner sollten kein Problem für diese
Selecao darstellen.
Ebenfalls gute Aussichten auf das Achtelfinale haben die
Schweizer mit ihrer Mischung aus Kampfstärke und spielerischen
Elementen. Das Team ist immer für eine überraschende Aktion gut und
verpasste den Sieg gegen Costa Rica nur wegen eines geschenkten
Elfmeters für die Bananenzüchter. Eine konsequente Linie fahren die
Videoassistenten leider immer noch nicht, doch am Ende konnte das den
Schweizern egal sein. Achtelfinale gegen Schweden, das ist nicht
leicht, aber auch kein richtig schwerer Brocken.
Im Tippspiel wurden weiter Punkte verteilt, auch für den
Achtelfinaleinzug. Ein deutsches Vorrundenaus hatte niemand erwartet,
aber auch sonst war das nicht der Tag unseres Spitzenreiters. Christian
büßte einen großen Teil des Vorsprungs ein, zwei Pünktchen sind es
jetzt noch auf Merle. Und dahinter lauern die anderen Verfolger. Es
bleibt spannend, genau wie in der Gruppe H morgen nachmittag. Und
abends freue ich mich abends auf das Spitzenspiel Belgien-England, wo
sich die bisher torstärksten Teams duellieren. Apropos Tore: Panama und
Polen liegen jetzt hinten. Mal sehen, ob sie ein zweites Tor und damit
genauso viele wie der noch amtierende Weltmeister hinbekommen.
Beste WM-Grüße,
Robert
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WM-Kommentar vom 27.06.2018
Liebe Tippspieler*innen,
weiter geht es Richtung Achtelfinale und wieder haben sich
die Favoriten durchgesetzt. Zum Spiel Dänemark-Frankreich muss man
nicht viel sagen, das war kläglich, erbärmlich, langweilig und
unterstes Niveau, vor allem in Anbetracht der vielen Topstars im
französischen Team. Eine Nullnummer in jeglicher Hinsicht, die aber
beide Teams in die nächste Runde beförderte. Gijon lässt grüßen? Ganz
so übel sicher nicht, Dänemarks Konkurrent Australien hätte ja seinen
Vorteil aus dem Ergebnis ziehen können. Aber das taten die Aussies
nicht, sondern ließen sich in einem kampfbetonten Spiel von Peru zwei
Tore einschenken. Damit bleibt Costa Rica vorerst die einzige torlose
Mannschaft, aber die spielen ja noch mal.
Abends erwarteten
wir von Argentinien dann einen Sturmlauf Richtung Achtelfinale, doch es
wehte nur ein laues Lüftchen. Messi traf zwar in typischer Messi-Manier
zum 1:0, aber dann wurde er quasi unsichtbar. Ich musste im Liveticker
nachgucken - nee, keine Auswechslung, Messi war noch auf dem Feld.
Irgendwie kriegt er in großen Turnieren seine hohe Kunst des
Fußballspiels nicht auf den Rasen, er wird in dieser Hinsicht wohl ein
Unvollendeter bleiben. Die zweite Halbzeit brachte mehr Schwung und mit
einem lächerlichen Elfmeter für Nigeria den Ausgleich. Als alle
dachten, nun werde eine afrikanische Mannschaft endlich mal einen der
Großen des Weltfußballs rauskicken, da gelang den Gauchos doch noch das
Siegtor durch Rojo, in allerbester Alex-Meier-Manier mit der Innenseite
die Kugel ins Tor gedrückt. Sauber! Den Isländern verschaffte das im
Parallelspiel gegen Kroatiens B-Elf kurzfristig Hoffnung, doch starb
auch diese zuletzt, diesmal durch ein spätes Tor von Perisic. Vorher
hatten die Wikinger durchaus Möglichkeiten zur Führung, ihre vielen
vergebenen Kopfball-Chancen zeigten auf, dass Kroatien mitunter
verwundbar ist. Aber am Ende siegte doch die fußballerische Qualität
über den Kampfgeist. Kroatien wird damit souveräner Gruppensieger und
kann bei dieser WM viel erreichen, wenn die Stars zurückkomen und das
bisher gezeigte Niveau halten. Argentinien scheint nur Mittelklasse zu
sein, aber das sah vor vier Jahren ähnlich aus und führte das Team
schließlich bis ins Finale.
Im Gedanken, da werde schon nichts mehr passieren, hatte
ich bereits in der 85. Spielminute zwei 1:1 in mein Excel-Spreadsheet
eingetickert und per Macro die Tabelle ausgerechnet: Martin Frank und
Christian Hass standen plötzlich gemeinsam auf Platz 1. Dann kamen noch
die beiden späten Tore, Argentinien steht im Achtelfinale, und
Christian hat jetzt 8 Punkte Vorsprung auf Platz 2. So schnell geht
das...
Was für das deutsche Team noch geht, wird sich heute
nachmittag herausstellen. Wir sind alle gespannt: Favoriten-Aus oder
Business as usual? Wir werden sehen.
Viel Spaß beim Glotzen wünscht
Robert
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WM-Kommentar vom 26.06.2018
Liebe Tippspieler*innen,
kaum hat man seine Einschätzungen der Teams hochgeladen,
schon strafen sie einen Lügen. Der russischen Mannschaft wurden gestern
die Grenzen aufgezeigt durch effiziente Urus, die nach der 2:0-Führung
und einer gelb-roten Karte (Dämlichkeitsfaktor: 1,0 Boateng) nur taten,
was notwendig war und am Schluss noch das 3:0 nachschoben. Das
Achtelfinale Uruguay-Sportugal gehört prinzipiell zu den
interessantesten Spielen der K.o.-Runde, doch befürchte ich einen
Stellungskampf wie einst in den Ardennen. Beide Teams werden versuchen,
ihre Topangreifer in Szene zu setzen, ohne die Defensive zu
vernachlässigen. Mein Tipp: Das geht in die Verlängerung.
Die Russen werden sich schwer tun gegen Spanien, so eine
spielstarke Truppe dürfte ihnen gar nicht liegen. Auch wenn die Spanier
gestern gegen technisch und spielerisch starke Marokkaner arge Probleme
hatten, so wird es im Achtelfinale eine ganz andere Sache werden, in
der die Spanier ihre technische Überlegenheit ausspielen können. Es
sieht nicht gut aus für den Gastgeber, im Achtelfinale ist vermutlich
Schluss.
Was man von den Sportugiesen halten soll, bleibt unklar.
Ronaldo ist nie ein normaler Fußballer, entweder er spielt überragend
und trifft wie er will oder er jammert rum, verschießt Elfmeter und
foult am Rande einer Tätlichkeit. Tritt er gegen die Urus so auf wie
gegen den Iran, dann kann das lustig werden und ein buntes
Kartenfestival geben.
Und dann gab es gestern noch Not gegen Elend, Ägypten
gegen Saudi-Arabien. Es gewannen am Ende die etwas besser motivierten
Saudis, die aber trotzdem nun abreisen dürfen. Bis zur WM im
Nachbarland Katar sind jetzt 4 Jahre Zeit. Vielleicht kaufen die
Scheichs sich ein Team aus Brasilianern zusammen und spielen dann
ähnlich groß auf wie mit dem gleichen Rezept die katarischen Handballer
vor einigen Jahren bei der Heim-WM. Ansonsten wird das wieder nix.
Im Tippspiel steht nun auf einmal der Weltmeister von 2002
vorn. Christian hat kontinuierlich gepunktet und schon 9 Punkte
Vorsprung auf die Nicht-Gewinnränge. Und unten zieht Marcus inzwischen
einsam seine Kreise. Nichts gelernt seit 2014 (Platz 88) und 2016
(Platz 98)?
Allerbeste WM-Grüße,
Robert
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Radio Eriwan antwortet prinzipiell auf alle wichtigen und unwichtigen Fragen zur Fußball-WM (Folge 4)
WM-Vorrundenspiel Nigeria – Argentinien (26. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der argentinische Fußballverband nach dem WM-Aus ein
neues Perspektivteam um Weltfußballergenosse Lionel Messi herum
aufbauen will?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch gestaltet sich die Spielersuche etwas schwierig.
Nach den Absagen der meisten aktuellen Spielergenossen haben sich jetzt
aber einige frühere Stars angeboten, den Gauchowagen aus dem tiefen
Pampasschlamm zu ziehen. Nach Informationen von Radio Eriwan
absolvieren Mario Kempes, Daniel Passarella, Claudio Caniggia, Diego
Armando Maradona, Daniel Battistuta, Hernan Crespo und Carlos Tevez
direkt nach Ende der WM ein exklusives Aufbautraining in einem
Luxusresort an der argentinischen Atlantikküste. Die restlichen
Hilfsspielergenossen werden mit Hilfe einer TV-Castingshow ermittelt.
Mit Hilfe dieses Kollektivs könnte der dann 35-jährige Messi kurz vor
Weihnachten 2022 endlich den ersehnten Weltpokal in den katarrhischen
Nachthimmel stemmen.“
WM-Vorrundenspiel Südkorea – Deutschland (27. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan: „Stimmt es, dass Freistoßgenosse Kroos prinzipiell gerne alles auf den letzten Drücker erledigt?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch hat er in seiner Schulzeit in Greifswald fast
immer knapp den Bus verpasst, stand zigmal vor der kurz vorher
verschlossenen Supermarkttür und ist auch bei der Geburt seiner beiden
Kinder jeweils fünf Minuten zu spät im Krankenhaus eingetroffen. Erst
seit ihn die Uhrengenossen von der Firma Rolex sponsern, stimmt das
Timing wieder perfekt. Jetzt soll die hilfreiche Goldarmbanduhr aus dem
Schwedenspiel für wohltätige Zwecke versteigert werden.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die germanischen Spielergenossen nach ihrer Rückkehr
aus Sotschi jetzt eigene Filmchen drehen, um einem drohenden
Lagerkoller im öden Birkenwäldchen bei Moskau entgegenzuwirken?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch arbeitet das früher einmal recht erfolgreiche
Regisseurgenossengespann Bierhoff & Löw noch an den Endversionen in
Spielfilmlänge. Diese werden dann voraussichtlich im Herbst in die
Kinos kommen. Radio Eriwan wurde bereits eine exklusive Liste mit den
Filmtiteln zugesteckt. Folgendes steht auf dem Programm: der spannende
Edelwestern „Doc Müller-Winnetou und das Halbblut Watutinki“, die
schwungvolle Comic-Klamotte „Timo Werner – das muss kesseln“ und die
herzzerreißende Schmonzette „Mesut – der Mann mit den hängenden
Schultern“.
