www.hebbelkicker.de | EM-Tippspiel
AKTUELL Tabelle und Kommentare |
Teilnahme-Info | Teilnahme- Formulare |
Platz | Name | Punkte |
1 2 3 5 8 12 14 15 18 19 21 22 23 24 26 29 31 36 39 44 47 48 51 53 54 56 60 62 64 66 70 74 77 78 79 80 82 85 86 87 89 |
Robert Spielhagen David Wangner Annette Christoph Borko Borkowski Michael Güpner Imke Bergmann Jörn Geletneky Frederik Dethlefs Emanuel Söding Tim Stobbe Bernd Christoph H. Dethlefs/E. Vollertsen Andreas Schramm Stephanie Stamm Jeroen Groeneveld Martin Frank Olaf Schuldt Ingo Bergmann Markus Diesing Kirsten Fahl Sven Petersen Micha Schlundt Lisa Christoph Paul Schneeberg Dirk Staats Hardy Jacobsen Klas Lackschewitz Claudia Didié Stefan Wetzel Georg Schwamborn Nicolas van Nieuwenhove Jörg Geldmacher Simon Pilates Moritz Kayma Henriette Kolling Tim Klages Niklas Menke Hanno Kinkel Johannes Göser Gerd Unger-Schneeberg Timm Schoening Anna-Lena Stein Johann Klages Christina Kayma Dieter Höffmann Ralph Hansen Jonathan Lackschewitz ChatGPT 4o (*) Olaf Ohms IfG Paläozeanographie Nicole Biebow Norbert Dregger Maurice Kuzsza Lukas Wernicke Marc Zehnich K. & S. Taldenkov(a) Jan Scholten Nils Stein Sven Geletneky Roland Friedl-Schulz Boyke Feddersen Sabine Lange Michaela Bessmann Azzedin Ait Brahim Tristan Bauch Karen Volkmann-Lark Kai Didié Henning Bauch Imanuel Humm Michel Stobbe Martin Zander Karl Heger Ruediger Stein Merle Techritz Tobias Christoph Martin Kordowski Christoph Gaedicke Alex Schimanski Gerhard Kuhn Christoph Vogt Anastasia Zhuravleva Michael Klages Marcus Gutjahr Mette Geletneky Gregor Börner Jan-Malte Wolfsdorf John Reijmer Bent Stobbe Torben Struve |
128 122 116 116 114 114 114 111 111 111 111 110 110 108 106 106 106 105 104 104 103 102 101 99 99 98 98 98 97 97 96 96 96 96 96 95 95 95 94 94 94 94 94 93 93 93 92 91 91 91 90 90 89 88 88 87 87 87 87 86 86 85 85 84 84 82 82 82 82 81 81 81 81 80 80 80 79 78 75 73 73 72 72 72 70 68 67 67 60 |
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - EM-Abschlusskommentar vom 18. Juli 2024
Liebe
Tippgemeinde, Spanien ist Fußballeuropameister
und zwar absolut verdient, daran herrscht kein
Zweifel. Alle Spiele gewonnen, nur einmal in die
Verlängerung gegangen, so sieht eine insgesamt
makellose Bilanz aus. Genau wie bei der letzten
EM mit Italien gewann auch diesmal die
Mannschaft, die das schöne, inspirierte Spiel
präsentierte. Verwaltungsfußball haben wir genug
gesehen... - gut
dass die favorisierten Franzosen und Engländer
für ihr weitgehend unattraktives, langweiliges
Ballgeschiebe bestraft wurden. Es ist eine gute
Nachricht auch für den Weltfußball, dass sich
bei den letzten drei Turnieren in Europa und
Katar jeweils das Team den Titel holte, das den
Zuschauern nicht nur Siege, sondern auch schönen
Sport zeigte. Das ist in Hinblick auf die
nächste WM hoffentlich allen Verbänden eine
Lehre, und man fragt sich, warum diese
Erkenntnis erst am Ende des Turniers steht. Wann
immer Frankreich und England mal ihr
Quergeschiebe aufgaben oder wegen eines
Rückstandes aufgeben mussten, wurde es
interessant, dann konnten sie auf einmal
tatsächlich nach vorn spielen und Chancen
erarbeiten. Beide Teams brachten sogar den
späteren Europameister Spanien zumindest
phasenweise in Schwierigkeiten, im Finale geriet
dessen Defensive gegen aggressivere Engländer
vor deren Ausgleich eine Viertelstunde lang
geradezu ins Schwimmen. Man fragte sich: Warum
nicht gleich so? Warum vorher so defensiv? Für
die 1,5 Milliarden-Pfund-Truppe von der Insel
sollte der Nachfolger von Gareth Southgate eher
auf Offensive setzen als auf Ballgeschiebe. Das
ist doch angeblich auch die Faszination des
Premier League-Fußballs - wieso setzte der
Nationaltrainer dann bei der EM auf eine
Spielweise, die die Spieler aus der eigenen Liga
gar nicht kennen? Talente sind genug da und
vielleicht kommt bei den nächsten Turnieren mit
offensiverer Taktik endlich der ersehnte Erfolg.
Bei den Spaniern konnte man den
Entwicklungsprozess schon bei den letzten
Turnieren beobachten. Der Lohn für die Geduld
ist jetzt der EM-Pokal. Das Team ist jung, wird
bis zur nächsten WM noch reifen und muss schon
jetzt als einer der Topfavoriten gelten,
zumindest meiner Meinung nach. Aber was verstehe
ich schon von Fußball? Was die
Taktik bei dieser EM angeht, so wurde oben
schon das Wichtigste gesagt. Der
Verwaltungsfußball scheint veraltet, nach vorn
gerichtete Kombinationen sind wieder in. Flanken
in den Strafraum lohnen sich nur, wenn dort ein
geeigneter Zielspieler steht oder die
gegnerische Abwehr allgemein eher schwächlich
ist. Der Europameister schlug gegen potenziell
starke Mannschaften wie Kroatien, Frankreich und
Deutschland jeweils deutlich weniger hohe Bälle
in den Strafraum als der Gegner und holte sich
den Sieg lieber über Passsicherheit gepaart mit
Kombinationsfreude. Außer beim Gruppenauftakt
gegen Kroatien hatten die Spanier stets eine
höhere Passquote (% angekommene Pässe) als der
Gegner. Es wird für die anderen Teams sicher
nicht ganz leicht, den Vorsprung des
Europameisters auf diesem Gebiet aufzuholen. Wie schlugen
sich die sog. Geheimfavoriten? Portugal
beeindruckte in einigen Partien mit einer
Spielfreude, die fast an die Spanier
heranreichte. Aber gegen Georgien enttäuschte
die von Ronaldo verstärkte (oder durch ihn
geschwächte?) B-Elf der Iberer doch erheblich.
Das Aus im Elfmeterschießen im Viertelfinale
gegen Frankreich war zwar unglücklich, aber
tollen Fußball hatten die Sportguiesen in den
120 Minuten zuvor auch nicht gerade gezeigt. Die
Niederländer spielten eine eher mäßige
Gruppenphase und verloren dort sogar verdient
gegen Österreich. Das 3:0 gegen Rumänien im
Achtelfinale ließ die Erwartungen hochschnellen,
das Viertelfinale gegen die Türken war ein
hartes Stück Arbeit und das Ausscheiden in der
Nachspielzeit im Halbfinale gegen England auch
ein wenig Pech. Immerhin wieder unter den
letzten 4, der holländische Fußball ist vorn
dabei und mit den vielen jungen Spielern, die
jetzt Turniererfahrung sammeln konnten, können
unsere Nachbarn optimistisch auf die kommende WM
gucken. Das deutsche
Team schlug sich mehr als wacker, und das ist
nach den traurigen letzten Turnieren schon ein
Erfolg. Das vom Fußballgott zugesprochene Glück
war nach dem späten Ausgleich gegen die Schweiz,
dem geschenkten Handelfmeter gegen Dänemark und
dem erneut erst kurz vor Schluss erzielten
Ausgleich gegen Spanien aber wohl im
Viertelfinale nach 90 Minuten aufgebraucht.
Handelfmeter hin, mögliches Gelb-Rot gegen Kroos
her - am Ende verlor man gegen den späteren
Europameister und doch war man ihm als einzige
Mannschaft ebenbürtig. Davon kann man sich
hinterher nichts kaufen, aber es macht Mut und
gibt die Hoffnung, dass der von mir bisher
unterschätzte Bundestrainer Nagelsmann zur WM
2026 ein konkurrenzfähiges Team mitbringt. Der
Mann hat bei mir ordentlich Pluspunkte
gesammelt, auch und gerade mit seinen Statements
zur gesellschaftlichen Rolle des Fußballs in
diesem Land. Hut ab! Und sonst? Wo
war eigentlich Philip Lahm? Der Turnierdirektor
blieb unsichtbar und keiner weiß warum..
Die Tops
der EM Ganz oben auf
der Liste: Das Turnier lief von Anfang bis Ende
friedlich ab. So etwas ist in Zeiten
allgegenwärtiger Bedrohungen durch Terrorismus
und irrsinnige Einzeltäter keine
Selbstverständlichkeit. Auch Ausschreitungen
unter den Fangruppen scheint es nicht gegeben zu
haben. Zumindest das Sicherheitskonzept dieser
EM ist offenbar aufgegangen. Die spanische
Mannschaft und das spanische Spiel.
Aber dazu wurde schon genug geschrieben. Kleine
Länder mit großem Einsatz. Albanien,
Georgien und Slowenien schafften es ins
Achtelfinale der Europameisterschaft, obwohl
keines dieser Länder mehr Einwohner hat als
Berlin. Und das gelang nicht mit ermauerten 0:0
in Serie, sondern mit dem Bemühen um
erfrischenden Angriffsfußball. Das 1:3 der
Georgier gegen die Türkei war eines der drei
aufregendsten Spieler der EM - wer hätte das
gedacht? Die Jungstars
im Angriff: Lamine Yamal, Nico Williams, Jamal
Musiala, Florian Wirtz, Xavi Simons... - da
wächst eine neue Generation von Offensivkräften
in Europa heran, die uns hoffentlich noch lange
Freude bereitet. Die Türkei
und Österreich. Die Kicker aus dem
Alpenland kamen mit einem klaren Plan zur EM und
setzten ihn auch um. Das 0:1 gegen Frankreich
durch ein Eigentor war denkbar unglücklich, der
3:2-Sieg gegen die Niederlande dagegen
hochverdient. Der Lohn war der erste Gruppensieg
überhaupt bei einer EM und ein Achtelfinale
gegen anscheinend schlagbare Türken. Aber die
Männer vom Bosporus steigerten sich nach dem
eher kläglichen 0:3 im Gruppenspiel gegen
Portugal und gewannen gegen die von Ralf
Rangnick trainerten Österreicher nach großem
Kampf mit 2:1. Auch im Viertelfinale gegen die
Niederländer konnten die Türken lange mithalten.
Nach den eher kläglichen Auftritten der letzten
Jahre gehörte das türkische Team jetzt zu den
positiven Überraschungen. Leider waren einige
Begleitumstände nicht dementsprechend. Die
Schiedsrichter und neue Regeln.
Von Ausnahmen abgesehen, waren die
Schiedsrichterleistungen bei der EM gut. Der VAR
entschied sich meist schneller als z.B. in der
Bundesliga üblich und die Nachspielzeiten
konnten deutlich kürzer gehalten werden als bei
der letzten WM. Auch die neue Regel gegen
Rudelbildungen erwies sich als Volltreffer. Ausländische
Fans. Eigentlich unbegreiflich, wie es
z.B. die Holländer schafften, das halbe Stadion
in Orange zu tauchen. Woher hatten die bloß so
viele Tickets? Ein großartiger Anblick! Die
schottische Tartan Army, die
friedlichste Armee der Welt, ein Phänomen, das
Hunderttausende Deutsche eine Petition für
regelmäßige deutsch-schottische Länderspiele
unterzeichnen ließ... - phantastisch!
Freundliche Menschen, fröhliche Stimmung, kalte
Getränke und gute Laune - wenn der Fußball die
Europäer auf diese Art vereinen kann, dann ist
der Kontinent noch nicht verloren. Viele schöne
Weitschusstore. Diese EM bot ein
Festival an kunstvoll neben den Pfosten oder gar
ins Dreieck gezwirbelten Bällen aus der Distanz.
Der Höhepunkt war sicherlich Lamine Yamals
Zaubertor für Spanien im Halbfinale gegen
Frankreich. Aber es gab noch viele weitere. Eine
persönliche Liste der schönsten Treffer folgt
noch.
Christoph
Kramer im ZDF. Wie schon bei den letzten
Turnieren der beste Mann im TV, gleichzeitig
Fußball-Experte und Fußball-Fan. Er redet nicht
gestelzt daher, sondern sagt, was Sache ist, aus
beiden Perspektiven und ohne
pseudo-psychologische Spekulationen. Schönstes
Beispiel sein Gespräch mit Katrin
Müller-Hohenstein (KMH), nachdem Lukaku
(Belgien) zum dritten Mal bei dieser EM ein Tor
aberkannt wurde. Die Flops
der EM Die
vermeintlichen Superstars. Ronaldo
steht dem Erfolg des eigenen Teams nur noch im
Weg, zumindest sieht es so aus. Bisher traute
sich leider kein Nationaltrainer, ihn auch mal
gegen stärkere Gegner auf die Bank zu setzen.
Mbappé wirkte nach dem Nasenbeinbruch im ersten
Spiel in der Folge eingeschränkt und war nicht
mehr der herausragende Mann wie noch bei der
letzten WM. Ob Frankreich mit einem gesunden
Mbappé wohl besser gespielt hätte? Harry Kane,
Jude Bellingham, Phil Foden... - sie alle
schienen im engen taktischen Konzept des Garath
Southgate in ihrer Kreativität eingeschränkt.
Kane hatte in der 1. Halbzeit gegen Serbien
genau 2 Ballkontakte. Und das war nicht mal
seine Schuld... Dämliche
deutsche Zuschauer in München (Halbfinale)
und Berlin (Finale), die den Spanier Cucurella
auspfiffen, obwohl der ja nun wirklich nix dafür
konnte, dass der Schiri sein Handspiel im
Viertelfinale nicht mit Elfmeter geahndet hatte.
