„Es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage!“ (Franz Beckenbauer)
Schönwohld, Sonntag, 29. Mai 2011, Schmuddelwetter. Die
Dorfgemeinschaft Schönwohld hatte zum jährlichen Turnier um
den Goldpokal geladen. Die sechs besten Freizeitmannschaften der Region
hatten sich für das Turnier angemeldet. Als Favoriten sahen die
Experten die Gastgebermannschaft aus Schönwohld und die
Spielvereinigung aus Achterwehr, waren beide Teams doch durch junge
talentierte Vereins- und Ligaspieler verstärkt worden. Die
Hebbelkicker zählte man zwar zum erweiterten Favoritenkreis
– wie jedes Mal, wenn sie antreten – doch durch die
kurzfristige Verletzung ihres Leitwolfs und Strategen Borko galten sie
als arg geschwächt. Kurzfristig wurde Marian für Borko in den
Kader berufen. Man durfte nicht allzu viel von ihm erwarten, war er
doch nach langer Verletzung erst seit kurzem wieder im Aufbautraining.
Was auch gegen einen Pokalsieg der Hebbelkicker sprach: Noch nie
konnten sie einen Pokal gewinnen. Keine guten Ausgangsbedingungen,
zumal die Personaldecke extrem dünn war. Das Turnier wurde mit
acht Feldspielern und einem Torwart ausgetragen. Bei Anpfiff der ersten
Partie standen den Hebbelkicker genau diese neun Spieler zur
Verfügung. Im Laufe des Turniers konnte zwar noch ein
zusätzlicher Spieler kurzfristig verpflichtet werden. Aber bei dem
hohen Altersdurchschnitt und einem langen Turniertag - würde ein
Mann auf der Bank reichen? Nichts sprach also für einen Erfolg der
Hebbelkicker. Könnte man meinen.
„Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär.“ (Hans Krankl)
Wer die Hebbelkicker beim Warmmachen genau beobachtete, merkte schnell,
wie konzentriert sie an die Arbeit gingen. Es lag etwas, kaum
wahrnehmbar, in der Luft. Hebbelkicker-Veteran Volker hatte zwar schon
in den Vorbereitungsspielen das Motto ausgegeben: Wir holen endlich den
Pokal. Doch wer nahm ihn wirklich ernst? Beim Aufwärmen meinte
Jens, er hätte in der Nacht vom Pokalsieg geträumt.
Wunschdenken? Nach außen ließ die Mannschaft nur verlauten:
Natürlich wolle man um den Pokal mitspielen, sonst hätte man
ja gar nicht erst antreten müssen. Aber man wollte von Spiel zu
Spiel schauen, es stehen ja angesehene Gegner im Turnier. Man wird
sehen. Kein aufgeblasenes Getue. Und doch sah der intime Kenner der
Mannschaft eine selten zu erblickende Entschlossenheit in den Augen der
Spieler.
Um es kurz zu machen: Sie holten in überzeugender Art und Weise
den Goldpokal. Vier Siege und ein Unentschieden, 13:1 Punkte und 9:3
Tore ist die stolze Bilanz aus fünf engagiert geführten
Spielen.
„Das nächste Spiel ist immer das nächste.“ (Matthias Sammer)
Hoch konzentriert, selbst nach Rückständen immer an sich
glaubend, spielten die Kieler ihr Spiel. Selten hat man die Mannschaft
so diszipliniert und gleichzeitig so spielfreudig, dabei aber nie
überheblich, auf dem grünen Rasen erlebt.
Björn im Tor war der zu erwartende wichtige Rückhalt für
die Mannschaft. Er strahlte Ruhe und Gelassenheit aus und machte durch
weite, gut getimte Abschläge das Spiel immer wieder schnell. Was
zu halten war, hielt er, und darüber hinaus. Am Abwehrbollwerk um
Frank, Hannes, Arne und Ralph bissen sich die Gegner immer wieder die
Zähne aus, es gab kaum ein Durchkommen, und wenn doch einmal, dann
stand ja noch Björn im Tor. Nur drei Gegentore im gesamten Turnier
sprechen eine deutliche Sprache. Besser kann eine Abwehr kaum agieren.
Selbst unter Druck behielt die Männer unter Abwehrchef Hannes
stets den Überblick.
Im Mittelfeld ergänzten sich Andreas und Volker hervorragend. Klug
wurden die Bälle verteilt, das Spiel verlagert, Chancen kreiert,
in der Abwehr ausgeholfen und im Sturm Akzente gesetzt. Andreas
krönte seine Leistung durch ein sehenswertes Freistoßtor
(Marke Kunstschuss) an der gegnerischen Mauer vorbei, Volker durch zwei
nicht weniger sehenswerte Tore aus sehr spitzen Winkeln.
Im Sturm war besonders Marian kaum zu halten und schoss drei wichtige
Tore. Sein Sturmpartner Jens trug mit zwei weiteren Toren zum
Gesamterfolg bei. Durch den enormen Druck, den Mittelfeld und Sturm
entfalten konnten, wurde eine gegnerische Mannschaft noch zu einem
Eigentor genötigt.