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass bei 1:0-Siegen der schwedischen und germanischen
Fußballgenossen im letzten Gruppenspiel die Fairplaywertung der FIFA
darüber entscheidet, ob Mexiko, Schweden oder Deutschland ins
Achtelfinale einziehen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch konnte die FIFA trotz umfänglich und weltweit
ausgestrahlter Werbespots im Fernsehen nicht einmal ansatzweise
nachweisen, dass diese kriminelle Organisation überhaupt etwas mit
Fairness auf- und abseits der Spielfelder zu tun hat. Nach
Informationen von Radio Eriwan werden bei Punkt- und Torgleichheit der
drei Mannschaften daher die beiden Achtelfinalplätze in einem
gesonderten Turnier an der Playstation ausgespielt. In dieser Kategorie
soll der türkisch-germanische Hängeschultergenosse Özil nahezu
unschlagbar sein. Erdogan und Steinmeier wird es freuen.“
WM-Vorrundenspiel Serbien – Brasilien (27. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan: „Stimmt es, dass Brasilien erstmals bei einem WM-Turnier in der Vorrunde ausscheiden kann?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch wird das aus folgenden Gründen nicht passieren:
Erstens hat Spielergenosse Neymar seine gelben Spaghettihaare endlich
soweit zurückforsten lassen, dass er zumindest ansatzweise wieder
das gegnerische Tor erkennen kann. Zweitens haben die brasilianischen
Spielergenossen schon nach dem Last-Minute-Sieg gegen Costa Rica
derart Rotz und Wasser geheult, dass das für den Rest des Turniers
locker reichen sollte. Und drittens kommt Brasilien immer irgendwie ins
Achtelfinale.“
WM-Vorrundenspiel Japan – Polen (28. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der Bayernkrisegenosse Lewandowski gar nicht so
traurig über das frühe Ausscheiden seiner polnischen Mannschaft ist?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch ist auch die drohende Hausarbeit unter Aufsicht
seiner Powerfraugenossin Anna absolut kein Zuckerschlecken. Angeblich
plant er mit Hilfe seines Spielerberatergenossen bereits seine Flucht
aus München.“
WM-Vorrundenspiel England – Belgien (28. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan: „Stimmt es, dass England und Belgien bisher so viel Tore geschossen haben wie alle anderen 30 Teams zusammen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch war unser Chefredakteurgenosse schon immer
ziemlich schlecht im Kopfrechnen. Aber wenn das letzte Vorrundenspiel
jetzt 8:8 ausgehen sollte, dann hätten beide Mannschaften ihre Torquote
exakt verdoppelt. Dass sollte in jedem Fall prinzipiell fürs
Achtelfinale reichen.“
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WM-Kommentar vom 25.06.2018
Liebe Tippspieler*innen,
im letzten Moment dem Vorrunden-Tod von der Schippe
gesprungen, weil Kroos zwar 400 Fehlpässe spielte, aber einmal den
richtigen Schuss ansetzte (so oder ähnlich erklärte er das doch
hinterher, oder?), und jetzt werden "wir" also doch erneut Weltmeister.
Alles ist jetzt wieder möglich, heißt es. Stimmt... - zum Beispiel ein
Achtelfinalaus gegen Brasilien... Insgesamt scheint das deutsche Team
doch immer noch ein recht fragiles Gebilde, nach dem Gegentor herrschte
die gleiche Verunsicherung wie gegen Mexiko. Gegen Schweden konnte Jogi
die Jungs in der Halbzeit noch mal einnorden, aber was wäre wohl
gewesen, wenn das 0:1 zu Beginn der 2. Hälfte gefallen wäre? Klar,
alles Spekulatius... Aber wer hätte auf dem Feld wohl die Ansage zum
Ärmelhochkrempeln geben können? Kroos? Müller? Boateng? Die haben alle
mit ihrer eigenen fehlenden WM-Form zu kämpfen. Hummels war nicht auf
dem Platz, und Neuer kann zwar die eigene Abwehr anbrüllen, bis zur
Mittellinie reicht die Stimme aber wohl kaum. Und die anderen? Eher
Leisetreter als Lautsprecher... Die deutsche Mannschaft hatte also
Glück, nicht nur mit dem Siegtreffer, sondern auch mit dem Gegentor.
Und vom Matchglück-Kuchen wurde damit schon ein gutes Stück
aufgegessen. Ob man es gleich ausdrücken muss, wie es Tom Bartels (ARD)
nach der gelb-roten Karte tat ("Boateng... - bringt Deutschland an den
Abgrund!") bleibt dennoch fraglich. Herrn Gauland von der AfD dürfte es
immerhin gefallen haben. Leider.
Das deutsche Team ist bei der Suche nach der richtigen
WM-Form im Kreise der Favoriten und "Geheimfavoriten" zur WM-Halbzeit
ja nicht allein. Die Argentinier schwächeln genauso und müssen jetzt
ebenfalls das 3. Spiel unbedingt gewinnen. Ein Messi kann eben
tatsächlich nur im Kreise halbwegs adäquater Mitspieler glänzen und da
ist das Gefälle innerhalb des Gaucho-Teams doch arg groß. Bei den Polen
sieht es um Lewandowski ähnlich aus und prompt dürfen sie jetzt schon
den Rückflug buchen.
Andere Mannschaften marschieren einfach durch. Manche
mühsam, aber erfolgreich (Uruguay, Spanien, Portugal, Brasilien), manche
überzeugend und selbstbewusst (Belgien, England, Kroatien), einige auch
mit minimalem Aufwand (Frankreich). Dann gibt es Teams, die ihren
Erfolg vermutlich selber nicht ganz fassen können (Russland, Mexiko).
Und schließlich sind da noch die Länder, die an der Grenze ihrer
Leistungsfähigkeit zu spielen scheinen (Dänemark, Japan, Schweden,
Schweiz, Serbien) oder die immer noch Wundertüten sind - man weiß nicht
wirklich, was drin ist bzw. was sie drauf haben (Kolumbien, Nigeria,
Senegal). Kanonenfutter ist natürlich auch immer dabei, aber manche
Länder freuen sich ja schon riesig über ein geschossenes WM-Tor. Es sei
den Panamananesen gegönnt, auch wenn damit vermutlich mein "Wenigste
Tore"-Tipp geplatzt ist.
Heute geht es in die 3. Runde. In einigen Gruppen
scheint es egal, ob man Erster oder Zweiter wird (Portugal/Spanien vs.
Russland/Uruguay oder auch Belgien/England vs.
Japan/Kolumbien/Senegal). In anderen wäre es schade, wenn sich
anschließend die Favoriten schon im Achtelfinale duellieren (z.B.
Frankreich-Kroatien oder Deutschland-Brasilien). Aber wir müssen es
nehmen, wie es kommt - nur fliegen dann dem/der einen oder anderen
schon im Achtelfinale die Weltmeistertipps um die Ohren.
Im Tippspiel hat sich Norbert jetzt 4 Punkte Vorsprung
erarbeitet. Er hatte bei 16 Spielen der 2. Runde nur zwei Nullnummern,
kassierte aber vier mal die volle Punktezahl, dazu noch einige
Zusatzpunkte. Hut ab! Die Verfolgergruppe ist immer noch groß und
stabil, auch der Europameister ist dabei, punktgleich mit Karen, die
sich im Rest der Welt offenbar besser auskennt als in Europa. Bei der
EM2016 kassierte sie noch die Rote Laterne. Unten setzen sich Kristina
und Marcus ab, die schlechter tippten als die Kollegin, die alles
ausgewürfelt hat. Mit meinem eigenen Ergebnis bin ich nur mäßig
zufrieden. An der Grenze zwischen oberem und mittlerem Drittel, aber
immerhin besser als der Rest der Familie, mal abgesehen vom
angeheirateten Neffen. Da geht noch was...
Schöne WM-Grüße,
Robert
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WM-Kommentar vom 21.06.2018
Liebe Tippspieler*innen,
Tag 7 bei der WM, ein Tag, den wir schnell wieder vergessen
können. Drei Favoritensiege, aber auch drei Mal nur ein mühsames 1:0.
Den Auftakt machte Sportugal, wieder mit einem sehr frühen Tor, wieder
durch Ronaldo, wen auch sonst... Anschließend entwickelte sich ein
munteres Spielchen, in dem die Männer in Rot-Grün weitgehend die
bessere Mannschaft waren. Überraschenderweise hatten die Iberer ihre
Farbkombination an die Marokkaner abgetreten, die sich dann redlich
mühten, wie ein Europameister zu spielen. Das sah gut aus, führte auch
zu einigen netten Chancen, aber da wurde entweder der Ball kläglich
über's Tor gesemmelt oder Rui Patricio zeigte, was einen guten Keeper
ausmacht: Reflexe und Strafraumbeherrschung. Mit dieser Niederlage sind
die Nordafrikaner raus: Marok k.o.
Der späte Nachmittag wurde dann zum Härtetest für alle
Dauerglotzer. Uruguay schien sich ziemlich sicher, dass man die Saudis
schon irgendwann irgendwie drankriegen würde, und tat entsprechend
wenig für die eigene Offensive. Und die Araber waren einfach nicht gut
genug, um den Urus gefährlich werden zu können. Das 1:0 war prompt ein
Geschenk: Der Saudi-Torwart segelt unter einem Eckball hindurch, Luis
Suarez fällt die Kugel vor die Füße, und er sagt Dankeschön. Das war's
dann auch schon so ziemlich, der Rest des Spiel: Irgendwie Not gegen
Elend, auf einer Skala von 0 bis 10 lag die Spielwertung schließlich
bei minus 1. Anders gesagt: Zeitverschwendung.