Peinlich und beschämend. Die Welt zu Gast bei
schlechten Verlierern. Reporter Oliver Schmidt
war das aber im Halbfinale keinen Kommentar
wert. Kroatien
und Italien. Neben den Langweilern
England und Frankreich, die es aber immerhin ins
Finale bzw. Halbfinale schafften, waren dies die
größten Enttäuschungen. Die kroatische
Mannschaft scheint überaltert und über den Zenit
hinaus. Vielleicht kommen neue Spieler nach,
vielleicht geht es den Kroaten aber auch wie den
Tschechen, die mal eine europäische Fußballmacht
waren. Kleine Länder haben es halt nicht leicht.
Und den Italienern fehlte es an Ideen für ein
kreatives Angriffsspiel, wie sie es noch beim
Titelgewinn 2021 vorgeführt hatten. Hier besteht
kein Grund zur Sorge, der Calcio Italiano
hat sich bisher noch immer wie von selbst
runderneuert. Nervige
Ko-Kommentatoren im TV. Mir saßen da zu
viele Exprofis mit am Mikrofon, denen offenbar
nicht klar war, dass der Blick aus der
Reporterloge nicht unbedingt das Gleiche ist wie
das gesendete TV-Bild. Immer wieder wurde uns
erklärt, dass gerade von 4-1-3-2 auf 5-2-1-2
umgestellt worden ist, oder so ähnlich. Wer im
Stadion sitzt, hat gut reden, der erkennt
womöglich tatsächlich, dass sich die Reihen
jetzt anders anordnen. Aber im Fernsehen sieht
man meist nur einen Ausschnitt des Spielfeldes
und taktische Formationen kann man bestenfalls
erahnen. Da sind erklärungsfrei hineingeworfene
Zahlenreihen meist wertlos, sollen aber wohl
suggerieren, dass da ein ganz besonders Schlauer
am Mikro sitzt. Die Fans
der türkischen Mannschaft. Laute
Unterstützung für das eigene Lieblingsteam ist
selbstverständlich erwünscht und die türkische
Mannschaft hatte daher in Deutschland
ausschließlich Heimspiele. Aber das gegnerische
Team über die gesamte Spielzeit kontinuierlich
auszupfeifen, sobald dessen Spieler am Ball
waren, das war ganz schlechter Stil und gehört
sich nicht. Ganz übel waren dann noch diejenigen
"Fans", die mittels "Wolfsgruß" ihre
rechtsradikale Gesinnung und Sympathie für
Herrenmenschentum ausdrücken mussten. Der
türkische Verteidiger Demiral mit seinem
doppelten Wolfsgruß vor den eigenen Fans nach
dem Sieg gegen Österreich war da ein ganz
schlechtes Vorbild. Zum Glück griff die UEFA
schnell durch und sperrte den Fehlgeleiteten für
2 Spiele. Es gab wohl auch bei anderen Spielen
nationalistische Grenzüberschreitungen, speziell
wenn Balkanländer beteiligt waren. Das wurde
aber nicht so thematisiert wie der Fall Demiral,
vermutlich weil sich alles nur auf den Tribünen
und nicht auf dem Rasen abspielte.
Das
Tippspiel Wie bei der
letzten Europameisterschaft fiel die
Entscheidung über den Gesamtsieg erst ganz zum
Ende des Finales. Lange hatten David und Imke
den Spitzenplatz belegt, aber mit dem
Endspielergebnis werden halt noch jede Menge
Zusatzpunkte verteilt und so reichte ein
unerschütterliches Vertrauen in die Fähigkeiten
des spanischen Teams im Schlussspurt für Platz
1. Mehrere aus den Top-10 der letzten EM konnten
sich auch diesmal gut platzieren: David belegte
als EM-Titelverteidiger nun Platz 2,
Vize-Europameister Borko wurde Dritter, Imke
schaffte nach ihrem 4. Platz diesmal die 5.
Position, Frederik fiel von Platz 7 auf den 8.
Rang zurück. Da gibt es offenbar
Spezialist*innen für die
Fußball-Europameisterschaften, die aber alle bei
der WM in Katar nicht reüssieren konnten. Torben
dagegen, der Träger der Roten Laterne 2024,
war bei der Wüsten-WM noch im oberen Drittel der
Liste gelandet. Sein Trostpreis ist (wie immer)
eine Flasche Rotkäppchen-Sekt. Auch diesmal
werden die Tippspieleinsätze komplett
ausgeschüttet. Wer jetzt noch den üblichen
Rückblick auf die schönsten Tore der EM
vermisst, wird auf die nahe Zukunft vertröstet
und sollte gelegentlich wieder auf der
Tippspielseite vorbeischauen. Jetzt heißt
es Abschied nehmen von unserer Heim-EM.
Im Sommer 2026 trifft sich die Tippspielgemeinde
virtuell in Kanada, den USA und Mexico. Sollte
sich bei Euch die Email-Adresse ändern, so lasst
es mich wissen, damit Ihr dann wieder eingeladen
werdet. Oder Ihr geht vor der WM auf
https://www.hebbelkicker.de. Immer eine gute
Wahl! Bleibt gesund
und habt viel Freude, nicht nur am Fußball! Robert - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - EM-Kommentar vom 11. Juli 2024
Liebe
Tippgemeinde, die
Fußball-EM geht in die letzte Runde und unser
Tippspiel ebenfalls. In beiden Wettbewerben wird
die Entscheidung erst gefallen sein, wenn eine
Mannschaft den Sieg bejubeln kann. Wie bei der
letzten Euro, als David sich mit den korrekten
Europameistertipps am Ende noch nach oben
katapultieren konnte, werden diese Vorabtipps
entscheidend sein. So bleibt es spannend bis zu
Schluss. Eins ist jedoch jetzt schon klar: Die
Rote Laterne ist Torben nicht mehr zu nehmen. In
der Abschlusstabelle nicht einmal halb so viele
Punkte wie der Sieger... - lieber Torben,
hättest Du damals bei uns in Geb. 4 in der
Kaffeerunde bei den Fußballdiskussionen besser
aufgepasst, dann hättest Du
vielleicht... - aber, hmmm ... wer weiß das
schon? Die Wege des
Fußballs sind halt sonderbar und mitunter nur
mit Glück und Würfeln richtig vorherzusagen.
Aber nicht nur die des Fußballs, wie zwei
Orientierungsexperten schon vor 18 Jahren im
wahrsten Sinne des Wortes erfahren
mussten: https://www.youtube.com/watch?v=0lDIKZYxMWk.
Doch zurück zur EM. Wer vor dem Turnier auf ein
Finale zwischen Spanien und England getippt
hätte, wäre sicher nicht ausgelacht, sondern als
Kenner des europäischen Fußballs mit
wohlwollendem Kopfnicken bedacht worden. Zwei
Teams mit ausgezeichneten Kickern... - warum
sollten die es nicht ins Endspiel schaffen,
selbst wenn da vorher noch hochklassige
Konkurrenz aus dem Weg geräumt werden müsste.
Nach Ende der Vorrunde sah es allerdings völlig
anders aus: Die Spanier als einziges Team mit 9
Punkten durch die Gruppenphase marschiert, die
Engländer mit destruktivem Sicherheitsfußball
und ohne irgendeine Spielidee zwar ebenfalls im
Achtelfinale, aber zum Gespött der heimischen
Presse und des gesamten Kontinents geworden.
Doch nun stehen beide Teams im Endspiel, und das
durchaus zu Recht. Die Spanier drehten nicht nur
innerhalb von 3 Minuten das 1:0 der Franzosen in
eine eigene Führung um, durch zwei wunderbare
Tore von Yamal und Olmo. Nein, sie schafften es
auch, den Franzosen in Halbzeit 2 durch
geschicktes Kombinationsspiel kaum eine Chance
zum Ausgleich zu geben, von einigen geradezu
verzweifelt wirkenden Weitschüssen mal
abgesehen, die aber keine wirkliche Gefahr
darstellten. Da zirkulierte der Ball in den
eigenen Reihen, dass es eine Freude war, mit
größter Ballsicherheit, selbst am Rande des
eigenen Strafraumes. Zugegeben, Mbappé war nach
seiner Gesichtsverletzung wohl noch immer nicht
bei 100% und schaffte dennoch einige gute
Aktionen. Aber mal abgesehen vom 1:0 entstand
dabei nie eine große Gefahr für das spanische
Tor. So stand am Ende ein verdienter 2:1-Sieg
für die Iberer, die nun nach 5 Siegen in Folge
als Favorit ins Finale gehen. Die Franzosen
werden sich Gedanken darüber machen müssen, ob
ihr Verwaltungsfußball, gelegentlich aufgepeppt
durch schnelle Konter, noch zeitgemäß und
zukunftsträchtig ist. Das zweite
Halbfinale stand unter anderen Vorzeichen. Den
in Achtel- und Viertelfinale wieder erstarkten
Holländern war durchaus ein Sieg gegen die
bisher so planlos agierenden Engländer
zuzutrauen gewesen. Doch es kam anders, und auch
hier scheint mir der Sieg nicht unverdient. Von
Beginn an wollten die Limies zielgerichteter und
mit mehr Tempo nach vorn spielen, und das tat
der gesamten Begegnung richtig gut. Die
Egalisierung der holländischen Führung, erzielt
mit einem wunderschönen Treffer von Xavi, gelang
recht schnell durch einen von Kane schnörkellos
in Old School-Manier verwandelten
Strafstoß. So mag ich Elfmeter: Keine
Lewandowski-Mätzchen vor dem Schuss, einfach
angelaufen und präzise unten links neben den
Pfosten reingeschossen - unhaltbar! Ja, der
Elfer war umstritten, zumindest bei fast allen,
die es mit den Oranjes hielten und halten. Aber,
hallo!... Dumfries trifft Kane eindeutig,
nachdem der Ball Kanes Fuß verlassen hatte. Und
solange der Ball noch im Feld ist, ist sowas ein
Foul, und dafür gibt es Strafstoß, wenn es im
16er passiert. Ende der Diskussion, zumindest
für mich. Die Engländer spielten anschließend
weiter variabel nach vorn und wirkten deutlich
druckvoller als die Niederländer, die nur noch
einen guten Kopfball von Dumfries zustande
brachten. Alle Zuschauenden fragten sich: Wieso
erst jetzt im Halbfinale? Warum dieses quälende
Ballgeschiebe in den vorherigen Spielen der
Engländer? Fodens Schuss in der 32. Minute war
eine Kopie des Treffers von Yamal vom Vortag,
nur ging er leider nicht rein. Dennoch war das
eine bemerkenswert interessante erste Hälfte. Im
2. Durchgang ging es weniger aufregend zu, die
Holländer standen besser und konnten weitere
Großchancen der Engländer verhindern, das ganze
Spiel wirkte ausgeglichener. Doch gerade während
ich in der Nachspielzeit zu Mitgucker David
irgendwas von Verlängerung faselte und noch zwei
Biere holen wollte, schoss Watkins von rechts am
Verteidigerbein vorbei den Ball aus spitzem
Winkel ins lange Eck. Aus und vorbei für den
Traum vom oranje-roten Finale - die Engländer
stehen nun im Endspiel, und das nicht
unverdient. So viel zu Fußballprophezeiungen.
Der Fußball geht seltsame Wege. Mit Spannung
auf das Finale freut sich Robert - - - - - - - - -
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Kanalpolemik zur EURO vom 08.
Juli 2024 von Bernd Christoph Heute
fand ich überraschender Weise einen Brief in
meinem Postkasten, der gar nicht an mich
adressiert war. Ob nun jemand bei der
Deutschen Post AG oder bei der NordBrief GmbH
geschlampt hat, tut hier nichts zur Sache. Man
sollte grundsätzlich dankbar dafür sein, dass
sich überhaupt Menschen für die Verteilung und
Zustellung solcher Schriftstücke finden
lassen. Es war aber zumindest keine Rechnung,
das bemerkte ich durchaus erfreut nach dem
Öffnen des Kuverts. Absender, Adressaten und
Inhalt des Schreibens waren aber erstaunlich.
Ich gebe ihn daher nachfolgend zur Kenntnis. Cher
Monsieur Deschamps, dear Mister Southgate, zunächst
einmal möchte ich ihnen beiden sowie
natürlich auch ihren Mannschaften zum
Erreichen des Halbfinales bei der EURO 2024
herzlich gratulieren. Sie alle haben es
absolut verdient. Bilden sie sich aber bitte
nichts darauf ein, das sage ich jedes Mal
so. Mir ist zudem bewusst, dass es gewisse
Stimmen von außerhalb gibt, die diesen
großen Erfolg Frankreichs und Englands
kritisch hinterfragen. Es wird zum Beispiel
auf die Spielweise abgehoben oder auf die
Tatsache, dass so wenige eigene Tore erzielt
worden sind. Grämen sie sich bitte deshalb
nicht, denn das ist alles Merde bzw.
Bullshit! Ich erlaube mir an dieser Stelle,
zwei Vergleiche aus dem Straßenverkehr und
aus der Kunst heranzuziehen. Es ist weder
verboten noch verwerflich, mit einem Porsche
Carrera in gemütlicher Reisegeschwindigkeit
von sechzig Stundenkilometern auf der
Autobahn spazieren zu fahren. Und einem
begnadeten Maler ist es genauso gestattet,
seine Muse minimalistisch als schwarzes
Quadrat auf der Leinwand darzustellen und
dieses Bild dann „Nachts kam die
Nachtschwester“ zu nennen. Ihre großartigen
Fußballer, die einen unglaublichen Marktwert
in Milliardenhöhe auf sich vereinigen, sind
aus meiner Sicht wahlweise ebensolche
Hochleistungsmaschinen oder Künstler. Sie
sind damit über jede Kritik erhaben.
Vielmehr konzentrieren sie sich auf das
absolut Notwendige. Und das ist echte Größe.
