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EM2012




Das war die WM: Live-Bilder aus Rio vor dem Finale - übersandt von Tippspiel-Reporterin und Fußball-Expertin Christina Kayma (mit Brasilien-Fahne)



        


Endstand im WM-Tippspiel 2014
 
Aktuelle Kommentare zu den Spielen findet Ihr unter der Tabelle!

Platz           Name          Punkte
nn
1
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5
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8
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33



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53



57

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64

66


69


72
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75


78

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81

83


86

88
89


92

94

96
97
98

100

102
103
104
Boyke Feddersen
Olafur Ingolfsson
Christina Kayma
Dieter Piepenburg
Martin Kordowski
Roland Friedl-Schulz
Maciej Telesinski

Ingo Bergmann
Klas Lackschewitz
Johannes Göser
Lisa Christoph
René Kaiser (XX)
Paul Schneeberg
A. & E. Taldenkov(a)
Jochen Dreger
Jirka Menke
André Kaiser
Michaela Bessmann
Bernd Christoph
Mikkel Dethleff (XX)
Christian Hass
Henriette Kolling
Lotte Borkowski
Claudia Didié
Nicolas van Nieuwenhove
Hanno Kinkel
Melissa Gabler
Olaf Ohms
Norbert Dregger
Hiroshi Kawamura
Christian Rodde
Silke Glogowski
Azzedin Ait Brahim
Tobias Christoph
Simon Pilates
Moritz Kayma
Marcel Rutke
Tim Klages
Hardy Jacobsen
Imke Scheel
Edgar Borkowski
Jonathan Lackschewitz (-5)
Stefan Büttner
Borko Borkowski
Dirk Dethleff
Jan Petersen
Nick Gabler
Rüdiger Stein
Karen Volkmann-Lark
Robert Spielhagen
Frederik Dethlefs
Martin Maudrich
Tanja Hörner
Kurt Aeffner
Dieter Höffmann (-5)
Anastasia Zhuravleva
Jan Scholten
Helen & Verena Dethlefs
Jörg Geldmacher (XX)
Merle Lackschewitz (XX)
Nils Stein
Benoit Thibodeau
Henning Bauch
Stefan Wetzel
Torben Struve
Stefan Reißig
Nicole Biebow
Mette Geletneky
Jens Hölemann
John Reijmer
Hanno Meyer
Annette Christoph
David Poggemann
Michael Berger
Sven Geletneky
Thomas Opel
Matthias Gröger (-5)
Ove Krüger
Jörn Geletneky
Ralph Hansen
Johann Klages
Dorothea Bauch
Christian Hirdes
Sabine Lange
Bertram Zitscher
Jeroen Groeneveld
Anna Jacobsen
Marian Rüffer
Georgi Laukert
Jan Helmke
Philip Scholten
Achim Pfüller
Georg Schwamborn
Kirsten Fahl
Bennet Juhls
Martin Frank
Gerd Unger-Schneeberg
Michael Klages
Marcus Gutjahr (XX)
Sven Petersen
Team WernerWegner
Heiko Hanss (-5)
Fabian Huttner
Claudia Schmengler (X)
162
159
156
153
151
150
150

147
140
140
139
139
138
136
134
134
133
132
132
132
131
130
130
129
128
128
127
126
126
126
126
126
125
125
125
125
124
123
123
123
123
122
122
121
121
121
121
120
120
120
120
120
119
119
119
119
118
118
116
116
116
116
116
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115
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114
114
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113
113
112
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107
106
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105
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103
103
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102
101
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99
99
97
97
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95
94
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88
88
87
87
77
74
59
(X) keine Endrunden-Tipps abgegeben (keine Wertung für die Rote Laterne)
(XX) keine Tipps für Halbfinal- und Finalspiele abgegeben (keine Wertung für die Rote Laterne)
(-5) 5 Punkte Abzug (Tippschein für Halbfinal- und Finalspiele falsch ausgefüllt - und dabei war doch darin genau
beschrieben, wie die Eintragung für die Finalspiele aussehen sollte. Wer lesen kann, ist halt im Vorteil...)

Die vollständige Galerie: WM-Stars und ihre Zwillingsbrüder - bei der Geburt getrennt!

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WM-Abschlussbericht


Liebe Tippspielgemeinde,

es ist so weit, das Tippspiel ist zuende und die deutsche Mannschaft ist nach nur sieben Spielen und ohne Niederlage aus dem Turnier ausgeschieden. Das ist bitter, gerade für uns, hatten wir uns doch in den vergangen sechs Wochen scho' au ein wenig an verschiedene Dinge gewöhnt, an nicht enden wollende Diskussionen über die "richtige" Aufstellung, an die neuesten Verletzten- und Krankenmeldungen und irgendwie auch an Jogis badischen Singsang. Das ist nun vorbei, die deutsche Mannschaft ist Weltmeister und zwar (O-Ton Steffen Simon) "sowas von verdient!". Im Finale hätte es mit dem vierten Stern ja glatt noch schief gehen können, aber Higuain und Messi erstarrten offenbar vor Schreck, als dieser drei Meter große und vier Meter breite blonde Schrank aus Gelsenkirchen vor ihnen stand... - und schlossen jeweils überhastet ab. Götzeidank hatte Heuli aus DO in Campo Caipirinha nicht nur Playstation gespielt, sondern auch fleißig Fernsehen geguckt: In James-Rodriguez-Manier nahm er in der Verlängerung Schürrles Flanke mit der Brust an und nagelte die Kugel direkt ins lange Eck. Ein paar Minuten noch, dann sah ich nicht nur den vierten Stern, sondern mehrere Dutzend: Jochen jagte erst mal die Überreste vom Silvesterfeuerwerk in die Luft. Weltmeister!
Verdient war der Titel allemal, gelang der Mannschaft doch nicht nur mit harter Arbeit (gegen Ghana, USA und Algerien), sondern mit konzentriertem Spiel (Frankreich) und begeisternden Kombinationen (Sportugal, Brasilien) der Einzug ins Finale, wo mit Argentinien die Spezialisten für meist wenig überzeugende Ein-Tore-Siege warteten. Die Holländer hatten im kleinen Finale zum Glück den Wert des deutschen Kantersieges gegen die WM-Gastgeber schon relativiert, und es wurde dann das erwartet schwere und ausgeglichene Endspiel. 120 Minuten harter Kampf um die goldene Trophäe - in solchen Spielen werden Helden geboren. Schweinsteiger, mit blutender Wange, erst immer nur von einem, dann aber sogar von zwei Gegenspielern gleichzeitig gefoult und immer wieder aufgestanden - das hatte schon Wagner'sche Dimensionen... Ein WM-Rekordtorschütze Miro Klose, der Platz macht für einen bisher bestenfalls halbgenialen Jungspund - und der schießt dann das Siegtor... Ein Linksverteidiger, den sein Vereinstrainer überall hinstellen würde, aber ganz bestimmt nicht nach links hinten, spielt die WM komplett durch und hätte mit seinen Hammerkopfball vor dem Halbzeitpfiff fast den Pfosten umgeknickt... Und eine Berliner Schnute macht hinten in der Mitte das Spiel des Lebens und räumt einfach alles weg, was noch gefährlich werden kann...  Sie alle und ihre Mannschaftskollegen sind jetzt ewige Fußballhelden. Selbst Champions League-Sieger ist man nur für ein Jahr - Weltmeister ist man für immer.


Das war die WM

Die letzten Wochen waren eine tolle WM, und das ganz unabhängig vom Finalausgang. Selbst die Vorrunde bot in fast jeder Begegnung interessanten Fußball, das Zugucken machte einfach Spaß. Begegnungen wie Algerien-Südkorea (eigentlich eine klassische Gähn-Nummer) mit 6 Toren und Angriffsfußball - klasse! Solche Spiele gab es erstaunlich oft, und echte Langweiler waren selten. Das erste Unentschieden (sonst ja ein Standardergebnis in vielen ersten Vorrundenspielen) gab es erst im 13. Spiel, dazu viele Überraschungen durch Teams wie Costa Rica, Uruguay und Mexiko. Untypisch war dann, dass in den k.o-Spielen die ersten Längen auftauchten. Elmeterschießen kurz vor ein Uhr nachts sind nicht jedermanns Sache, vor allem wenn man früh raus muss. Ein Team wie die Niederlande schoss auf einmal keine Tore mehr und auch die deutsche Mannschaft mühte sich in Achtel- und Viertelfinale ab. Aber dann...


Ein Wort zur Taktik

Taktisch brachte diese WM keine wichtigen Erkenntnisse, außer dass Angriffsfußball wieder aktuell ist. Schluss mit spanischer Taka-Tuka-Langeweile, schnell nach vorn ging es bei vielen Teams. Der Weltmeister von 2010 musste das auf brutale Weise gleich im ersten Spiel erfahren und erholte sich nicht mehr von dem Schock. Der falsche Neuner konnte sich nicht wirklich durchsetzen, die meisten Teams vertrauten doch lieber dem klassischen Stürmer - auch wenn der kein reiner Strafraumspieler mehr ist. Schnelligkeit und technische Perfektion sind inzwischen mehr wert als körperliche Präsenz vor dem Tor. Für den Zuschauer ist das bestimmt ein Gewinn.


Die schönsten Tore

• Robin van Persie (NDL): Das 1:1 gegen Spanien, ein halber Torpedokopfball als Lupfer über Casillas, mit technisch exzellenter Bauchlandung

• Arjen Robben (NDL): Das 5:1 der Holländer gegen Spanien, beim 50 m-Sprint dem Gegenspieler drei Meter abgenommen, dann im Strafraum die Abwehr und Casillas schwindelig gespielt und stramm mitten ins Tor eingenetzt.

• Tim Cahill (AUS): Nach langer steil geschlagener Flanke den Ball aus 12 m volley genommen und zum 1:1 gegen die Niederlande unter die Latte genagelt.

• Luis Suarez (URU): Nach gefühlvoll geschlagener Flanke von Cavani von links genau richtig freigelaufen und dann mit dem Kopf von rechts gegen die Laufrichtung den Ball ebenso gefühlvoll zum 1:0 gegen England ins linke obere Eck gesetzt.

• Lionel Messi (ARG) gegen Iran und Shaquiri (SUI) gegen Honduras: Von rechts parallel zur Strafraumgrenze vor das Tor gelaufen und dann aus vollem Lauf an den Abwehrspielern vorbei die Kugel links oben in den Winkel gezirkelt.

• David Villa (SPA): Gegen Australien mit der Hacke den Querpass locker reingekickt.

• Ahmed Musa (NIG): Ein wunderbar um den Torwart herum gezogener Schlenzer aus 20 m von links ins lange Eck

• James Rodriguez (KOL): Den hohen Ball mit dem Rücken zum Tor stehend mit der Brust gestoppt und dann direkt mit links aus 22 m zum 1:0 gegen Uruguay unter die Latte genagelt. Keine Frage: Das schönste Tor der WM.

• André Schürrle (DEU): Den Querpass von links, an der 5 m-Linie eigentlich fast in seinen Rücken gespielt, mit der Hacke des hängenden linken Beins ins lange Eck gesetzt. Artistisch!

• André Schürrle (DEU): Im vollen Lauf die hohe Flanke von links mit dem rechten Bein angenommen und mit links zum 7:0 gegen Brasilien unter die Latte geknallt.

• Mario Götze (DEU): Schürrles Flanke von links mit der Brust gestoppt und mit links zum entscheidenden Tor gegen Argentinien ins lange Eck geschlagen. Weltmeisterlich!


Die dümmsten Sprüche

• Gerd Gottlob: "Die Griechen sind quantitativ in der Überzahl"

• Anonymer Reporter nach dem Spiel gegen Algerien: "Philipp Lahm, wie erleichtert sind Sie, dass es doch noch geklappt hat mit dem Sieg?"

• Und noch einmal Gerd Gottlob: "Quantitativ die Costaricaner nicht so zahlreich..."


Die Tops der WM

• Bonoit Assou-Ekotto (Kamerun) und Maroune Fellaini (Belgien): Die schönsten Pilzfrisuren der WM.

• Miro Klose: WM-Rekordtorschütze. Bis Thomas Müller ihn mal einholt...

• Arjen Robben: Sprintwunder.

• Andrea Pirlo: Der coolste Typ. Kommt mit einem Gesichtsausdruck pro Spiel aus. Und zeigt HIER, dass man als Fußballer auch ohne Waschbrettbauch und Tattoos eine einwandfreie Figur abgeben kann.

• James Rodriguez: Sieht aus wie ein Abiturient und schießt 6 Tore in 5 Spielen. Aber was für welche...

• Im Spiel Brasilien-Mexiko erklärt Schiedsrichter Irmatov dem Mexikaner Andres Guardado gestenreich aber eindeutig, dass er hier ganz allein auf dem Platz die Entscheidungen trifft und dass Guardado gleich selber eine gelbe Karte sieht, wenn er weiterhin den Karton für seinen Gegenspieler fordert. Ganz großes Kino! Der gleiche Schiedsrichter ermöglicht dann auch das Siegtor der Schweizer gegen
Ecuador durch eine perfekte Auslegung der Vorteilsregel.

• Die Mannschaften vom amerikanischen Kontinent: Nur zwei schieden in der Vorrunde aus, die anderen acht stellten die Hälfte aller Teams im Achtelfinale.

• Die Algerier: Kämpferisch und überraschend spielstark zwangen sie die deutsche Mannschaft immerhin in die Verlängerung.

• Hansi Flick: Überzeugte Jogi Löw von der Wichtigkeit der Standardsituationen und behielt damit "sowas von Recht" (O-Ton Steffen Simon).

• Mehmet Scholl als ARD-Kommentator: Kritisch, witzig und immer gut verständlich.

• Oli & Oli beim ZDF: Der ehemalige Titan hat Selbstironie entwickelt und nicht einmal mehr ein Problem mit Rivaldo. In kurzen Videosequenzen wichtiger Szenen wurden uns taktische Einstellungen und taktische Fehler übersichtlich und verständlich erklärt. Und wenn es um Schiedsrichterentscheidungen ging, kam auch Urs "Springteufelchen" Meyer aus der Kiste, stand plötzlich zwischen den Olis, erklärte uns Fehler der Schiris und war nach der nächsten Filmeinblendung plötzlich weggebeamt.

• Die Multimedia-Versorgung der Fernsehanstalten. Vor allem die Zusammenfassungen in der ZDF-Mediathek (10-40 Minuten) waren eine gute Möglichkeit, in der Nacht Versäumtes nachzugucken. Und wer wollte, konnte sich wichtige und strittige Szenen aus 20 Blickwinkeln ansehen.

• Oliver Schmidt (ZDF): Meist angenehm ruhig am Mikrofon, und vor allem ohne 3 Seiten vorbereitete Statistik.

• Johannes B. Kerner: Blieb zuhause und ließ uns in Ruhe.


Die Flops der WM


• Berichterstattungen von Bustransfers der deutschen Mannschaft zum Stadion. Wer will so etwas wirklich sehen?

• Arjen Robben: Der fliegende Holländer: Biegt gegen Mexiko von der Torauslinie nach innen, wird vom Gegenspieler an der linken Fußspitze leicht berührt, springt herrlich ab, streckt das rechte Bein lang aus, reißt die Arme hoch, streckt die Brust durch und landet theatralisch fliegend auf dem Bauch. Die schönste Schwalbe seit Fabio Grosso 2006 in der 5. Minute der Nachspielzeit gegen Australien. Auch sonst zeigte sich Robben gern als Vielflieger und machte (im Auswärtstrikot der Niederländer) dem Motto von KLM alle Ehre: "Flying Blue"...

• Überforderte Schiedsrichter, vor allem in den Vorrundenspielen und bei den vielen Fouls. Wann wacht die FIFA endlich auf?

• Die Schwarzafrikaner und Asiaten: Mittelmaß und schlechter. Wir warten weiter auf ein Team, das mit den Europäern und Südamerikanern mithalten kann.

• Die brasilianische Mannschaft: Neymar und großes Nationalpathos. Sonst war da nicht viel...

• Spanien: Es hat sich ausgetiki-takert. Und was kommt jetzt?

• England: Die üblichen großen Erwartungen - und dann eine Niederlage gegen Uruguay. Aber die jungen Leute geben Anlass zur Hoffnung...

• Italien: Es reichte nicht mal gegen Costa Rica und Uruguay. Schade, wir hätten Pirlo und Buffon gern weiter zugesehen. Immerhin ein Abgang mit Stil.

• Lionel Messi: Von einem Superstar und Weltfußballer hatten wir mehr erwartet als ein bis zwei schöne Tore und sonst nur ein müdes Herumschlurfen im Mittelfeld.

• Steffen Simon und Bela Rethy: Bla bla bla bla bla.


Das Tippspiel

Ohne Tippspiel macht die Fußball-WM nur halb so viel Spaß. Und diesmal blieb es lange spannend. Erst mit dem Halbfinale konnte sich der spätere Sieger Boyke an die Spitze setzen, während der tagelang führende Maciej wegen seines Weltmeister-Tipps auf Brasilien nach der Vergabe der Zusatzpunkte schließlich nur auf Platz 6 landete. Ein echter Hebbelkicker als Tippspiel-Weltmeister - das freut mich ganz besonders! Platz 2 geht an Olafur, der seine Tipps von 78°N schickte und offenbar den coolen Überblick behielt. Christina Kayma hat auf Platz 3 großen Fußballverstand bewiesen und die Reise nach Rio zum Finale allemal verdient. Hinter ihr reihen sich weitere Fußballexperten auf den Gewinnrängen ein, darunter mit Martin und Roland zwei Ex-Weltmeister. Apropos Gewinner: Die amtierende Europameisterin Kirsten tat es den Spaniern gleich und musste sich recht früh von allen Titelträumen bei dieser WM verabschieden. Fast hätte es noch für die Rote Laterne gereicht, aber die schnappte sich Fabian mit lächerlichen 74 Punkten. Das muss besser werden! Gelegenheit zur Optimierung des Tipper-Images besteht in zwei Jahren bei der Europameisterschaft. Wer inzwischen die Emailadresse wechselt, teile mir das bitte mit. Und nun heißt es für uns alle: Adeús Brasilien, Bienvenue Frankreich!

Mit sportlichen Grüßen,
Robert


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Frisch aus dem WM-Papierkorb – unveröffentlichte Meldungen aus den Redaktionen dieser Welt

(WM-Finale 13.07.2014: Deutschland – Argentinien 1:0 n.V.)