Abends hofften wir auf ein spanisches Feuerwerk aus
Spielwitz und Traumkombinationen. Doch der Exweltmeister tat sich
schwer gegen die Maurermeister aus dem Iran, die mit einer
8-2-0-Formation ihren Strafraum abriegelten. Wie beim Handball wanderte
die Kugel vor dem Strafraum von einer Seite auf die andere, aber
Chancen gab es auch hier kaum für den Favoriten. Wieder entschied ein
Glückstor das Spiel: Diego Costa wird vom Gegenspieler angeschossen und
der Ball landet neben dem Pfosten. Gegen Ende der Partie ließen sich
die Iraner nicht lumpen und sorgten für ein wenig Unterhaltung. Zwei
Szenen werden uns dann doch im Gedächtnis bleiben: Zum einen wie
Weltmeister Piqué von Amiri am Strafraum getunnelt wird und die
anschließende Flanke fast per Kopfball zum Ausgleich führt. Und zum
anderen der Slapstick-Einwurf eines Iraners
in der letzten Minute der Nachspielzeit: Der Versuch mit der Rolle
vorwärts klappte nicht richtig, der Spieler musste den Einwurf neu
ansetzen, und wertvolle Sekunden rannen von der Uhr. Tolle Idee...
(Übrigens: SO macht man das!)
Insgesamt war dieser verflixte 7. Spieltag ein Plädoyer für
eine WM mit nur 24 Mannschaften. Aber was macht die FIFA? Sie
vergrößert das Turnier und 2026 werden 48 Teams dabei sein. Da ist
Langeweile garantiert.
Im Tippspiel hat sich zum ersten Mal jemand mit 3 Punkten
Vorsprung abgesetzt. Dirk sahnte aus 3 Spielen unglaubliche 12 Punkte
ab und steht nun ganz oben. Aber die Verfolgergruppe ist extrem groß
und wird sicher nicht locker lassen. Unten sind jetzt alle im
zweistelligen Bereich, das sieht doch schon mal deutlich besser aus als
zuvor.
Am heutigen Donnerstag steht der traditionelle Rundgang des
WM-Tester*innen-Teams über den Internationalen Markt auf der Kieler
Woche an. Das Spiel Argentinien-Kroatien werden wir uns irgendwo
zwischen den vielen Buden auf dem Rathausplatz ansehen. Die
Aktualisierung der Tippspieltabelle erfolgt entsprechend verspätet,
irgendwann nach Mitternacht. Oder wenn ich aus der Ausnüchterungszelle
freigelassen werde. Mal sehen...
Einen schönen 8. WM-Tag wünscht
Robert
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Radio Eriwan antwortet prinzipiell auf alle wichtigen und unwichtigen Fragen zur Fußball-WM (Folge 3)
WM-Vorrundenspiel Serbien – Schweiz (22. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass sich die serbischen und schweizerischen Spieler- bzw.
Eidgenossen schon vor dem Spiel auf ein Unentschieden geeinigt haben?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, denn mit je einem weiteren Sieg im abschließenden
letzten Gruppenspiel würden beide Mannschaften sicher ins Achtelfinale
einziehen. Der Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Aufgaben ist jedoch
sehr unterschiedlich. Die schweizerischen Eidgenossen wollen
ihren Kickerkollegen vom Balkan nach dem Spiel daher in exklusiven
Trainingsstunden beibringen, wie man mit einem einzigen Eckball –
kombiniert mit einem kleinen Schubser zur rechten Zeit – gegen die
brasilianischen Abwehrspielergenossen gegebenenfalls das entscheidende
Siegtor erzielen kann. Radio Eriwan wünscht bei diesem Unterfangen viel
Glück.“
WM-Vorrundenspiel Deutschland – Schweden (23. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die deutschen Möchtegernwiederweltmeistergenossen
unter allen Umständen ein Achtelfinalspiel gegen Brasilien vermeiden
wollen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch planen auch die brasilianischen
Angsthasenspielergenossen in die Richtung, einem erneuten
Zusammentreffen mit Deutschland unbedingt aus dem Wege zu gehen. Beide
Mannschaften ziehen es nach Informationen unserer gewöhnlich bestens
vernetzten Sportredaktion daher vor, den durchaus ehrenwerten dritten
Platz in ihrer jeweiligen Gruppe abzusichern, gemäß dem Motto: Lieber
früh und stressfrei raus aus dem Turnier, als sich gleich im
allerersten K.-o.-Spiel böse den Arsch versohlen lassen. Radio Eriwan
wünscht beiden Teams einen erholsamen Sommerurlaub.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die Bevölkerung nach der erneuten Niederlage der
Deutschen auf heiligem russischem Boden mit großer Erleichterung
reagiert hat?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch haben sich die Deutschen nach dem ziemlich
missglückten ersten Angriff innerhalb Moskaus zunächst östlich der
Stadtgrenze in einem kleinen Birkenwäldchen verschanzt. Ihre zweite
Großoffensive wollen sie nun in einer großangelegten Zangenbewegung vom
Schwarzen Meer aus starten. Die Truppenverlegung nach Sotschi ist
bereits erfolgt. Radio Eriwan berichtet in Kürze aus dem germanischen
Feldquartier.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass sich die dürftige Leistung der deutschen
Slalomstangengenossen im ersten WM-Spiel negativ auf die Stimmungslage
innerhalb der Berliner Regierungskoalition ausgewirkt hat?“
Antwort:
„Im Prinzip nein, denn die Stimmung innerhalb der Großen Koalition und
vor allem zwischen den beiden Unionsparteien war schon vor der WM
absolut im Luftschutzkeller. Jetzt hat aber Innenministergenosse
Seehofer zum Ärger seiner Kanzlergenossin Merkel verfügt, dass den
deutschen Versagerspielergenossen bei einem vorzeitigen WM-Aus in der
Vorrunde die Einreise nach Bundesgermanien verweigert wird. Zu diesem
Zweck wurden bereits am Frankfurter Flughafen räumliche Vorkehrungen
für die zwingend erforderliche Zurückweisung getroffen. Aus dem
Innenministerium hieß es dazu: „Das Lager ist unser absoluter Ernst,
aber bewältigbar – nicht nur für unerwünschte Migranten, sondern auch
für verwöhnte Fußballprofis“.
WM-Vorrundenspiel England – Panama (24. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan: „Stimmt es, dass die englische Yellow Press angekündigt hat, Panama nach langer Zeit mal wieder so richtig platt zu machen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch steht diesmal, anders als seinerzeit im Jahre
1671, nicht der Oberpiratengenosse Käpt’n Morgan an der Spitze
der Bewegung, sondern mehrere tausend englische Hooligans, welche sich
vorher den gleichnamigen hochprozentigen Rumfusel vorzugsweise
flaschenweise in den kahlrasierten Schädel hauen werden. Das reicht auf
dem Spielfeld voraussichtlich für drei Punkte und außerhalb desselben
für mindestens drei Promille – oh wie schön ist Panama!“
WM-Vorrundenspiel Japan – Senegal (24. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass sich die japanischen Schnellspielergenossen während
der WM ausschließlich mit frischem Fleisch von ausschließlich zu
wissenschaftlichen Zwecken massenhaft massakrierten Walen ernähren und
auf diese Weise ihre starke Frühform erklären?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch handelte es sich nicht um taufrisches Walfleisch
aus dem Pazifik, sondern um völlig überlagerten Kaviar aus unbekannter
Quelle, der tagelang auf dem Roten Platz vor dem Kreml herumlag. Und
dieser wurde auch nicht den japanischen Schnellspielergenossen
serviert, sondern vor dem ersten WM-Spiel versehentlich an das
kolumbianische Gegnerteam ausgeliefert. Diese hatten dann auch ohne
heimische Drogen anschließend buchstäblich die Hosen voll und die
Asiaten sensationell den ersten Dreier im Sack.“
WM-Vorrundenspiel Russland – Uruguay (25. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der russische Geheimdienst bereits Vorkehrungen
getroffen hatte, den uruguayischen Spielergenossen vor dem letzten
Gruppenspiel einen der überaus leckeren Nowitschok-Cocktails zu
verabreichen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch wurde auf Geheiß von
Exstaatsdopingministergenosse Mutko kurzfristig umdisponiert. Nach dem
sicheren Erreichen des Achtelfinales hat jetzt die professionelle
Vertauschung der kontaminierten Urinproben der russischen
Dauerläufergenossen mit denen der Spanier und Portugiesen oberste
Priorität. Auf diese Weise wäre man ganz elegant auch den nächsten
schweren Gegner los, frei nach dem russischen Sprichwort: Zwei Bären
können nicht zugleich in einer Höhle wohnen. Der russische Bär hat im
eigenen Land eindeutig Vorrang. Radio Eriwan ruft der ehrenwerten
Sbornaja zu: Auf geht’s ins Viertelfinale!“
WM-Vorrundenspiel Iran – Portugal (25. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass sich der Schönspielergenosse mit dem Kürzel CR7 beim
1. FC Köln kurzfristig deren Ziegenbock Hennes ausgeliehen hat, um das
brave Tier symbolträchtig im letzten Gruppenspiel gegen den Iran aufs
Spielfeld zu führen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch verleihen die Kölner ihren vierbeinigen
Maskottchengenossen erstens grundsätzlich nicht an Profilneurotiker und
haben zweitens bereits dem Spielergenossen Messi eine Zusage hierfür
gegeben. Es wird sich also schon sehr bald zeigen, wer von den beiden
der größte Ziegenbockgenosse aller Zeiten ist.“
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WM-Kommentar vom 20.06.2018
Liebe Tippspieler*innen,
Jogi und seine Spieler lecken ihre Wunden
und der für seine Transparenz weltberühmte DFB sorgt dafür, dass der
Ex-Kapitän Philipp Lahm sein Interview mit der Weltpresse absagt. Ui,
ui, ui, da hätten ja womöglich ein paar kritische Worte fallen können,
das geht natürlich gaaaar nicht! Die Niederlage gegen Mexiko war ja
schließlich nur ein Betriebsunfall, darüber muss man nicht reden, das
wird am Samstag gegen Schweden ausgemerzt. Ja, nee, is klar! Oli B. und
Jogi L. haben eine Wagenburg errichtet, da dringen nur die üblichen
Presse-Phrasen nach außen. "Zusammen. Geschichte schreiben." steht auf
dem Bus der "Mannschaft. Am Sonntag standen die deutschen Verteidiger
jedoch nicht zusammen, sondern weit auseinander, Motto: Defensiv-bähhh!