Monsieur
Deschamps, Ihre „Equipe Tricolore“ hat
bisher nur einen Gegentreffer kassiert, und
der resultierte aus einem läppischen
Elfmeter. Viermal stand hinten die Null.
Irgendwelche nörgelnden Fußballexperten und
ahnungslose Laien merkten an, dass ihre
Mannschaft in bisher fünf Partien gleich
dreimal Unentschieden (davon zweimal 0:0)
spielte und die beiden 1:0-Siege nur durch
zwei Eigentore zustande kamen. Das ist der
Neid der Besitzlosen. Wenn Sie es für
richtig halten, die Spiele von ihrer
Mannschaft ressourcenschonend ohne größeren
Offensivaufwand sicher nach Hause
kontrollieren zu lassen, dann ist das völlig
legitim. Die Italiener haben das früher auch
so gemacht und sind dafür bewundert worden.
Und wenn Sie abseits der Stadien
ausschließlich Standards und
Elfmeterschießen trainieren lassen, dann
sage ich nur: Chapeau – weniger ist manchmal
durchaus mehr! Mister
Southgate, Ihre „Three Lions“ beeindrucken
mich immer wieder. Diese Mannschaft spielt
tatsächlich ohne jegliche Inspiration oder
Konzept ihren Fußballstiefel herunter und
schläfert auf diese Weise jeden Gegner
irgendwann vollständig ein. Und dann kommt
die Heilige Dreifaltigkeit zum Tragen,
bestehend aus Hoffnung, Jude & Harry.
Die Rettung folgt entweder in der
Nachspielzeit oder im Elfmeterschießen.
Letzteres klappt zwar leider nicht immer,
aber zumindest immer öfter. Auch Ihre
bisherige Bilanz ist beeindruckend: drei
Unentschieden und zwei klare Siege mit 1:0
und 2:1! Meine
Herren, mit Zufall hat das alles nichts zu
tun. Machen sie bitte gerne weiter so, dann
steht einem großen Finale ihrer beiden Teams
nichts mehr im Wege. Ich werde mir die
beiden Halbfinalspiele in aller Ruhe und mit
dem nötigen Abstand von ganz oben anschauen.
Aber vielleicht verspüre ich ja doch noch
die subversive Lust darauf, einem ihrer
Schützen beim nächsten Elfmeterschießen den
Floh ins Ohr zu setzen, seinen Ball entweder
sauber an den Pfosten zu schieben oder mit
Schmackes übers Gebälk zu jagen. Verlassen
sie sich also besser nicht auf das
Spielglück und vor allem nicht auf mich.
Denn ich bin lediglich ein rastloser Geist! Mit
sportlichen Grüßen Ihr Fußballgott Dem
ist wirklich nicht viel hinzuzufügen. Noch
gibt es offensichtlich ein klein wenig
Hoffnung für Spanien, die Niederlande und für
neutrale, dem Fußball zugewandte Fans, die es
nicht so mit den pragmatischen Franzosen und
Engländern halten. Aber vielleicht schummeln
sich Letztere doch irgendwie am Fußballgott
vorbei in ein möglicherweise 120-minütiges
Finale der Trostlosigkeit. Allen
ausgeschiedenen Mannschaften inklusive deren
traurigen Fans und allen in die Niederungen
der Tippspiel-Tabelle Durchgereichten rufe ich
daher folgende in Liedform gegossene
Lebensweisheit zu: „Erst wenn alles
scheißegal ist, macht das Leben wieder
Spaß!“ („Delmenhorst“ / Element
of Crime, 2005). - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - EM-Kommentar vom 08. Juli 2024
Liebe
Tippgemeinde, raus mit
Applaus! Es ist immer ein wenig traurig, wenn
das Heimteam ausscheidet, aber vor ein paar
Monaten waren das alles nur Versager, denen man
gar nichts zugetraut hätte. Nagelsmann ist nicht
so wirklich der Typ, mit dem ich gern in den
Urlaub fahren würde, doch muss ich seine
Leistung anerkennen: Er hat er nach einer
Probierphase ein Mannschaftsgerüst gefunden, das
auf gehobenem europäischem Niveau mitspielen
kann. Die zuerst schwer hinterfragte Konsequenz
bei der Mannschaftsaufstellung gab dem Team ein
gewisse Sicherheit, das war wohl wichtig. Und
Toni Kroos zum Nationalmannschafts-Comeback zu
überreden, war sicher auch keine schlechte Idee.
Aber nun ist Toni, der letzte deutsche
Fußballnationalspieler, der noch in der DDR
geboren wurde, in Rente. Auch Nagelsmann hat
Fehler gemacht, die Mittelfeld-Aufstellung in
der 1. Halbzeit gegen Spanien hatte was von Jogi
Löw 2012 gegen Italien, da hat er sich ebenfalls
vercoached. Aber er hat Glück gehabt, dass das
ohne Folgen blieb, und er hat die Aufstellung
mit der Hereinnahme von Wirtz und Andrich für
Sané und Can schnell korrigiert. Er wird daraus
gelernt haben und dann ist es gut. Überhaupt
war die Leistung der deutschen Mannschaft bei
dieser EM insgesamt "gut" (Schulnote 2). Wer es
schafft, gegen Spanien mehr und bessere
Torchancen herauszuarbeiten als der Gegner
(xGoals 2 : 1,5), kann mit erhobenem Haupt vom
Platz gehen. Aufgezeigt wird damit aber auch das
Dilemma auf der Mittelstürmerposition, denn
weder Havertz noch Füllkrug konnten ihre guten
Chancen nutzen. Havertz wird sicher auch in 2
Jahren bei der WM dabei sein, aber irgendwie
muss Nagelsmann sich da was einfallen lassen, um
ihm mehr Räume zu verschaffen. Ein System mit
leicht zurückgezogener zweiter Spitze
vielleicht? Julsi & Sandro werden darüber
nachdenken. Nagelsmanns Auftritte bei den
Pressekonferenzen nach dem Ausscheiden haben
gezeigt: Er ist der richtige Mann am richtigen
Ort. Weitermachen! Ein wenig ist
nun die Luft raus aus dieser
Europameisterschaft. Das Spiel am Freitagabend
im Volksparkstadion ließ uns auch nicht gerade
extrem euphorisiert den Heimweg antreten. Es war
schon ein Erlebnis, mal so EM-Spiel live im
Stadion verfolgen zu können, dazu noch mit
Weltstars wie Mbappé, Griezmann und Ronaldo. Und
tatsächlich ließen beide Mannschaften immer mal
wieder kurzfristig ihr Können aufblitzen, ein
feiner Steckpass, ein Sprint in die Gasse, ein
gefährlicher Torschuss. Doch dann verfiel das
Spiel auch wieder in den Rasenschach-Modus, der
Ball wurde quer geschoben, hin und zurück, hin
und zurück. Das war mitunter quälend, auch weil
das Salz in der Suppe fehlte, die Tore. Ein
einziger Treffer hätte das Spiel vermutlich
richtig angezündet, dann hätte die andere
Mannschaft offensiver agieren müssen, es
entstünden Konterchancen usw. usw. Aber so war
zu viel Vorsicht dabei. Dennoch gab es lt.
kicker insgesamt 35 Torschüsse, und auch die 15
Minuten-Zusammenfassung in der Mediathek machte
aus dem vielfach langweiligen Geschiebe ein
spannendes Spiel. Am Ende stand die Entscheidung
nach Elfmeterschießen, mit 9 sehr gut
geschossenen Elfern, bei denen der Keeper
jeweils keine Chance hatte. Aber einer landete
halt am Pfosten und so jubelten schließlich nur
Les Bleus in unserer Kurve, die vorher nach
meinem Empfinden gegenüber den Portugal-Fans
eher weniger lautstark waren. 100 Euro für einen
Platz in der zweitobersten Reihe der Nordkurve,
direkt unterm Dach, und dann ein Kick, der
sportlich nicht wirklich im Gedächtnis bleiben
wird. Nun ja, das war sicher mein letztes großes
Turnier, das ich in Deutschland erleben durfte,
vielleicht verklärt sich in einigen Jahren die
Erinnerung daran, wenn ich davon erzähle... Die Spiele
vom Samstag wurden fachmännisch von Boyke, David
und meiner Wenigkeit in der Wangner-Arena in der
Feldstraße begutachtet, parallel zu einer
Verkostung hochklassiger Double Dry Hopped Hazy
IPAs ("Eierlikör mit Schlagobers", von anderen
als "Dosenbier" geschmäht). Es wurde ein
vergnüglicher Abend, was aber nur zum Teil den
dargebotenen Fußballleistungen geschuldet war.
England begann überraschend offensiv gegen die
Schweiz, verfiel aber irgendwann doch wieder in
das gewohnte langsame Aufbauspiel mit vielen
Querpässen. Die Eidgenossen wollten wieder ihr
erfrischendes Angriffsspiel aufziehen, mit dem
schon Italien überrascht wurde, kamen aber kaum
zu Torschüssen. So entwickelte sich ein
ausgeglichenes Fußballspiel, das lange kaum
echte Höhepunkte aufwies. Auch die Führung der
Schweizer änderte daran nicht viel, denn der
Ausgleich gelang durch einen schönen Schuss von
Saka bereits 5 Minuten später. Dann die
Verlängerung, die ganz zum Ende noch 2 fette
Chancen für die Schweizer bereit hielt, aber der
Ball ging nicht rein... - schade! So kam es auch
hier zum Elfmeterschießen, das
überraschenderweise zugunsten der Engländer
ausging. Hatten die das etwa geübt? Nach
Frankreich schon die zweite Mannschaft im
Halbfinale, die extrem defensiv orientiert ist.
Schade für die mutigen Schweizer! Fast ohne
Pause schloss sich das letzte Viertelfinale an,
ein vergleichsweise munterer Kick, in dem sich
unsere lieben holländischen Nachbarn mit viel
Mühe, aber auch großem Einsatz nach Rückstand
doch noch in der regulären Spielzeit gegen ein
türkisches Team durchsetzten, das eindeutig zu
den fußballerischen Gewinnern dieser
Europameisterschaft gehörte. Der Sieg der
Oranjes war am Ende nicht unverdient, wenn auch
glücklich. Und so sehen wir Halbfinals, in denen
der alte europäische Fußball-Adel wieder mal
unter sich ist. Deutschland guckt zwar nur zu,
aber diese Rolle kennen wir ja schon aus den
letzten Jahren. Im Tippspiel
ist die lange führende Imke zurückgefallen und
David steht wieder auf Platz 1. Ein bisschen
stolz macht es mich schon, dass nun mein
Ältester der ärgste Verfolger ist. Bei der
letzten Euro hat meine Tochter erst im
Elfmeterschießen des Finales den Gesamtsieg
verloren, diesmal ist der beste Fußballer in der
Familie weit vorn dabei. Das zaubert mir ein
Grinsen ins Gesicht. Ganz unten hat Mette auf
einmal wieder mit dem Punkten begonnen und
inzwischen sogar Torben auf den letzten Platz
verwiesen. Oben wie unten ist also noch nichts
entschieden, es bleibt ebenso spannend wie der
Ausgang dieser EM. Vergesst
nicht, Eure Halbfinal- und Finaltipps abzugeben! Viel Spaß bei
den letzten 3 Spielen wünscht Robert
Ganz persönliche Kanalgedanken von Bernd
Christoph Folge 5: Spanien (Viertelfinalspiel am 05. Juli 2024 in Stuttgart )Folgende
zehn Dinge assoziiere ich spontan mit Spanien:
Andalusien, Katalonien, Alhambra, Picasso,
Flamenco, Torero, Real & Barca, Paella,
Tapas und Rioja.
Spanien
hat zwar wesentlich mehr zu bieten als nur Sonne
und Strände, aber ohne beides würde definitiv
etwas ganz Wichtiges fehlen. Die Küsten der
iberischen Halbinsel, die Balearen oder die
Kanaren zählen nicht ohne Grund zu den
beliebtesten Destinationen, wenn man entspannte
Urlaubstage unter südlicher Sonne verbringen
möchte. Meine erste Berührung mit Land und
Leuten hatte ich im Spätsommer 1979. Mit einem
guten Freund reiste ich damals, Interrail sei
Dank, vier Wochen lang auf Schienen durch
Europa. Eigentlich war Marokko das Ziel unserer
Wahl. Die Fahrt dorthin endete aber leider etwas
abrupt schon auf dem Hauptbahnhof in Barcelona,
weil der Bahnschaffner uns offensichtlich nicht
im Zug nach Cadiz haben wollte und kurzerhand
mit geübtem Schwung unsere beiden Rucksäcke aus
dem Fenster feuerte. Da wir auf unsere mageren
Besitztümer nun doch nicht ganz verzichten
wollten, verließen wir den „Waggon des
Schreckens“, sammelten unsere Siebensachen vom
Bahnsteig auf und schauten dem abfahrenden Zug
reichlich erstaunt hinterher. Erst später wurden
wir darüber aufgeklärt, dass man in Spanien für
Fahrten in Fernzügen trotz Interrail-Pass
zusätzlich noch Einzeltickets für die
entsprechende Strecke benötigte, die am
Bahnhofsschalter für den Preis von sage und
schreibe null Peseten ausgegeben wurden. Wir
lernten daraus, dass es sinnbefreite Bürokratie
offensichtlich nicht nur in Deutschland gab.
Nachfolgend änderten wir kurzfristig unsere
Marokko-Pläne. Auf Empfehlung eines Mitreisenden
verlebten wir stattdessen ein paar wunderbare
Tage auf einem Campingplatz in der Nähe der
katalonischen Küstenstadt Tarragona. Dieser hieß
übrigens Los Alfaques und erlangte ein
gutes Jahr zuvor am 11. Juli 1978 traurige
Berühmtheit. Ein mit Flüssiggas beladener
Tanklaster kam seinerzeit mit hoher
Geschwindigkeit genau auf Höhe des
Campingplatzes von der Nationalstraße N-340 ab,
raste die Böschung herunter, durchbrach eine
Mauer und raste ungebremst auf das Gelände. Dort
kam es zu einer verheerenden Explosion, die sage
und schreibe 217 Menschen das Leben kostete.