14.07.2014   Ruhr Nachrichten   -   Dortmund:

Kevins WM-Tagebuch

Hallo Leute,

Weltmeister – geht doch! Und danach? Ging bei uns irgendwann gar nix mehr. Neunzig Minuten, Verlängerung, Abfeiern, Siegerehrung, Kabine, Duschen und anschließend Paadie bis die morschen Fevelas von den Hängen stürzten. Mann, bin ich in der Grütze. Und dann noch diese Scheißwette mit Heuli Götze. Hätte ich das bloß sein gelassen. Fing schon gestern Vormittag an, als ich ihm seinen vermissten Kofferschlüssel in seine kleinen Patscherchen drückte. Ich konnte sein Gejammer im Nebenzimmer irgendwann einfach nicht mehr ertragen. Man ist ja auch nur ein Mensch. Der Depp hatte geschlagene drei Stunden mit dem Nutella-Messer erfolglos seinen Samsonite bearbeitet. Aber nun hatte er ja plötzlich sein Schlüsselchen wieder zurück. Da strahlte Heuli aber über beide Brandt-Zwieback-Bäckchen, fiel mir in die Arme und sagte dann bedeutungsschwer: „Kevin, das ist ganz groß von dir. Ich sehe das als Zeichen von ganz oben. Ich habe jetzt diesen Schlüssel in der Hand. Das ist der Schlüssel zum Sieg.“ Natürlich musste ich dem Gekloppten in diesem Moment diese Wette anbieten: „Wenn du Vollpfosten im Endspiel tatsächlich die finale Bude machen solltest, dann nenne ich dich erstens nie wieder Heuli, schlafe zweitens einen Monat in Bayern-Bettwäsche und lasse mir drittens von Schweini die Fingernägel in rot und weiß lackieren!“ Hätte ja nie damit gerechnet, dass Jogi Bonito diese Memme in kurzen Hosen wirklich auf den Rasen jagt. Und dann macht der Kerl wirklich die Bude. Aber egal, da muss ich jetzt einfach durch. Hauptsache Weltmeister. Schließlich konnten wir doch den zweihundert Millionen Brasilianern nicht auch noch zumuten, dass ihr Erzfeind im eigenen Wohnzimmer das Tafelsilber klaut. Das hat uns Mutti Kanzlerin nach dem Spiel in der Kabine auch noch mal bedeutungsschwer mitgeteilt. Die war diesmal übrigens in Begleitung von ihrem Mann Joachim gekommen. Und dann sagte Angie auch noch: „Deutschland wird jetzt auf Jahre unschlagbar sein, damit meine ich aber nicht nur den Fußball, sondern einfach alles. Das habe ich gerade auch noch einmal diesem Herrn Putin gesagt, welcher früher einmal mein Freund Vladimir war.“ Ich sage ja auch immer, Fußball ist völkerverbindend. Na ja – fast. Zwischen BVB und Herne West wird wohl immer Kalter Krieg sein. Aber egal – anschließend sind Angie und Joachim noch kurz mit uns unter die Dusche gehüpft, so’n Spiel mit XXL-Extension ist auch für Edel-Public-Viewer megaanstrengend. Ja, und dann ging mit frisch gefönten Haaren der Zug durch die Gemeinde los: Poldi und Schweini Arm in Arm, Herr Götze mit goldenem Türstopper und ich mit frisch lackierten Fingernägeln. Haben dann entlang der Cubacabana erstmal sämtliche Caipi-Vorräte vernichtet. Und dann ging es in den ultimativen Partyschuppen. Die Sportfreunde Stiller und die Toten Hosen haben zum Tanz aufgespielt, Shakira hat auf der Bühne einen zornigen Striptease hingelegt und Messi hat uns in dem ganzen Gewusel die Getränke gereicht. Ist eben ein Super-Techniker! Und wir Nationalkicker im Auge des Orkans. Die Jungs waren wirklich in Bestform. War insgesamt ein schönes Warmup für morgen in Berlin. Da lassen wir’s nochmal so richtig krachen. Wir sehen uns in der Hauptstadt der Partyweltmeister. Und ich leg die Platten auf – BVB olé! Berlin, Berlin, wir fliegen nach Berlin!

Euer Kevin


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Frisch aus dem WM-Papierkorb – unveröffentlichte Meldungen aus den Redaktionen dieser Welt

12.07.2014
   Ruhr Nachrichten   -   Dortmund:

Kevins WM-Tagebuch

Hallo Leute,


sind mit Mann und Maus gut in Rio angekommen und vollzählig im noblen Shithappens Hotel direkt an der Cubacabana abgestiegen. Unser Dschungelcamp haben wir gestern besenrein an die Leute vom Robinson-Club übergeben. Die ätzende Putzerei vorher ging einem aber schon ziemlich auf den Sack. Bei Löws Stubendurchgang mit finaler Spindkontrolle wurden bei mir im Bett angeblich noch erhebliche Mengen an Chipskrümeln entdeckt. Keine Ahnung, wie das Zeugs da reingekommen ist. Habe die bekloppte Bayern-Combo im Verdacht. Musste also nochmal den Saugemann spielen und das Bettzeug abziehen. Dann ging‘s endlich ans Kofferpacken. Kein großes Problem für mich. Als Ersatzmann verbraucht man ja nicht so viele Trikots. Und mit meinen vier Unterhosen bin ich bisher auch bestens ausgekommen. Heuli Götze hat dagegen anscheinend seinen ganzen Hausstand mitgebracht. Bei ihm musste sich die ganzen Bayern-Truppe auf den dicken Koffer setzen, damit er ihn überhaupt zugekriegt. Habe auch noch mit angepackt und beim Abschließen geholfen. Heuli hat dann gar nicht mitbekommen, dass ich seinen Kofferschlüssel eingesteckt habe. Das wird bestimmt lustig, wenn er das Teil heute mit dem Dosenöffner aufmachen muss. Sein dämliches Gesicht kann ich mir gut vorstellen. Ansonsten ist heute chillen angesagt. Wir sollen uns nachmittags das Loser-Duell Brasilien gegen Holland vor der Hotelglotze reinpfeifen. Dann ist anschließend Heimkino vorgesehen. Auf Wunsch von unserem indianischen Doktor stehen diverse Winnetou-Filme auf dem Programm. Und danach schmeißt Löw wahrscheinlich wieder seine Immenhof-Cassetten in den DVD-Player. Gruseliger geht’s kaum noch. Wahrscheinlich machen Erik, Roman und ich daher einen auf Malente und verdrücken uns mal ganz gepflegt auf ein paar zornige Caipis an die Strandbar gegenüber. Matse hat leider abgesagt, denn der hat morgen ja noch was vor. Stimmt – da ist doch noch was im Macaroni-Stadion. Statt Elmeterschießen gegen die Holländer gibt’s vermutlich reichlich was auf die Socken von den Argentinos. Wird den Gauchos aber nix nützen. Messi wird an die Hundeleine gelegt und den Rest der Truppe kann man eh‘ in der Shisha-Pfeife rauchen. Ich denke, das wird ein entspanntes 5:0 für uns. Und dann kommt Dienstag hoffentlich mein großer Auftritt auf dem Laufsteg vor dem Brandenburger Tor. Da darf ich dann einige geile BVB-Songs zum Besten geben. Habe ich mit Bierhoff schon so abgesprochen. Wenn schon kein WM-Einsatz, dann wenigstens offizieller Partyweltmeister. Auf diesen Titel freue ich mich jetzt schon. Und für die Fans gibt‘ reichlich Döner beim gepflegten Weitwurf von der Bühne, denn verhungert ist noch keiner bei mir. Man muss auch geben können, vor allem als Weltmeister. Wünsche euch für morgen in der Heimat viel Spaß. Sauft nicht so viel, sonst verpasst ihr wieder alle Tore beim Bierzapfen oder auf dem Klo!

Euer Kevin

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WM-Bericht vom 10.07.2014

Liebe Tippspielgemeinde,

wenn wir uns am Dienstagabend an einem Festmahl von Toren erfreuen durften, dann war das gestern eine Scheibe trockenes, altes, hartes Brot. Holland und Argentinien neutralisierten sich weitgehend in einer Art Rasenschach. Und wenn doch mal ein Spieler in Richtung Tor durch die Abwehrreihen zu brechen drohte, wurde er schnell mit einem Foul gestoppt. Nichts Großes, nichts Hartes oder Fieses, aber doch Foul. Oder ein Gegenspieler spitzelte eben noch den Ball weg. So geschehen schließlich sogar in der Nachspielzeit, als Robben auf links durchbrach, fast.... Noch größer dann die Chance von Palacio in der Verlängerung, doch der Kopfball direkt in die Arme des Torwarts war wirklich kläglich. Ach, das Ganze war eine Quälerei für jeden Zuschauer, bis zum bitteren Ende mit Elfmeterschießen. Es sah wie der verzweifelte Versuch zweier Mannschaften aus, Deutschland als Finalgegner zu vermeiden. Oder andersherum, wie Kollege Bennet es ausdrückte: Das schlechteste Spiel um Platz 2, das ich je gesehen habe. Mehr ist dazu nicht zu sagen...

In der Tipptabelle hat sich naturgemäß nicht viel getan. Wer auf Argentinien gesetzt hatte, kassierte zwei Pünktchen (Gerd sogar drei), aber das war es auch schon. Die Entscheidung über die Punkteränge (Platz 1-7) fällt in den Finalspielen, vor allem durch die zu verteilenden Zusatzpunkte. Sollte am Ende Platz 7 (so wie derzeit) von mehreren Tippern oder Tipperinnen besetzt werden, behalte ich mir vor, die prozentuale Verteilung der Gewinnsummen für die Plätze 1-6 geringfügig zu verringern, damit für Platz 7 mehr als nur ein paar kleine Euros
herausspringt.

Adeús,
Robert
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WM-Bericht vom 09.07.2014

Olé, liebe Tippspielgemeinde,

7:1 gegen Brasilien. Wow! Note 1 für das gesamte deutsche Team inklusive Busfahrer und Zeugwart. Jetzt werden "wir" Weltmeister!

Tja, lauter solch' Zeugs kann man schreiben oder im weiten Web lesen, und doch wird es dem gestrigen Abend nur halbwegs gerecht. Das war jedenfalls ein Spiel, von dem wir noch unseren Enkeln erzählen können (sofern wir noch keine haben). Die werden dann ungläubig staunen und sich im Web19.0 die Torszenen noch mal anschauen können. Ob dann dort erkennbar ist, wie das Spiel wirklich gelaufen ist? Wird man sehen, dass Brasilien in den ersten Minuten deutlich aktiver war und engagiert nach vorn spielte, wenn auch ohne großen Effekt? Und wird man in einem Zweiminuten-Filmchen auch erkennen, dass die Gastgeber nach dem 0:2 quasi zusammenbrachen? Sie blieben ohne Gegenwehr einfach stehen oder spielten den Deutschen sogar noch den Ball in den Fuß. Vier Tore in sechs Minuten, das sah aus wie eine Bundesligamannschaft beim Trainingsspielchen gegen einen Kreisligisten. Erschreckend. Erklärbar ist das vermutlich nur mit der erdrückenden Last der Erwartungen von 200 Millionen Brasilianern, die da auf den Schultern der Spieler im gelben Trikot lag. Zu schwer angesichts eines Rückstandes gegen eine in der ersten halben Stunde allzu oft perfekt und schnell kombinierende deutsche Mannschaft. Oft sah es aus wie 2010 gegen England und Argentinien. Da klappte bei vielen Spielzügen einfach alles – jeder Schuss ein Treffer. Irgendwie surreal in einem WM-Halbfinale...

Ich hoffe jetzt nur, dass wir heute abend nicht ein zusammengegurktes 0:0 mit Elfmeterschießen zu sehen bekommen. Dies einerseits, weil ich Donnerstag noch mal früh hoch muss, andererseits weil es sonst schwierig werden könnte, bei den deutschen Spielern die Konzentration für das Endspiel hoch zu halten. Sonst wachen viele in Deutschland am Montag verkatert auf, und zwar nicht nur wegen zu vieler Caipirinhas am Sonntagabend...

Mit dem Donnerschlag des 7:1 hat auch die Führung im Tippspiel gewechselt. Maciej hatte auf Brasilien gesetzt und... – tja, da hat es sich dann eben ausorakelt... Die Favoritenrolle ist jetzt klar verteilt, und zwar nicht nur in Brasilien bei der WM. Wenn die deutsche Mannschaft Weltmeister werden sollte, ist Boyke der Sieg im Tippspiel nicht mehr zu nehmen, hat er doch konsequent auf Jogis Jungs als WM-Gewinner gesetzt. Und von den Top-12 hat niemand Argentinien oder die Niederlande favorisiert. Wenn also auch am Sonntag die Mega-Party auf dem Jürgen-Klinsmann-Platz in Kiel stattfindet, kann Boyke schon mal für Montagabend auf der Hebbelwiese die Kiste Bier kaltstellen. Die ist ja wohl fällig, wenn ein Hebbelkicker Weltmeister wird...

Adeús,
Robert

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Frisch aus dem WM-Papierkorb – unveröffentlichte Meldungen aus den Redaktionen dieser Welt

(WM-Halbfinale 08.07.2014: Brasilien – Deutschland 1:7)

09.07.2014
   Ruhr Nachrichten   -   Dortmund:

Kevins WM-Tagebuch

Hallo Leute,

sind von unserem netten Betriebsausflug aus Pele Horizonte wieder zurück im Dschungelcamp. War mal ein wirklich echtes Public Viewing gestern Nachmittag im Stadion. Irgend so ein Klugscheißer hat mir nämlich mal an der Hotelbar erzählt, dass das Wort im Englischen eigentlich so was wie eine öffentliche Totenschau bedeutet. Aber dass die Brazileros so tot sein würden, hätte keiner von uns gedacht. Das war ‘ne Bestattung erster Kajüte. Ich kam mit den Tempo-Taschentüchern gar nicht mehr hinterher. Hinter unserer Ersatzbank heulte ein kompletter Fanblock in gelb-grün Rotz und Wasser. Waren aber auch geil drauf auf dem Platz und vor allem auf der Bank. Vor dem Spiel hatten wir alle unserem Miro Rache für Hiroshima 2002 geschworen. Und dann macht das Fossil aus der Serie A tatsächlich WM-Bude Nummer Sechzehn – unglaublich! In der Halbzeitpause musste ich bei den Gastgebern erstmal Aufbauhilfe Süd leisten. Das gehört sich schließlich so. Habe dann mit dem Scolari klargemacht, dass Merte in der zweiten Hälfte bei den Brasilianern in der Abwehr aushilft. Was soll der auch als Ladenhüter bei uns auf der Bank verschimmeln. Der Lange hatte sich gerade das kanarienvogelgelbe Trikot übergezogen und wollte unseren Boys zeigen, auf welcher Seite der wahre Abwehrchef steht. Aber dann ist mir wieder mal der Löw reingegrätscht: „Nei Gewwin – der Per kommt gleich für den Mats nei. Den muss i fürsch Finale schone.“ Dieser Horst – dass ich nicht lache! Das hat der nur gemacht, damit der BVB spielermäßig gar nicht mehr stattfindet! Aber besser Merte rein als Heuli Götze. Der hat danach vielleicht ein Theater gemacht und uns die Ohren vollgejammert: „Nie darf ich bei uns mitspielen, wenn wir gewinnen. Dabei kann ich am besten von allen fummeln. Und keiner jubelt so schön nach eigenen Toren wie ich.“ Ich habe ihm dann mit einer saftigen Kopfnuss mal sauber zu verstehen gegeben, dass er sich von mir aus gerne ein paar Reihen weiter hinten zu den anderen zigtausend Heulis gesellen kann. Selbschtdischtschiplin ist eben alles, wie unser schwatter Chef immer so schön in seinem Schwiizerdütsch zu sagen pflegt. Na ja – gegessen! Ab heute richten sich die trüben Augen ausschließlich nach vorne. Denn am Wochenende geht’s wieder nach Rio an den Zuckerhut und im Maracuja-Stadion wollen wir uns endlich diesen hässlichen goldenen Türstopper holen. Ich denke, dass mich Löw gegen Holland im Elfmeterschießen bringen wird. Was wäre das für eine Freude, diesem bescheuerten Felix Krull die Kirsche über seinen Kopf unter die Latte zu zimmern. Ich bin jedenfalls allzeit breit. Und das ist doch die Hauptsache, oder?

Euer Kevin

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WM-Bericht vom 06.07.2014


Liebe Tippspielgemeinde.

Halbfinale gegen Brasilien! Jetzt wird man in den Gazetten und Multimedien wieder vom "Klassiker" lesen können, was natürlich Blödsinn ist, denn diese Paarung gab es bei Weltmeisterschaften erst ein Mal; der Titan wird sich daran ungern erinnern. Egal, vergessen... Am Samstag hat die deutsche Mannschaft einen Arbeitssieg abgeliefert, mit allem, was heutzutage dazugehört: Kompakt gestanden, gut verschoben, all dieser neumodische Kram. Nicht so old-fashioned wie gegen Algerien, wo der Libero wieder aus der Mottenkiste geholt wurde. Ganz nebenbei: Wo war da eigentlich Loddar Matthäus? Den hätte ich gern noch dazu angehört... 
Aber was soll's, der Jogi hat tatsächlich auf die Kritiker gehört: Lahm hinten rechts, Khedira und Schweinsteiger im Mittelfeld, Miro vorne drin. Nicht alles wurde besser, aber die Franzosen waren auch ein spielerisch deutlich kreativerer Gegner, und wenn man schnell 1:0 führt, muss man auch nicht mehr das Spiel machen. Immerhin wurde erneut demonstriert, dass mit kleinen Personalumstellungen der Spielstil nach vorn deutlich geändert werden kann. Schürrle brachte wieder mehr Zug nach vorn, wo Miro sich zuerst recht erfolglos abgearbeitet hatte. Schade, wir alle würden ihm vermutlich ein zweites Tor bei dieser WM noch gönnen, womit er übrigens einen weiteren WM-Rekord halten würde, gemeinsam mit einem anderen deutschen Spieler. Na, wer weiß es? Welcher Rekord und welcher andere Spieler?


Im Halbfinale warten nun die Brasilianer, die ebenso nur zu einem Arbeitssieg kamen. Kolumbien war der erwartet schwere Gegner - ausnahmsweise keine Phrase. Nun fehlt den Gastgebern ihr bester Mann, den die Kolumbianer mehr oder weniger systematisch aus dem Spiel getreten haben. Muss so etwas echt sein? Die Kolumbianer haben sich jedenfalls einige Sympathien im Weltfußball verspielt. Wir alle wollen doch diese Ausnahmespieler auf dem Feld und nicht in jener Kiste sehen, in der Verletzte vom Feld getragen werden. Was ist Brasilien ohne Neymar und Thiago Silva wert? Sicher mehr als die Hälfte, denn der Rest der Mannschaft spielt auch in Topclubs und die Abwehr war gegen Kolumbien absolut erstklassig. Es kann ein zähes Ringen werden am Dienstag - soooo überzeugend war die deutsche Offensive ja nun zuletzt nicht gerade, dass man jetzt einen Sturmlauf durch die Reihen der Gastgeber erwarten könnte. Ein Spiel mit offenem Ausgang, denke ich.