Wenn es Jogi nicht gelingt, in seiner doch angeblich so guten
Mannschaft einen defensiven Mittelfeldspieler und einen rechten
Außenverteidiger zu finden, die ihren Job auch ernst nehmen, dann wird
das mit dem "Geschichte schreiben." eine Kurzgeschichte.
Die Schweden, gegen die jetzt unbedingt
ein Sieg her muss, können nämlich nicht nur hinten drin stehen, sondern
haben gelegentlich auch vorn ein paar gute Ideen. Das zeigt sich gegen
die Koreander, die zwar gegen die schwedischen Kleiderschränke zwei
Kopfball(!)chancen hatten, ansonsten aber wenig zustande brachten und
mit dem 0:1 noch gut bedient waren. Die Schweden sind extrem gut
geordnet, wenn die am Sonntag reichlich planlos agierende deutsche
Offensive diesen Riegel knacken will, muss erheblich mehr Einsatz,
Spielwitz und vor allem Tempo her als gegen die Mexikaner. Viel Spaß
dabei! Elfmeterschießen können die Schweden übrigens auch. Ein
Unentschieden dürfte für die deutsche Mannschaft zu wenig sein, wenn
Mexiko gegen Südkorea punktet. Dann schließen Schweden und Mexiko im
letzten Gruppenspiel einen Nichtangriffspakt und ziehen mit einem 0:0
gemeinsam ins Achtelfinale, während Jogi und Oli um ihre Fassung ringen.
Am späten Montagnachmittag musste auch
Belgien gegen den Fußballzwerg Panama erst einmal die eigenen
Angriffswaffen sortieren, fuhr dann aber einen souveränen 3:0-Sieg ein.
In der ersten Hälfte waren die Kombinationen noch seltsam unpräzise,
sicher geschuldet der Nervosität im ersten WM-Spiel. Doch in der 2.
Hälfte kamen die Pässe an und dann fielen eben auch Tore, z.T.
wunderschön vorbereitet. So macht man das, Jogi!
Abends legten die Tommies gegen Tunesien
dann los wie die Feuerwehr, schon nach 20 Minuten hätte es 3:0 stehen
können. Doch dann verschleppte sich das Tempo, die Chancen wurden
verschleudert, Tunesien kam auf und die 2. Halbzeit war eher qualvoll.
Dennoch gewannen die Engländer, denn sie haben einen Spieler, der weiß,
wo das Tor steht, und so ein Harry Kane macht eben den Unterschied.
Hauptsache gewonnen, wird sich Gareth Southgate angesichts der
Punktverluste von Argentinien, Brasilien und Deutschland sagen. Und
damit hat er Recht.
Am Dienstagnachmittag versuchte Kolumbien
gegen Japan mal was Neues. Zwei Torhüter, prima Idee! Der Schiri war
allerdings nicht einverstanden, stellte gleich zu Beginn einen von
beiden wegen Handspiel vom Platz und ließ Japan das 1:0 per Elfmeter
schießen. Anschließend waren 10 Kolumbianer jedoch besser als 11
japanische Nähmaschinen und es fiel der verdiente Ausgleich. Leider ist
10 gegen 11 auf die Dauer ziemlich anstrengend, das mussten auch die
Kolumbianer feststellen. Es mutet dennoch wie ein Witz an, dass ein 182
cm kurzer Japaner gegen 3 lange Abwehrspieler per Kopfball den
Siegtreffer für schließlich deutlich überlegene Japaner erzielte. Dumm
gelaufen für Kolumbien. Aber in dieser Gruppe ist noch alles drin,
jedoch nur mit 11 Mann.
Anschließend zeigte Polen gegen Senegal
nämlich auf, dass eine souveräne Qualifikation bei der WM nichts mehr
wert ist, wenn man das Aufbauspiel hauptsächlich über Quer- und
Rückpässe betreibt. Angeblich soll auch ein Herr Lewandowski
mitgespielt haben, der sich zu gut für den FC Bayern hält und nach
Höherem strebt. Zu sehen war aber wenig bis nichts von ihm, und der
Rest der polnischen Mannschaft spielt halt nur biederen Beamtenfußball
und beging dazu einen üblen Patzer beim 0:2. Der Senegal war eindeutig
schneller, einfallsreicher und am Ende ein verdienter 2:1-Sieger. Den
Afrikanern ist zu wünschen, dass mal wieder eine Mannschaft weiter
kommt als nur bis ins Achtelfinale - beim Senegal scheint das möglich.
Und der Trainer ist jetzt schon die Stilikone der WM.
Am Dienstagabend traten Russland und
Ägypten dann zur Eröffnung der zweiten Spielrunde an. Hatte man am
Donnerstag beim 5:0 der Russen noch gedacht: Sbor, na ja, war halt nur
Saudi-Arabien, so muss man jetzt anerkennen: Sborna gut! Die Russen
spielten einige richtig schöne Kombinationen, z.B. vor dem 2:0.
Hoffentlich hat die deutsche Mannschaft gut hingeguckt, so etwas würden
wir ja auch gern mal wieder von "der Mannschaft" sehen. Das gilt auch
für diesen Brecher Dzyuba im Sturm der Russen, der kann nicht nur
seinen Körper einsetzen, wenn es notwendig ist, sondern auch noch ganz
fein mit dem Ball umgehen. Russland ist bisher die große positive
Überraschung dieser WM und es macht sogar Spaß zuzusehen. Nicht alles
klappt, vieles geht wegen technischer Mängel auch daneben, aber die
Richtung stimmt und die Heimmannschaft begeistert ihr Publikum. Etwas
Besseres kann einer Weltmeisterschaft kaum passieren. Offen bleibt nur,
ob Putin sich selber den WM-Pokal übergibt, falls Russland das Finale
gewinnt.
Im Tippspiel tauscht eine breite
Führungsgruppe immer mal wieder die Plätze, da gibt es noch keine
Favoriten. Immerhin ist der Europameister wieder ganz weit vorn dabei,
während der Weltmeister sich im Mittelfeld abmüht. Ganz unten liegen
einige angebliche Fußballexperten deutlich hinter der Kollegin, die
ihre Tipps mit einem speziell präparierten Würfel ermittelt hat (kein
Scherz!). Schielen da einige schon auf die Rote Laterne?
Mit sonnigen WM-Grüßen,
Robert
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WM-Kommentar vom 18.06.2018
Liebe Tippspieler*innen,
das erste lange WM-Wochenende liegt hinter uns.
Und, sind wir jetzt schlauer, was die Favoriten betrifft? Das
Abschneiden der letzten Weltmeister bei der jeweils folgenden WM vier
Jahre später hätte Jogi & Oli eine Warnung sein können. Aber man
ließ gestern fröhlich stürmen und hinten zwei Innenverteidiger im Regen
stehen. Hatte Jogi Niveacreme in den Augen? Oder warum sonst hat er die
Probleme auf der rechten Seite nicht schon nach 20 Minuten korrigiert,
als die Angriffstaktik der Mexikaner und die Defensivschwäche der
Kombination Kimmich-Müller auf der rechten Seite längst offensichtlich
waren? Mit Doppelsalino-Taktik hätte es kaum schlimmer ausgehen
können... Sieben (noch) amtierende Weltmeister im Team sind offenbar zu
viele, da fehlt es an Erfolgshunger, Tempo und Spielwitz. Und ein
Philipp Lahm ist eben doch nicht so leicht durch einen forschen
Jungspund zu ersetzen, der glaubt, an ihm sei ein Stürmer verloren
gegangen. So reicht es hoffentlich am Ende zu mehr als nur zum Spiel um
Platz 3, in der Gruppe F, wohlgemerkt.
Aber anderen scheinbaren Favoriten ging es ja
nicht viel besser. Uruguay mühte sich zu einem Last-Minute-Sieg gegen
Ägypten, von einigen schönen Aktionen Edinson Cavanis abgesehen ein
eher unansehnlicher Kick. Wieso haben die Urus bei eigener
Balleroberung eigentlich jedesmal abgewartet, bis die Ägypter
sich wieder sortiert hatten? Immer erst drei mal quer spielen und dann
angreifen, ist das eine angemessene Taktik, wenn man Cavani und Suarez
in der Mannschaft hat? Den Sinn muss mir mal jemand erklären...
Am frühen Abend dann Marokko-Iran. Die 1. Halbzeit
fing mit einem Offensivfeuerwerk der Marokkaner ja noch ganz gut an,
ließ dann aber auch schnell nach. Den zweiten Durchgang habe ich mir
dann nach dem Hebbelkick spätabends aus der Konserve angesehen, ein
gutes Schlafmittel. Eigentlich hatte dieser müde Kick (im TV, nicht auf
der Hebbelwiese!) keinen Sieger verdient, aber das Schicksal bescherte
den Marokkanern noch ein Eigentor und verdarb mir die eigentlich
logischen 4 Punkte im Tippspiel. Ärgerlich, genau wie das ganze Spiel!