Im Laufe des Turnier kam noch der kurzfristig engagierte junge
Nachwuchsspieler Jendrik zum Einsatz. Ein guter Schachzug. So konnten
sich einige altbewährte Spieler des Teams kurze Verschnaufpausen
gönnen und Jendrik konnte sofort an die starke Mannschaftsleistung
anknüpfen und im offensiven Mittelfeld und Sturm Akzente setzen.
Für den Turniersieg wohl entscheidend: Alle Spieler waren auf den
Punkt hin fit und spielten auf und teilweise noch ein klein wenig
über ihrem zu erwartenden Leistungsniveau. Solch eine geschlossene
Mannschaftsleistung hatte man bei den Hebbelkickern in den letzten
Jahren selten gesehen. Trotz der sehr homogenen Teamleistung muss der
Reporter dennoch drei Spieler besonders hervorheben: In der Abwehr den
jungen Nachwuchsspieler Arne: kantig und bissig, an ihm war kaum ein
Vorbeikommen. Bei Ballgewinn kam sofort der kluge und schnelle Pass ins
Mittelfeld. Ein hoffnungsvolles Talent für die Zukunft der
Hebbelkicker. Im offensiven Mittelfeld war Volker der Spieler des
Tages: Kluge Pässe und unglaubliche Dribblings (im Stile eines
20jährigen), meist über außen, ließen die
zahlreichen Gegenspieler nicht gut aussehen. Sie fanden nie ein Mittel
ihn zu stoppen. Die unglaubliche Energieleistung krönte er mit
zwei wunderschönen Toren aus spitzen, fast unmöglichen
Winkeln. Seine Dribblings und Tore zeugen davon, dass Fußball
auch immer eine Frage des Geistes ist. Jede Sehne seines nicht mehr
ganz so jungen Körpers spannte sich, schien auf den Willen seines
Geistes zu hören, der da sprach: Wir holen den Pokal!
Der Dritte, der gesondert zu erwähnen ist, heißt Marian. Er
feierte schlicht das Comeback des Jahres. Lange verletzt, erst ein
Trainingsspiel absolviert, war er als Sturmspitze kaum auszurechnen,
stand immer goldrichtig und krönte seine hervorragende Leistung
mit drei wichtigen und sehenswerten Toren.
„Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann.“ (Jürgen Klinsmann)
Nach der feierlichen Pokalübergabe an die siegreichen Hebbelkicker
und den fairen Gratulationsbekundungen der unterlegenen Gegner fragen
sich die Experten schon, welche Mannschaft diese Hebelkicker in den
nächsten Jahren schlagen soll? Man wird sehen. Festzuhalten bleibt
aber: Solche starke Mannschaft, solch starke Mannschaftsleistung, solch
ausgewogene Mischung aus guten Fußballspielern und Genies, aus
Disziplin und Wahnsinn, solche Willenskraft den Pokal zu holen, erlebt
man nur alle Jubeljahre auf Schleswig-Holsteins
Fußballplätzen. Ein großer Moment für die
Hebbelkicker, ein großer Moment für den deutschen
Fußball!
„Man hetzt die Leute auf mit Tatsachen, die nicht der Wahrheit entsprechen.“ (Toni Polster)
Was noch nachzutragen wäre und wohl auch die letzten Mosaiksteine des Erfolges kennzeichnet:
Die Hebbelkicker hatten nicht nur die meisten und lautesten Fans am
Spielfeldrand zu verzeichnen, sie hatten auch die attraktivsten
(weiblichen) Fans in ihren Reihen. Da wollte sich jeder Spieler von
seiner besten Seite zeigen.
Die Hebbelkicker waren nicht nur das erfolgreichste Team des Turniers,
ihnen wurde am Anschluss auch noch folgende bemerkenswerten
Auszeichnungen einer fachkundigen Jury zu teil:
• Fairstes Team des Turniers.
• Torfreudigstes Team des Turniers
• Beste Abwehr des Turniers.
• Bestes Mittelfeld des Turniers
• Bester Sturm des Turniers
• Bester Nachwuchsspieler des Turniers: Arne
• Comeback des Jahres: Marian
• Bester Spieler des Turniers: Volker
Ein Sonderpreis wurde an Hannes verliehen: „Leiste des Jahres“
Nach der Übergabe des Goldpokals und der diversen Auszeichnungen
kam es zu einer rauschenden Siegesfeier der Spieler mit ihren
zahlreichen Fans. Auch in Sachen „Pokalsieg feiern“ zeigten
sich die Hebbelkicker meisterlich: Ehrenrunde, Freudengesänge,
Siegerzigarren und einige Hektoliter Bier, direkt aus dem Goldpokal
oder als Bierdusche genossen, ließen auch bei den Unterlegenen
und ihren Fans kein Auge trocken. So etwas hatte man in Schönwohld
noch nie erlebt. Ein großer Moment für die kleine Gemeinde
und für die Gastgeber, die mal wieder ein wunderschönes
Turnier organisiert hatten.
„Ich habe
viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos
ausgegeben … Den Rest habe ich einfach verprasst.“ (George
Best)
Auf die Abschlussfrage des Reporters, was nach diesem legendären
Pokalsieg noch kommen kann, befand „Spieler des Turniers“
Volker: „Nichts mehr, was jetzt noch kommt ist Spaß und
Genuss, reine Zugabe“.
„Ich habe fertig!“ (Giovanni Trappatoni)