Im anderen Halbfinale trifft Messi auf Robben. Die Argentinier zeigten sich mannschaftlich stark verbessert und ließen kaum etwas zu gegen die stärker eingeschätzten Belgier. Die hatten beim Gegentor natürlich viel Pech, der Ball fiel Higuain quasi schussfertig vor die Füße. Aber danach kam einfach zu wenig von Belgien, die Quote von Fehlpässen und ungenauen Anspielen war deutlich höher als zuvor. Nervosität? Unerfahrenheit? Vermutlich beides. Bei den nächsten Turnieren sollte diese junge Truppe von der Erfahrung dieser WM profitieren und noch weiter nach vorn kommen können. Die Argentinier haben jetzt schon eine abgezockte Mannschaft, die bisher (genau wie ihr nächster Gegner) alle Spiele gewonnen hat. Das wird nicht leicht für Holland, die Argentinier standen gegen Belgien hinten überraschend gut und mit solch einer Taktik des Gegners haben die Oranjes ja gerade so ihre Erfahrungen gemacht... Drei Minuten vor Schluss hätte es aus sein können mit Johns und Jeroens Traum, aber Cillessen wehrte gegen Urena ab. Selbstverständlich war Holland hoch überlegen, aber beim Fußball geht es nun mal ums Toreschießen. Das dürfte gegen Argentinien ähnlich schwer werden wie gegen Costa Rica. Aber vielleicht hebt Robben ja wieder ab...

Insgesamt finde ich es enorm schwierig, jetzt einen Titelfavoriten auszumachen. Brasilien hat den Heimbonus, aber keinen Neymar mehr. Die Niederlande haben zwar noch ihren Robben, aber ansonsten wirkt das Spiel recht eindimensional. Die deutsche Mannschaft gewann zuletzt nur mit Mühe und viel Arbeit. Und Argentinien ist ganz schwer einzuschätzen. Ist da mehr als nur Messi? Oder doch nicht? Holen die Gauchos vielleicht gerade deshalb die WM-Trophäe, eben weil sie schwer einzuschätzen sind? Schwierig, schwierig...

Im Tippspiel haben sich Maciej und Boyke inzwischen abgesetzt, es scheint auf einen Zweikampf an der Spitze hinaus zu laufen. Entscheiden am Ende die Punkte für die Zusatzfragen? Oder haben beide die gleichen Weltmeister-Tipps? Das will ich nicht verraten, bevor alle Tipps im Spreadsheet sind. Trotz des recht großen Vorsprungs (15 bzw. 14 Punkte auf Platz 6) können die letzten vier Spiele auch oben noch mal alles durcheinanderwirbeln. Ich selbst habe meine Ziele auf "erste Hälfte und besser als meine restliche Familie" runtergeschraubt. Das ist bei zwei Punkten Rückstand zu schaffen und immer noch besser als die Europameisterin Kirsten, die ihrem Sohn fast 20 Punkte hinterherhinkt. Eigentlich kam ihr Aus schon in der Vorrunde, genau wie beim anderen Europameister, dem von der iberischen Halbinsel. Für die Rote Laterne wird es aber auch nicht reichen, die hat sich Fabian fast schon gesichert. Aber darf er darauf stolz sein? Eher nicht...

Adeús,
Robert

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Frisch aus dem WM-Papierkorb – unveröffentlichte Meldungen aus den Redaktionen dieser Welt

(WM-Viertelfinale 04.07.2014: Frankreich – Deutschland 0:1)

05.07.2014   Ruhr Nachrichten   -   Dortmund:

Kevins WM-Tagebuch

Hallo Leute,

BVB olé! Ein Dortmunder Jung musste es mal wieder richten. Dank Matses Hinterkopf stehen wir jetzt im Halbfinale. Dabei hatte vorher nicht so arg viel für unsere Trümmertruppe gesprochen. Journalistenkiller Merte mussten wir nämlich im Dschungelcamp zurück lassen. Nach drei Tagen in der Eistonne konnten wir ihn nicht mehr rechtzeitig zum Spiel auftauen. Dafür brannte einem die Sonne im Macarena-Stadion zum Ausgleich schier das Hirn weg. Auf der Auswechselbank war es schlimm und auf dem Platz auch nicht viel besser. In der zweiten Halbzeit wollten alle nur noch im Schatten spielen. Ich bin dann zu Löw und habe ihm gesagt, dass er mich gerne auch auf links in die pralle Sonne stellen kann. Hatte mir vorher beim Zeugwart extra ein Spezialtrikot mit Brandschutzklasse A1 besorgt. Ich hätte den freien Raum sehr schön für meine gefürchteten Turbokonter nutzen können. Aber der Sturkopp wechselt stattdessen lieber unsere Nationalmimose Heuli Götze ein. Der Typ beschickt doch rein gar nix. Beim Training übt der stundenlang nur seine bescheuerte Jubelpose nach erfolgreichem Schuss aufs leere Tor. Dabei streckt er seine Arme weit von sich und guckt verklärt in Richtung Himmel. Das soll dann so ähnlich aussehen wie bei der Jesus-Statue auf’m Berg in Rio. Der große Kollege vom Zuckerhut guckt aber eindeutig nach unten. Das hat Heuli auch schon probiert, ist dann aber regelmäßig entweder auf die Schnauze geflogen oder mit dem Torpfosten kollidiert. Mann, wie mich dieser Typ aufregt. Da gibt’s eigentlich nur eins: Döner in die Fresse! Kommen wir zu erfreulicheren Dingen. Nach dem Spiel gab‘s noch ein paar Stündchen Ausgang bis zum Rückflug. Habe die Zeit sinnvoll für ein touristisches Kurzprogramm genutzt und mit Matse, Erik und Roman noch ein paar zornige Caipis auf der Cuba Cabana gezwitschert. Geiler Strand – da kann der Ballermann in Malle nicht im Entferntesten mithalten. Sind dann mit dickem Kopp und Taxi weiter und haben den Flieger gerade noch so eben gekriegt. Der wartete schon auf der Landebahn mit rauchender Düse auf uns. Was hat sich der Löw dann aufgeregt: „Kei Dischtschiplien – un der Groschgreutsch immer vorne weg!“ Recht hat der gute Mann. So was nennt man eben Führungsspieler. Aber ansonsten ist hier alles Paletti – und die Brasilianer hauen wir jetzt auch weg – großes Indianerehrenwort!

Euer Kevin

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+++  Breaking News  +++  Dänemark statt Frankreich im Viertelfinale!  +++

Odense, 03.07.2014

Haben wir doch vor kurzem noch aus der WM-Diaspora geklagt, wie trist eine WM in einem Land ist, das aufgrund von unerklärlichen Intrigen nicht teilnimmt... Nun bahnt sich eine Sensation an, die die Ereignisse der Qualifikation von 1992 noch toppen kann. Damals wurden die Pølserkicker aufgrund des Jugoslawienkrieges aus dem Urlaub zurückgeholt und gewannen dank der ausgeklügelten Burgerdiät auch das Tunier.

Wie meine werte Kollegin Charlotte Steffen aus eingeweihten Kreisen des königlichen Geheimdienstes erfahren hat, wird Frankreich vom Tunier ausgeschlossen – man munkelt, Sarkozy hat mit Ribery und etlichen minderjährigen Prostituierten massiv auf die Vergabe der WM-Tickets Einfluss genommen. Rausgekommen ist das ganze während der Verhaftung des Möchtegern-Napoleons - da hat es auch nichts genutzt, dass der französische Verband Ribery vorsorglich aus dem Kader gestrichen hat.

Dänemark ist nun als punktstärkster Zweiter der Qualifikation nachnomminiert worden, da alle qualifizierten europäischen Teams entweder noch im Tunier sind oder sich fußballerisch disqualifiziert haben. Morten Olsen klappert gerade mit dem Regierungsflieger alle Ferienorte ab und sammelt seine Jungs ein; für Niklas Bendtner hat er einen Satz weiße Unterhosen im Gepäck. Es könnte also sein, das das Spiel ein wenig später anfängt.

Die Werbekampagne ist bereits angelaufen (s.u.) und wir haben unsere Trikots schon gekauft – oder ist das ein verzweifelter Versuch die Fehlbestellungen loszuwerden???

Gruß aus Odense,

Hanno K.

Aus dem dänischen LIDL-Verkaufsprospekt für die Woche vom 29. Juni bis 05. Juli 2014

Wer das nicht glaubt: Originaldownload von LIDL.dk oder von der Hebbelkicker-Seite


 
Letzte Chance

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Restposten, daher können wir nicht garantieren, dass alle gezeigten Farben und Modelle vorrätig sind


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(Vorschau WM-Viertelfinale am 04.07.2014: Frankreich – Deutschland)


03.07.2014   BILD   -   Deutschland

So tanzen wir Samba mit den Franzmännern

Nach dem Algerienkrimi sind unsere Jungs bereit für die nächste WM-Schlacht. Morgen geht es im Maracana-Stadion von Rio wieder um Sekt oder Selters. Jogi Löw vertraut dabei weiter seiner Igeltaktik mit vier Innenverteidigern und Libero im Tor. Um die Franzosen zu knacken, setzt er nun aber ganz auf Abfangjäger Manuel Neuer: „Der Manuel bekommt von mir alle Freiheiten. Er soll bei Bedarf irgendwie unser Mittelfeld verstärken und bei Ecken und Freistößen gerne auch mal in den gegnerischen Strafraum vorstoßen.“ Bedenken gegen diese Harakiri-Taktik wischt der Bundestrainer vom Tisch: „Wir interpretieren das Torwartspiel nicht nur neu, sondern wesentlich neuer als alle anderen. Der Strafraum ist doch keine Demarkationslinie. Und wenn der Manuel mal vorne ist, dann geht der Philipp eben ins Tor. Da wollte er immer schon mal spielen.“ Mit fliegendem Neuer tanzen wir also die Franzosen aus. Auch „BILD“-Experte Franz Beckenbauer kann sich damit anfreunden. In seinem Kitzbüheler FIFA-Exil gab er hierzu eine Prognose ab: „0:0 kurz vor Schluss. Torabstoß für Frankreich. Manuel nach vorne. Grätscht dem französischen Torwart in den Abschlag hinein. Ball springt zurück über die Torlinie. 1:0-Sieg für Deutschland!“ Wir wissen nicht, was der Kaiser geraucht hat, aber uns gefällt dieser Spielausgang. So werden wir Weltmeister!


03.07.2014   Sun   -   Großbritannien

Froggies hungry for Krauts – german tanks entering Maginot line

(Diese Headline in der britischen Boulevardzeitung offenbart die verteilten Antipathien auf der Insel: Die eine Hälfte hasst die Deutschen und die andere die Franzosen. Aber nur ein Lieblingsgegner folgt den Limies in den wohlverdienten WM-Urlaub.)

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WM-Bericht vom 01.07.2014


Liebe Tippspielgemeinde.

das Achtelfinale ist in vollem Gange, jedes Spiel ist ein Endspiel! Hört sich nach Dramatik pur an, ist aber leider nicht immer so. Denn was war das gestern am späten Abend? Schlafwagenfußball in der ersten Halbzeit – hatte Doc Mü-Wo etwa Valium statt Vitamine verteilt? In der deutschen Mannschaft war weniger Bewegung als gestern bei mir auf der Hebbelwiese! Jogi hatte nach dem USA-Spiel noch vielsagend bemerkt "Wir wissen, dass wir uns noch schdeigern gönnen", aber zu sehen war kaum etwas davon. Und komme mir jetzt keiner mit den üblichen Floskeln wie "die Algerier haben kompakt gestanden und nichts zugelassen"... – da muss man sich dann eben mal freilaufen, wenn man den Ball haben will! Ich habe bekanntlich in nicht so grauer Vorzeit 2 Semester Mathematik studiert und konnte schon vorher ausrechnen: 4 Tore gegen Sportugal, 2 gegen Ghana, eins gegen die USA, da war der mathematischen Reihe folgend jetzt gegen Algerien innerhalb von 90 Minuten bestenfalls ein halbes Tor drin. Der Ball zappelte ja auch erst in der Verlängerung im Netz, das könnte irgendwie passen. Gegen die Franzosen geht entsprechend erst im Elfmeterschießen was, aber dann dürfte im Halbfinale Schluss sein. Zumindest mathematisch.
Mal von solchen Spielchen abgesehen: Einen echten qualitativen Fortschritt kann ich bei der deutschen Mannschaft nicht recht erkennen. Vor 3-4 Jahren bewunderte die ganze Welt das deutsche Team für seinen schnellen und technisch perfekten Fußball, aber seither gab es doch eher Rückschritte. Schon die Euro 2012 brachte zwar halbwegs erfolgreichen, aber doch auch etwas enttäuschenden Fußball von der deutschen Mannschaft. Wenn jetzt im Viertel- oder Halbfinale Schluss ist, wird Jogi uns auch das erklären müssen. Seine Argumentation für eine Stilveränderung vom Konter- zum Ballbesitzfußball begründete er in den letzten 24 Monaten ja stets damit, die anderen Teams würden nun den deutschen Hurrafußball-Stil gut kennen und zu leicht ausrechnen können. Aber womöglich hinkt der Bundestrainer dem Trend schon wieder hinterher; die von ihm bewunderten Spanier sind mit 85% Ballbesitz-Tiki-Taka schließlich sang- und klanglos rausgeflogen. Noch besteht natürlich Hoffnung und am Ende hat immer der Recht, der Weltmeister wird. Aber ins Finale müssen Jogis Jungs erst mal kommen...
Auf diesem Weg zum Titel warten einige härtere Brocken als Algerien. Die Franzosen mögen zuletzt nicht 100% überzeugt haben, aber deren Truppe ist jung und hungrig und hat einige schnelle Leute auf den Außenpositionen, die unsere sog. Außenverteidiger durchaus vor Probleme stellen könnten. Entscheidend wird das Mittelfeld, das weiß jeder Fußball-Analphabet. Hoffentlich zwingt die Not den Lahm wieder auf die alte Position nach rechts hinten, auch wenn Jogi ihm was anderes versprochen hat ("Philipp, des isch abgemachd, Du bleibsch auf der Segsch!"). Und vorne darf gern auch ein gelernter Stürmer ran, damit es mal knallt. Das muss doch hoffentlich nicht erst der Benzema dem Jogi klarmachen...

Die anderen Achtelfinals ergaben die (zumindest von mir) erwarteten Sieger. Und sie ergaben die Erkenntnis, dass bisher nur eine Mannschaft in allen vier Spielen überzeugt hat. Was für Tore von James Rodriguez! Die Kolumbianer werden entsprechend auch für die Brasilianer eine harte Nuss werden. Der WM-Gastgeber hat anscheinend nur ein gutes, aber kein hochklassiges Team, allein Neymar macht den Unterschied. Wie der seinen Gegenspielern beim Antritt oft mehrere Meter abnimmt... – Respekt! Aber auch er wurde in der zweiten Halbzeit und der Verlängerung gegen tapfere Chilenen kaum noch gesehen. Und die Niederlande? Beim Boxen würde man sagen: Kurz vor dem Schlussgong bei Punkterückstand gerade noch rechtzeitig den K.o.-Schlag gesetzt. Puuuhhhhh...
Costa-Rica brauchte gegen Griechenland dann das volle Programm, um weiter zu kommen. Die bizarrste Szene dürften die meisten verpasst haben, es war ja schon spät und wurde erst in der Nachmoderation richtig gezeigt: Der costaricanische Trainer Jorge Luis Pinto hat vor dem griechischen Ausgleich bei einem Laufduell zweier Spieler an der Seitenlinie versucht, dem griechischen Spieler ein Bein zu stellen und erst im letzten Moment zurück gezogen. Das muss man gesehen haben! Findet jemand ein Video dazu?

Im Tippspiel steht Maciej noch immer auf beiden Beinen ganz oben. Er hat eben in den letzten Jahren bei unseren Fußballdiskussionen in der Kaffeerunde gut zugehört. Oben ist es noch verdammt eng, aber zwischen Platz 7 und Platz 11 klaffen schon 6 Punkte. Womöglich wird das Tippspiel tatsächlich wieder erst mit dem Finale entschieden, wenn dann auch die Punkte für die Weltmeister-Tipps verteilt werden. Unten hat Claudia entnervt aufgegeben und bei Gerd vermutete ich erst, dass seine Endrunden-Tipps knallhart auf die Rote Laterne und die Flasche Rotkäppchen abzielen. Doch er hat zuletzt ganz ansehnlich gepunktet, die anderen da unten aber leider auch. Gerds Ehre ist immerhin gerettet...

Adeús,
Robert


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(WM-Achtelfinale 30.06.2014: Deutschland – Algerien 2:1)

01.07.2014   Ruhr Nachrichten   -   Dortmund:

Kevins WM-Tagebuch

Hallo Leute,

heute ist die totale Ruhe im Camp. So ein Totentanz. Die meisten Kollegen schlafen seit über fünfzehn Stunden am Stück. Schweini mussten wir gestern Nacht mit sechs Mann auf seine Matratze wuchten. Der Typ war so was von klinisch tot. Den anderen ging es nicht viel besser. Unser Türke mit dem traurigen Blick, unser Gnom mit der Binde, großes dünnes Müller – alle im Quasikoma. Ich will ja nicht unken, aber das trübe Gewürge mit Überstunden gegen die Allergiker kann sich noch als Pyrosieg rausstellen. Die einzigen, die aktuell noch unten im Garten Betrieb machen, sind Merte und Neuer. Merte hat sich gerade wieder einen von der Journalisten-Combo vorgenommen und haut ihn sauber ins Gesenk. Der redet sich richtig in Rage – schönes Ding. Jetzt fehlt ihm nur noch die Müller-Neuschwanstein. Aber die hat sich aus Angst seit Stunden in der Mädelstoilette eingeschlossen. Neuer ist seit gestern Abend völlig durchgeknallt, sprintet von einer Palme zur anderen und grätscht ungefragt einen brasilianischen Kellner nach dem anderen ab. Wenn der so weiter macht, können wir uns die Tabletts mit Cuba Libre selbst servieren. Dabei brüllt er immer wie ein Wahnsinniger: „Ich bin der einzig wahre Titaaaaan!“ Aber so hat jeder von uns seine Karotten oder Marionetten oder was weiß ich. Löw hat uns übrigens für die nächsten Tage komplett frei gegeben. Er könne uns jetzt nichts mehr beibringen, hat der gestern in der Kabine zu uns gesagt. Dabei hat er ganz traurig geschaut und sah für einen Moment fast so megadepri aus wie unser schleichender Türke aus London. Ich glaube, er meint damit, dass ab jetzt echte Männer gefragt sind. Solche Typen wie Heuli Götze braucht die Menschheit eben nicht wirklich. Und Blindfisch Mustafa hat sich final ins Krankenrevier verabschiedet – ist wohl erstmal vom Sport- und Außendienst befreit. Wenn ich jetzt am Freitag nicht gegen die Froschfresser ran darf, dann können mich alle mal. Ich bin doch nicht der Himbeertoni! Das musste einfach mal gesagt werden. Jetzt sortiere ich aber erstmal meine frisch getauschten Panini-Bilder ins Klebealbum. Habe seit gestern alle Allergiker zusammen. So eine WM ist wirklich supi-praktisch.