Weitere 400 wurden zum Teil schwer verletzt. Von
dieser schlimmen Tragödie haben wir tatsächlich
erst in abendlichen Gesprächen mit den
Kellnerinnen und Kellnern des
Campingplatz-Bistros erfahren. Diese konnten
sich übrigens viel Zeit für die wenigen Gäste
nehmen, weil das Ende der anstrengenden
Sommersaison unmittelbar bevorstand. Auf diese
Weise entstand in der Folge eine wunderbare
internationale Community. Spanier, Franzosen und
Deutsche saßen allabendlich in milder Sommerluft
bei mindestens einem Gläschen Rotwein beisammen
und hatten in entspannter Atmosphäre jede Menge
Spaß miteinander. Die
zweite Erinnerung verbinde ich mit Juan. Ihr
kennt ihn nicht? Kein Problem – ist auch nicht
schlimm. Ich versuche es mal mit einer kurzen
Beschreibung: Optik in etwa wie Atze Schröder in
jung – selbstverständlich mit getönter
Pilotenbrille auf der Nase; Dress: immer wie aus
dem Ei gepellt mit blau-weiß-gestreiftem
Kurzarm-Shirt und dunkler Lederkrawatte.
Richtig! Wir haben einen Zeitsprung in die Colorful
Eighties gemacht. Ort des Geschehens: Hotel
Azor in Torremolinos an der andalusischen
Costa del Sol. Dort verbringt ein junges Pärchen
Anfang Juni 1985 einen zweiwöchigen
Entspannungsurlaub. Einer der beiden hat nämlich
kurz zuvor sein Studium abschlossen und steht
unmittelbar vor der Aufnahme seines ersten Jobs.
Der Ort unserer Wahl besticht vor allem durch
die großzügige Hotelanlage mit einem
parkähnlichen Garten. Aber schnell bemerken wir
vor Ort, dass das Hotel fest in britischer Hand
ist. Die zahlreichen Ladies und Gentlemen von
der Insel lassen es sich ebenfalls gutgehen und
nutzen vor allem das ganz auf ihre Bedürfnisse
ausgerichtete Animationsprogramm. Und jetzt
kommt Juan ins Spiel. Der ist nämlich
Chefanimateur und bespaßt die Gäste mehr oder
weniger unermüdlich von morgens bis abends. Der
Tagesablauf sieht dann in etwa so aus:
vormittags Spiele am und im großen Pool, danach
Dartwerfen, Crocket oder Bogenschießen –
nachmittags Bingo und als Highlight folgt die
Happy Hour (two drinks or trays with drinks
for the price of one between 5 & 6 p.m. –
we offer Cuba Libre, Vodka Lemon, Lumumba
& some more bloody stuff!) – abends
wird dann nach einem umfänglichen Casting
abwechselnd Mr. oder Mrs. España gewählt, dann
gibt’s die Karaoke-Show und nachfolgend darf bis
Mitternacht das Tanzbein geschwungen werden. Die
Zielgruppe ist offensichtlich völlig begeistert
und verlässt während ihres Urlaubs in
überwiegender Mehrzahl die Hotelanlage bis zur
Abreise nicht mehr. Die relativ wenigen
Franzosen, Skandinavier, Holländer, Österreicher
und Deutschen erkunden derweil lieber die
wunderbare Umgebung oder unternehmen ganztägige
Touren nach Granada, Ronda oder Gibraltar. Das
wurmt aber den spanischen A(ni)mateur doch
etwas. Als einige dieser nicht-britischen Gäste
sich irgendwann gerade noch rechtzeitig zur
Happy Hour in der Gartenbar einfinden, schlägt
er dort völlig überraschend aus dem Hinterhalt
zu. Schon die Tage zuvor hatte er sich speziell
bei den deutschen Gästen über deren mangelnde
Motivation zur Teilnahme an dem von ihm
kreierten Unterhaltungsprogramm beschwert. Jetzt
greift der ausgebuffte Kerl zu einer Kriegslist:
Wir sollen jetzt nur eine einzige Sache
mitmachen, dann ist er zufrieden und lässt uns
fortan in Ruhe. Da will natürlich keiner
Spielverderber sein. Juan akquiriert auf diese
Weise insgesamt sechs männliche Opfer, die am
nächsten Tag um drei Uhr nachmittags gegen eine
numerisch gleichstarke Gruppe aus dem
Vereinigten Königreich im Wasserbasketball
antreten sollen. Es geht in dieser Geschichte
also ausnahmsweise einmal nicht um Fußball. Am
nächsten
Tag finden sich also ein Holländer, zwei
Schweden, ein Franzose und zwei Deutsche
(darunter auch der Autor) rechtzeitig um Viertel
vor drei am Pool ein. Juan ist begeistert! Dann
erscheint kurze Zeit später unser Gegner. Wir
sind absolut beeindruckt, wieviel mit
großflächigen Tattoos verzierte und krebsrot
geröstete Muskelmasse glatzköpfige Herren so mit
sich führen können. Klar ist aber auch: Das wird
hier kein Kindergeburtstag! Die Monster-Briten,
offensichtlich alle Engländer, grinsen
jedenfalls fies und siegesgewiss. Vermutlich
treffen sie sich auch außerhalb des Urlaubs zum
Verkloppen anderer Hooligans. Juan erklärt kurz
die Regeln: Beide Mannschaften versammeln sich
an einem Ende des Pools – auf der
gegenüberliegenden Seite ist in luftiger Höhe
der Basketballkorb angebracht – der Ball wird
von ihm nach dem Anpfiff des Spiels wie beim
Wasserball in die Mitte der Wasserfläche
geworfen – wer diesen zuerst erreicht, der ist
im Ballbesitz und kann den ersten Angriff
starten – Schlagen, Treten und Untertauchen des
Gegners ist untersagt – jeder Korb wird mit zwei
Punkten gewertet – nach jedem Korberfolg
wechselt der Ballbesitz – die Spieldauer beträgt
zweimal zehn Minuten. Und schon fliegt der Ball
ins Wasser. Zwölf Herren stoßen sich
gleichzeitig vom Beckenrand ab. Es folgt
zunächst ein schwerer Wellengang und nachfolgend
ein völlig chaotisches Spiel. Die Regeln sind
schnell vergessen. Es wird gedrückt, gestoßen,
gehalten und untergegluckert was das Zeug hält –
und es wird vor allem reichlich frisch
gechlortes Wasser geschluckt. Das internationale
Team kann die erste Angriffswelle der
offensichtlich zu allem entschlossenen Limies
unterbinden, die wie an jedem Abend zuvor zwar
reichlich getrunken hatten, aber Zielwasser war
offensichtlich nicht dabei gewesen. Derweil
kommentiert Spielleiter und Schiedsrichter Juan
lautstark und in fließendem Englisch das
Spielgeschehen. Die wahlweise schneeweißen oder
wie ihre planschenden Männer ebenfalls
krebsroten Ladies am Beckenrand sind entzückt!
Die erste Hälfte endet trotz gefühlt achtzig
Prozent Ballbesitz der britischen Fleischklopse
ohne Zählbares – ein erster Teilerfolg der
Außenseiter! Nach einer kurzen Verschnaufpause
geht das wilde Getümmel mit dem Anpfiff zur
zweiten Halbzeit zunächst weiter. Aber
irgendwann erlahmen die Angriffsbemühungen des
favorisierten Teams. Das Spiel ist jetzt
ziemlich ausgeglichen. Etwa fünf Minuten vor
Schluss erleben die staunenden Zuschauer eine
überraschende Passkombination zwischen drei
Herren aus Holland, Hannover und Kiel.
Abschließend senkt sich der Ball tatsächlich in
den Korb. Es steht 2:0! Juan gibt noch einmal
alles und peitscht die Engländer zum Gegenschlag
nach vorne. Die sind aber jetzt komplett
ermattet und wollen nur noch aus dem Wasser –
denn schon bald beginnt ja die Happy Hour. Als
auch wir nach dem Abpfiff völlig fertig den Pool
verlassen, haben wir in der Tat gerade
sensationell die Spanish Open im
Wasserbasketball gewonnen. Juan beglückwünscht
jedes Teammitglied einzeln und lädt uns für 20
Uhr zur offiziellen Siegerehrung ein. Unsere
Stimmung ist sofort im Keller, denn so haben wir
nicht gewettet. Der Vorschlag, den Sieg einfach
den Engländern zu schenken, wird leider
abgelehnt. Deshalb muss ein Plan B her. Eine
Stunde vor Beginn des angedrohten Abendprogramms
– besonders die englischen Damen haben sich
hierfür schwer in knöchellange Roben geworfen –
verlassen die Mitglieder des Siegerteams
inklusive Spielerfrauen klammheimlich das Hotel.
Aber so ganz ohne Juan geht es nun auch wieder
nicht. Als zwei Pärchen aus Hannover und Kiel
irgendwann weit nach Mitternacht zurückkehren,
schleichen sie sich zunächst an der Rezeption
vorbei und nehmen anschließend das an der Wand
direkt neben dem Wochenprogramm hängende und mit
Namen versehene Konterfei des sicherlich
weltbesten spanischen Hotelanimateurs aller
Zeiten in Gewahrsam. Danach schnell in den Lift
und ab nach oben – im dritten Stock wird
ausgeknobelt, wer die Trophäe mit nach Hause
nehmen darf. Das Schicksal entscheidet sich für
Kiel. Schon eine Woche später lächelt Juan
unsere Gäste von der Innenseite der Tür unserer
Wohnungstoilette in der Harmsstraße 36 an. Die
Frage lautete dann hinterher: „Sagt mal, wer
um alles in der Welt ist denn dieser Juan?“.
Und dann erzählten wir sehr gerne die oben
beschriebene Geschichte rund um ein
außerordentliches Sportereignis in Spanien. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - EM-Kommentar vom 03. Juli 2024
Liebe
Tippgemeinde, gestern lohnte
endlich wieder das Hinschauen bei der EM, das
Handy und die Tageszeitung durften mal liegen
bleiben. Am frühen Abend entwickelte sich direkt
nach Anpfiff ein rassiges Spiel zwischen den
Muränen und den Käserollern. Ein starker
offensiver Auftakt von beiden Teams, mit schnellem
Spiel nach vorn, mal über Kombinationen, mal mit
langen Bällen. Das war eine Wohltat nach dem
Rasenschach des Vortages! Nach 15 Minuten mit
ausgeglichenen Spielanteilen entwickelte sich aber
eine klare Dominanz der Niederländer, mit vielen
Möglichkeiten, aber relativ wenigen echten
Torchancen. Eine der ersten nutzte Gakpo zur
verdiente Führung durch einen schönen Schuss von
schräg links. Erst in der Nachspielzeit der 1.
Hälfte gab es die erste Ecke für Rumänien, da
hatten die Holländer schon 10x den Ball von der
Eckfahne in den Strafraum geschlagen - ein
deutlicher Hinweis auf ihre Überlegenheit. Alec
Baldwin auf der rumänischen Bank ermunterte in der
Pause seine Männer in Gelb zu mehr Offensivdrang,
aber der hielt nur wenige Minuten an. Danach
übernahmen wieder die Oranjes in Blau die
Handlungshoheit und gaben sie auch nicht wieder
ab. Trotz aller Überlegenheit (2/3 Ballbesitz)
fehlte aber lange die Effektivität. Erst zum
Schluss, als den Muränen Kraft und Konzentration
endgültig abhanden kamen, fielen noch zwei schöne
Tore durch Malen, der einmal von der Torauslinie
im Strafraum bedient wurde und dann noch in der
Nachspielzeit einen Steilpass nach Ausspielen
seines Gegners eiskalt ins kurze Eck versenkte.
Ein hochverdienter Sieg der Holländer, auch in
dieser Höhe. Wenn sie diese Form konservieren
können, sind sie gegen die Türkei ein heißer
Kandidat fürs Halbfinale und womöglich sogar für
mehr. Andererseits haben wir auch schon das andere
Gesicht der Oranjes gesehen, mit vielen
Querpässen, langsamem Aufbauspiel und vergebenen
Torchancen. Alles ist möglich: De dood of de
gladiolen. Na ja, natürlich nur im
übertragenen Sinne... Am späten Abend
dann eine rot-weiße Arena in Leipzig. Die kalte
Dusche für die Österreicher gleich in der 1.
Minute, verursacht durch ein Missverständnis quasi
auf der eigenen Torlinie, brachte die Türken in
Front und bereitete beide Mannschaften auf das
vor, was noch kommen sollte: Dauerregen ohne
Pause. Das hielt aber beide Teams nicht von
flottem Angriffsfußball ab. Zugegeben, das war
beiderseits nicht auf dem technischen Niveau der
Spanier, aber den Zuschauern wurde zumindest nicht
langweilig. Trotz aller Bemühungen fehlten den
Ösis jedoch nach einem ersten Anrennen die echten
Torchancen und sehr viel besser wurde es auch nach
der Pause nicht. Irgendwie waren es immer nur
Halbchancen, die da produziert wurden, und prompt
folgte die zweite kalte Dusche in Form eines
schönen Kopfballes von Demiral, der schon das 1:0
für die Türken durch konsequentes Handeln erzielt
hatte. Die Spannung schien fast raus, da schafften
die Alpenkicker zum Glück für alle Zuschauenden
den schnellen Anschlusstreffer und setzten
anschließend zu einem Sturmlauf auf das türkische
Tor an. Aber es fehlte wieder die
Durchschlagskraft. Arnautovic ist mit 35 Jahren
einfach nicht mehr der Schnellste und Gregoritsch
erwies sich auch nicht als der supergefährliche
Zielspieler. Und dennoch wäre es fast zur
Verlängerung gekommen, als Baumgartner in der 95.
Minute mit der besten Chance der 2. Halbzeit einen
Kopfball perfekt unten links ins Tor drücken
wollte. Der Hechtsprung und die unfassbare Parade
von Torwart Günok verhinderten aber den Ausgleich.