Versöhnt wurde der Fußballgourmet wenigstens beim
Ibererduell Ronaldo gegen Spanien. Der Typ mag ja ein selbstverliebter
Geck sein, aber Toreschießen kann er besser als jeder andere. Mit ihm
muss man einfach immer rechnen, auch wenn man eine eigentlich stabile
Defensive hat und davor eine gut geölte Ballrotationsmaschine wie die
Spanier. Das war WM-Fußball, wie wir ihn uns wünschen. Logisch, die
Spanier waren die überlegene Mannschaft, aber das heißt im modernen
Fußball ja nichts mehr, fragt mal beim FC Bayern bzgl. der Spiele gegen
Real und Frankfurt nach. Sportugal hat Ronaldo, das reicht eben.
Samstag gab es dann das volle Menu und Frankreich
gegen Australien als Vorspeise. Die Aussies erwiesen sich aber als
wenig wohlschmeckend für die Gourmets von nebenan, sie rannten und
kämpften und machten den französischen Edeltechniker das Leben schwer.
Selten haben wir Antoine Griezmann zwar auf dem Platz, aber so wenig in
Aktion gesehen, er konnte seine Stärken einfach nicht ausspielen.
Immerhin reichte es per Freistoß zum 2:1-Sieg, man darf bei den
Vorspeisen in Russland offenbar nicht wählerisch sein.
Argentinien-Island als 2. Gang, aber irgendwie war
das leider nur wie trockenes Brot. Wo war dieser Wunderknabe, von dem
doch alle reden? Und seine angeblich fast kongenialen Partner in der
Offensive? Die Wikinger haben hart gearbeitet und wenig zugelassen und
wurden belohnt. Am Ende freute man sich für sie, auch wenn mit dem 1:1
wieder mal ein Tipp in die Hose ging.
Als Hauptgericht gab es Peru-Dänemark, aber
richtig gut geschmeckt hat es immer noch nicht wirklich, mal abgesehen
von den Bandnudeln mit Zucchini und Schafskäse, die Verena in der
Halbzeit servierte. Beide Teams waren doch arg limitiert in ihren
Fähigkeiten und am Ende gewann die Mannschaft, die eine der wenigen
Möglichkeiten auch mal ausnutzte. Meine Sympathie gehört eh dem
nördlichen Nachbarn und die 4 Punkte für den richtigen 1:0-Tipp habe
ich dann auch gern mitgenommen ;-)
Ganz lecker war dann das Dessert. Kroatien bot
gegen wahrhaftig nicht schlechte Nigerianer den gewohnten technisch
guten Kombinationsfußball, gewürzt durch robusten Körpereinsatz. Das
schmeckte besser als die oft langweiligen Kicks vom Nachmittag, auch
weil die Nigerianer munter mitspielten, leider aber das Toreschießen
nicht erfunden haben. Mit einem 2:1 hätte ich die volle Punktezahl
abgesahnt, aber das ließ die Kroatenabwehr nicht zu. Man erinnere sich
an die letzte EM, auch da spielten die Balkanbrüder in ihren karierten
Trikots (seit 20 Jahren optisch große Klasse!) in der Vorrunde den
vielleicht besten Fußball, schieden dann aber im Achtelfinale gegen die
Maurermeister aus Sportugal in der Verlängerung aus. Damals war mehr
drin, und für die Generation um Modric, Rakitic und Mandzukic dürfte
diese WM die letzte Gelegenheit sein, mal mit der Ländermannschaft
richtig was zu reißen. Der Anfang ist gemacht.
Am Sonntag durfte man mittags dann noch das schöne
Wetter genießen, was am Möltenorter Strand bestens gelang, vor allem
mit Zantopps Eis in dem Bauwagen gegenüber dem "Kleinen Strandhaus":
Extrem(!) leckere Eisbecher, das Erdbeereis schmeckt richtig nach
echten(!) Erdbeeren und der Karamellbecher mit Krokant- und
Karamellbonbon-Stückchen ist ein Hochgenuss. Eine echte Empfehlung!
Dann zogen aber dunkle Wolken auf und das Spiel Costa Rica-Serbien lag
auf dem Festplattenrecorder. Leider sind viele der Überraschungsspieler
von 2014 bei Costa Rica inzwischen 4 Jahre älter geworden (keine
Überraschung!) und auch deutlich behäbiger und langsamer. Im Grunde gab
es für die Mittelamerikaner nur eine gute Torchance, gleich zu Beginn,
ein Kopfball, den Helge locker versenkt hätte, der aber hier weit am
Tor vorbei ging. Dann übernahmen die Serben das Kommando und spielten
wie ihre Jugobrüder aus Kroatien eine Mischung aus technisch gutem
Fußball und robustem Körpereinsatz, der den Bananenzüchtern gar nicht
schmeckte. Der Sieg hätte deutlich höher ausfallen müssen, aber Navas
hielt prächtig und vielfach waren die Serben zu dämlich, den Ball
reinzuschießen. Exemplarisch für das Verschleudern von Chancen sei
Filip Kostic genannt, der in der Schlussviertelstunde lieber aus dem
Halbfeld ein Schüsschen aufs Tor wagte statt seine drei rechts
mitgelaufenen Kollegen zu bedienen. Na ja, Absteiger eben...
Zum Abschluss des Wochenendes dann die Wundertüte
Brasilien-Schweiz. Die Wunderkicker in Gelb-Grün starteten zwar furios,
ließen sich dann aber von den eifrigen, doch im Grunde biederen
Schweizern den Schneid abkaufen. Deren Leistung will ich damit gar
nicht schmälern, sie haben das Optimum rausgeholt und am Ende einen
verdienten Lohn erhalten. Die scheinbaren Stärken der Brasilianer kamen
kaum zur Geltung, Neymar wurde gut abgeschirmt und Marcelo konnte auf
links nicht seine Qualitäten zeigen. Hopp Schwiiz, das war gut gemacht!
Im Tippspiel stehen zwei Expertengenerationen
vorn. Freund Rüdiger hat ordentlich Zusatzpunkte abgesahnt und meinen
Lieblingsneffen eingeholt. Dahinter liegt ein breites Mittelfeld. Meine
Hebbelkicker bekleckern sich bisher nur wenig mit Ruhm und belegen 5
der letzten 8 Plätze. Da geht noch mehr!
Heute geht's weiter, auch Belgien und England
steigen ein. Und Jogi darf sich überlegen, wie seine Truppe es gegen
Schweden und Südkorea besser machen kann.
Viel Spaß beim Gucken wünscht
Robert
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WM-Kommentar vom 15.06.2018
Liebe Tippspieler*innen,
das Warten hat ein Ende, die Langeweile der Vorbereitungsspiele
mit begrenzter Aussagekraft ist vorbei - der Ball rollt in Russland!
Presse-Gängelung und Arrest für unliebsame Oppositionelle hin,
Annektionspolitik und atomare Aufrüstung her - das ist der FIFA um
Gianni Infantino völlig egal. Solange der Franken in die eigene Tasche
rollt, amüsiert man sich eben auch gern auf der Ehrentribüne mit
Autokrat Putin und dem Ölprinzen aus einem Land mit öffentlichen
Hinrichtungen und blutverklebter Männerwirtschaft. Der Fußball
verbindet und werde die Welt besser, schöner und freier machen, das
wollen sie uns weis machen. Ja, sicher... - die Erde ist ja bekanntlich
auch eine Scheibe...
In den nächsten Wochen wird aber alles Sonstige erfahrungsgemäß in
den Hintergrund rücken, der WM-Fußball mit all seinen Nebengeräuschen
wird die viel zu leisen Stimmen der Andersdenkenden in Russland
übertönen. Das ist schade, aber wohl menschlich. Bei der Vergabe von
Weltmeisterschaften sollte auch mal ein Blick auf die Lage der
Menschenrechte und der Pressefreiheit geworfen werden, nicht nur auf
den Kontostand. Ob das eine richtige WM ist, muss jedoch eh bezweifelt
werden. Eine WM ohne Italien? Das fühlt sich irgendwie nicht richtig
an. Ist irgendjemand unter Euch, der nicht gerne noch mal die
blitzenden blauen Augen von Gigi Buffon beim Absingen der italienischen Nationalhymne
gesehen hätte? Für Fußballromantiker wie mich gehört die Squadra Azzura
dazu, ob sie nun gut spielt oder schlecht. Und auch die Holländer
hätten wir bei aller Rivalität doch gern dabei, nicht nur John wird mir
da zustimmen. Panamananesen, Iraner und Südkoreander geben einfach zu
wenig Stoff für lustige Kommentare her, auf beiden Seiten. Ach ja...
Immerhin gab es gestern schon mal ein zeitweise recht
unterhaltsames Eröffnungsspiel. Wer wie ich zu den WM-Veteranen gehört,
hat schon öde 0:0-Spiele gesehen, bei denen nur starker Kaffee das
Einschlafen verhinderte. Und schöne Tore gab es gestern auch zu sehen.
Wer mal selber gekickt hat (auf niedrigem Niveau oder bei den
Hebbelkickern), kann Cherishovs technische Kunststückchen beim 2:0 und
4:0 richtig einordnen. Große Klasse! Ob die ansonsten mäßige Leistung
der Russen gegen die Saudis für das Achtelfinale reicht, wird sich
gegen Mo Salah & Co. zeigen. Warum das deutsche Team neulich aber
nur ein mühsames 2:1 gegen die Grünen zusammenstolperte, bleibt ein
großes Rätsel. Jogi wird es wissen. Und ich fürchte, nach diesen
schlechten Vorbereitungsspielen wird die deutsche Mannschaft wieder
Weltmeister...
Heute geht es weiter. Wenn irgendwie möglich, wird alles
weggeglotzt. Aber Hebbelkick geht vor, daher kommt die Aktualisierung
der Tabelle nach dem 17 Uhr-Spiel erst während des Iberer-Duells heute
abend.