Euer Kevin

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(WM-Achtelfinale 29.06.2014: Niederlande – Mexiko 2:1)

30.06.2014   De Telegraaf   -   Niederlande

Auf der Suche nach dem Heiligen Gaal

Holländischer Fußball war einmal wunderschön anzusehen: Diese Technik, diese Dynamik, dieser Ideenreichtum. Damit wurden wir 1974 Vizeweltmeister und 1988 Europameister. Wir wurden für diesen wunderbaren Fußball überall in der Welt bewundert und beneidet. Wie hat das unserer Volksseele gut getan. Seit einigen Jahren müssen wir nun aber feststellen, dass sich holländischer Fußball nicht mehr nennenswert vom rein ergebnisorientierten Stil anderer Nationen unterscheidet. Das ist einerseits verständlich, wenn man schon dreimal bei einer WM im Finale als Zweiter vom Platz gegangen ist. Andererseits fällt es schwer, einer fußballerisch eher limitierten Nation wie Deutschland neidisch bei ihrem zumeist äußerst unterhaltsamen Tagwerk zuzuschauen. Sicher, unser Bondscoach hat einen Plan. Neulich hat er ihn unserer Zeitung verraten: „Es gibt im Fußball normalerweise nur Tulpen oder Gladiolen. Ich will aber den ganzen Blumenstrauß. Fehler machen nur die anderen. Und darauf musst du nur warten. Deshalb musst du hinten erstmal die Schleusen dichtmachen. Vorne reicht ein einziger Stürmer. Bei uns ist das Robben van Persie. Der Rest sichert erstmal ab. Wenn das nicht klappt oder wir – warum auch immer –  zurückliegen sollten, tausche ich einfach mal ein paar Pappkameraden aus. Die Neuen müssen es richten. Dann geht es mit Volldampf über die Mittellinie. Eine Ecke, ein Freistoß oder ein Elfmeter – das reicht normalerweise immer. Hinten kackt die holländische Bachstelze.“ Gestern wurden wir Zeuge, wie dieser eigenwillige Matchplan wieder einmal trefflich funktionierte. Als wir alle schon glaubten, dass unseren Spielern in der brasilianischen Mittagshitze der knallrote Kopf platzt, da schaltete die Elftal in der Schlussphase aus dem Schongang in den Siegmodus. Wieder traf mit Huntelaar ein Einwechselspieler und wieder wurde am Ende so gespielt wie in den guten alten Zeiten. Wir fragen uns nur, warum das so sein muss. Guter Luis, gib‘ uns doch einmal von Anfang an unseren schönen Fußball zurück! Wenn du dann auch noch gewinnen solltest, dann bist du für uns ein echter Heiliger.

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Frisch aus dem WM-Papierkorb – unveröffentlichte Meldungen aus den Redaktionen dieser Welt

29.06.2014   Ruhr Nachrichten   -   Dortmund:

Kevins WM-Tagebuch

Hallo Leute,

Kinder, ist das Leben prall. Hocke gerade mit den anderen Jungs vom BVB beim lecker Käffchen am Hafen von Porto Allergie ab. Beste Vorbereitung für morgen im Stadion. Was hier so auf zwei endlos langen Beinen vorbeiflaniert, ist nicht von schlechten brasilianischen Eltern. Und passend zu tschibobraunen Chicas dudelt aus dem Lautsprecher dieser altbekannte Hit „The Girl from Ibbenbüren“. Jetzt kann die WM endlich losgehen! Die letzten Tage waren eher anstrengend. Nach dem USA-Sieg war bei uns im Lager erstmal großer Waschtag angesetzt. Das grottige Scheißwetter in Recife hatte feuchte Gebrauchsspuren hinterlassen. Ich bekam ‘nen Sonderauftrag und musste Löws triefend nasses Cocktailhemd trockenbügeln. Es gibt wirklich geilere Jobs, dafür aber immerhin ein paar Fleißpunkte. Die schmiert der Chef immer auf seine tausend Klebezettel. Vielleicht geht doch noch was für mich bei der WM. Hängt aber wohl vom Ergebnis gegen die algerischen Freischärler ab. Mal sehen, was unsere vier Abwehrrecken so auf den Platz zaubern. Da wäre vielleicht noch was frei für ‘nen ausgewiesenen Techniker. Das Mittelfeld ist nämlich dicht. Das teilen die Scheißbazis unter sich auf. Hat Klein-Lahm schon mit Löw ausgekungelt. Vitamin B wie Bayern zahlt sich eben aus. Ist aber nicht meine Kragenweite, obwohl ich schon so einen Hals habe. Ich finde, echte Leistung muss sich auszahlen und nicht so’n hässliches rotes Vereinslogo mit fiesen blauweißen Rauten. Ein kräftiger Tick mehr gelbschwarz wäre jetzt endlich mal angesagt. Das meint auch unser Kloppo. Ich glaube nämlich nicht daran, dass die Angst vor’m Gewinnen dich eher zum Sieger macht als die Lust auf‘s Verlieren. Aber wer sagt das endlich mal dem trockengefönten Löw?

Euer Kevin

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WM-Bericht vom 27.06.2014

Liebe Tippspielgemeinde,

es hat geklappt, die deutsche Mannschaft ist im Achtelfinale. Nicht mit dem von mir prognostizierten 3:0, aber mit einer soliden Leistung gegen engagierte, aber letztlich fast chancenlose Klinsmänner. Das kluge Pferd springt eben nur so hoch wie es muss, und gestern reichte ein schönes Tor von Thomas Müller. Besser als dieser Schuss war nur noch sein Interview hinterher. Aber was für ein Schei$$-Wetter in Recife! Jermaine Jones sind glatt die Tattos im Regen zerlaufen, so doll platterte es herunter. Jogi gewann gegen Klinsi auch noch den Wet-Shirt-Contest und erschien dann bei der Ex-Usedomina des ZDF frisch gefönt zum Interview. Respekt!
Auf der Sonnenseite des Fußballs mühten sich Ghana und Sportugal um einen halbwegs passablen Abgang aus Brasilien. Bei Ronaldo breitet sich der rasierte Kopfbereich immer weiter Richtung Scheitel aus, bald ist nur noch ein Irokesen-Kamm übrig. Aber ähnlich kurz war gestern die Liste seiner Erfolge, trotz allerbester Torchancen, die er normalerweise locker verwandelt. WM ist wohl grundsätzlich nicht so sein Ding, gestern hätte er mit besserer Quote Sportugal sogar noch ins Achtelfinale schiessen können. Tja, man kann nicht alles gewinnen, nicht mal als CR7. So bleibt uns von diesem Spiel neben einem technisch echt schwierigen Eigentor von Boye nur der Versuch von Carvalho in Erinnerung, seinen Gegenspieler Jordan Ayew bis auf die E*er zu entblößen. Hätte fast geklappt...

Abends beendete die Gruppe H dann die Vorrunde. Beide Spiele werden uns wohl nicht langfristig beschäftigen. Die Nationalkrankheit in Südkorea muss Abschlußschwäche heißen, anders ist der klägliche Auftritt der Nähmaschinen gegen in der zweiten Halbzeit nur noch zehn Belgier kaum zu erklären. Raus ohne Applaus! Die Belgier schossen schon wieder das Siegtor in der Schlussviertelstunde, an Konditionsschwäche scheint die Wilmots-Truppe nicht zu leiden, auch wenn diesmal der koreanische Torwart kräftig mithalf. Dennoch war das wieder eine konzentrierte Leistung der Roten Teufel, die mit drei Siegen die Vorrunde abschließen. Sie scheinen kontinuierlich besser zu werden und haben in den USA jetzt einen durchaus schlagbaren Gegner ohne große Einzelkönner erhalten. Da geht noch mehr!
Im Parallelspiel scheiterte die Sbornaja letztendlich an Algerien, und - wenn man ehrlich ist - auch an sich selbst. Gut begonnen, wieder stark nachgelassen, und nach einer Stunde erneut durch einen Fehler von Torwart Akinfeev den Ausgleich kassiert, alles wie gehabt (gegen Südkorea). Mag sein, dass der Keeper durch Laserpointerspielchen irgendeines Vollpfostens tatsächlich etwas irritiert wurde, aber wenn er rausgeht, muss er den Ball haben. Wenn dann die eigene Sturmreihe solch einen Fehler nicht mehr ausbügeln kann, bleibt erneut nur ein Pünktchen übrig. Zu wenig für das Achtelfinale. In vier Jahren ist die WM in Russland, da muss vorher noch einiges passieren, damit die Sbornaja sich nicht blamiert...

Apropos Blamage: Drei der Halbfinalisten der letzten Euro sind in der Vorrunde hängen geblieben, wenn das nicht blamabel ist... Asien und Ozeanien sind komplett raus, und mit Algerien und Nigeria erreichten immerhin zwei afrikanische Mannschaften die Finalrunde. Das recht blamable Ausscheiden von Ghana, Kamerun und der Elfenbeinküste zeigt aber, dass Afrika weiterhin großen Nachholbedarf hat. Gewinner der Kontinentalwertung ist Amerika: Nur Ecuador und Honduras sind schon raus, aber acht Teams erreichten das Achtelfinale. Glückwunsch!

Im Tippspiel will Maciej einfach nicht von der Spitze weichen, aber die Top 8 trennen maximal 5 Punkte. Hier wird in der Endrunde bestimmt noch mal durchgemischt. Heute ist offiziell spielfrei bei der WM. Spielfrei? Was für ein schrecklicher Gedanke! Nicht auszuhalten! Für den echten Fußballfan gibt es da (neben den ARD/ZDF-Mediatheken) nur zwei Möglichkeiten, evtl. auftretende Entzugserscheinungen prophylaktisch zu bekämpfen: Entweder selber kicken gehen (18:30h, Hebbelwiese) oder zum Spiel HSV-St.Pauli. Heimrecht hat hier zwar nur der "kleine" Heikendorfer SV, aber dort spielt immerhin mein Lieblingsneffe mit, momentan auf Platz 9 im Tippspiel. Der kann also beides: Kicken und Tippen. Das lasse ich mir nicht entgehen...

Adeús,
Robert

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WM-Bericht vom 26.06.2014


Liebe Tippspielgemeinde,

man kann nicht alles gucken bei dieser WM, man muss mitunter auch andere, quasi hoheitliche Aufgaben erfüllen. So geschehen gestern abend auf dem Internationalen Markt der Kieler Woche, wo wir im Auftrag der FIFA die Stände der WM-Teilnehmer auf ihre WM-Tauglichkeit getestet haben. Kein leichter Job, das kann ich jetzt schon sagen. Und es gab einige Überraschungen bei der Standoptik und den kulinarischen Produkten, so viel sei verraten. Das Testprotokoll folgt in wenigen Tagen. Brasilien wurde jedenfalls nicht WM-Testsieger, die haben in "ihrem" WM-Jahr gar keinen Stand aufgebaut. Enttäuschend...

Einige Enttäuschte gab es an den letzten beiden Spieltagen natürlich auch in Brasilien. Nach den Spaniern fahren nun auch die Pizzabäcker frühzeitig nach Hause, quasi rausgebissen aus dem Turnier. Italien und Spanien weg... – das waren doch unsere Angstgegner. Wird nun die deutsche Mannschaft Weltmeister? Unser Lieblingsgegner England ist leider auch schon zuhause, ganz ohne Elfmeterschießen, aber verabschiedet in einem langweiligen Gurkenspiel gegen Costa Rica. Eine seltsame WM ist das... Der Klimafaktor wurde von Jogi & Oli immer gern heruntergespielt, nach dem Motto "wir werden gut vorbereitet sein...", aber offenbar kommen die Süd- und Mittelamerikaner doch besser zurecht, kein Wunder. Kolumbien und Chile spielten bisher beeindruckenden schnellen Konterfußball, die werden ihren Achtelfinalgegnern große Probleme bereiten. Und Griechenland in der Finalrunde? Was wollen die da? Eigentlich ein klassischer Tipp für die Mannschaft mit den wenigsten Toren, und nun spielen sie gegen die Ivorer plötzlich schnell und direkt nach vorn und gewinnen nicht einmal unverdient? Das ist echt schräg... Immerhin wurde an den letzten beiden Spieltagen ein wenig der Ruf Europas als führender Fußballkontinent gerettet: Auch die Schweiz und Frankreich begleiten nun Holland und die Griechen in die nächste Runde. Ob Jogis Jungs gegen die Klinsmänner bestehen können, zeigt sich heute abend. Ich habe 3:0 für Deutschland getippt, aber ob ich da nicht viel zu euphorisch war?

Auch im Tippspiel geht heute die Vorrunde zuende. Gegen Mitternacht stehen auf den Tippspielseiten die Tippscheine für die nächste Runde zum Download bereit. Bisher gab es keine Proteste sondern eher Zustimmung bzgl. der Regeländerung, nur zweimal leichtes Murren von Kollegen, die nicht gerade in den Top 10 stehen und nun mit perfekten Finalrundentipps (bei gleichzeitigen Fehlprognosen der Führenden) noch ganz weit vorrücken wollten. Jungs, das könnt Ihr immer noch schaffen! Aber der neue Modus lässt am Ende hoffentlich eher als bisher die echten Experten gewinnen und nicht die Glücksspieler und Hasardeure. In diesem Sinne: Viel Erfolg in der Finalrunde!

Adeús,
Robert

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WM-Bericht vom 24.06.2014

Liebe Tippspielgemeinde,

die Finalrunde naht, jetzt geht es für viele Teams noch um die Wurst, für Australien und Spanien aber nur noch um die Goldene Ananas. Und ob die Iberer die dann auch mit in den Flieger genommen haben, ist bisher nicht bekannt. Ich habe vom 3:0 nur eine siebenminütige Zusammenfassung gesehen – das hat aber gereicht. Das Spiel muss langweiliger gewesen sein als der gestrige Hebbelkick, der auf knochentrockenem Boden ein hart umkämpftes 5:4 bot (wenn ich mich recht erinnere). Nun fliegt der Weltmeister nach Hause und was aus dem spanischen Fußball wird, bleibt abzuwarten. Nur Tiki-Taka allein dürfte in Zukunft zu wenig sein...

Das Topspiel vom frühen Abend habe ich mir dann als Aufzeichnung angesehen, man muss ja informiert sein über die Stärken und Schwächen der Achtelfinalisten... Es war interessant zu sehen, dass den Holländern ohne van Persie quasi nur Robbens Sololäufe als einzige Offensivwaffe blieben. Zugegeben, es gab gestern auch einige Kopfballchancen (aus einer fiel auch ein Tor), aber die Kerls von der Nordsee waren jeweils einen halben Kopf größer als ihre Gegenspieler, da ist das kein Wunder. Ansonsten machte Chile weitgehend das Spiel, hatte einige gute Schüsse, aber zu wenig Zielwasser getrunken. Und hohe Flanken von links auf Sanchez sind gegen lange Holländer kein geeignetes Mittel für den Erfolg. Keine Ahnung, warum die Chilenen das immer wieder versuchten... Aber die Jungs von der langen Pazifikküste sind gut organisiert, stehen kompakt und reagieren flexibel auf den Gegner. Brasilien wird es nicht einfach haben.

Der Gastgeber brachte dann im späten Abendspiel wieder nur eine mittelprächtige Leistung zustande. Ohne Neymar wären die Brasilianer ziemlich leicht auszurechnen und da der wuselige Zauberfußballer ja gern auch mal über die Stränge schlägt, wird während dieser WM noch das Spiel kommen, in dem Brasilien ohne ihn antreten muss. Fred und Hulk sind bestenfalls nominell zum Fürchten, und das Mittelfeld scheint noch nicht recht zu wissen, wie es denn eigentlich das Spiel gestalten will. Steile Pässe? Kurzpass-Spiel? Verlagerung von links nach rechts? Nichts klappt bisher so richtig, und auch die angebliche Weltklasseabwehr scheint mitunter geistig und körperlich etwas langsam, gut zu erkennen beim Gegentor. Ich bin wirklich gespannt auf das Spiel gegen die gut organisierten Chilenen. Hoffen wir, dass es nicht so kommt wie von Henning vermutet: Ein blödes Foul und schon sieht ein Chilene Rot. Und dann noch ein zweifelhafter Elfmeter... Der FIFA ist alles zuzutrauen.

Das Parallelspiel konnte man (wenn man denn wollte) im Livestream auf dem Laptop gucken. Offenbar wollten die Kroaten lieber zurück an die Adria als ins Achtelfinale nach Fortaleza. Anders kann man die halbherzigen Bemühungen gegen Mexiko kaum erklären, da ging nach vorn gar nichts zusammen, ganz anders als in den vorherigen Spielen. Aber gestern stand den Balkankickern auch eine einsatzfreudige und laufstarke mexikanische Mannschaft gegenüber, die mit aller Macht den Sieg und in die nächste Runde wollte. Das ist ein Team nach meinem Geschmack, die hängen sich richtig rein und spielen nebenbei auch noch guten Fußball. Ich hatte die Kroaten ins Achtelfinale getippt, aber nach den bisherigen Spielen gehört den Mexikanern meine volle Sympathie. Allein der halslose Trainer Herrera ist schon eine Show, der läuft ja mehr als seine Spieler. Noch ein Achtelfinale, auf das wir uns richtig freuen können: Kompakte und kampfstarke Mexikaner gegen konterstarke Holländer – so wollen wir die WM!

Im Tippspiel hat Newcomer Olafur aus Spitzbergen offenbar die richtigen und eiskalt kalkulierten Tipps zusammengestellt und sich an die Spitze gesetzt. Von gemeinsamen Fußballabenden in Sportsbars in Wien und Longyearbyen weiß ich: Der Mann versteht was davon! Aber noch ist der Vorsprung dünn und wackelig und die Verfolger sind heiß. Unten tut sich wenig, da wir der Misserfolg mit einer schon fast bewundernswerten Konsequenz zelebriert. Seltsam, einige aus den Bottom 10 waren bei den letzten Tippspielen doch ganz oben dabei. Alles nur Glück oder Pech? Egal, die WM macht Spaß, so oder so!