Ein unglaubliches Ende eines stets spannenden
Spiels, das die Türken dank ihrer engagierten
Abwehrleistung und ihrer guten Chancenverwertung
nicht unverdient gewannen. Weniger schön war das
permanente Pfeifkonzert der Türkeifans, sobald ein
Österreicher am Ball war, und der Wolfsgruß des
zweifachen Torschützen Demiral, ein eindeutig
rechtsextremistisch-rassistisch-antisemitisch
konnotiertes Zeichen nationalistischer Gesinnung.
Solchen Scheiß wollen wir nicht sehen. Gut, dass
die UEFA jetzt ermittelt und den Typen hoffentlich
nach Hause schickt. Im Tippspiel
zieht Imke weiter oben ihre Kreise und im
Verfolgerfeld gibt es nur hier und da mal einen
Platztausch. Im Viertelfinale wird es jetzt
spannend, weil wegen der Überraschungen durch die
Schweiz und die Türkei niemand in allen vier
Spielen punkten kann. Immerhin 29 von Euch hatten
nur einen einzigen Fehltipp im Achtelfinale, da
ziehe ich meinen Hut, denn ich gehöre leider nicht
dazu. Lasst Euch überraschen, welche Veränderungen
sich aus der Regel ergeben, dass nicht zustande
gekommene Partien auch keine Punkte ergeben
können. Die nächste Aktualisierung findet
allerdings erst nach Mitternacht statt, also am
sehr frühen Samstagmorgen. Wir fahren schon am
Freitagnachmittag nach Hamburg, gucken hoffentlich
irgendwo das vorweggenommene Finale
Deutschland-Spanien und hoffen dann auf ein
munteres Spiel zwischen Frankreich und Portugal.
Zum Frühstück am Samstag sollte die Punktetabelle
aber aktualisiert sein. Jetzt schon
wünsche ich Euch ein schönes
Viertelfinalwochenende! Robert - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - EM-Kommentar vom 02. Juli 2024
Liebe
Tippgemeinde, heute kann ich
es kurz halten, denn gestern habe ich nur ein
Spiel gesehen, mal abgesehen vom sportlichen
Wettstreit auf der Hebbelwiese, wie immer ein
großartiges Erlebnis! Die 8
Minuten-Zusammenfassung des Achtelfinales zeigte
deutlich mehr Torschüsse der Franzosen verglichen
mit den Belgiern, bestätigt auch durch die
kicker-Statistik (19:5). Aber bei Passquoten von
92 und 89% werde ich immer misstrauisch, das
riecht nach ziemlich viel Ballgeschiebe. Ein
spätes 1:0 für Frankreich durch ein Eigentor des
ewigen Vertonghen, auch das klingt nicht nach
Sturmlauf der Franzosen. Nach allem, was ich so
gelesen und gehört habe, fand am frühen gestrigen
Abend das aufregendere Spiel wohl auf der
Hebbelwiese statt. Da habe ich also alles richtig
gemacht. Rechtzeitig
nach Hause zurückgekehrt, so dass ich frisch
geduscht zum 21 Uhr-Spiel antreten konnte, freute
ich mich auf das Spiel Portugal-Slowenien. Der
lebendige Auftakt mit vielen guten und gut
herausgespielten Aktionen der Portugiesen ließen
mich auf eine aufregende Partie hoffen. Wirklich
in Erinnerung bleiben werden uns von den gut 120
Minuten aber wohl nur zwei Aktionen. Zum einen die
100%ige Torchance von Sesko, der allein auf
Torwart Diogo Costa zulief und den Ball nicht im
Netz unterbringen konnte, zum anderen der von
Torwart Oblak gehaltene Elfmeter, der beim Abpfiff
nach 90 Minuten den traurigen Schützen Ronaldo zu
Tränen rührte. Schluchz... - der arme Kerl, wir
alle haben mit ihm gefühlt und heimlich ein
kleines Tränchen verdrückt... Gebt mir ein paar
Minuten, ich muss mich erst mal sammeln... Zum Glück für
Ronaldo zeigte sich Diogo Costa ebenfalls als
Elfmeterkiller und hielt die ersten 3 Dinger im
Elmeterschießen, so dass schon nach dem 3. Treffer
der Sportugiesen alles klar war. Ein
frustrierendes Spiel für die Slowenen, die über
120 Minuten fast alle guten Chancen der Iberer
wegverteidigten, wie übrigens umgekehrt auch die
portugiesische Abwehr auf der anderen Seite. Das
0:0 war insofern nur konsequent. Irgendwie schwant
mir Übles für das Viertelfinale am späten
Freitagabend in Hamburg, für das Jan 4 Karten in
der ersten Verlosungsrunde ergattern konnte, und
zu dem Roland und ich ihn begleiten dürfen. Zwei
starke Abwehrreihen und vorn wenig
Durchschlagskraft - das klingt nicht gerade nach
einem Torschussfestival. Aber immerhin werden wir
Mbappé und Ronaldo mal live sehen können, im
gleichen Spiel. Das ist doch was... Im Tippspiel
hat Imke die 100 Punkte-Marke geknackt, aber
weitere werden folgen. Der Abstand zu den
Nicht-Gewinner-Rängen (Platz 8 und schlechter)
scheint mit 12 Punkten bei nur noch 9 Spielen
schon recht groß, aber allein die Tipps auf den
zukünftigen Europameister können 9 Punkte bringen
und (so viel will ich verraten) nicht alle da oben
haben auf das gleiche Team wie Imke gesetzt.
Womöglich entscheidet sich das Tippspiel wieder
erst im Finale. Unten dagegen will Mette wohl
partout nicht mehr richtig punkten. Aber auch hier
gilt, dass sich am Ende noch alles drehen kann. Heute werden
die letzten Kandidaten fürs Viertelfinale gesucht.
In München wird es bei Rumänien-Niederlande recht
bunt, aber die Leipziger Arena wird rot-weiß
geflutet beim Spiel Türkei-Österreich. Hoffentlich
fallen dann auch mal wieder normale Tore in der
regulären Spielzeit, sonst wird es arg langweilig. Das wünscht
sich und Euch Robert - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - EM-Kommentar vom 01. Juli 2024
Liebe
Tippgemeinde, jetzt geht die
EM richtig los, jedes Spiel ist ein Finale! Das
hatten die Italiener im Spiel gegen die Schweiz
aber ganz offenbar noch nicht so richtig
realisiert, die dachten wohl, sie könnten sich mit
dem Schlafwagenfußball der Vorrunde locker ins
Viertelfinale mogeln. Was ist nur aus dem
Titelverteidiger geworden, aus der großen und
stolzen Fußballnation Italien? Ein ideenloser
Haufen, der konzeptlos vom frühen Pressing der
Schweizer überrascht wurde und über 90 Minuten nie
eine Idee hatte, wie dieses Achtelfinale wohl zu
gewinnen wäre. Das soll in keiner Weise die
Leistung der Schweizer abwerten, die konsequent
störten, sich in jeden Zweikampf warfen, und in
Xakha einen grandiosen Regisseur hatten, der sich
für kein Anlaufen zu schade war und fast immer den
Überblick behielt, wenn die Italiener doch mal vor
dem Schweizer Strafraum Ball und Gegner laufen
ließen. Chapeau, Schweiz! Das war großartig und
der Einzug ins Viertelfinale vollkommen verdient! Die deutsche
Mannschaft hatte gegen Dänemark weitaus größere
Mühe. Ich wärme jetzt nicht noch mal die
berechtigte Diskussion um Abseits und Handspiel
auf. Es bleibt aber festzuhalten, dass ohne den
ganzen Technikschnickschnack vermutlich die Dänen
in Führung gegangen und keinen Elfmeter gegen sich
kassiert hätten. Hätte, hätte, Vierkette - niemand
weiß, was dann herausgekommen wäre. Vielleicht
wollte die UEFA auch einfach gern den Gastgeber im
Turnier halten, wegen guter Stimmung und so? Alles
Spekulatius. Festzuhalten bleibt, dass dies jetzt
das zweite Spiel war, in dem die deutsche
Mannschaft nicht durchgehend überzeugen konnte und
z.T. sogar in die Unentschlossenheit und
Querspielerei der vor-Nagelsmann-Zeit zurückfiel.
Andererseits gab es auch Phasen echter Dominanz,
besonders zu Anfang und Ende des Spiels. Das
Viertelfinale gegen Spanien ist wohl der finale
Lackmustest für das Team. Wenn Jules Jungs da
durchkommen, scheint selbst einem ewigen Skeptiker
wie mir alles möglich, auch der Titel. Ansonsten
kann ein schmuckloses 0:2 auch das Ende aller
Euphorie bedeuten. Apropos
schmucklos... - was war das denn schon wieder für
eine Leistung vom 1,5 Milliarden-Pfund-Team von
der Insel? Die Rocky Horror Southgate Show? Eine
Null-Leistung über 90 Minuten, ideenlos,
konzeptlos, weitgehend chancenlos. Das
Preis-Leistungs-Verhältnis erreicht geradezu
astronomische Bereiche und der Trainer redet das
am Ende auch noch schön. Wo war der Plan B nach
dem 0:1? Kann man es sich tatsächlich im Fußball
des 20. Jahrhunderts leisten, allein auf die
individuelle Klasse der Einzelspieler zu setzen?
Alle Welt außerhalb der Insel wird hoffen, dass
dies nicht so ist. Wir wollen kluge und gern auch
mal überraschende Spielzüge sehen, welche die
Qualitäten jeweils gezielt einsetzen, und nicht so
ein Hintenrumgegurke wie von den Limies. Aber der
Fußballgott war nicht mit den gut organisierten
Slowaken, die sich in die Zweikämpfe warfen, das
verdiente 1:0 hoch verteidigten und weitere
Chancen erarbeiteten. Doch dann der
Schicksalsschlag in der Nachspielzeit, ein
Klaus-Fischer-Gedächtnis-Fallrückzieher aus 7
Metern Entfernung, ein chancenloser slowakischer
Torwart. Und sie Robin Gibb von den Bee Gees singt
"Saved
by the Bell(ingham)"! Ein Akt der
Perfidie des Fußballgottes folgte gleich zu Beginn
der Verlängerung. Die ZDF-Reporter Claudia Neumann
und Moritz Volz wollten Kane und Bellingham schon
seit einer halben Stunde auf der Auswechselbank
sehen, da schlugen sie zu jubelten dann gemeinsam.
Als Anhänger der Slowakei hätte ich gekotzt. Am Abend ein
ähnliches Duell zwischen Außenseiter und
Fußballgigant, aber hier wirkte der Favorit nie
konzeptlos. Die Spanier behielten nach der
georgischen Führung die Nerven, ließen wie gewohnt
Ball und Gegner laufen und erzielten ihre Tore
gegen ein am Ende überforderte Team vom Kaukasus.
Ja, auch die Georgier hatten Chancen, aber man
hatte eigentlich immer das Gefühl, dass sie Iberer
das Ding noch in ihre Richtung drehen würden. Das
taten sie dann ja auch. Und das deutsche Team
trifft jetzt auf eine bestens eingespielte
Mannschaft, die sich nicht so schnell aus ihrem
Konzept bringen lässt. Das wird
richtig schwer. Im Tippspiel
hat sich in der Tabelle tatsächlich relativ wenig
getan. Imke und David halten die
Spitzenpositionen, gefolgt jetzt von Tim, der sich
Schritt für Schritt hochgearbeitet hat. Unten hält
Mette weiter Abstand zum Vorletzten und steuert
die Rote Laterne an. Viel Spaß heute
bei den nächsten Achtelfinalduellen wünscht Robert - - - - - - - - - -
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
- - - - - - - - - - - -
Ganz persönliche Kanalgedanken Folge 4: Dänemark (Achtelfinalspiel am 29. Juni 2024 in Dortmund )Folgende
zehn Dinge assoziiere ich spontan mit Dänemark:
Nordseeküste, Limfjord, Kopenhagen, Hans
Christian Andersen, Danebrog, Lego, Georg Jensen
(Schmuck & Uhren), Dansk Hot Dog,
Salzlakritz und TuborgCarlsbergFaxe (Bier). Dänemark
ist gute Nachbarschaft, Dänemark ist hyggelig –
die Dänen sind sympathisch und besonders
glücklich. Das kann ich im Grunde alles
unterschreiben. Seit meiner Jugend ist dieses
Land unter dem Danebrog irgendwie Teil meines
Lebens geworden. Unzählige Male zog es mich und
meine Familie über die nördliche Grenze an die
Nord- und Ostseeküsten, nach Jütland, nach
Seeland oder auf die vielen anderen wunderbaren
Inseln. Es begann zunächst mit Handballfahrten
meines Heimatvereins zu diversen
Jugendturnieren. Später als junge Studenten
verbrachten wir mehrfach in größerer Runde unter
Freunden feuchtfröhliche Tage in gemütlichen
Ferienhäusern an der Nordseeküste. Auch unser
geschätzter Tippspielorganisator wird sich
sicherlich gerne daran erinnern. Als dann
irgendwann unsere Kinder auf der Welt waren,
nutzten wir über mehrere Jahre hinweg die
überaus praktische direkte Fährverbindung von
Kiel nach Bagenkop mit der „Langeland II“ und
verlebten auf dieser großartigen Insel dann
diverse Oster- oder Herbstferien. Ein
Erlebnis ist mir allerdings in besonderer
Erinnerung geblieben und dokumentiert recht gut,
wie die Dänen an sich so ticken – Ausnahmen
mögen die Regel bestätigen. Ende August 2008
begaben sich mein Nachbar – respektive
Tippspielkollege vom Kanal – Stefan Wetzel und
ich auf eine mehrtägige Fahrradtour, die uns
entlang der „dänischen Südsee“ führen sollte. Es
geht zunächst über Flensburg und Sonderborg mit
der Fähre auf die Insel Fünen – und zwar mehr
oder weniger durchgängig im strömenden Regen.