Ein schönes WM-Wochenende wünscht
Robert
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Radio Eriwan antwortet prinzipiell auf alle wichtigen und unwichtigen Fragen zur Fußball-WM (Folge 2)
WM-Vorrundenspiel Schweden – Südkorea (18. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der Altherrenspielergenosse Zlatan Ibrahimovic nach
seiner Ausbootung aus dem schwedischen WM-Kader kurzfristig als
Taktikexperte bei den südkoreanischen Gruppengegnern angeheuert hat, um
seinen undankbaren Landsleuten für diese Schmach so richtig eins
auszuwischen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch passen Taktik und Zopfgenosse Ibracadabra so gut
zusammen wie Zarengenosse Putin und die Menschenrechte. Man sollte
die asiatischen Sportfreunde nicht mit so etwas Unnötigem
verwirren. Viel wichtiger sind dagegen eine robuste Zweikampfführung
und der akrobatische Torschuss. Die urkoreanische Kampfsportart
Taekwondo heißt übersetzt bekanntlich „Der Weg mit Fuß und Faust“.
Jetzt können sich Ibras schwedische Ex-Kameraden mit den drei Kronen
auf der Brust so richtig warm anziehen.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass Nordkoreas Chefgenosse Kim Jong-un wie bei den letzten
olympischen Winterspielen seine berühmt-berüchtigten Cheerleader zur
lautstarken Unterstützung der ehemals ungeliebten Landsleute aus dem
Süden nach Russland entsendet hat?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch hat Twittergenosse Trump die minderjährigen
Mädels nach seinem Treffen mit Babyfacegenosse Kim in Singapur
abgefangen, anschließend in den gut gekühlten Frachtraum seiner
„Airforce One“ verstaut und auf diese Weise nach Washington
mitgenommen. Zum Ausgleich dafür dürfen die Nordkoreaner nun weiter an
ihrer Atombombe basteln. So etwas nennt man eine klassische
Win-Win-Situation. Die kleinen Sing- und Hupfdolen aus Pjöngjang sollen
nun als dauergrinsende Geheimwaffe im nächsten
US-Präsidentschaftswahlkampf eingesetzt werden. Bis dahin bespaßen die
ehemaligen Kim-Jüngerinnen diejenigen ausländischen Staatsgäste im
Weißen Haus, die der tobende Präsidentengenosse schon immer nicht
leiden konnte – also prinzipiell alle.“
WM-Vorrundenspiel Russland – Ägypten (19. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die ägyptischen Spielergenossen ihr tschetschenisches
Quartier nur deshalb verlassen durften, weil sie ihren aufmerksamen
Gastgebern in Grosny versprechen mussten, ihr zweites Spiel gegen die
russischen Kollegen klar zu verlieren?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch ging der weise Chefgenosse Ramsan Achmatowitsch
lieber auf Nummer sicher. Statt der ägyptischen Fußballer schickte er
nach vorheriger Rücksprache mit dem Zarengenossen Wladimir
Wladimirowitsch die kalmückische Landesauswahl der Ringreiter mit
gefälschten ägyptischen Spielerpässen nach Sankt Petersburg. Jetzt
sollte im Krestovsky-Stadion mit dem russischen Dreier prinzipiell
alles glatt gehen – es sei denn, die hungrigen kaukasischen Pferdchen
fressen vorher den ganzen Rollrasen auf.“
WM-Vorrundenspiel Iran – Spanien (20. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan: „Stimmt es, dass die iranischen Spielergenossen auch ihr zweites WM-Spiel barfuß bestreiten müssen?“
Antwort:
„Im Prinzip nein, denn der Cholerikerpräsidentengenosse Trump hatte
endlich ein Einsehen mit den im ersten Spiel gegen die Marokkaner noch
barfüßig kickenden Iranern und hat in seiner unendlichen Güte in
US-Amerika produzierte Fußballschuhe per Dekret von der Embargoliste
gestrichen. Die Sportartikelfirma mit dem Swoosh darf also gemäß
Ausrüstervertrag nun wieder an die Iraner liefern. Zum Ausgleich dafür
erhielten die United States of America First von
FIFA-Glatzengrinsegenossen Infantino nachträglich den alleinigen
Zuschlag für die WM 2026. Die eigentlich als Mitausrichter vorgesehenen
Mexiko und Kanada schauen damit zwar leider ein wenig in die Röhre. Die
nach Trump‘scher Terminologie als Drecksloch- bzw. Höllenländer
eingestuften Staaten dürfen aber demnächst immerhin wieder einige
Containerladungen mit Maistortillas und Ahornsirup in die USA liefern.
Radio Eriwan begrüßt diese neue Art von freiem Welthandel in aller
Form, denn auch in der guten alten UdSSR wurden die Waren vom Staat
zugeteilt. Den iranischen Spielergenossen hilft ihre schöne neue
Ausrüstung aber vermutlich nicht weiter, da ihre noch vom ersten
WM-Spiel so arg lädierten Füßchen einfach nicht so recht in die
amerikanischen Plastiktreterchen hineinschlüpfen wollen. Radio Eriwan
empfiehlt das bewährte kaukasische Haselnussöl als klassisches
Gleitmittel – dann flutscht das schon.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass Nationalcoach Lopetegui nur deshalb zwei Tage vor
WM-Beginn von spanischen Verband geschasst wurde, weil er als neuer
Trainer von Real Madrid die vier WM-Wochen zum frühzeitigen Einspielen
seines neuen Teams nutzen wollte?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, aber auch nur deshalb, weil der schusselige
Baskengenosse die Turboeinbürgerungsanträge für die ausländischen
Realspielergenossen zu Hause in seiner Eigentumswohnung auf dem
Spülkasten der Toilette liegengelassen hatte. Der spanische Verband
hatte nämlich schon fertig beflockte Trikots mit den Namen Navas,
Varane, Marcelo, Kroos, Modric, Casemiro, Ronaldo, Benzema und Bale mit
nach Russland genommen. Jetzt können diese Unikate meistbietend für
wohltätige Zwecke versteigert werden.“
WM-Vorrundenspiel Argentinien – Kroatien (21. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass bei den Kroaten der Sportkameradengenosse Zivkovic die
Sonderbewachung von Weltfußballergenosse Messi übernehmen wird?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch spielt der angesprochene Sportkameradengenosse
seit Jahren gar keinen Fußball mehr. Radio Eriwan hat aber aus
gewöhnlich gut informierter Quelle erfahren, dass stattdessen
Spezialkräfte des russischen Geheimdienstes vorhaben, die Wasserflasche
des Weltfußballergenossen mit einem gleichnamigen Getränk von der
serbischen Adriaküste zu präparieren – selbstverständlich aus Versehen.
Statt hundertprozentiger Leistung gibt es für Messi beim zweiten
WM-Auftritt nur achtzigprozentigen Schnaps. Aber wo um alles in der
Welt findet man die serbische Adriaküste? Und was hat diese mit
Kroatien zu tun? Radio Eriwan begibt sich auf die Suche und ist für
sachkundige Hinweise seitens der treuen Hörerinnen und Hörer dankbar.“
WM-Vorrundenspiel Brasilien – Costa Rica (22. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die Brasilianer ihren verletzungsanfälligen
Weltrekordablösesummengenossen Neymar am liebsten in Watte packen
würden?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch war im Moskauer Kaufhaus „GUM“ nur ein alter
aufblasbarer Sumoringeranzug aus sowjetischer Produktion erhältlich.
Mit dieser speziellen Schutzkleidung ausgestattet, dürfte nun nichts
mehr passieren. Die zusätzliche Sicherheit geht aber prinzipiell etwas
auf Kosten der Antrittsgeschwindigkeit. Ein altes russisches Sprichwort
besagt nämlich: Ein totes Pferd springt nicht aus dem Grab. Übertragen
auf die Fußball-WM bedeutet das in diesem Fall: Auch ein 222 Millionen
Euro teurer Neymar kann eben nicht alles haben.“
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Radio Eriwan antwortet prinzipiell auf alle wichtigen und unwichtigen Fragen zur Fußball-WM (Folge 1)
Exklusiv für das Tippspiel zur Fußball-WM 2018 hat die
Kanal-Redaktion einen echten Klassiker aus Zeiten des Kalten Krieges
medial exhumiert. Den jüngeren Tipperinnen und Tippern wird der Name
Radio Eriwan sicherlich wenig sagen. Es handelt sich dabei um einen
virtuellen Sender aus der armenischen Hauptstadt, als dieses heute
eigenständige Land noch zur Union der sozialistischen Sowjetrepubliken
(UdSSR) gehörte (also gefühlte Steinzeit). Das kann man alles bei
Google nachschauen oder es auch sein lassen. Radio Eriwans ganz
spezieller Hörerservice dokumentierte damals den ganz realen Wahnsinn
des sozialistischen Alltags. Die kultigen Radiomacher aus dem Kaukasus
antworteten dabei auf Fragen, die von den treuen Hörerinnen und Hörern
aus Sicherheitsgründen vielleicht manchmal besser erst gar nicht
gestellt worden wären. Aber auch heutzutage ist es bekanntlich nicht so
ganz ungefährlich, im Neozarenreich von Wladimir dem Großen seine
Meinung zu sagen, vor allem wenn diese den Machthabern im Kreml nicht
so recht gefallen sollte. Passend zum Motto „Back in the USSR“ erlebt
dieser ganz spezielle Sender während der Fußball-WM nun seine fröhliche
Wiederauferstehung – jedenfalls prinzipiell.