Adeús,
Robert


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Frisch aus dem WM-Papierkorb – unveröffentlichte Meldungen aus den Redaktionen dieser Welt

24.06.2014   Ruhr Nachrichten   -   Dortmund:

 Kevins WM-Tagebuch

Hallo Leute,

im Anschluss an das schweißtreibende Ghana-Spiel genießen wir bei uns im Luxus-Gulag wieder das fröhliche Lagerleben. Der Abend nach der Heimkehr aus Fortaloosa war noch richtig lustig. Haben eine spontane Party in unserer Männer-WG gefeiert. Man muss ja nicht immer vorher gewonnen haben. Heuli Götze wurde ja immerhin von der Blatter-Truppe zum „Man of the Matchbox“ ausgelost. Den richtigen Stoff für den Herrenabend hatte ich schon vorher schwarz organisiert. Wir haben da nämlich so einen Gärtner aus Südafrika, den Präsi Niersbach seit der letzten WM immer als Glücksbringer bei uns anschleppt. Und der hat in der Hotelgarage einen mega-geilen Zuckerrohrschnaps zusammendestilliert. Ein Kanister davon reicht, und du weißt hinterher nicht mehr, für welche Nationalmannschaft du eigentlich auf den Platz rennst. Und von dieser braunen Plörre haben wir Heuli einfach mal ein Portiönchen in seine Fassbrause gemixt. Hat der gar nicht gemerkt. Irgendwann waren seine Äuglein dann dicht und wir haben ihn zu dritt auf seine Matratze verfrachtet. Als er da so friedlich schnarchend vor mir lag, konnte ich es nicht lassen. Ein bisschen Spaß muss einfach mal sein. Die Kollegen Durm und Weidenfeller haben mir dabei ein wenig geholfen. Aber der Aufwand hat sich wirklich gelohnt. Am nächsten Tag war dann aber der Ärger wieder mal perfekt. Unser frisch gestylter Heuli stürmt in den Frühstücksraum und plärrt uns die Ohren voll. „Das ist gemein, ihr habt mir die Fingernägel lackiert und die Haare rasiert.“ Na und? Echte BVB-Fans würden viel Geld dafür ausgeben: Fingernägel in schwarzgelb und das Vereinslogo fett auf dem runden Schädel. Aber leider weiß nicht jeder so etwas zu schätzen – vor allem nicht, wenn er zu den Scheiß-Bayern türmt. Da würde ich ehrlich gesagt niemals hingehen – nicht mal in toten Hosen!

Euer Kevin

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WM-Bericht vom 23.06.2014

Liebe Tippspielgemeinde,


das Hälfte der 64 Spiele liegt hinter uns und die WM macht immer noch Spaß, selbst wenn die Nächte mitunter etwas kurz sind. Mitternachtsfußball ist nicht jedermanns Sache, aber das ZDF hält ja ausführliche Zusammenfassungen in seiner Mediathek bereit, die einem in 10-15 Minuten alles wirklich Wichtige zeigen. Wieso kriegt die ARD das eigentlich nicht hin?

Tja, was durfte man sich am Wochenende angucken? Natürlich Deutschland-Ghana am Samstag. Da fiel der Verzicht auf die Eröffnung der Kieler Woche und den Holstenbummel ziemlich leicht. Die erste Halbzeit bot von Seiten der deutschen Mannschaft eher Schonkost als üppige Leckerbissen, während Ghana aufzeigte, wie man die Deutschen knacken kann: Eng am Gegenspieler stehen, schnelle Kombinationen unterbinden, selber schnelle Angriffe starten. Hitze und Luftfeuchtigkeit taten ein Übriges, das deutsche Team kam nicht ins Spiel. Etwas überraschend dann die Führung: Als der Ball im Netz zappelte dachte ich "Götze? Kopfball? Häääh?", bis mir die Zeitlupe dann zeigte, dass er den Ball mit Nase und Knie versenkt hatte. Egal, drin ist drin. Dann ging es Schlag auf Schlag und wurde noch richtig spannend. Die M & Ms ließen André Ayew einfach mal frei köpfen, obwohl der doch einen Kopf kleiner war, Gyan schoss ein Tor, das viel zu leicht fiel und Miro machte dann die 15 voll. Sehr unterhaltsam, die Veranstaltung. Aber für einen Titelfavoriten, war da auf deutscher Seite verdammt viel Murks im Spiel. Im Mittelfeld lieb bis zu Schweinsteigers Einwechslung kaum etwas richtig zusammen, Khedira wirkte mitunter orientierungslos und war erschreckend zweikampfschwach, Kroos bekam keine Ordnung ins Spiel und der kleine Ohr- und Nasenstreichler (wir haben beim 95 Sekunden-Interview nach dem Spiel mitgezählt: 10x die Ohren und 9x die Nase) hatte gar keinen oder sogar den falschen Plan. Nach diversen Fehlpässen (einer führte bekanntlich zum 1:2) tauchte er am Ende mehrfach allein im gegnerischen Strafraum auf und versuchte gar, hohe Bälle zu erreichen. Jogi sollte seinem Alleskönner-Zwerg mal wieder seine Aufgaben erklären, sonst will er demnächst womöglich noch ins Tor. Jetzt muss gegen die USA auf jeden Fall gewonnen werden, sonst ist der Gruppensieg womöglich futsch und wir müssen gegen die Belgier ran, bei denen man nie sicher sein kann, ob sie nicht am Ende plötzlich doch noch mal aufdrehen...

Das Spiel der Pommeskocher gegen die Russen haben wir gestern nach Grillwurst, Fleischlappen und Antipasti gemeinsam mit Familie Taldenkov(a) geguckt, bis auf Sascha (den Opa und Tippscheinausfüller, momentan immerhin auf Platz 19) waren alle da, von Enkelin Sonja (4) bis Oma Katya (50+). Die Begeisterung über die Sbornaja hielt sich bei ihnen aber in Grenzen, was einerseits am nicht so extrem ausgebildeten Fußball-Interesse allgemein und an der mäßigen Leistung des Teams in Weiß im Besonderen lag. Das Spiel plätscherte dahin, einige halbwegs gefährliche Schüsse und Kopfbälle hätten Gefahr bringen können (aber leider: Hätte, hätte, Herrentoilette...), wir diskutierten bereits, ob nun nicht langsam Wladimir Putin eingewechselt werden müsse, damit noch ein Tor fällt... – da wachten kurz vor Schluss die Roten Teufel auf und machten schnell noch das 1:0. Minimalistenfußball eben, die Belgier sind die neuen Italiener!

Pirlo & Co. dagegen hatten sich kräftig verzockt, aber daran war wohl auch der Commissario Technico Cesare Prandelli schuld, der ohne Not die halbe Mannschaft umgestellt hatte. Wenn Balotelli dann nicht trifft, ist finito mit Italia, dann können sie nicht mal gegen begeisterungsfähige, aber insgesamt doch eher limitierte Costaricaner gewinnen. Nachsitzen gegen Uruguay!

Was war sonst noch interessant? Nun, manchmal überraschen einen auch scheinbar öde Paarungen wie Algerien-Südkorea mit attraktivem Angriffsfußball und sechs schönen Toren. So eine WM ist halt immer auch eine Wundertüte.  Wenn man allerdings wie die Koreander mit einer Chaotenabwehr antritt, darf man sich nicht über die vielen Gegentore wundern. Schon kurz vor der WM gab es vier Dinger gegen Belgien, daraus  wurde aber nix gelernt. Ab nach Hause nach der Vorrunde und weiter üben!

Dann hatten wir noch Argentinien und den Iran. Da schießen sich Agüero, Higuain & Messi warm, hatte ich gedacht; die Vorhersagen der Tippgemeinschaft reichten bis zum 5:0 für Argentinien. Statt Champagnerfußball gab es aber nur verdünntes Wasser. Wer erst in der Nachspielzeit einschaltete, hat alles richtig gemacht, denn der Schuss von Messi ins lange Eck war sehenswert. Aber vorher war gar nix, auch nicht vom Zauberzwerg. Wer da WM-Favorit war, konnte man nicht erkennen.

In Gruppe E wächst immerhin ein neuer Geheimfavorit heran: Unsere Erzfreunde im Westen schossen den Schweizern Loch um Loch in ihre Käse-Abwehr. Der arme Ottmar sah wieder aus wie ein laufendes Magengeschwür und konnte nur frustriert zuschauen, wie seine Nati ein Ding nach dem anderen einfing. Durch das schlechte Torverhältniss stehen die Eidgenossen jetzt dumm da, trotz aller großen Hoffnungen. Ein paar mittelmäßige Spieler aus Europas Topligen reichen halt noch lange nicht für einen WM-Erfolg. Überschätzt?

Hoch gehandel worden sind ja auch die Sportugiesen vor der WM. Gestern nacht reichte es gegen Klinsis US-Boys erst in letzter Minute zum Unentschieden. Ich fürchte, auch bei Ronaldo & Co ist das Qualitätsgefälle im Team einfach zu stark. Sieht man den Auftritt der Ghanaer gestern, so muss man damit rechnen, dass Ronaldo ab Freitag 100% seiner Zeit der Frisur-Optimierung widmen kann.

Es bleiben die Nachtspiele Honduras-Ecuador und Nigeria-Bosnien. Ich habe jeweils nur Zusammenfassungen gesehen und das hat auch gereicht. Keines dieser Teams ist im Achtelfinale vonnöten, um das sportliche Niveau dieser WM zu heben. Aber irgendwas müssen ARD und ZDF ja nachts zum Senden haben. Für Nachtportiers und gelangweilte Berufsfeuerwehrleute hat es vielleicht gerade noch gereicht...

Im Tippspiel  liegt jetzt Boyke vorn, mit einem beeindruckenden Schnitt von 2 Punkten pro Spiel (enthalten sind allerdings auch 10 Zusatzpunkte). Dichtauf folgen 4 weitere TippspielerInnen mit >60 Punkten, da ist noch nichts entschieden. Gerd mit der Roten  Laterne kommt nicht mal auf einen Punkt pro Spiel. Tja, Expertenschicksal... Davon kann ich selbst auch ein Lied singen. 46 Punkte und ein Platz exakt in der Mitte der Tabelle, das ist wenig rühmlich. Der mit mir punktgleiche Leidensgenosse Christian schrieb mir Verblüffendes: Hätte ich den durch wahlloses Drücken der Zahlentastatur zusammengestellten Beispieltipp ganz unten im Tippscheinformular ("BEISPIEL für technisch(!) korrekte Eintragung der Tipps") tatsächlich so abgegeben, dann läge ich jetzt mit 59 Punkten auf Platz 6. Ich hab's nachgerechnet. Stimmt leider... :-(

Adeús,
Robert

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Frisch aus dem WM-Papierkorb – unveröffentlichte Meldungen aus den Redaktionen dieser Welt

 (WM-Vorrunde 19.06.2014: Uruguay – England 1:2 und 20.06.2014: Italien – Costa Rica 0:1)

 21.06.2014   Daily Mail   -   Großbritannien

 Churchill was right: No sports!


(Diese Headline in der britischen Boulevardzeitung verifiziert nach dem frühen WM-Aus der englischen Nationalmannschaft den berühmten Spruch des früheren britischen Premierministers)

 
21.06.2014   Daily Mirror   -   Großbritannien

 Disgusting Hodge-podge – England out of order!

(Diese Headline in der britischen Boulevardzeitung stellt nach dem WM-Aus der englischen Nationalmannschaft einen direkten Zusammenhang zwischen dem überaus zweifelhaften englischen Eintopfgericht, der zweifellos ineffektiven Spielweise der Engländer und dem augenscheinlich verzweifelten Erfolgstrainer Roy Hodgson her)

 

 (WM-Vorrunde 21.06.2014: Deutschland – Ghana 2:2)

 22.06.2014   Ruhr Nachrichten   -   Dortmund:

 

Kevins WM-Tagebuch

Hallo Leute,

Mann, Mann, Mann – war das gestern scheiße knapp. Löw musste nach dem Spiel im Waschraum der Kabine erst mal seine spontanergrauten Haare nachfärben. Er hat für solche Fälle immer eine Tönungspackung „Schwarzkopf“ mit dabei. Die anderen Schwatten waren aber so was von richtig gut drauf. Fortaloosa hätte seinem Namen für uns fast alle Ehre gemacht. So ‘ne grottige erste Hälfte hat selbst Herne-West lange nicht mehr zusammengekickt. Als unser langer Schwatte nicht mehr seinen Halbbruder bekämpfen wollte, habe ich mich dann vorsorglich schon mal vor der Reservebank warm gemacht – es musste einer mal ein Zeichen setzen. Dabei muss ich wohl Junior Flick die Aussicht verbaut haben und durfte mich gleich wieder hinsetzen. Irgendwie dumm gelaufen. Löw kam dann zu mir und sagte in seinem komischen Schwiitzerdütsch: „Du Gevin, dei Dag wird noch gomme. Zum Beischbiel Weihnachde, da gibtsch dann schöne Geschenge für dich. Aber heute kommt erschma der Shgodran ‘nei.“ Er hat mir dann zum Trost ‘ne Familienpackung Chips in die Hand gedrückt. Immerhin besser als gar nichts. Die habe ich dann in der zweiten Hälfte mit den Kollegen Durm und Weidenfeller inhaliert. Nervennahrung! Und das bei eigener Führung. Was war das denn bitteschön für ein Ei? Heuli trabt gemächlich nach vorne, macht irgendwie Näschen und Kniechen und trifft sogar mal das offene Scheunentor. Und was kommt dann eine Minute später? Flanke von rechts und Kollege Mustafa macht die McDonalds-Eskorte. So ein Vollpfosten! Und der spielt in der Serie A. Das war höchstens C-Klasse in der Stadtliga von Erkenschwick. Wenn ich im Spiel gewesen wäre, hätte ich die Kirsche mindestens bis zur Mittellinie geköpft. Und dann lassen sie sich, weil‘s gerade so schön ist, gleich noch so ein Scheißding reinpickern. Haben wir eigentlich ‘ne Abwehr oder ein Empfangskomitee für gegnerische Stürmer? Matse sah dabei aber auch nicht richtig prickelnd aus. Unser Chef ist dann ganz schön rotiert und hat unsere beiden Jungsenioren aus dem Trainingsanzug geprügelt. Die waren ganz schön überrascht. Über ihre Ohrenstöpsel hatten sie sich gerade Helene Fischer reingepfiffen. Nun war aber Schluss mit Chillen auf den Recaro-Sitzen. Und kaum schleicht unser Fossil in Stollenschuhen auf den Platz, da macht er schon seine Bude. Dabei hat Oskar Klose, glaube ich, in jungen Jahren in Kaiserslautern noch mit Fritz Walter zusammen gespielt. Solche Rentner brauchen wir in Deutschland! Ist also nochmal gut gegangen. Den Punkt nehmen wir mal einfach so mit. Die Kanzlerin war übrigens hinterher nicht wieder in der Kabine. Vielleicht hatte sie sich in den Katakomben verlaufen. Ist ja auch noch nicht ganz fertig, das Stadion. Nach dem Duschen geht’s wieder heim ins Dschungelcamp. Mal sehen, wem man da nachts noch einen schönen Streich spielen kann. Wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier, oder? Herzliche Grüße aus der brasilianischen Heißmangel.

Euer Kevin


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WM-Bericht vom 20.06.2014

Gutes Timing bei den Terminplanern: Das Duell der prominenten Erstrundenverlierer in der "Todesgruppe" D stieg um 21 Uhr zur besten Biertrinkerzeit. Da konnte man sich um 18 Uhr schon mal warmgucken mit Kolumbien-Elfenbeinküste. Der ganz große Fußball-Leckerbissen war das nicht, dafür gab es dann doch zu wenig gelungene Kombinationen am und im Strafraum. Aber man konnte schon sehen, warum die Kolumbianer in den Top 10 der Weltrangliste stehen: Schnelles Umschalten auf blitzartige Konter beherrschen sie zumindest, und vorne stehen bei Ihnen Leute, die wissen wo das Tor steht. Als es 0:2 stand, wachten auch die vorher wenig zielgerichteten Ivorer auf, allerdings zu spät. Es reichte nur noch zum Anschlusstreffer durch Gervinho, der sich durch die kolumbianische Abwehr dribbelte und dann aus acht Metern sicher abschloss. Ein Drogba in der letzten halben Stunde reicht nicht immer, insgesamt war das zu wenig für die Afrikaner, aber genau richtig für Verena & Helen und mich: Wir konnten endlich mal die volle Punktzahl für unsere 2:1-Tipps einsacken.

Dann endlich das Duell der Alt-Weltmeister, die Urus gegen die Limies, Luis Suarez gegen den Rest der Liverpool-Welt. Wie bekannt siegte Suarez, der die großen Erwartungen der Engländer mit zwei technisch wunderbaren Toren in alle Einzelteile zerlegte. Gibt es irgendwas, das dieser Typ im Strafraum nicht beherrscht? Der Kopfball zum 1:0 war Weltklasse, mit viel Gefühl und absolut zielsicher. Ballbehandlung und Abschluss beim 2:1 waren aber keinesfalls schlechter. Toll, ein absolut kompletter Stürmer! Die weniger Fußball-affinen Damen, die das Spiel ansonsten vielleicht eher gelangweilt verfolgt haben, durften sich wenigstens am Oberkörper von Edinson Cavani erfreuen. Kräftig gebaut, der Herr, aber ein feines Füßchen für gefühlvolle Flanken hat er auch. Einer für alle? :-) Wayne Rooney schoss zwar endlich sein erstes WM-Tor, aber die Freude dürfte rasch verklungen sein. Und die Fragen bleiben die gleichen wie nach dem Italienspiel. Welche Rolle spielt Rooney eigentlich? Überhaupt: Was für ein Angriffsspiel soll das sein, das Hodgson da vorführen lassen will? Spielt England mit einem beweglichen Mittelstürmer im Zentrum oder mit zwei schnellen Leuten in der Spitze? Oder ist da ein falscher Neuner, den wir gar nicht so richtig erkennen konnten? Ich fürchte, die Spieler wissen das selbst nicht so recht. Ein klares Konzept muss her, dann kann England mit den vielen guten, aber noch recht jungen Spielern in Europa wieder ganz vorne mitspielen. Diese WM ist das Übergangsturnier, bei dem ein Leitwolf wie Steven Gerrard noch mitmachen darf, aber in zwei Jahren dürfte er weg vom Fenster sein, zumindest wenn die FA den Nationaltrainer Hodgson weitermachen lässt. Mit dem Schicksal in Form des Schiedsrichters wird England schon jetzt hadern. Uruguays Kapitän Godín hätte bereits in der ersten Hälfte Gelb-Rot sehen müssen, nach seinem Handspiel und einer rüden Attacke auf der linken Verteidigungsseite. Dann wäre es vermutlich das berühmte "andere Spiel" geworden. Aber Fußball ist wie das Leben: Es geht nicht immer gerecht zu. Jetzt müssen die Engländer auf Italien hoffen. Ob das gut gehen kann?