Als wir am frühen Abend südlich von Faaborg an
der Südwestküste nach einem geeigneten
Lagerplatz suchen, schüttet es immer noch wie
aus Kübeln. Im Ergebnis sind wir klatschnass und
ziemlich mürbe. Eine passende Bleibe ist zudem
weit und breit nicht in Sicht. In einer Art von
selbst erklärter Notwehr gegen die Unbillen des
nordischen Wettergotts entscheiden wir uns für
kurzerhand für eine komplett illegale
Hausbesetzung. Das stimmt natürlich nicht ganz,
es ist eher eine Gartenokkupation. Ein ganz
offensichtlich herren- bzw. damenloses
Ferienhaus mit einer wunderbar überdachten
Terrasse lädt uns geradezu ein. Schnell sind die
nassen Klamotten unter dem Dachüberstand
aufgehängt und das Zelt steht in Windeseile auf
dem angrenzenden Rasen. Irgendwann fallen wir
todmüde in unsere Schlafsäcke. Der nächste
Morgen meint es mit ein paar wärmenden
Sonnenstrahlen zunächst gut mit uns. Doch als
wir gerade mit dem Frühstück fertig sind und
unsere sieben Sachen zusammenpacken wollen, da
hören wir, wie sich ein motorisiertes Fahrzeug
nähert und an der Vorderseite des Hauses
abgestellt wird. Anschließend steigt jemand aus
und schließt die Tür auf. Kann das jetzt gut
gehen? Wir packen derweil munter weiter ein und
hören die Klospülung. In fünf Minuten wären wir
vom Grundstück verschwunden. Doch dann öffnet
sich im wahrsten Sinne des Wortes der große
Vorhang zur Terrasse. Ein grauhaariger Herr
schiebt die Glastür auf und steht mit etwas
überraschtem Gesicht direkt vor uns. Bevor die
Situation eskalieren kann, trete ich die Flucht
nach vorne an und entschuldige mich auf Englisch
für unser aus der Not geborenes dreistes
Eindringen. Was dann folgt, überrascht uns
völlig. Statt eine Schimpfkanonade oder gar
Drohungen loszulassen, entschuldigt sich der
gute Mann in bestem Englisch für das „really
horrible weather in Denmark“. Voller
Mitgefühl fragt er in freundlichem Ton, ob wir
nicht vielleicht seinen Wäschetrockner nutzen
möchten oder eine Tasse Kaffee trinken wollen.
Damit haben wir nun wirklich nicht gerechnet.
Wir sind von dieser Reaktion absolut begeistert
und bedanken uns für die großartige
Gastfreundschaft. Nach einem netten Plausch
verabschieden sich die beiden Hausbesetzer vom
Hausbesitzer und setzen ihre Fahrradtour
fröhlich bei bestem Wetter fort. So sind die
Dänen! In
Sachen Fußball kann ich mit Bezug auf Dänemark
leider mit keinem Live-Erlebnis in einem Stadion
aufwarten. Natürlich habe ich voller Sympathie
die Erfolge dieses kleinen Landes bei der
Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko verfolgt. Die
wirklich bärenstarke Truppe um Morten Olsen,
Søren Lerby, Michael Laudrup und Preben Elkjaer
Larsen verbreitet in der Vorrunde (1:0 gegen
Schottland, 6:1 gegen Uruguay und 2:0 gegen
Beckenbauers Deutschland) Angst und Schrecken,
läuft dann aber im Achtelfinale gegen Spanien
mit ihrem Hurra-Fußball reichlich naiv mit 1:5
(4 Tore von Butragueno) ins eigene Messer.
Damals, da waren sich alle Fußball-Experten
einig, wäre für Dänemark viel mehr drin gewesen. Sechs
Jahre später ist die Ausgangslage bei der EM
1992 in Schweden eine völlig andere. Dänemark
ist diesmal außen vor, weil man zuvor in der
EM-Qualifikation gescheitert war. Die deutsche
Mannschaft ist derweil vor dem Turnierstart als
amtierender Weltmeister haushoher Favorit. Der
Neu-Bundestrainer und „Kaiser“-Nachfolger
Hans-Hubert Vogts, von manchen auch
„Klein-Berti“ genannt, bereitet seinen Kader mit
Blick auf den Titelgewinn akribisch vor. Zur
gleichen Zeit renoviert sein dänischer Kollege
Richard Møller Nielsen zu Hause seine Küche.
Denn nach dem Ausscheiden seiner Kicker hat der
gute Mann ja nun jede Menge Zeit. Doch am
letzten Tag im Wonnemonat Mai hört er im Radio
folgende überraschende Nachricht: Nachdem die
UNO schon Sanktionen gegen Jugoslawien verhängt
hatte, zückt nun auch der europäische
Fußballverband UEFA die Rote Karte und
schließt die Balkankicker von der EM-Endrunde
aus. Nachrücken soll nun tatsächlich Dänemark,
das in seiner Qualifikationsgruppe Platz zwei
hinter Jugoslawien belegt hatte. Und nur noch
zehn Tage bis zum Turnierstart! Heimwerker
Møller Nielsen hat jetzt keine Zeit mehr, den
neuen Geschirrspüler und die Mikrowelle
anzuschließen. Er muss stattdessen auf die
Schnelle dringend eine konkurrenzfähige
Mannschaft zusammenbasteln. Zum Glück hatte
Dänemark noch einen Testkick in Kopenhagen
vereinbart, und zwar gegen die GUS, die als
Sowjetunion-Nachfolger ebenfalls an den EM-Start
geht. Aus dem sonst belanglosen Spiel wird über
Nacht eine wichtige Turniergeneralprobe. Und die
20 dafür nominierten Spieler bilden nun den
dänischen EM-Kader um Spieler wie Torwart Peter
Schmeichel oder die Mittelfeldmänner Brian
Laudrup und John Jensen, der wegen seiner
Vorliebe für den kalten Gerstensaft von allen
nur „Faxe“ genannt wird. Insgesamt
13 Spieler haben in der heimischen Superliga den
letzten Spieltag sogar noch vor sich. So stehen
sie zwar voll im Saft, dem Nationalteam aber
zunächst nicht zur Verfügung. Und dann die
sieben in halb Europa verteilten Auslandsprofis:
Manche tingeln mit ihren Klubs zu
Freundschaftsspielen über die Dörfer. Andere
haben schon ihre Stollenschuhe gegen
Badeschlappen getauscht, die Grillsaison
eröffnet und sind voll auf Urlaub programmiert.
Lars Olsen zum Beispiel erfährt auf der Fähre
von Puttgarden nach Rødby, dass er nun
EM-Kapitän der Dänen ist. Der Abwehrchef, aktiv
beim türkischen Klub Trabzonspor, hat gerade
drei Tage Autofahrt von der Schwarzmeer- an die
Ostseeküste in den Knochen und Freunden schon
von seinem Ferienhaus auf Mallorca
vorgeschwärmt. Wettkampfspannung geht irgendwie
anders. Die
Dänen müssen improvisieren und auf
Trainingslehre oder Leistungsdiagnostik pfeifen.
Ihre allgemein lockere Grundhaltung hilft dabei.
Als Teamhotel und Trainingscamp wird der
traditionsreiche Yacht Club Stenungsbaden
im etwa eine Dreiviertelstunde Autofahrt
nördlich von Göteborg an der schwedischen
Westküste gelegenen Stenungsund gewählt und man
setzt dort auf das Konzept eines Hauses der
offenen Tür. „Die Stimmung war so,
dass wir rüber nach Schweden fahren, drei
Spiele machen und dabei unser Bestes versuchen
sollten", erinnert sich „Faxe" Jensen
später. „Ganz ehrlich: Dass wir eine Chance
hätten, weiterzukommen oder gar das ganze
Turnier zu gewinnen – daran glaubte zunächst
niemand von uns." Auch Trainer Richard
Møller Nielsen nicht. Kurz vorm Anpfiff des
ersten Spiels gegen England erklärt er in der
Kabine: „Jungs, geht raus und blamiert euch
nicht. Macht euch stolz. Das reicht mir
vollkommen.“ Die
Dänen hatte wirklich keiner so richtig auf dem
Schirm. Da ich während des Turniers zweimal für
mehrere Tage im Messeeinsatz bin, habe ich keine
Gelegenheit, mir jedes Spiel anzuschauen. So
nehme ich eher beiläufig zur Kenntnis, dass
Dänemark mit 0:0 gegen England und 0:1 gegen
Schweden zumindest vom Ergebnis her einen eher
holprigen Start hinlegt. In Stuttgart weilend
erlebe ich abends im Hotelzimmer vor dem
Fernseher das 2:0 Deutschlands gegen Schottland.
Wieder zu Hause angekommen, verfolge ich den
nicht zu erwartenden Turnaround der beiden oben
genannten Teams am letzten Spieltag der
Vorrunde. Erst schlagen die Dänen sensationell
die Franzosen mit 2:1 und einen Tag später
kassieren „Bertis Buben“ mit 1:3 wie schon vier
Jahre zuvor eine krachende Niederlage gegen
Holland. Aber immerhin bleiben sie diesmal im
Turnier. Als anschließend die beiden Halbfinals
ausgespielt werden, darf ich mich in Warschau
auf einer Messe mit dem wunderbaren Namen
„Mensch und Ernährung“ um die Absatzförderung
schleswig-holsteinischer Lebensmittel kümmern.
Immerhin gibt es dort in der Innenstadt einen
Irish Pub, in dem abends auf der Mattscheibe der
Fußball rollt. Diese frühe Form des Public
Viewings sagt mir durchaus zu. Derweil sind die
Dänen an anderer Stelle ebenfalls in Sachen
Speisen und Getränke unterwegs, wie Torhüter
Peter Schmeichel viele Jahre später dem
Fußball-Magazin 11 Freunde verrät: „Wir
fuhren mit dem Bus an einer McDonald's-Filiale
vorbei. Da haben wir ein bisschen gewitzelt:
'Trainer, wir würden so gern ein paar Burger
essen.' Der Coach hat nichts gesagt, aber nach
dem Training hielt der Bus tatsächlich vor der
Filiale. Alles war extra für uns abgesperrt.
Es war eine Überraschung des Trainers für die
Mannschaft. Er hat uns dadurch eine Facette
von sich gezeigt, die wir noch nicht kannten.
Nach diesem Essen wollte jeder noch mehr für
ihn tun." Diese
spezielle Form von Motivationsdiät zeigt
durchaus Wirkung: Während die deutsche
Mannschaft zunächst Gastgeber Schweden in einem
spannenden und torreichen Spiel 3:2 dank eines
Doppelpacks von Karl-Heinz Riedle durchaus
erwartet schlägt, räumen die klopsgestählten
Wikinger einen Tag später mit Holland durch ein
5:4 im Elfmeterschießen (2:2 nach Verlängerung)
sensationell den nächsten Hochkaräter aus dem
Turnier. Ein weiteres echtes Ausrufezeichen, das
weitere kulinarische Beprobungen zur Folge hat.
Denn nach dem Halbfinale erlaubt Møller Nielsen
sogar Hochprozentiges an der Hotelbar, wie
Schmeichel ebenfalls grinsend berichtet. Er legt
aber Wert auf die Feststellung, dass diese
kleinen Exzesse eher Ausnahmen waren. Die
dänische Mannschaft sei keinesfalls eine reine
Urlauber- und Partytruppe, wie es bis heute
kolportiert wird, gewesen. Das
Endspiel erlebe ich dann wieder zu Hause. Die
internationalen Medien bedienen die gute alte
David-gegen-Goliath-Geschichte. Und was macht
der stramme CDU-Wähler „Berti“ Vogts? Der
telefoniert vorm Finale mit Helmut Kohl und
verspricht dem Bundeskanzler doch tatsächlich,
die Dänen für ihr dreistes „Nein" zu den
Maastrichter EG-Verträgen kurz zuvor jetzt
einmal gehörig abzustrafen. Leider kann der
redselige Kohl das auch diesmal nicht für sich
behalten. Und so gelangt diese bekloppte
„Vereinbarung“ zwischen Bundestrainer und
Bundeskanzler an die Öffentlichkeit und somit
auch nach Dänemark. Schon zuvor hatten sich
französische und niederländische Spieler vor den
jeweiligen Spielen gegen die Dänen überaus
arrogant gezeigt. Die Rache folgt dann im
Endspiel: Erst zünden die rot-weißen Fans von
den Rängen im Ullevi-Stadion in Göteborg ihre
reichlich mitgebrachten Dynamitstangen, dann
drischt „Faxe“ Jensen den Ball ins Netz und
abschließend trifft auch noch Kollege Vilfort
zum Endstand von 2:0. Die deutschen Weltmeister
sind komplett blamiert und wissen hinterher
nicht, wie das passieren konnte. „Klein-Berti“
muss erstmals feststellen, dass die Bäume nicht
in den Himmel wachsen. Und „Groß-Kohl“ muss beim
europäischen Gipfel in Lissabon zuschauen, wie
Dänemarks Außenminister Uffe Ellemann-Jensen
feixend einen rot-weißen Fußballschal zum feinen
Anzug trägt. Bekanntlich lügen Dänen ja nicht –
sie „swindeln“ nur manchmal ein bisschen. Das
Image der „Underdogs im Urlaubsmodus" bedienten
die dänischen Spieler hinterher selbst
ausgiebig. Stürmer Flemming Povlsen etwa
antwortete auf die Frage nach dem Erfolgsrezept:
„Wir
haben viel Bier getrunken und gelacht, wir
haben Minigolf gespielt und sind zu McDonald's
essen gegangen!" Dafür lieben wir die
Dänen, und ein klein wenig habe ich mich für sie
damals sogar mitgefreut. Abschließend
noch
ein kleiner Nachtrag: Was wäre eigentlich
gewesen, wenn Serbien statt Dänemark auf dem
zweiten Gruppenplatz gelandet wäre und jetzt
gegen Deutschland gespielt hätte? Ehrlich gesagt
hätte ich dann ziemlich auf dem Schlauch
gestanden. Denn ich bin erstens noch nie in
Serbien gewesen, habe zweitens noch keinen
Menschen aus Serbien kennengelernt und verbinde
drittens mit diesem sicherlich sehr schönen Land
absolut nichts. Vermutlich hätte ich mir in
meiner Not im Supermarkt eine Dose Serbische
Bohnensuppe gekauft und anschließend die
Zutatenliste als Text hier eingestellt.