WM-Vorrundenspiel Russland – Saudi-Arabien (14. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der Möchtegernzarengenosse Putin zehn Millionen Rubel
(entspricht aktuell 137.517,53 Euro) seines mühsam erarbeiteten
Vermögens auf einen Sieg der russischen Sbornaja im Eröffnungsspiel
gegen die sunnitischen Saudis gesetzt hat?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch stammt der Wetteinsatz nicht vom Zarengenossen
Putin selbst, sondern vom Präsidentengenossen Rohani aus dem
schiitischen Iran. Und es wurden wegen Embargofinanzklammheit der
Ajatollahgenossen auch keine zehn Millionen Rubel überwiesen, sondern
nur eine mickrige Lastwagenladung mit altem Kaviar aus dem Kaspischen
Meer direkt vor den Kreml gekippt. Merksatz von Radio Eriwan: Geld
stinkt prinzipiell nie, Kaviar im Hochsommer aber immer.“
WM-Vorrundenspiel Marokko – Iran (15. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der Präsidentengenosse Rohani aus dem Iran dem
Möchtegernzarengenossen Putin zehn Millionen Rubel versprochen hat,
damit dieser dafür sorgen möge, dass die marokkanischen Spieler während
der gesamten Begegnung wie ein Schluck Wasser in der Kurve herumlaufen?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch äußern wir uns grundsätzlich nicht zur Tätigkeit
des russischen Geheimdienstes. Außerdem hat der Zarengenosse Putin dem
Präsidentengenossen Rohani am Telefon gesagt, dass der sich seinen
stinkenden Kaviar von gestern sonst wohin stecken könne und dieses
widerliche Zeug nun als chemisches Kampfmittel im syrischen Bürgerkrieg
eingesetzt werden soll.“
WM-Vorrundenspiel Ägypten – Uruguay (15. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass es erhebliche Sicherheitsbedenken bezüglich des von
der ägyptischen Nationalmannschaft in der tschetschenischen Hauptstadt
Grosny gewählten WM-Quartiers gegeben hat?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch hat uns der tschetschenische Chefgenosse Achmat
Kadyrow vor ein paar Tagen exklusiv getwittert, dass sich die
muslemischen Brüder vom Nil in seinem Reich so sicher wie in Abrahams
Schoß fühlen könnten. Alle subversiven Elemente wie beispielsweise
terroristische Pressevertreter oder terroristische Oppositionspolitiker
seien nach vorheriger Rücksprache mit dem Zarengenossen Putin
standrechtlich eliminiert worden. Darüber hinaus wurde jedem
ägyptischen Spieler ein eigener Panzer nebst Fahrer und Bordschütze zur
Fahrt vom Hotel zum Trainingsplatz kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Der weise Chefgenosse Kadyrow hat es sich dabei nicht nehmen lassen,
die berühmte zweibeinige Tormaschine namens Mohamed Salah in seinem
privaten Regierungskettenfahrzeug zu chauffieren. Gerüchte, dass dabei
etliche Luxuslimousinen und mehrere Häuser versehentlich zerstört
worden seien, weisen wir hiermit ausdrücklich zurück. Chefgenosse
Kadyrow ist selbstverständlich ein großartiger Fahrer und
Schlachtenlenker!“
WM-Vorrundenspiel Portugal – Spanien (15. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass der portugiesische Spielergenosse mit dem Decknamen
CR7 in der Nacht vor dem wichtigen Spiel gegen Spanien im Stadtzentrum
von Moskau in Begleitung einer russischen Prostituierten gesehen worden
ist?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch handelte es sich nicht um den
Weltfußballergenossen Cristiano Ronaldo, sondern um den ehemaligen
germanischen Schnellsprecherweltmeistergenossen Matthäus. Und dieser
ist auch nicht mit einer Prostituierten gesehen worden, sondern mit
seiner langjährigen beziehungsweise langbeinigen neuen Freundin, die er
nach eigenen Angaben kurz vorher über das einschlägige russisches
Dating-Portal „ESCORT-RUS“ (www.escort-rus.ru) akquiriert
beziehungsweise abgeschleppt hatte. Über die wahre Identität der
dunkelhaarigen jungen Dame erteilt Radio Eriwan grundsätzlich keine
Auskünfte.“
WM-Vorrundenspiel Argentinien – Island (16. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die erstmals für eine WM-Endrunde qualifizierten
Wikinger von der isländischen Insel die russischen Lande wie ihre
Vorfahren in früheren Zeiten ausschließlich rudernd in Langbooten
bereisen werden?“
Antwort:
„Im Prinzip ja, jedoch befinden sich die Herren Wikingerspielergenossen
nach erfolgreichen Plünderungen diverser Städte derzeit in einem
Moskauer Gefängnis. Erst nach Zahlung einer entsprechenden Kaution – zu
entrichten wie üblich in bar an den Genossen Gefängnisdirektor – dürfen
sie die Haftanstalt wieder verlassen und zum ersten Spiel gegen die
argentinischen Gauchospielergenossen im Spartak-Stadion antreten. Daher
wollten die isländischen Wikingerfangenossen für ihre Lieblinge fleißig
Geld sammeln. Das schräge Gebrüll der „Vereinigten Huh!-Chöre“ rief in
der Moskauer Innenstadt allerdings einige hundert russische
Hooligangenossen auf den Plan. Jetzt sitzen auch dreitausend
Wikingerfangenossen im Knast fest. Radio Eriwan hat aus sicherer Quelle
erfahren, dass Weltfußballergenosse Messi die Kaution für alle
Inhaftierten jetzt komplett aus eigener Tasche bezahlen will, um für
sein Team die ersten drei WM-Punkte zu sichern. Aus Dank dafür wollen
die Isländer den kleinen Kerl nun sogar zum Ehrenwikinger erklären.
Auch ein Spielfilm ist angedacht (Titel: „Messi und die starken
Männer“). Radio Eriwan bleibt weiter am Ball.“
WM-Vorrundenspiel Costa Rica – Serbien (17. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass nach der überraschenden Berufung der international
renommierten Mathematikerin Rasta Tistic in das Betreuerteam der
serbischen Nationalmannschaft die Qualität der Mannschaft deutlich
gestiegen ist?“
Antwort:
„Im Prinzip nein, weil die Serben immer noch denselben furchtbaren Käse
zusammenspielen wie zu Zeiten des Großgenossen Tito. Der Mannschaft ist
das aber jetzt, im Unterschied zu früher, völlig schnurzegal, weil die
kluge Genossin Tistic mit statistischen Methoden exakt nachweisen
konnte, dass wir zumindest langfristig alle tot sind. Seitdem spielt
das serbische Team absolut unbeschwert auf. So etwas nennt man
Wissenschaft im Dienste der Menschheit.“
WM-Vorrundenspiel Deutschland – Mexiko (17. Juni 2018)
Frage an Radio Eriwan: „Stimmt es, dass die russische Bevölkerung nach dem erneuten Einmarsch der Deutschen völlig verängstigt reagiert hat?“
Antwort:
„Im Prinzip nein, denn im Unterschied zu 1941 funktioniert aktuell in
der deutschen Armee kein einziges Flugzeug, kein einziger Panzer und
kein einziges U-Boot. Außerdem trägt der Oberbefehlshaber diesmal
keinen hässlichen Schnurrbart, sondern ausschließlich modische dunkle
Rollkragenpullis.“
Frage an Radio Eriwan:
„Stimmt es, dass die deutschen Spielergenossen Özil und Gündogan nach
der WM für die türkische Nationalmannschaft auflaufen werden?“
Antwort:
„Im Prinzip nein, denn nach eigenen Recherchen werden die beiden
Spielergenossen im deutschen Nationalteam bleiben. In Absprache mit dem
Bundestrainergenossen Löw und aus Respekt vor ihrer türkischen Heimat
werden sie ab heute jedoch mit leicht geänderten Namen spielen, und
zwar als Recep Tayyip Özil und Ilkay Erdogan. Die Redaktion des
Panini-Verlages wurde zeitnah informiert und hat die entsprechenden
Sammelbilder bereits ausgetauscht.“
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Der Prolog vom Kanal zur WM 2018
Im Prinzip ist doch alles blitzsauber...
Um es gleich zu sagen: Ich halte die WM-Vergaben an Russland und
Katarrh für einen einzigen Skandal und nehme daher an dem diesjährigen
WM-Tippspiel nur vorbehaltlich und unter Protest teil. Ich habe das
bereits dem Spielleiter schriftlich mitgeteilt und daher auch meinen
Spieleinsatz in Höhe von fünf Euro auf einem Notaranderkonto
hinterlegt. Dort liegt das Geld sicher und ist somit dem Zugriff
windiger FIFA-Funktionäre, skrupelloser Oligarchen oder
ölig-schmieriger Scheichs entzogen. Lange habe ich zudem mit mir
gerungen, ob diese und die nächste WM in 2022 überhaupt eine einzige
Zeile wert sein könnten. Denn es gehört leider zum Allgemeinwissen,
dass es bei der Vergabe dieser beiden Sportfeste nicht mit rechten
Dingen zugegangen sein konnte.
In letzter Zeit wurde mir allerdings die Illusion
vollständig genommen, dass es bei irgendeiner WM-Vergabe seit 1930
überhaupt mit rechten Dingen zugegangen war. Der Fußball ist ganz
einfach käuflich. Damit ist natürlich nicht nur das runde Spielgerät
gemeint, das man tatsächlich problemlos im Laden um die Ecke oder im
Internet erwerben kann (Das aktuelle Modell „Telstar 18“ ist übrigens
schon zum Sonderpreis von 74,89 Euro im einschlägigen Onlinehandel
erhältlich – Replika- und Miniaturversionen sind sogar noch erheblich
günstiger), sondern die zahlreichen Profiteure dieses weltumspannenden
Big Business. Dazu zählen selbstverständlich auch Diktatoren, Despoten
und Autokraten in allen Ausprägungen. Den Anfang machte 1934 Italiens
Faschismus-Erfinder Mussolini, als willfährige FIFA-Funktionäre und
korrupte Schiedsrichter seinem Heimatteam den damaligen Jules-Rimet-Cup
unter skandalösen Umständen gewissermaßen vor die Füße legten. Was
Hitler und seine Nazi-Clique für die seitens der FIFA bereits in
Aussicht gestellte und aus bekannten Gründen später abgesagte Heim-WM
1942 so alles ausgeheckt hatten, wissen wir zum Glück nicht. Die
nächsten Diktatoren, die den goldigen WM-Pokal inniglich herzen
konnten, waren die mörderischen Generäle der argentinischen
Militär-Junta 1978. Demnächst sind dann 2022 die ölig-schmierigen
Scheichs aus dem Polizeistaat Katarrh an der Reihe und sicherlich würde
auch dem polternden Autokraten vom Bosporus so eine schöne
Prestigeveranstaltung bestens in den großtürkischen Kram passen.