Um 00:00 Uhr spielte dann noch Japan gegen Griechenland. Sorry, Hiroshi, aber wer bei uns in Europa für so etwas aufbleibt, guckt wahrscheinlich auch die indonesischen Ü60-Meisterschaften im Hallenhalma. Außerdem war das Ergebnis die gleiche Nullnummer wie die Anstoßzeit.

Immerhin bescherte mir das 0:0 noch einmal 6 Punkte im Tippspiel, eingeschlossen die zwei Zusatzpunkte für Kolumbien als erstem Achtelfinalisten aus Gruppe C. Vorhersagbar... An der Tabellenspitze bleibt Bernd fest im Sattel und sammelt Punkt um Punkt. Fünf Zähler Vorsprung schon auf Platz 3, da kann er sich bald auch mal eine Nullnummer erlauben. Immerhin zwei Hebbelkicker auf den ersten drei Plätzen, das freut den Präsi. Und Ingo darf lachen, weil er seine Liebste (WM-Dritte von 2010) diesmal locker abgehängt hat. Unten hat Marian die Rote Laterne abgegeben und ist gleich in den zweistelligen Bereich geklettert. Na bitte, geht doch...

Jetzt steht uns wieder ein langes WM-Wochenende bevor. Ich werde bis nach 20 Uhr selber auf der Hebbelwiese dem Ball nachjagen, entsprechend kommt das Update zum Spiel Italien-Costa Rica erst mit Verspätung, ungefähr zum zweiten Abendspiel.

Adeús,
Robert


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Frisch aus dem WM-Papierkorb – unveröffentlichte Meldungen aus den Redaktionen dieser Welt

(WM-Vorrunde 16.06.2014: Deutschland – Portugal 4:0)

17.06.2014   Sun   -   Großbritannien

C-Ronaldo crushed by german tanks – the Mullers ready for Blitzkrieg
(x-beliebige Headline in der britischen Boulevardpresse)




18.06.2014   Ruhr Nachrichten   -   Dortmund:

Kevins WM-Tagebuch

Hallo Leute,

endlich mal wieder gute Laune hier im Camp. Selbst im WG-Haus sieht man vereinzelt strahlende Gesichter. Und alles nur wegen großes dünnes Müller. Der hat unserem schwatten Chef wohl erstmal den Arsch gerettet und Modell CR7 gleichzeitig elegant auf den WM-Schrottplatz befördert. Das war ganz großes Kino. Und ich durfte weit vorne sitzen. Von außen sieht man manchmal Sachen, die andere gar nicht so mitbekommen. Habt ihr eigentlich ‘ne Vorstellung, wie oft Löw während des Spiels in seiner Nase rumbohrt und was der hinterher mit den Popeln macht? Boah –  das ist echt widerlich! Doc Winnetou dagegen twittert die ganze Zeit mit seinem brandneuen blonden Feger rum und Bierhoff studiert akurat die Aktienkurse. Der Rest der Reservetruppe filmt zeitgleich einen Selfie nach dem anderen. Wir sind doch nicht in Hollywood! Konzentration auf die große Sache sieht wirklich anders aus. Aber mich fragt ja keiner. Direkt nach der Portu-Klatsche mussten dann alle zum Appell in der Kabine antreten. Besuch der alten Dame. Die Kanzlerin wollte mit uns im Chor singen. Waren erst ein bisschen schüchtern. Habe daher zur Auflockerung die Singvorlage mit „Götze ist der geilste Hengst der Welt“ gegeben. Das kam speziell bei meinen Dortmunder Jungs super gut an. Selbst Angie hat laut mitgesungen. Heuli hat sich dann hinterher bitterlich bei Löw beschwert. Der soll erstmal unfallfrei das Scheunentor treffen. Jetzt gibt’s wahrscheinlich wieder Strafarbeit im Camp oder Stubenarrest. Aber das ist mir sowas von Latte. Ich finde immer, der Teamsprit muss stimmen. Deshalb gleich mal sehen, was die Minibar heute so zu bieten hat. Wünsche euch ein fröhliches Prosit allerseits.

Euer Kevin



(WM-Vorrunde 18.06.2014: Spanien – Chile 0:2)

19.06.2014   As   -   Spanien

El dropso lucho
(Headline der renommierten Sportzeitung unter Verwendung einer bekannten spanischen Redewendung)


19.06.2014   Marca   -   Spanien

Tiki-Taka in Taka-Tuka?
Wann ist uns bloß unser System abhanden gekommen? War es schon im Frühjahr, als das stolze Barca erst in der Champions League unterging und dann auch in der Meisterschaft grandios scheiterte? Oder haben wir es jetzt erst im Sommer auf der langen Reise nach Brasilien irgendwo über oder auf dem Atlantischen Ozean verloren? Vielleicht ist es von dort aus weiter nach Süden um Feuerland herum in die Südsee auf eine dieser kleinen Inseln mit den putzigen Namen getrieben worden. Wer es findet, soll es bitte gerne sofort einpacken und nach Brasilien ins Trainingslager zu unserer ehemals so glorreichen Mannschaft schicken. Wir haben ja noch ein Spiel und wir brauchen unser System. Es gibt uns Sicherheit und Struktur. Es bringt uns an guten Tagen zum Laufen und unsere Gegner zum Weinen. Xavi und Iniesta leiden schon seit Monaten unter diesem bitteren Verlust. Schaut doch in ihre traurigen Gesichter! Wir sind systematisch erst Europameister, dann Weltmeister und schließlich noch einmal Europameister geworden. Diese Reihenfolge ist logisch und sie sollte einfach immer weitergehen. Nun ist es vorbei. Wir wurden gefürchtet und bewundert. Jetzt werden wir nur noch ausgetanzt und bemitleidet. Wie konnte das passieren? Don del Bosque – gib uns bitte unseren Stolz zurück. Oder gib uns einfach den Gnadenstoß – wie dem kampfesmüden Stier auf der Corrida am späten Nachmittag, denn wir möchten nicht mehr leiden. Wir Spanier sind ein stolzes Volk und wir lieben den Ball. Den geben wir nicht mehr her, denn das ist unser System. Del Bosque – mache bitte Platz für deinen Nachfolger und gib uns endlich den Ball zurück. Er gehört nicht den Holländern oder Chilenen. Er gehört niemandem sonst.


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WM-Bericht vom 19.06.2014

Liebe Tippspielgemeinde,


der König ist weg, es lebe der König! Spanien hat gestern die doppelte Abdankung erlebt. Erst übergab Don Juan Carlos die Krone an Sohn Felipe, dann mussten beide zuhause im Königspalast auf dem Sofa miterleben, wie der zuvor unumstrittene Fußballkönig Spanien auch die Weltmeisterkrone niederlegte. Da dürfte im Hause Bourbon der Cava schal und die Flasche Metaxa schnell geleert worden sein. Spanien ist quasi raus aus der WM, auch wenn gegen Australien noch ein Spiel um die Goldene Ananas aussteht. Aber nicht nur das, gestern dürfte auch eine andere Ära zu Ende gegangen sein: Taka-Tuka, Titicaca, Tabaluga - wie auch immer es hieß, es ist eh vorbei! Barcelona hat es vor einem Jahr schon in der Champions League erlebt, nun muss es auch die spanische Nationalmannschaft lernen: Ballbesitz ist nicht das Primärziel im Fußball, es geht schon seit über 100 Jahren nur um eines: Ball ins Tor! Das ist die einzige Wahrheit im Fußball und eine wunderbare Erkenntnis. Er beweist uns immer wieder aufs Neue, was er für ein geiler Sport ist und warum wir ihn so lieben: Es gibt im Fußball einfach keine ultimative Erfolgsformel. Es gibt nur Spielformen, die für einige Zeit (im Fall der Spanier für etwa 6 Jahre) den maximalen Erfolg bringen, bis sie schließlich von klugen Köpfen durchschaut werden. Dann kann es ganz schnell gehen, dann dauert es vom Titelfavoriten zum Vorrunden-Aus nur gut 180 Minuten. In diesen 180 Minuten haben wir sogar zwei Wege gesehen, wie man der spanischen Spielkunst beikommen konnte: Den holländischen Weg mit schnellen Kontern und den chilenischen Weg mit frühem Angreifen und dem Zustellen jeglicher Räume für das spanische Kurzpassspiel. Nun gut, großer Kampfgeist und perfekte Organisation gehören auch noch dazu, und ein guter Torwart kann niemals schaden. All das hatten die Chilenen gestern abend, und deshalb ist das Thema der spanischen Dominanz im Weltfußball jetzt erst einmal abgehakt, denke ich.

Wer tritt nun die Nachfolge an? Brasilien mit vielen Künstlern und wenigen Arbeitern? Italien mit perfekt auf den Gegner abgestimmter Taktik? Argentinien mit einem Weltklassesturm, der einfach vorne mehr Tore schießen soll als die etwas wacklige Abwehr hinten zulässt? Deutschland mit schnellem Umschaltspiel, vier Innenverteidigern und sechs Mittelfeldspielern? Oder ein ganz anderes Team? Gar die Niederlande, endlich mal? Unsere westlichen Nachbarn taten sich gestern schwer gegen widerborstige Aussies, die sich nicht einfach abschlachten lassen wollten, sondern selbst fröhlich stürmten. Da konnte man sehen, dass es nicht immer so scheinbar leicht geht wie gegen die einfallslosen Spanier. Robben und van Persie sind Weltklasse, aber dahinter scheint die Qualität doch etwas geringer zu werden. Ob das für den ganz großen Coup reichen kann? Das Spiel gegen Chile könnte die Vorentscheidung bringen, bei einer Niederlage müssten die Oranjes vermutlich im Achtelfinale gegen Brasilien ran.
Deren nächster Gegner Kamerun zerlegte sich gegen Kroatien quasi selbst. Zum Glück dürften nicht allzu viele zugeguckt haben, als die Afrikaner sich ein Tor um das andere einfingen, auf den Gegner einschlugen (Song in den Rücken von Mandzukic) und dann auch noch Kopfnüsse an den Mitspieler verteilten. Mit derart undiszipliniertem Verhalten wird es nie etwas mit dem nun schon so lange erwarteten Aufstieg Afrikas in höchste Fußballsphären...

Im Tippspiel hält Bernd weiter Platz 1, die Verfolger wechseln, aber sie verlieren nicht an Boden. Da haben auch die ersten Zusatzpunkte nicht viel verändert. Einzig Dorothea hatte Spanien schon in der Vorrunde rausgetippt und Chile und Holland ins Achtelfinale gesetzt. Hut ab vor so viel Weitsicht! Dafür gab es die volle Zusatzpunktzahl.

Adeús,
Robert

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Bericht aus der WM-Diaspora

Liebe Tippgemeinde, 

nach der EM 2012 darf ich nun auch die WM 2014 in meiner Zweitheimat Dänemark verfolgen. Damals hatten sich unsere Nachbarn in ihrer Todesgruppe mit einem Sieg über die Käsetruppe und einem fast-Unentschieden gegen Portugal doch teuer verkauft.  Die WM-Qualifikation in der Gruppe B schien machbar, Italien war klarer Favorit, Tschechien und Bulgarien machbar, Malta und Armenien sollten als Tor- und Punktelieferanten dienen. Ein Auswärtsieg gegen Tschechien und ein sattes 6:0 daheim gegen Malta schienen dies zu bestätigen, da schmerzte ein 1:3 gegen Italien nicht wirklich. Doch dann kam der 11. Juni 2013 und eine unglaubliche 0:4 Pleite gegen Armenien im Parken in Kopenhagen. Da nützte es auch nichts mehr, dass Morten Olsen den Unterhosenblitzer Bendtner rehabillitierte und man gegen die bereits qualifizierten Italiener noch ein 2:2 erarbeitete, der 2. Platz war in der Minigruppe zu wenig, um weiterzukommen. Zur Belohnung wurde Morten Olsens Vertrag verlängert, so was gibt es auch nur hier.
Also keine große WM-Vorfreude, stattdessen drohte auch noch ein Tarifstreit im Fernsehen die Übertragungen ausfallen zu lassen. In Odense wurde ein klägliches Fanfest für die ersten 2 Tage der WM organisiert. Keine Ahnung wer da war, ich jedenfalls nicht. Aber egal, wir waren gewappnet, dank Nivea rieche ich jetzt nicht nur gut, sondern hab auch eins dieser "Jogis Joker für Rio"-Trikots. Meine Ankündigung, dies 4 Wochen bis zu unserem Triumph zu tragen, führte zu einer kleinen Privatfehde mit unserem Sekretariatschef und Jørgen, der Ritter der Königin. Seine übliche Begrüßung war "2 Wochen", da er offensichtlich keine Øre auf Jogis Jungs setzte. Miene Standardantwort seit Montag ist "5 Wochen". Stellte sich also die Frage: Wo schauen wir den Auftakt der deutschen Mannschaft an? In Anbetracht der Wahrscheinlichkeit, dass das dänische Fernsehen von Radrennen berichtet oder noch mal eine Wiederholung des Endspiels von 1992 bringt, und unser TV Provider sowieso nur ZDF in beschissener Qualität überträgt, traf es sich hervorragend, das wir einen Termin in Flensburg (Foto unten links) hatten. Das Ergebnis ist bekannt, und so ging es - mit leichtem Kater - zurück nach Odense. Mein Jogitrikot übergestreift und stolz ins Büro marschiert. Was soll ich sagen, es gab sogar vereinzelte Glückwünsche, aber die Mehrheit schwieg, sie haben wahrscheinlich Radrennen geguckt oder Wikingerschach gespielt. Unsere Bürotür, die wir unter der Gefahr, vom Nationalen Flaggenkommando erschossen zu werden, geschmückt hatten, zierte jetzt ein kleiner Gruss aus der Vergangenheit (Fotos unten Mitte). Lassen wir ihnen den Spaß, '92 ist geschenkt. Wenigstens unseren dänischen Kollegen Björn konnten wir mit unserer Euphorie anstecken (Foto unten rechts), und das, obwohl er mit einer Holländerin zusammenlebt. Aber da er dank unserer Insidertipps Thomas Müller in seinem Team aufgestellt hat, läuft seit Montag auch in seinem Tippspiel alles rund. Spiel Nummer 2 werde ich wohl in Kiel sehen dürfen und bis zum Spiel Nummer 3 muss ich noch Mitglied der heimlichen Truppe deutscher Studierender in Odense werden, die im Untergrund der Universität geheime Public Viewing-Events organisieren.

Gruss,
Hanno K.


Garten-Deko in Flensburg
 
Bürotür in Odense
Björn, ein echter Fan





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WM-Bericht vom 18.06.2014

Liebe Tippspielgemeinde,


gestern durften nun auch die letzten Mannschaften endlich ran, das erste Drittel der Vorrunde ist rum, alle Teams haben mindestens einmal WM-Luft geschnuppert. Die roten Teufel aus Belgien mussten dabei ordentlich tief Luft holen, bis ihnen in einem Kraftakt am Ende noch ein Sieg gegen die verdammt gut organisierten Algerier gelang. Nicolas war Mitte der zweiten Halbzeit bestimmt schon das Herz in die Hose gerutscht, sein Team fand mit Quergeschiebe und zu wenig Laufarbeit einfach überhaupt keinen Weg durch das Abwehrbollwerk der Nordafrikaner, die zudem gefährlich kontern können, wie man vor ihrem 1:0 gut sehen konnte. Allerdings ermöglichte erst die Dämlichkeit von Vertonghen dieses Tor, denn erstens ließ er seinen Gegenspieler einfach laufen und zweitens hätte der schon ein wirklich guter Schütze sein müssen, um den quer und hoch hereingespielten Ball aus vollem Lauf direkt zu versenken. Vom Elfmeterpunkt war das dann einfacher...
Danach waren die Belgier rat- und einfallslos und hätten vermutlich noch bis Mitternacht den Ball quer vor dem Strafraum hin und her gespielt, wenn Wilmots nach der Pause nicht einige wichtige Wechsel vorgenommen hätte. Am Ende schienen die Algerier auch etwas platt zu sein und es fielen die beiden Tore, die Nicolas dann doch noch einen schönen Nachmittag in Montreal verschafft haben dürften, oder? Nicolas????
Dann zeigten die Belgier endlich auch, was sie drauf haben und warum sie von quasi jedem selbsternannten Fußballkenner auf diesem Planeten zum heißesten Gehei... erklärt wurden (geheim ist daran also nix mehr!). Schnelle Kombinationen, gezielte Flanken mit abgestimmten Laufwegen der Stürmer - all das klappte am Ende viel öfter als in der 1. Halbzeit. Aber man konnte vorher sehen, wie sie sich quälten, wie sie manchmal fast verzweifelten ob ihrer eigenen Fehler, und wie sie dann doch den Schalter umlegen konnten. Für ein Team mit 22 WM-Neulingen ist so ein holpriger Start vielleicht sogar besser als ein 5:0-Auftaktsieg. Da fühlt sich jetzt niemand zu sicher, die Konzentration wird intensiviert, der Blick auf die Fehler geschärft. Belgien, ein kleines Land mit mehr als nur Pommes Frites und Klosterbier. Ich wünsche meinem ewigen UEFA-Cup Helden, dem Kampfschwein Marc Wilmots und seiner Truppe viel Erfolg in diesem Turnier. Ohne deutliche Steigerung und ohne mehr Laufarbeit wird das aber nicht klappen.