Alternativ hätte ich auch von der
hochprozentigen Spezialität Original
Zivkovic schwärmen können, die unser
geschätzter Tippspielorganisator nach eigenen
Angaben damals in irgendeinem Hafenkaff an der
serbischen Adriaküste in rauen Mengen verkostet
hatte…
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - EM-Kommentar vom 27. Juni 2024
Liebe
Tippgemeinde, die Vorrunde
ist zu Ende, auch die Zeit der Parallelspiele, wir
können jetzt alle mal durchschnaufen. Gestern
nachmittag gab es das befürchtete Doppelremis, was
mit der Ukraine zum ersten Mal einem 4-Punkte-Team
das Turnieraus bescherte. Die Jungs in Gelb
konnten einem leid tun, sie hatten viel versucht,
in der Nachspielzeit sogar noch das Siegtor auf
dem Fuß, aber der Ball muss halt rein, so einfach
(oder schwer!) ist das. Die Mannschaft wurde
trotzdem von den eigenen Fans bejubelt und fährt
nun frustriert nach Hause. Die Spieler der Belgier
wurden dagegen in der eigenen Fankurve von
ausgestreckten Mittelfingern empfangen -
vielleicht etwas drastisch, aber nicht unverdient.
Und..., hey..., wir sind hier beim Fußball und
nicht beim Schwanensee-Ballett! Wenn das gestern
alles war, was de Bruyne & Co. drauf haben,
dann ist eh in der nächsten Runde Schluss. Das
belgische Team zeigte sich nun schon zum zweiten
Mal bei diesem Turnier wenig inspiriert,
verwaltete den Ball, brachte aber viel zu wenige
gute Torchancen zustande. Wenn dann beim Gegenüber
noch ein Keeper im Tor steht (und das ist ja nun
mal der Normalfall!), dann steht vorn die Null. Parallel
zerstreuten Rumänien und die Slowakei zumindest zu
Beginn den Eindruck, hier sei irgendwas
abgesprochen in Sachen Remis. Beide Teams wollten
sichtlich gewinnen, aber als der Ausgleich
gefallen war, reifte wohl doch die Erkenntnis,
dass Risikominimierung der Schlüssel zum
Achtelfinale sein könnte. Kann man auch irgendwie
verstehen, und wer jetzt die Ukrainer bedauert,
hat vermutlich deren klägliches 0:3 gegen die
Muränen nicht gesehen. Am Abend wurde
es dann lebhafter auf dem Rasen, denn abgesehen
von den bereits qualifizierten Sportugiesen
konnten alle anderen Teams noch den Einzug in die
Hauptrunde klar machen. Die Iberer traten mit
einer 1b-Elf an und bekamen von hoch motivierten
Georgiern die Quittung in Form eines völlig
verdienten 0:2. Die Männer aus dem Kaukasus rissen
sich die Beine aus dem Leib für ihre Mannschaft,
den Sieg und vermutlich auch für ihr kleines Land.
Ich habe das Spiel im ORF geschaut und war der
gleichen Meinung wie der österreichische Reporter:
"Mir san heute ausnahmsweise nimmer objektiv!".
Warum auch, die Sportugiesen taten einfach zu
wenig und am Ende hatte Georgien Chancen für
mindestens zwei weitere Tore. Auch spielerisch und
technisch war der Unterschied weit geringer als
erwartet, da dürften sich auf portugiesischer
Seite einige verrechnet haben, so wie der
Mittelfeldspieler, der an der Seitenauslinie vom
Georgier Mikautadze einfach ausgetanzt wurde.
ORF-Kommentar: "Wie er ihn hier steh'n lässt
mit an Gurkerl!". Herrlich! Treffender kann
die Leistung des Favoriten kaum beschrieben
werden. Parallel lief
bei uns auf der großen Glotze das Spiel
Tschechien-Türkei. Keine ganz schlechte Wahl, da
war zumindest was los, wenn auch auf begrenztem
technischen Niveau. Schon Mitte der ersten Hälfte
flog der Tscheche Barak mit Gelb-Rot vom Platz,
was die Türken zuerst auch für eine deutliche
Feldüberlegenheit nutzen konnten. Ein
Torschussfeuerwerk gab es aber nicht und das 1:0
fiel durch einen feinen Schuss von Calhanoglu auch
erst nach der Pause. Die Tschechen wussten dann,
dass nur noch Sekt oder Selters gefragt
ist und kamen nach einem türkischen Torwartfehler
und schneller Reaktion von Soucek zum Ausgleich.
Danach schienen die Türken trotz numerischer
Überlegenheit sehr auf Sicherheit bedacht, liefen
aber unverständlicherweise sogar noch Gefahr, ein
weiteres Gegentor zu kassieren... - die Tschechen
kannten natürlich den Tabellenstand! So blieb es
zwar spannend, aber nicht wirklich aufregend bis
fast zum Schluss, wenn man mal von dem
Kartenfestival absieht, das der Schiri in diesem
aber auch wirklich recht ruppigen Spiel
veranstaltete. 18 Gelbe und 2 Rote Karten, neuer
EM-Rekord! Ich hatte mich schon auf 4 Punkte für
das 1:1 gefreut, da zerstörte ein Konter der
Türken in der Nachspielzeit all meine Euphorie.
Schade für mich und vor allem für die nie
aufgebenden Tschechen, die nun ebenfalls nach
Hause oder in Urlaub fahren. Damit ist die
Vorrunde komplett und Zeit für ein Zwischenfazit.
Nur eine Mannschaft hat in der Vorrunde die volle
Punktzahl geholt und Spanien dürfte sich damit zu
einem der Top-Top-Top-Favoriten gemacht haben. Das
deutsche Team startete brilliant in das Turnier,
hatte dann gegen Ungarn schon mal Probleme und kam
gegen die Schweiz nur zu einem Unentschieden. Ein
Abwärtstrend? Oder war das erste Spiel gegen
wirklich schwache Schotten einfach zu leicht und
daher kein Maßstab? Das Achtelfinale gegen
Dänemark ist ein guter Test für die
Leistungsfähigkeit. Toni Kroos hat kritisiert, in
Deutschland sehe man bzgl. der Nationalelf immer
nur sschwarz-weiß. Nun ja, war das
nicht früher mal die Farbkombination von Trikot
und Hose? Fand ich immer ganz okay. Ansonsten ist
festzustellen, dass einige Mannschaften meine
Erwartungen deutlich übertroffen haben (Georgien,
Albanien, Österreich, ...), es gab kein
Kanonenfutter unter den Teams und kein Team hat in
allen 3 Spielen enttäuscht, mal abgesehen von den
Engländern. Aber die werden gerade deshalb
vielleicht Europameister, wer weiß? Auffällig war
die Abnahme der geschossenen Tore. Fielen am 1.
Spieltag in 12 Begegnungen noch 34 Tore, so waren
es am 2. Spieltag nur noch 27 Treffer und am 3.
Spieltag im Sparprogramm gar nur 20, nicht mal 2
Tore pro Spiel. Hoffentlich hält dieser Trend
nicht an. Im Tippspiel
konnte sich Imke oben mit 5 Punkten Vorsprung
absetzen, nun verfolgt von David. Bis Platz 11
sind es schon 15 Punkte Abstand, das ist eine
Menge. Ganz unten kommt Mette nicht vom Fleck -
macht sie jetzt schon Jagd auf die Rote Laterne?
Alles kann noch ordentlich durcheinander gewirbelt
werden, wenn es im Achtelfinale Überraschungen
gibt und prognostizierte Viertelfinalbegegnungen
gar nicht zustande kommen (Ergebnis: 0 Punkte).
Das kann noch für Spannung sorgen. Vergesst nicht,
bis Samstagmittag Eure Tipps für Achtel- und
Viertelfinale abzugeben! Ich reihe mich
heute in das deutsch-norwegische Team ein, das auf
dem Internationalen Markt der Kieler Woche die
Länder auf ihre Achtelfinaltauglichkeit testet.
Prost! Robert - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - EM-Kommentar vom 26. Juni 2024
Liebe
Tippgemeinde, ein weiterer
Spieltag mit Parallelspielen und langsam bekomme
ich eckige Augen... Immerhin belohnte uns das
Spiel Niederlande-Österreich mit 5 Toren und einem
spannenden Spielverlauf. Wer also RTL/Magenta auf
den großen Schirm gelegt hatte, musste zwar das
quasi pausenlose Gelaber von Wolf Fuss und Loddar
Maddäaus ertragen (wirklich schlimm!), sah aber
nimmermüde Österreicher, die sich richtig
reinhängten und den eher auf spielerische Akzente
setzenden Holländern echte Probleme bereiteten.
Immer wieder verzweifelten die Techniker in Oranje
an der von Trainer Rangnick gut eingestellten
Defensive der Alpenkicker. Und die
österreichischen Angreifer blieben stets
gefährlich. Drei Tore muss man erst mal schießen!
Am Ende stand ein ganz gewiss nicht unverdienter
Sieg gegen offensichtlich konsternierte
Niederländer, die sich jetzt im Achtelfinale
vermutlich mit einer deutlich stärkeren Mannschaft
auseinandersetzen müssen. Es sei denn... - aber
dazu später mehr. Im deutlich müderen Parallelkick
mühten sich Zorro Mbappé und seine Kollegen gegen
eine vielbeinige polnische Abwehr. So richtig
überzeugend war es wieder nicht, was der
Ex-Weltmeister da in der Offensive präsentierte,
erneut viel Verwaltungsfußball, ab und zu mal ein
kluger Ball in die Offensive. Dann gab es auch
Torchancen, aber die wurden nicht genutzt oder vom
guten polnischen Keeper vereitelt. So musste ein
Elfmeter herhalten für die französische Führung.
Ist das französische Spielsystem entzaubert oder
hat es nie eines gegeben und Asterix auf der
Trainerbank hat schon immer nur auf seine
schnellen Leute und einen (früher) treffsicheren
Giroud gesetzt? Egal, les Bleus wurden durch einen
Elfmeter für die Polen bestraft, den Lewandowski
erst in der Wiederholung des Strafstoßes
versenkte. Ich bin mir nicht sicher, vielleicht
nutzt er ja mit seiner doppelten Verzögerung die
neue Regel bei der Elfer-Ausführung nur clever
aus, aber irgendwie gefällt mir das nicht.
Lewandowski stoppte beim Anlauf gleich 2x komplett
ab und konnte sich sicher sein, dass der
gegnerische Torwart beim 2. Stopp schon in der
Vorwärtsbewegung sein würde. Dann ist der Ball
entweder drin (gut für den Schützen!) oder der
Elfer wird wiederholt (auch gut für den
Schützen!). Ich möchte, dass der Schütze wieder in
einer fließenden Bewegung zum Ball laufen muss,
ohne Kinkerlitzchen. Punkt. Abends gab es
dann zwei Nullnummern in zwei mittelmäßigen
Spielen, vorgeführt von vier mittelmäßigen
Mannschaften. Mehr ist dazu eigentlich nicht zu
sagen. Für alles Weitere möge man sich noch einmal
Christoph Kramers Kommentare nach dem Spiel zur
englischen Mannschaft und ihrem Trainer anhören ("...
keinen Plan im Kopf..., da passierte gar nix...,
keine Systemanpassung..., kein In-game
Coaching..., das ist echt nicht gut...").
Sehr schön auch der Kommentar im kicker,
der HIER
nachzulesen ist. Und, wie versprochen, noch ein
letztes Wort zu England: Es wäre ihnen zu gönnen,
im Achtelfinale auf die Niederlande zu treffen,
das könnte richtig lustig werden! Heute abend nun
also die letzten Spiele der Vorrunde, mit der an
verschiedenster Stelle beklagten Möglichkeit zur
abgesprochenen oder nicht abgesprochenen
Manipulation. Meine Meinung: Jedes Team aus den
Gruppen A-D hatte vorher die Möglichkeit, aus
eigener Kraft das Achtelfinale klar zu machen. Und
außerdem hat ein später Turniereinstieg den
Nachteil kürzerer Regenerationszeiten. Viel
Gejammer um nix also... Im Tippspiel
hat sich in der Tabelle wenig getan, ähnlich wie
auf dem Feld in 3 der 4 Spiele gestern. Denkt
bitte daran, dass Ihr etwa ab Mitternacht die
Tippscheine für das Achtel- und(!) Viertelfinale
runterladen könnt, rechts oben unter Teilnahmeformulare.
Abgabefrist ist Samstag 29.06.2024 um 14:00h MESZ. Ich freue mich
dann auch auf zwei spielfreie Tage am Donnerstag
und Freitag, die Kieler Woche, Besuch aus
Norwegen, einen Hebbelkick am Freitag und etwas
Ruhe. Guckt alle mal nach, ob Eure Partner*innen
noch da sind oder womöglich schon ausgezogen, und
Ihr habt es wegen so viel Fußball gar nicht
bemerkt! Robert - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - EM-Kommentar vom 25. Juni 2024
Liebe
Tippgemeinde, auch gestern
abend gab es nur Spiele um 21 Uhr - da habe ich
also nichts versäumt, während ich auf der
inzwischen knochenharten Hebbelwiese bei
allerschönstem Sommerwetter mit gut 20
Hebbelkickern den Ball rollen ließ. Blauer Himmel
und ein wenig Wind
- perfektes
Fußball- und Kieler Woche-Wetter! Nach dem Duschen
dann also das Finale in Gruppe B um den
Achtelfinaleinzug: Italien - Kroatien. Und
parallel auf dem Laptop im Schweizer TV noch
Albanien-Spanien. Letzteres begann mit dem
Spielstand von 0:1, so zumindest die Anzeige links
oben auf dem Bildschirm. Haben die Spanier bei der
UEFA jetzt schon einen Startbonus? Es dauerte
einige Minuten, bis die Penner in der
Sendezentrale ihren Fehler bemerkt und korrigiert
hatten. Bis dahin kontrollierte das spanische
B-Team das Spiel, wirbelte auch mal in der
albanischen Abwehr herum, aber ohne die
Zielstrebigkeit des ersten spanischen Spiels. Man
fühlte sich an den Kick gegen Italien erinnert,
auch da war fehlende Effizienz im Abschluss ein
Manko im spanischen Spiel. Die Albaner, sichtlich
stolz auf ihre Teilnahme bei der Euro und
angetrieben von vielen Heimat- und
Exil-Albaner*innen, bemühten sich redlich, die
Spanier aufzuhalten, konnten dann aber das schön
herausgespielte 0:1 nicht verhindern. Auch danach
gaben sie nie auf und kamen zum Ende des Spiels
sogar noch zu richtig guten Torchancen. Aber es
reichte halt nicht gegen clevere Spanier, deren
zweiter Anzug nicht ganz so gut sitzt wie der
erste, die aber jeden schwächer besetzten Gegner
kontrollieren können. Am Ende stand ein 0:1 der
nicht so richtig aufregenden Sorte. Im
Parallelspiel, live im ZDF, war mehr Spannung
drin. Obwohl sie ja unbedingt gewinnen mussten,
spielten die Kroaten bis in die 2. Halbzeit hinein
zu umständlich, um die Azzuri-Abwehr mal in
Verlegenheit bringen zu können, mal abgesehen von
einem schönen Schuss von Sucic gleich nach 5
Minuten, bei dem sich Donnarumma tatsächlich
strecken musste. Die Italiener spielten danach die
deutlich besseren Torchancen heraus, den Kopfball
nach einer halben Stunde hätte Füllkrug vermutlich
versenkt. Insgesamt war das Spiel aber auf
überschaubarem Niveau, die Highlights konnte man
an einer Hand abzählen. Das änderte sich in der 2.