Aber auch die unter dem Label „Demokratie“ firmierenden
Gemeinwesen profitieren natürlich von der Ausrichtung einer Fußball-WM.
Und viele wollen daran mitverdienen. Selbst unser schönes heimatliche
„Sommermärchen“ von 2006 war leider irgendwie ein wenig
zusammengekauft. Übrigens sollen die lange Zeit verschwundenen und von
„Kaiser“ Franz endgültig vergessenen ominösen 6,7 Millionen Euro wieder
aufgetaucht sein: Wüstenscheich und Fußballfreund bin Hammam hat das
Geld kürzlich rein zufällig beim Herumstöbern in seinen Auszügen auf
einem seiner vielen Schweizer Nummernkonten gefunden und dem Deutschen
Fußball-Bund gegen was auch immer (Dolly Buster?) zurückerstattet. Und
der DFB hat mit exakt dieser Summe kürzlich die vom Hamburger
Sportverein seit diesem Sommer nicht mehr benötigte so genannte
„Bundesliga-Dino-Uhr“ gekauft und sich mit diesem Unikat ein weiteres
wunderbares Schaustück für sein Dortmunder Fußball-Museum gesichert.
Wir wissen nicht, was der finanziell und sportlich gleichermaßen
gebeutelte HSV jetzt mit dem ganzen Geld anstellen wird. Es dürfte aber
für ein Jahresgehalt ihres neuen Zweitligatrainers Felix Magath (bisher
noch inoffiziell – bitte nicht weitersagen) locker reichen.
So ist das eben mit dem Fußball und in Russland geht das
jetzt munter so weiter, obwohl frei nach Radio Eriwan dort im Prinzip
doch alles blitzsauber ist. Neulich erwachte ich jedoch völlig
nassgeschwitzt aus einem schrecklichen Albtraum: Ich sah einen älteren
Herrn mit nacktem Oberkörper auf der Ehrentribüne in einem riesigen
Stadion stehen. Dieser Mann mit dünnblondem Haar muss früher einmal
recht muskulös gewesen sein. Jetzt hing seine Haut aber nur noch
seltsam schlaff in großen Falten von seinen müden Knochen herunter. Das
schien dem Publikum auf den Rängen jedoch völlig egal zu sein. Mit
lauten Sprechchören brüllten sie seinen Namen: „Wla-di-mir!
Wla-di-mir!“. Denn der hatte soeben gewissermaßen im Handstreich die
Fußball-WM gewonnen. Die von ihm angeführte Mannschaft kniete im
Halbkreis um ihn herum. Der russische Kapitän überreichte seinem
halbnackten Präsidenten endlich den ersehnten WM-Pokal, denn der sollte
fortan bis in alle Ewigkeit diesem alleine gehören. Der Jubel kannte
nun keine Grenzen mehr, als der Präsident den Weltpokal stolz in die
Höhe reckte. Und alle freuten sich mit ihm zusammen: sein gerissener
ehemaliger Staatsdopingminister, der umtriebige glatzköpfige
Weltfußballverbandsschönredner und natürlich die vielen verschlagenen
Delegierten dieses wundersamen Fußballweltreichs, denen vorher so
trefflich die Taschen vollgestopft wurden. Der ehemalige KGB-Agent und
heutige Zar Wladimir saß endlich auch auf dem großen Fußballthron. Die
vielen zu diesem Zweck investierten und dem eigenen Volk zuvor
geraubten Billionen von Rubeln schienen sich in diesem Moment bestens
ausgezahlt zu haben.
Entwarnung: So wird es wohl nicht kommen. Denn mir fehlt
einfach die Phantasie, wie die bisher doch reichlich uninspiriert und
fußballtechnisch limitiert daherkommenden russischen Kicker mit oder
ohne Staatsdoping (Hajo Seppelt bleibt für uns nicht nur bildlich
weiter am Ball) zu einer derartigen Leistung imstande sein könnten.
Sicherlich ist die Motivation überdurchschnittlich hoch, denn für einen
erfolglosen Russen-Kader stünde nach der WM eine auf Staatskosten
organisierte Reise in ein mehrjähriges sibirisches Trainingscamp nahe
der chinesischen Grenze an. Aber besonders ein Mensch (siehe oben)
dürfte von einem WM-Sieg tatsächlich jede Nacht mit einem breiten
Grinsen träumen. Doch leider ist es nicht alleine mit Träumen getan,
denn solche Erfolge steigen dem besagten Russen-Präsidenten leider
bisweilen schwer zu Kopfe und wecken bei ihm möglicherweise
anderweitige Begehrlichkeiten. Es sei daran erinnert, dass er kurz nach
dem Ende der heimischen olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi der
Ukraine die bekanntlich immer schon zum russischen Kulturkreis zählende
Krim einfach wieder wegklaute und darüber hinaus inoffizielle Truppen
in den Ostteil des ungeliebten Nachbarlandes einmarschieren ließ.
Insofern darf man durchaus gespannt sein, was wohl diesmal nach Ende
dieser heimischen Sportveranstaltung im Fokus des russischen
Kulturliebhabers steht. Ich tippe einmal auf die Rückführung des
legendären und bekanntlich immer schon zum russischen Kulturkreis
zählenden ehemaligen Sowjet-Senders Radio Eriwan in sein in
geopolitischer Hinsicht durchaus noch aufnahmefähiges Reich. Die
Armenen sollten insofern jetzt schon einmal gewarnt sein und sich
vorsorglich im Kaukasus verbarrikadieren. Das gilt natürlich auch für
die Georgier, denn die würden ja den Russen bei ihrem Durchmarsch nach
Eriwan geografisch schwer im Wege stehen.
Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass ich überhaupt
nichts gegen Russland oder gar gegen die Russen habe. Russland ist ein
tolles Land und die Russen sind in der ganz überwiegenden Mehrzahl
warmherzige und begeisterungsfähige Menschen. Denen würde ich den
erstmaligen Gewinn einer Fußball-Weltmeisterschaft sogar gönnen, Putin
und seiner ihm hörigen Kremlclique allerdings auf gar keinem Fall. Mit
Blick auf die Historie besitzt das Land unter Einbeziehung der früheren
Sowjetunion durchaus eine lange Fußballtradition mit zum Teil
beachtlichen Erfolgen. Unter der roten Fahne mit Hammer und Sichel
wurde man immerhin einmal Europameister (1960), dreimal EM-Zweiter
(1964, 1972 und 1988) und einmal WM-Vierter (1966). In jüngerer
Vergangenheit steht für Russlands Kicker allerdings nur das Erreichen
des Halbfinales bei der EM 2008 auf der Habenseite zu Buche. Und bei
Weltmeisterschaften scheiterte man seit 1994 gleich dreimal in der
Vorrunde und konnte sich ebenfalls dreimal sogar nicht einmal für das
Endturnier qualifizieren. Insofern wäre hier noch viel Luft nach oben.
Doch in der vermutlich schwächsten WM-Vorrundengruppe aller Zeiten
(Hallo FIFA: War das wirklich alles nur Losglück?) könnte für die
Gastgeber durchaus etwas in Richtung Achtelfinale gehen.
Wir konstatieren also, dass Russland trotz Heimvorteil
keinesfalls zu den Favoriten zählt. Das dürften diesmal die 2014 noch
schwer versohlte „Selecao“, die im letzten EM-Finale blöde gestolperte
„Equipe Tricolore“ und die wiedererstarkte „Furia Roja“ sein. Und dann
sind da noch diverse Mitfavoriten (Messi mit seinen
weiß-blau-gestreiften Sportkameraden sowie CR7 mit Gefolge) oder
Geheimfavoriten (vor allem die beiden Mannschaften der Flamen und
Wallonen) und natürlich die allseits geliebten „Three Lions“. Letztere
werden vermutlich wie immer mit viel Elan zur WM anreisen (wenn
Giftcocktail-Freund Putin sie überhaupt einreisen lässt) und spätestens
nach dem Viertelfinale mit reichlich Frust zurück auf ihre Insel
fahren. Wir werden sehen. Mit uns allen gemeinsam gespannt vor dem
Fernseher werden das diesmal auch die Kicker der „Squadra Azzurra“
(skusi Gigi), der „Elftal“ (ohne Holland macht die WM-Fahrt doch nur
halb so viel Spaß) und von Südamerikameister „La Roja“ (jetzt hat der
Irokese Vidal noch mehr Zeit zur Komplettierung seiner
Ganzkörper-Tattoo-Sammlung) verfolgen.
Und was macht „The Mannschaft“ diesmal so in Russland?
Bekanntlich stießen frühere Exkursionen bewegungsaffiner Männerhorden
aus deutschen Landen dort keinesfalls immer auf ungeteilte Gegenliebe.
Diesmal können wir es aber tatsächlich einmal bis tief ins Zentrum von
Moskau schaffen und müssen nicht wie vor knapp 77 Jahren zwangsweise
schon an der Stadtgrenze umkehren. Zumindest fürs erste Spiel der
Vorrunde gegen „El Tri“ ist dieser Durchmarsch schon einmal absolut
gesichert. Ob es dann aber ein paar Wochen später auch fürs Finale an
gleicher Stätte im von vielen bienenfleißigen Arbeitssklaven
zusammenbetonierten Stadion im Luschniki-Park reichen wird, das wissen
wohl nur Lothar M. und die anderen Fußballgötter mit ihrem schicken
„Sky“-Logo am Anzugs-Revers. Es wäre doch aber schon ganz lustig, wenn
Helmut, Gerd, Andreas und Mario noch einen duften fünften Kumpel für
ihre illustre Runde dazubekommen könnten, oder? Wider alle Statistiken
und Eintrittswahrscheinlichkeiten muss träumen manchmal erlaubt sein.
Doch am schönsten ist natürlich immer die Vorfreude – auf was auch
immer. Hа здоровье (na sdorówje) allerseits!
Mit besten Grüßen vom Kanal
Bernd Christoph