Um 21 Uhr dann der zweite gloriose Auftritt der Selecao, ein Feuerwerk der Spielkunst mit 1000 Tricks von Neymar & Co und wunderschönen Toren nach traumhaften Kombinationen. So hatten sich das gestern Abend alle vorgestellt, mal abgesehen vom halslosen mexikanischen Trainer Herrera und seiner ziemlich humorlosen Truppe, die allen Brasilianer den Spaß verdarben. Gut organisiert, mit nie nachlassender Kampfkraft und erstaunlich viel Spielkultur holten die Mittelamerikaner nicht unverdient einen kaum erwarteten Punkt, der ihnen jetzt gute Chancen auf das Achtelfinale eröffnet. Mit etwas Glück war sogar mehr drin, mal ein abgefälschter Fernschuss und dann... - aber auch die Hausherren hatten gute Möglichkeiten, die der mexikanische Torhüter Ochoa aber in Weltklassemanier entschärfte. Neymar glänzte in einzelnen Szenen, aber Weltklasse war das noch nicht, bestenfalls bei einigen Oscar-reifen Schauspieleinlagen nach gar nicht sooo üblen Fouls der Mexikaner. Mein persönliches Highlight der Partie blieibt daher die Szene, in der Schiedsrichter Cakir dem Mexikaner Guardado gestenreich und unmissverständlich klarmachte, dass er gleich selber den gelben Karton sieht, wenn er weiterhin eine Karte für seinen foulenden Gegenspieler fordert. Sehr hübsch und sehr deutlich!
Unklar bleibt nach diesem Spiel, was die Brasilianer wirklich draufhaben. Sind sie wirklich mit so relativ einfachen Mitteln wie taktischer Disziplin und Kampfgeist aufzuhalten, oder war das gestern nur ein Betriebsunfall? Prinzipiell sind alle Zutaten für Zauberfußball vorhanden, aber so richtig gemischt scheint das alles noch nicht zu sein. Trainer Gene Hackman wird weiter überlegen, wen er denn da vorn vor Neymar aufbietet. Hulk, Fred, Jo - die Namen sind kurz, aber die Fragezeichen noch ziemlich groß.

Heute morgen habe ich mir dann aus der Konserve noch das mittelmäßige Spiel der beiden mittelmäßigen Mannschaften von Russland und Südkorea angetan. Kein großer Fußball, viel Hin- und Hergespiele, wenig durchdachter Spielaufbau auf beiden Seiten - das war nicht doll. Die Koreaner sind technisch gut und ballsicher, waren aber körperlich oft unterlegen und am Ende auch platt. Die Russen würden wohl gern so eine Art Konterspiel aufziehen, doch fehlen ihnen dafür die richtig schnellen und dribbelstarken Leute. So blieb ihnen ihre körperliche Robustheit und Kopfballstärke, insgesamt aber zu wenig für einen Sieg. Die Torhüter beider Teams zeigten z.T. erschreckende Schwächen bei Weitschüssen, recht ungewöhnlich für einen sonst doch zuverlässigen und international erfahrenen Akinfeev, der seine Flutschfinger-Aktion beim 0:1 jetzt in jedem WM-Rückblick angucken darf. Die Belgier werden sich das genau angesehen haben und Akinfeev am Sonntag mit Fernschüssen bombardieren. Welches der Teams aus dem gestrigen Nachspiel ins Achtelfinale kommt, dürfte der deutschen Mannschaft ziemlich egal sein. Eine echte Hürde vor dem Viertelfinale sind sie beide nicht.

In der Tippspieltabelle passierte nicht richtig viel, außer dass Boyke und Tobi jetzt Bernd dicht auf den Fersen sind. Auch Newcomer Olafur hat aus dem fernen Spitzbergen eine gute Tippreihe geschickt, er arbeitet sich immer mehr nach oben. Marian klammert sich weiter an die Rote Laterne - keine Ruhmestat für einen altgedienten Hebbelkicker. Aber vielleicht geht noch was bei ihm, die Unentschieden werden ja jetzt häufiger...

Adeús,
Robert


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WM-Bericht vom 17.06.2014

Liebe Tippspielgemeinde,

ich ziehe meinen Hut vor Jogi Löw und dieser deutschen Mannschaft. So ein Spiel hatte ich ihnen nicht zugetraut! O.k., zugegeben, mein Punktestand weist mich auch nicht gerade als den perfekten Prognose-Experten aus. Aber konnte man nach den mäßigen Testspielergebnissen so einen überzeugenden Auftritt gegen den Dritten der Weltrangliste erwarten? Nee, echt nich... Mal abgesehen von Lahms Unsicherheit in den ersten Minuten stimmte zwar nicht alles, aber doch richtig viel: Laufbereitschaft, Laufwege, Doppeln, Pressing, Pässe in den Lauf, Nachsetzen - alles da, alles gut. Dazu ein Thomas Müller mit einem Torinstinkt wie sein Namensvetter in den 70ern und ein Manuel Neuer, der CR7 aber auch gar nichts gönnen wollte. Wer das Haar in der Suppe sucht, findet es bei der Abschlussschwäche von Özil und Götze, jeweils allein vor Torwart Patricio. Und natütlich kam auch nicht wirklich jeder Pass da an, wo er hinsollte. Geschenkt...
Das Schicksal in Person des Schiedsrichters war auch nicht gerade gegen das deutsche Team. Ob die Rote Karte für Pepe wirklich berechtigt war? Hmmm.. - in der Champions League hätte er für seine beiden Aktionen vielleicht nicht mal Gelb bekommen. Ich will ihn gar nicht verteidigen, der Typ agiert tatsächlich manchmal wie ein Irrer (Beweis HIER). Aber der lange Arm vor Müllers Kopf führte keinen Schlag aus, sondern war einfach nur lang ausgestreckt, natürlich Richtung Gegner, das ist (leider) im Spitzenfußball inzwischen fast normal. Und die angebliche Kopfnuss? Na ja, war das  nicht eher nur ein Kopfdrücken? Müller zuckte nicht zurück und war sich auch nach dem Spiel im Interview gar nicht sicher, wer da wem was getan hatte. Eher Gelb als Rot also, wenn man mal ehrlich sein will. Aber der Typ rastet eben nicht zum ersten Mal aus, da darf er sich nicht wundern, wenn er glatt Rot bekommt.
In der zweiten Halbzeit hat die deutsche Mannschaft dann weiter fast alles richtig gemacht. Auch für ein 8:0 hätte es nur 3 Punkte gegeben, also schön das Tempo rausgenommen, den Ball und den dezimierten Gegner laufen gelassen - sehr gut, sehr professionell. Samstag steht Ghana auf dem Programm, das ist Fitness wichtiger als noch mehr Tore gegen Sportugal. Neben Brasilien, Holland, Italien und Frankreich ist auch die deutsche Mannschaft gut ins Turnier gestartet. Weiter so!

Zum Spiel Iran-Nigeria reichen dreieinhalb Worte: Grottenkick unter Hebbelkicker-Niveau.

Nachts mühten sich dann Klinsis Amerikaner gegen die Ghana Black Black Stars redlich ab und holten mit etwas Glück sogar drei Punkte, weil die Afrikaner beim Eckball geistig wohl schon in der Kabine waren. Kurz zuvor hatten sie durch einen schönen Wolfram-Wuttke-Gedächtnis-Schuss von Ayew (mit dem Außenrist ins kurze Eck) noch den Ausgleich erzielt und ein Unentschieden wäre wohl auch gerecht gewesen. Aber wer redet schon von Gerechtigkeit bei dieser WM? Man gucke sich nur mal meinen Punktestand an... Jedenfalls waren das gestern Nacht zwei Teams mit begrenztem spielerischem Potenzial. Wenn's nach vorn gehen soll und man nicht kontern kann, dann herrscht recht oft arge Einfallslosigkeit. Beide Teams sollten für das deutsche Team in der Form von gestern kein Problem darstellen.

Schwieriger wird es langsam, meine Position in der Tippspieltabelle zu begründen. Platz 95 von 104, das ist echt kläglich. Eigentlich sind alle meine Tipps korrekt, nur die Spiele laufen falsch. SO ist es! Andere sind aber wohl einfach besser drauf. Bernd übernahm dank zweier Volltreffer und zweier Zusatzpunkte aus der Torschützenwertung jetzt die Spitze. Hat er in einem der Papierkörbe auch eine Kopie von Sepp Blatters Tippliste gefunden, der ja angeblich das FIFA-interne Tippspiel mit Maximalpunktzahl anführen soll? Dicht auf Bernd folgen Tochter, Frau und Sohn. Was für ein Glück, dass Tippspiele keine Mannschaftswertung kennen! Die Kaymas (übrigens Geschwister und nicht Mutter und Sohn - peinliches Versehen meinerseits!) sind etwas zurückgefallen, dafür ist jetzt mein Lieblingsneffe auf Platz 2 vorgerückt. Was machen eigentlich die Top 3 der EM? Siegerin Kirsten lungert im Mittelfeld herum (Platz 38), Jeroen teilt sich mit mir und anderen Platz 95 und nur Klas steht wie bei der EM auf Platz 3. Das nennt man Konstanz! Unten verteidigt Marian gekonnt die Rote Laterne. Seine Liste mit 23(!) getippten Unentschieden scheitert an der Wirklichkeit des Offensivfußballs in Brasilien, der uns (mal abgesehen vom Knäckebrot Iran-Nigeria) bisher viel Genuss bereitet hat. Auch wenn Marian das nicht gerne lesen mag: Es darf ruhig so weiter gehen!

Adeús,
Robert


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WM-Bericht vom 16.06.2014


Liebe Tippspielgemeinde,

das erste WM-Wochenende liegt hinter uns, die Augen sind bereits viereckig. Alle Spiele müssen geguckt werden, entweder live oder wenigstens als Aufzeichnung – wer hat hier gesagt, die WM sei ein großer Spaß? "Harte Arbeit" trifft es wohl eher und da ist intensive Vorbereitung gefragt. Auch Michael Schumacher hat in Grenoble monatelang über seine Tipps gegrübelt und sitzt jetzt im Tessin aufgeregt vor der Glotze, in der Hoffnung, alles möge so ausgehen wie er vorhergesagt hat. Heute fiebert er für das deutsche Team gegen Ronaldo & Co. Der gegelte Schönling soll ja wieder fit sein und flog wegen der hohen Temperaturen in Brasilien extra in die Arktis, um dort seine Freistoß-Posen zu üben. Wer's nicht glaubt, kann HIER nachschauen. Habt bitte ein wenig Geduld beim Laden, meine Webseite ist nicht die Schnellste.

Die Anfangsaufregung über die Schiedsrichterleistungen hat sich etwas gelegt. Bei der WM-Premiere im Warmduschen zwischen Mexiko und Kamerun lagen der Schiri und seine Gehilfen zwar auch mehrfach kräftig daneben mit ihren Entscheidungen, aber dann gewann doch die richtige Mannschaft, nämlich die in den grünen 90er-Jahre-Trikots. Potthässlich sind die Dinger, aber darin stecken engagierte Kerle, die sich nicht das Hackfleisch von den Burritos nehmen lassen wollten. Den Kamerunern hätte ich nach dem 2:2 gegen Jogis Jungs mehr zugetraut, aber außer einigen Treteinlagen kam nicht viel. Es wird wohl wieder nix mit dem Achtelfinale...

Freitag um 21 Uhr folgte dann der erste richtige Knaller, und der ging für den amtierenden Weltmeister voll nach hinten los. Ja, ich hatte auf die Spanier getippt! Nein, den Holländern hätte ich so etwas nicht zugetraut! Robben und van Persie - das war einfach geballte Weltklasse. Und die spanische Abwehr war löchriger als jeder Maasdammer. Ein toller Auftakt für unsere Nachbarn, aber völlig zu Recht warnte Robben hinterher vor zu viel Euphorie á la EM2008. Jürgen Klopp nannte das Zauberspiel der Oranjes damals "Scheiß Frühform". Und er behielt recht...

Die vorher hoch eingeschätzten Chilenen boten um Mitternacht gegen Australien dann eher Hausmannskost. Wer da der Geheimfavorit sein sollte, blieb tatsächlich nicht wirklich ergründbar. Aber vielleicht liegen technisch versierte Spanier den Chilen sogar besser als kampfstarke Aussies? Das wird ein interessantes viertes Spiel in dieser Gruppe.

Diese WM wimmelt ja von sog. Geheimfavoriten, die aber inzwischen alles andere als geheim sind. Kolumbien ist auch so ein Fall, Nummer 8 der Weltrangliste, aber dieser Rang wurde mit dem Weltklassemann Falcao erspielt, der nun nur zuschauen kann. Gegner Griechenland hätte am Samstagabend nicht einmal ein konzertierter Einsatz von Eurozentralbank, WWF und Angela Merkel genützt - Rehakles Erben sind nur Kanonenfutter bei dieser WM und werden das Achtelfinale am Strand der Ägäis anschauen dürfen.

Gleich danach kam der nächste... - ach nee, lassen wir diese Etiketten... Die Urus blamierten sich ja auch nach Strich und Faden, sie glaubten wohl, man könne ein 1:0 gegen Costa Rica locker über die Zeit bringen und sich für schwere Spiele gegen England und Italien schonen. Schön verkalkuliert... Die Ticos sind sympathische Underdogs, die mehr Kampfeswillen als spielerisches Vermögen einbringen - egal, man schaut gerne zu. Verzichten können wir dagegen auf Frustfoul-Einlagen wie die von Maxi Pereira in der vorletzten Minute. Die Urus der 80er lassen grüßen...

Um Mitternacht dann: England-Italien in Manaus! Rumble in the Jungle! Ein Leckerbissen für Fußballfreunde, getrübt nur durch den Möchtegern-Intellektuellen Steffen Simon als Kommentator. Gleich zu Beginn zitierte er mal (ohne Quellenangabe) aus der Süddeutschen Zeitung vom Samstag "Nach Manaus kann man auf zwei Arten kommen. Mit dem Flugzeug oder mit dem Schiff. Die mit dem Schiff Gekommenen erkennt man an den Mückenstichen." Nett, aber abgekupfert.... Wenig originell war dann das Spiel, aber trotzdem höchst ansehnlich. So gut habe ich die Engländer selten gesehen, vor allem in Anbetracht der äußeren Umstände war das eine richtig erfreuliche Leistung, besonders der jungen Leute im Team. England ist fußballerisch auf dem richtigen Weg in die Zukunft, auch wenn die cleveren Italiener den Limies diesmal noch die Grenzen aufzeigten. Andrea Pirlo ist als Ballverteiler eben immer noch eine Klasse für sich. Ich hätte wetten können, dass er insgesamt nicht mehr als 3 km gelaufen ... – nein, getrabt ist (es sollen tatsächlich 10,543 km gewesen sein!), aber alles lief über ihn. 119 Ballkontakte im Spiel sind bisher einsamer Rekord bei dieser WM, ansonsten schafften nur Mascherano und Dani Alves über 100. Und all das 90 Minuten lang mit nur einem einzigen, eher gelangweilt wirkenden Gesichtsausdruck.... Beeindruckend!

Das Spiel Elfenbeinküste gegen Japan lief dann ohne mich im TV, das gab es aus der Konserve Sonntag zum Frühstück. Elefanten gegen Nähmaschinen, ein schönes Tor von Honda, aber das war's auch für die Japaner. Wer danach nicht ein einziges Mal aufs Tor schießt, darf sich nicht wundern, dass es nicht reicht. Mann des Spiels war erneut ein Altstar: Drogba kam in der 62. Minute und gewann dann mehr Zweikämpfe als alle Mitspieler in 90 Minuten. Prompt wurde der Rückstand noch gedreht....

Sonntagabend gab es dann erst einmal viel Schweizer Käse: Beamtenfußball der Eidgenossen, langsam, behäbig, ohne Druck. Die Ecuadorianer waren nicht besser und so freute ich mich nach 90 Minuten dann schon über einen Dreier im Tippspiel, bis die Nachspielzeit mir alles verdarb. Dachten die Ecuadorianer schon, das Spiel sei zuende, oder was? Drei Mann waren entscheidend für den Siegtreffer: Rodriguez mit einer schönen Hereingabe, Seferovic mit dem richtigen Füßchen und vor allem der usbekische Schiri Irmatov, der nach Foul eines Ecuadorianers schön den Vorteil der Schweizer laufen ließ. Damit rettete er die Eidgenossen und den Ruf seiner Zunft. Gut gemacht!

Frankreich gegen Honduras bot dann Einbahnstraßen-Fußball und die Benzema-Show. Honduras war einfach zu schwach, um aus diesem Spiel etwas über die Stärken der Franzosen ableiten zu können. Aber sie haben sich immerhin warm schießen können, das ist immer gut bei einer WM.

Eher mittelmäßig interessant war dann auch das Spiel des WM-Mitfavoriten Argentinien gegen zähe Bosnier und Herzegow-irgendwer. Das 0:1 in der dritten Minute durch ein Eigentor war natürlich ein selten blöder Start für die Balkan-Kicker, aber danach blitzten die angeblichen Angriffsqualitäten von Messi & Co viel zu selten auf. Richtig dolle war das nicht, auch nicht die wacklige Abwehr der Albiceleste. Sogar das 2:0 in typischer Messi-Manier fiel nur, weil der Ball ganz, ganz leicht Richtung Tor abgefälscht wurde und so an den Innenpfosten ging. Die Bosnier sind unangenehme Gegner und haben immer noch gute Chancen auf das Achtelfinale, denke ich. Ob die Argentinier mehr sind als eine große Versprechung, muss sich noch zeigen...


Im Tippspiel wurden kräftig Punkte verteilt, leider aber nicht an mich. Wie kann man auch Costa Rica als Sieger gegen Uruguay tippen? Blödsinn! Aber manche machen das trotzdem, und so grüßte unser 12jähriger Nachbarsjunge Nick zwischenzeitlich vom 3. Platz. Die Kanalarbeiter sind diesmal gut dabei, Moritz wechselte seine Schwester auf Platz 1 ab und hat schon 3 Punkte Vorsprung. Unten hat auch Marian die ersten Punkte eingesammelt. Na bitte, es geht doch!

Was heute abend gegen die Sportugiesen geht, gucken wir sicherlich alle im TV. Mal abgesehen vom armen Jörg, der auf dem Forschungsschiff SONNE nicht mal die Deutsche Welle mit einer Live-Übertragung hören kann. Die haben nämlich vor 3 Jahren einfach mal den deutschsprachigen Kurzwellendienst eingestellt... :-(

Adeús,
Robert


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Frisch aus dem WM-Papierkorb – unveröffentlichte Meldungen aus den Redaktionen dieser Welt



14.06.2014   Neue Zürcher Zeitung   -   Schweiz:

FIFA setzt weiter auf Spitzentechnologie
Unser Schweizer FIFA-Präsident Sepp Blatter möchte den Einsatz moderner Technologien zum Wohle des Weltfußballs und der Menschheit weiter vorantreiben. Am Rande der Weltmeisterschaft in Brasilien gab er unserer Zeitung hierzu eine exklusive Stellungnahme ab: „Der Einsatz von Goal-Line Technology hat sich bereits in den ersten Spielen bestens bewährt. Jetzt zeigt uns diese Technik erstmals an, dass ein klares Tor eben auch klar im Tor ist. Vorher mussten wir uns auf unsere Augen verlassen. Aber die Sehkraft lässt im Alter eben sehr deutlich nach. Damit meine ich natürlich nicht mich persönlich, sondern die ältere Bevölkerung ab neunzig Jahre aufwärts. Auch der Einsatz schweizerischer Sprühsahne auf dem Rasen hat neue Maßstäbe gesetzt. Davon profitieren nicht nur heimische Landwirte, sondern nicht zuletzt die vielen unterernährten Tauben in Brasilien. Wir müssen schließlich auch an das Tierwohl in der Welt denken.“ Im Zuge der ärgerlichen und für die Mehrzahl ordentlicher Schweizer überhaupt nicht nachvollziehbaren Korruptionsvorwürfe plant der FIFA-Chef weiterhin eine geradezu revolutionäre Neuerung. In Anlehnung an die Goal-Line Technology wird künftig der Einsatz der Cash-Line Technology ernsthaft in Erwägung gezogen. Wenn künftig bei Abstimmungen über die künftige WM-Vergabe gebündeltes Bargeld den Besitzer wechselt, dann wird dieser Zahlungsvorgang via Webcam in Zeitlupe aufgezeichnet und auf dem FIFA-Großrechner dann in Echtzeit abgespeichert. Hierzu erklärte Sepp Blatter unter anderem: „Mit dieser neuen Technik erfüllen wir alle erforderlichen Compliance-Regeln. Auch die Übergabe von Geldkoffern kann damit übrigens lückenlos dokumentiert werden. Diese Weiterentwicklung heißt dann Trunk-Line Technology. Bei Geldbündeln im Koffer gilt übrigens die umgekehrte Fußballregel. Hier muss ausnahmsweise einmal das Eckige ins Runde hinein. Mit diesem Geld fördern wir seit Jahren schwerpunktmäßig und sehr nachhaltig die Korruptionsbekämpfung in den Ländern der Dritten Welt. Hier arbeiten wir ganz intensiv mit unseren Freunden von Transparency International zusammen.“ Damit dürfte die äußerst unappetitliche und für das Ansehen der Schweiz überaus schädliche Diskussion um die FIFA endgültig vom Tisch sein. Es lebe das Bankgeheimnis und unsere gute Schweizer Sprühsahne!


15.06.2014   Ruhr Nachrichten   -   Dortmund:

Kevins WM-Tagebuch

Hallo Leute,
melde mich heute live aus Salvador. Da kicken wir morgen Mittag gegen Fatzke Ronaldo und Konsorten. Bin froh, dass die elende Warterei dann endlich ein Ende hat. Hier im Hotel geht’s noch einigermaßen. Alles chiko FIFA-Bonzen-mäßig und in der Lobby unten stehen auch endlich wieder schöne große Blümenkübel ☺. Aber die letzten Tage in unserem Dschungelcamp am Atlantik waren schon ziemlich krass. Löw hat uns auf dem Bolzplatz stundenlang Standards üben lassen. So ein Quatsch. Das hat doch schon gefühlt seit der EM sechsundneunzig nicht mehr geklappt. Und jetzt kommt er damit auf den letzten Drücker bei uns an. Wir wurden in zwei Teams eingeteilt, sollten uns dann Ecken- und Freistoßvarianten ausdenken, auf Papier zeichnen und dann versuchen, das andere Team damit zu überraschen. Mein ziemlich geiler Vorschlag war, dass Lulatsch Merte in die gegnerische Mauer geht, ich voll abziehe, er kurz vorher plötzlich seine langen Kackstelzen breit macht, die Kirsche dann kurz unterhalb seines Glockenbehangs durchzischt und dann im Eckigen das Tornetz zerreißt. Keine Chance für den Keeper. So war der Plan. Der wurde aber von unserem Oberlehrer Lahm ganz sauber einkassiert, weil ich auf dem Zettel angeblich zu viele Rechtschreibfehler eingebaut hatte. So ein Vollpfosten! Nur weil der angeblich sein Abi irgendwo an der Uni gemacht hat. Aber vielleicht hatte Merte auch nur einfach Angst um seine Eier. Jetzt ballern eben Özil und Heuli Götze im Ernstfall weiter wie bisher standardmäßig wahlweise mitten in die Mauer oder hoch in die Wolken wie weiland sechsundsiebzig unser Kult-Knacki Hoeneß – dafür aber garantiert rechtschreibfehlerfrei. Ich wurde dann wegen Protestalarm von Löw strafmäßig für die Einwürfe abkommandiert. Sind ja schließlich auch wichtige Standards. War mir aber ziemlich egal – spiele am Montag sowieso nicht. Da kann ich auch gleich ein bisschen Handball trainieren. So ein Reservedasein hat eben auch seine kleinen Vorteile. Mal sehen, was heute Abend an der Hotelbar oder am Strand so abgeht. Unser neues WM-Motto passt ja diesmal auch wie Arsch auf Eimer: „Breit wie nie!“ In diesem Sinne Gruß an die Heimat und haltet euch senkrecht.
Euer Kevin
P.S: Und was ist bisher sonst noch so bei der WM los? Scheißwetter, Scheißschiris und scheiß-starke Tulpenzüchter.




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WM-Bericht vom 13.06.2014

Liebe Tippspielgemeinde,

der Ball rollt in Brasilien, die lange Wartezeit ist endlich vorbei. Sie wurde direkt vor dem Eröffnungsspiel sozusagen noch mal komprimiert in Form endloser Pausenfüller-Gespräche der doppelten Olis. Was für ein Glück, dass man Fernseher auch stumm schalten kann... Den Ton aufgedreht habe ich dann erst wieder bei den Nationalhymnen. Normalerweise ist das ja das Signal, schnell noch mal die Toilette aufzusuchen oder den Biervorrat im Kühlschrank zu überprüfen. Diesmal bin ich aber vor der Glotze sitzen geblieben, um fasziniert zuzusehen, wie erst die Kroaten und dann die Brasilianer voller Inbrunst ihre Hymnen sangen. Mag der Fußball auch von der FIFA und dem Fernsehen komplett durchkommerzialisiert sein, diese wenigen Minuten schienen mir tatsächlich ehrliche Gefühle rüber zu bringen. Diese 22 Männer waren einfach stolz, beim Eröffnungsspiel einer Fußballweltmeisterschaft auf dem Rasen stehen zu dürfen. Wer jemals Fußball gespielt hat, wird sie beneidet haben...

Das erste WM-Spiel bot uns dann, wohl inspiriert von der bunten Feier davor, ein interessantes Spielchen. Da haben Leute wie ich, die alle Eröffnungsspiele seit 1970 gesehen haben, schon deutlich Langweiligeres gesehen. Beide Teams gingen beherzt zur Sache und vor allem die Kroaten schienen sich wenig um die vorhergesagten Probleme mit Temperaturen und Luftfeuchtigkeit scheren zu wollen. Vollgas gleich von Beginn, damit hatten die Hausherren wohl nicht gerechnet, zumal das normalerweise die Taktik der Brasilianer ist. Die kamen erst Mitte der ersten Hälfte besser ins Spiel und strahlten so was wie Dominanz aus, auch wenn echte Torchancen Mangelware blieben. Das 0:1 tat dem Spiel sichtlich gut; die Grüngelben waren gefordert und lieferten zumindest den Ausgleich. Zur Halbzeit verschwand Sepp Blatter von der Ehrentribüne und soll unbestätigten Gerüchten zufolge im Umfeld der Schiedsrichterkabine gesehen worden sein. Nicht ganz zufällig gab es dann noch einen 3:1-Sieg der glücklichen Hausherren nach lächerlichem Elfmeterentscheid und einem Treffer in den Schlussminuten, dem bei der Balleroberung ein klares Foul der Brasilianer vorausging. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt...

Für die Brasilianer war das der fest eingeplante Auftaktsieg zum sechsten WM-Erfolg. Die Mannschaft kann sicher mehr als sie gestern gezeigt hat, da waren einige Spieler womöglich doch arg nervös und nicht voll konzentriert. Der Gastgeber ist drin im Turnier und bleibt mein Topfavorit auf die Sechspunkte-Wertung. Die Kroaten wurden unter Wert geschlagen, was ihnen hoffentlich sogar Mut macht.

Im Tippspiel wurden die ersten Punkte verteilt. Immerhin 13 MitspielerInnen hatten auf eine Überraschung gesetzt, aber nicht mit der FIFA gerechnet. Egal, es gibt noch genug Punkte zu verteilen. Heute abend kommt das Update der Tippspieltabelle erst verspätet, denn mein Sohnemann kehrt aus Australien zurück und wird in Hamburg abgeholt. Hoffentlich sind wir zum Gruppe-B-Spitzenspiel Spanien-Niederlande wieder zuhause...
Ach ja, eins noch: Bernd hat wieder Unveröffentlichtes in den Papierkörben gefunden, diesmal zum gestrigen Eröffnungsspiel (s.u.).

Adeús,
Robert


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Frisch aus dem WM-Papierkorb – unveröffentlichte Meldungen aus den Redaktionen dieser Welt

(WM-Vorrunde 12.06.2014: Brasilien – Kroatien 3:1)

13.06.2014   O Globo   -   Brasilien:

Gol! Gol! Goooooooooooooooool! Braaaaziiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiil!
(Headline einer x-beliebigen brasilianischen Tageszeitung bzw. Originalkommentar von TV-Reporter Galvao Bueno – der Kommentator befindet sich zur Zeit noch auf der Intensivstation und hofft, zum nächsten brasilianischen WM-Spiel wieder fit zu sein; der restliche Text des Beitrags ist völlig irrelevant)



13.06.2014   Dubrovacki Vjesnik   -   Kroatien:

Ein ganzer Hafen voller Tränen
Erst flossen Tränen der Trauer, dann floss Hochprozentiges zum Trost hinterher. Am Hafen von Dubrovnik litten gestern Abend beim Public Viewing mehrere tausend Landsleute mit unseren heroischen Fußballern im fernen Brasilien. Die völlig unverdiente 1:3-Niederlage unserer kroatischen Nationalmannschaft wurde erst ungläubig, dann trauernd und letztlich wütend zur Kenntnis genommen. Als die ersten Stühle und Tische umherflogen, drohte die Situation zu eskalieren. Nur dem beherzten Eingreifen des überregional bekannten Spirituosenfabrikanten Branko Spritic war es letztlich zu verdanken, dass sich die Gemüter wieder schnell abkühlten. Er ließ nach Spielschluss eine ganze Wagenladung seines legendären Kräuterschnapses „Zivkovic“ zum Hafen rollen. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Dubrovnik war erst ziemlich fassungslos und dann völlig besinnungslos. In gewissen Kreisen gilt das hochprozentige Gesöff gemeinhin als Blindmacher. Unserer Zeitung ist allerdings nicht bekannt, ob vielleicht auch der japanische Schiedsrichter gestern vor dem Spiel ein Fläschchen davon verkostet hatte. Vielleicht war es nur ein Gastgeschenk von unserem Nationaltrainer Kovac an den asiatischen Referee. Wenn es so war, dann sagen einfach Zivjeli – Prost!

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Frisch aus dem WM-Papierkorb – unveröffentlichte Meldungen aus den Redaktionen dieser Welt


10.06.2014   Ruhr Nachrichten   -   Dortmund:

Kevins WM-Tagebuch
Unsere Nationalmannschaft ist vor einigen Tagen gut und hoffnungsfroh im WM-Hotel „Campo Bahia“ im brasilianischen Santo André angekommen. Jeder Fußballfan ist nun gespannt, wie es dort in den verschiedenen Spielerhäusern so zugeht. Unserer Zeitung ist es gelungen, unseren WM-Fahrer Kevin Großkreutz für eine exklusive Berichterstattung zu gewinnen. In den nächsten Wochen wird er den interessierten Lesern innerhalb und außerhalb des Potts in unregelmäßigen Abständen Auszüge aus seinem WM-Tagebuch präsentieren. Damit wird der unwiderlegbare Beweis erbracht, dass unser Kevin tatsächlich lesen und schreiben kann, beziehungsweise jemanden kennt, der über solche Fähigkeiten verfügt. Wir freuen uns jedenfalls, dass überhaupt irgendjemand aus dem Kreise der Nationalmannschaft etwas abseits des Mainstreams politisch korrekter DFB-Presseverlautbarungen von sich gibt. Also, nun leg‘ doch einfach mal los, lieber Kevin!

Hallo Leute,
sind nach endlos öden Flügen hier im brasilianischen Urwald angekommen. Mussten zum Quartier noch mit der Fähre rüber. Überall Wasser um uns rum, wahrscheinlich damit keiner abhauen kann. In den Busch haben sie Löcher gesprengt für die vielen Häuser und Trainingsplätze. Gestern wurden wir sogar von Indianern mit Pfeil und Bogen überfallen. Aber nach ‘ner Autogrammstunde sind die mit ihrem Häuptling wieder abgezogen. Jetzt ist wieder alles ruhig. Die Zimmer sind in Häusern. Davon gibt es ein paar mehr auf’m Gelände. Jetzt wohnen wir in WGs zusammen. Mich haben sie mit den beiden Typen von Herne-West und mit Judas Götze zusammengepackt. Nicht ganz so freundlicher Akt vom schwatten Chef. Aber ich bin ja nicht nachtragend. Jetzt tausche ich notgedrungen Panini-Bilder mit Höwedes und Draxler. Eigentlich ist mit denen aber nicht viel anzufangen. Durfte nicht mal ‘ne BVB-Flagge in der Gemeinschaftsküche aufhängen. Ansonsten hätten die Spacken mich wieder bei Löw verpetzt. Insgesamt ist das Quartier aber ganz chillig. Unten in der Lobby gibt‘s einen großen Billardtisch, Flipperautomaten und Playstations. Die großen Blumenkübel haben sie bei uns aber alle entfernen lassen. Keine Ahnung warum. Finde ich ziemlich pissig. Nun muss ich aber Schluss machen. In ‘ner Viertelstunde geht’s auf’m Borsigplatz. Da kriegen die Kollegen anständig was auf die Socken – BVB olé!
Euer Kevin


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Prolog vom Kanal

Frisch aus dem WM-Papierkorb – unveröffentlichte Meldungen aus den Redaktionen dieser Welt

Die besten Meldungen sind diejenigen, die niemals gedruckt oder gesendet werden. Diese Einschätzung teilen nicht nur Diktatoren, Autokraten und militante Patrioten wie Assad, Erdogan oder Putin. Nein – auch in den Redaktionsstuben von Zeitungen, Magazinen, Sportillustrierten und Sendeanstalten ist leider bisweilen das eindeutig Schlechtere der Feind des Guten. Auf diese Weise landet dann das eine oder andere Glanzstück journalistischer Recherchearbeit einfach kommentarlos im Papierkorb. Engagierten Kanalarbeitern ist es nun im Vorfeld der in einer Woche beginnenden Fußball-WM erstmals gelungen, im Rahmen einer weltweit konzertierten Aktion zumindest einige dieser verhinderten Meldungen einer breiten Öffentlichkeit interessierter WM-Tippspieler zugönglich zu machen. Die ersten Meldungen erreichten uns heute bereits in aller Frühe.


04.06.2014   Al Jazeera Sports   -   Qatar

WM schon 2014 in Qatar
Nach bisher unbestätigten Informationen aus sicherer arabischer Ölquelle soll die Fußball-WM bereits in diesem Jahr in Qatar stattfinden. Aufgrund von unübersehbaren organisatorischen, politischen und finanziellen Schwierigkeiten soll das Turnier den brasilianischen Gastgebern kurzfristig entzogen werden. FIFA-Präsident Joseph Blatter bestätigte gegenüber „Al Jazeera Sports“ diese bereits sehr konkreten Überlegungen: „Wir haben ja Gott beziehungsweise Allah sei Dank noch ein paar Tage Zeit bis zum WM-Beginn. Wenn die brasilianischen Freunde das nicht in den Griff bekommen, dann müssen halt unsere überaus großzügigen Freunde aus Qatar einspringen.“ Mit Staatspräsident Scheich Tamim bin Hamad Al Thani wurde bereits ein 10-Punkte-Plan für die kurzfristige WM-Verlegung auf die arabische Halbinsel abgestimmt. Regierungschef Scheich Abdullah bin Nasser bin Chalifa Al Thami, Bruder des Staatspräsidenten, äußerte sich bezüglich der konkreten Umsetzung optimistisch: „Efendi Blatter kann ganz beruhigt sein. Unsere fleißigen Gastarbeiter legen seit gestern Nacht freiwillige Sonderschichten zur Baubeschleunigung ein. Ganz Qatar wird bis Ende nächster Woche überdacht und vollklimatisiert sein, also nicht nur die Stadien. Dann steht natürlich auch alles wunderbar rechtzeitig für unsere schöne WM 2022 – Inshallah!“



04.06.2014   Landsberger Tagblatt   -   Deutschland

Mit Uli Hoeneß im WM-Fieber
Nach dem gestrigen Haftantritt von Uli Hoeneß in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech freuen sich Anstaltsleitung und Mithäftlinge nun ganz besonders auf die in gut einer Woche beginnende Fußball-WM. Anstaltsleiter Franz Röck hat hierfür bereits entsprechende Vorkehrungen getroffen: „Mit Herrn Hoeneß ist ein absoluter Fußball-Experte zu uns gekommen. Wir haben extra ihm zu Ehren ein Public Viewing in seiner Zelle vorbereitet. Die WM wird ja von den öffentlich-rechtlichen Sendern übertragen. Da haben wir hier überhaupt keine Empfangsprobleme.“ Mithäftling Franz Xaver K. aus M. möchte sich das auf keinen Fall entgehen lassen: „Mit‘m Uli, dem oiden Sauhund, do wird’s richtig pfundig!“ Mit seinem prominenten Gast auf Zeit hat Franz Röck eine weitere Vereinbarung getroffen: „Der Herr Hoeneß möchte die Zeit bei uns nutzen, um einige seiner überzähligen Pfunde abzutrainieren. Seine Erfahrungen während seiner Festungshaft wird er dann in einem autobiografischen Werk zu Papier bringen, das im Eigenverlag von unserer Anstaltsdruckerei herausgegeben wird. Der Titel steht auch schon fest: ‚Mein Krampf – 1.000 ganz legale Fitnesstricks‘. Der Verkaufserlös dieses Monumentalwerks wird garantiert steuerfrei in neue sanitäre Einrichtungen im Gemeinschaftstrakt investiert. Wir danken Herrn Hoeneß vorab schon einmal für sein großes soziales Engagement.“ Nicht bestätigen wollte der Anstaltsleiter unserer Zeitung, dass der Präsident des FC Bayern im Wartestand künftig auch das Management der Häftlingsfußballer von „FC Riegel-Kicker Landsberg“ übernehmen wird.