Hälfte. Donnarumma konnte zwar den von Modric gar
nicht so schlecht geschossenen Handelfmeter noch
unten aus dem Eck fischen, war aber eine halbe
Minute später machtlos, als der fast 39-jährige
Kroaten-Oldie den Ball aus kurzer Distanz unter
die Latte nagelte. Jetzt war Italien gefragt,
wechselte zusätzliche Offensivkräfte ein, was aber
seltsam wenig bewirkte. Italien hatte die
Spielkontrolle, aber gute Chancen zum Ausgleich
waren Mangelware. Im Gegenteil, zum Ende hin waren
wieder die Kroaten am Drücker, ebenfalls mit
frischen Kräften. Auch in der Nachspielzeit
änderte sich nicht viel und ich machte mich mit
dem Gedanken vertraut, dass es das wohl war mit 4
Punkten für mich und die Azzuri in der Tabelle.
Aber der EM-Titelverteidiger gab eben nie auf. Und
in der letzten Minute der laaangen Nachspielzeit
von 8 Minuten kam der Ball dann doch noch mal
links in den Strafraum zum freistehenden Zaccagni
und der schlenzte die Kugel wunderschön rechts
oben ins lange Eck. Ganz Italien jubelte, Modric
saß traurig auf der Bank und ich holte den Grappa
raus. Im Tippspiel
gab es den Führungswechsel, der sich schon in den
letzten Tagen angedeutet hatte. Davids Vorsprung
war immer weiter geschmolzen und nun ist er auf
Platz 3 zurückgefallen, während sich Imke ganz
nach vorn schob. Es bleibt also spannend, heute
werden in 4 Spielen wieder jede Menge Punkte
verteilt. Unten in der Tabelle sollten sich einige
aber mal Gedanken über ihre Prognosefähigkeiten
machen. ChatGPT liegt nur auf Platz 67, aber
manche von uns liegen noch gute 10 Punkte
schlechter. Da geht hoffentlich noch was. Viel Spaß
heute, vor dem Fernseher, auf der Kieler Woche
oder wo auch immer! Robert - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - EM-Kommentar vom 24. Juni 2024 Liebe
Tippgemeinde, das zweite
EM-Wochenende liegt hinter uns und die Gruppen
treten in ihre finale Phase. Am Freitagnachmittag
bissen sich die Ukrainer in das Spiel gegen die
Slowaken nach frühem Rückstand richtig rein, es
wurde ein echtes Kampfspiel, und nach dem
Ausgleich drängten die Gelbblauen weiter auf den
Sieg. Der benötigte Treffer fiel dann auch noch,
durch das technisch womöglich bisher
anspruchsvollste Tor dieser EM. Yaremchuk nahm
einen lang und hoch in den Strafraum geschlagenen
Ball unter Bedrängnis durch einen Gegenspieler in
der Luft mit der rechten Fußspitze an und drückte
ihn dann am herausstürzenden Torwart vorbei mit
der Sohle ins Tor. Wer mal selber gekickt hat,
egal auf welchem Niveau, der/die weiß, wie
schwierig das war. Wer es nicht selbst gesehen
hat, sollte bei YouTube noch mal nachschauen. Am
Ende freuten sich eine ganzes Land und sicher
viele Sympathisant*innen auf der ganzen Welt über
den ukrainischen Sieg, der dem gebeutelten Land
mal Ablenkung und fröhliche Gedanken verschaffte.
Noch ist alles drin, aber für das Achtelfinale ist
wohl ein Sieg gegen Belgien notwendig. Am frühen Abend
verbesserten die Österreicher ihre Chancen für's
Weiterkommen deutlich, und Polen droht, wie so oft
bei internationalen Turnieren, ein frühes Aus. Ich
habe nur einige Ausschnitte gesehen, denn selber
Kicken geht vor. Unverdient war der Sieg wohl
nicht, und wenn sogar Astronautovic ein Tor
schießen darf, hat die Ösi-Boulevardpresse richtig
was zu schreiben. Am Freitagabend
dann der vermeintliche Knaller
Niederlande-Frankreich. Nun ja, ein echter
Rohrkrepierer war's nicht, aber das erhoffte
Offensivfeuerwerk fand auch nicht statt. Beide
Mannschaften zündeten ein paar Raketen, gleich zu
Beginn die Holländer, später meist die Franzosen.
Doch zwischendurch gab es Langweilerphasen, wie
wir sie bisher noch in keinem Gruppenspiel bei
dieser EM gesehen hatten. Ballgeschiebe in der
eigenen Hälfte, 10-15x hin und her, ohne dass die
gegnerischen Offensivspieler überhaupt mal in die
Nähe eines Ballführenden kamen. Wenn das ein
Zeichen von Weltklasse ist, kann mein FC Schalke
04 ganz oben mithalten. Niemand wollte am
Freitagabend riskieren, durch hohes Pressing eine
Lücke im eigenen Mittelfeld anzubieten, das war
phasenweise wirklich zum Gähnen.
Selbstverständlich gab es vereinzelte technische
Highlights, eine Torchance von Griezmann, die ich
nicht besser hätte verstolpern können, einige
sogenannte Torschüsse (von denen ein paar
tatsächlich aufs gegnerische Torgingen), und
schließlich noch ein Tor für die Holländer, bei
dem ein Oranje-Spieler aus dem Abseits kam und dem
Torwart beim Sprung zum Ball im Weg stand. Das war
es dann aber auch. Die erste Nullnummer dieser EM,
und mehr als einen Punkt hatten beide Teams auch
nicht verdient. Am
Samstagnachmittag dann Georgien-Tschechien. Ich
muss zugeben, dass meine Sympathien hier beim
Underdog waren. Und mag auch die Torschussbilanz (kicker)
von 20:4 für die Tschechen sprechen, so empfand
ich den Kick doch als nicht so unausgeglichen wie
diese Statistik es suggeriert. Die georgische
Torwart fischte einen schwierigen Ball nach dem
anderen raus und die Spitzen der Kaukasier blieben
stets gefährlich. Am Ende ein Unentschieden der
besseren Sorte, getrübt durch die Verletzung von
Patrik Schick, die den Tschechen jetzt ordentlich
Sorgen bereitet. Am Abend liefen
dann zwei Spiele, die mal wieder einen deutlichen
Ausgang nahmen. Die Türken mühten sich redlich um
offensive Aktionen gegen wirklich starke
Portugiesen, waren aber im Grunde ebenso
chancenlos wie ihr Keeper beim 0:2. Schon in der Franz
Beckenbauer-Fußballschule lernt man als
Verteidiger: Spiele niemals den Ball direkt in
Richtung Tor zurück zum Torwart, sondern immer
neben das Tor. Tja, damit war die Sache gelaufen
und die beeindruckende türkische Kulisse im
Stadion der Stadt in der Nähe von Lüdenscheid
wurde leiser und leiser. Alles halb so schlimm,
ein Punkt gegen die Tschechen reicht wohl für die
nächste Runde. Es ist kaum zu erwarten, dass die
bockstarken Portugiesen gegen Georgien hoch
verlieren. Der Auftritt von Ronaldo & Co.
gegen die Türken war tatsächlich eine spielerische
und technische Demonstration. Da spielte einer der
Turnierfavoriten. Ab späten Abend
waren die Belgier gegen Rumänien auf
Wiedergutmachungstour für ihr verdödeltes Spiel
gegen die Slowakei. Die Bemühungen waren
erfolgreich, der Sieg hätte auch höher ausfallen
können. Aber die Muränen zeigten, wieso sie 3:0
gegen die Ukraine gewonnen hatten, es gab immer
mal schnelle Konter und gute Schüsse aufs Tor von
Casteels. Aber 2:0 für Belgien ging schon in
Ordnung. Gestern abend
dann der große Auftritt, die Zuschauer*innen in
der gefüllten Arena waren bereit für ein tolles
Erlebnis. Tatsächlich zeigten die Männer in Rot
alles, was sie drauf haben. Mal ging es flott ab,
mal eher verhalten, aber alle waren mit Spaß bei
der Sache. Ihr ahnt es, hier ist nicht die Rede
von Fußball. Auf der Kieler Woche spielte gestern
abend Götz Alsmann mit seiner Band in der
Krusenkoppel-Arena und da meine Liebste mir schon
zu Weihnachten 2 Eintrittskarten geschenkt hatte,
war der Ablauf des Abends klar. Ich habe bisher
keine Sekunde von den beiden parallel laufenden
Spielen gesehen, doch ganz ging die Kickerei nicht
an uns vorbei. Götz war gerade in seiner
Abmoderation des Musikprogramms, als lauter Jubel
von der nahen Spiellinie herüberschallte und er
messerscharf und grinsend schloss, dass da "...irgendwo
wohl doch noch der Ausgleich gefallen ist...".
Offenbar war er über die Führung der Schweizer
sehr wohl informiert :-) Im Tippspiel
ist die Verfolgergruppe David richtig auf die
Pelle gerückt, das war punktetechnisch nicht so
wirklich sein Wochenende. Die Abstände sind wieder
klein und es blibt spannend, ähnlich wie heute in
der 3 Runde von Gruppe B. Viel Spaß dabei
wünscht Robert - - - - - - - - - -
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Ganz persönliche Kanalgedanken von Bernd
Christoph Folge3: Schweiz Folgende
zehn Dinge assoziiere ich spontan mit der
Schweiz: Matterhorn, Genfer See, Wilhelm Tell,
Emil Steinberger, Alphorn, Jura
(Kaffeemaschine), Victorinox
(Taschenmesser), Emmentaler, Kambly
(Kekse) und Rivella
(Erfrischungsgetränk). Die
Schweiz ist schön, die Schweizer sind neutral
und das viele Geld ist dort sicher verwahrt. Das
sind die gängigen Urteile oder Vorurteile über
die bergige Eidgenossenschaft. Unsere Familie
hat Land und Leute über viele Jahre hinweg
wiederholt besuchen dürfen. Wir haben uns dort
immer wohlgefühlt und sehr gute Freunde
gefunden. Diese haben wir übrigens ganz wo
anders kennen gelernt, und zwar 2001 im
Sommerurlaub auf der schwedischen Insel Tjörn.
Sohn und Tochter spielten damals am Strand und
tollten irgendwann mit drei anderen uns nicht
bekannten Kindern, zwei Mädchen und ein Junge,
im Wasser herum. Offensichtlich harmonierten die
fünf gut miteinander, denn sie waren schnell in
Gespräche vertieft. Wir wunderten uns etwas,
denn unsere beiden sprachen damals weder
englisch noch schwedisch und deutsche Urlauber
waren in dieser Gegend eher selten anzutreffen.
Auf meine Frage hin, wo denn die anderen drei
Kinder wohl herkommen würden, antwortete unser
Sohn: „Es sind Deutsche, aber man kann sie
nicht verstehen.“ Später erfuhren wir von
unseren Schweizer Freunden, dass sie ihre Kinder
auf ganz ähnliche Weise befragt hatten und
folgenden Satz als Antwort erhielten: „Es
sind Dütschi, aber sie sind trotzdem ganz
nett.“ Das war der Beginn einer
Familienfreundschaft, die jetzt schon mehr als
zwanzig Jahre andauert. Unsere Freunde wohnen im
wunderschönen Emmental, erst in Oberfrittenbach
und später dann in Unterfrittenbach. Von dort
kann man in der Ferne bei guter Sicht die Berner
Alpen mit dem unglaublichen Bergpanorama von
Eiger, Mönch und Jungfrau sehen. Vor
allem sind unsere Freunde aber leidenschaftliche
Anhänger des FC Basel. Schon bei unserem ersten
Besuch durften wir sie in den St. Jacob-Park,
also ins heimische „Joggeli“ begleiten
und lernten später auch das neue
Wankdorf-Stadion in Bern kennen, das jetzt nach
dem Neubau „Stade de Suisse“
heißt. Auch das legendäre „Hotel Bélvedère“
in Spiez, wo einst 1954 unsere „Helden von
Bern“ Quartier bezogen hatten und
angeblich erfolgreich von einem dort weilenden
ominösen Geist heimgesucht wurden, durften wir
erkunden. Wir haben dann im Laufe der Jahre so
einige Fußballspiele gesehen, die zwei folgenden
sind mir in besonderer Erinnerung geblieben. Das
erste Spiel ereignete sich am 18. März 2003. Der
FC Basel ist amtierender Schweizer Meister und
spielt damals als krasser Außenseiter eine
grandiose Saison in der Champions League. In der
Vorrunde belegt man in einer schweren Gruppe mit
dem FC Liverpool, FC Valencia und Spartak Moskau
aufgrund eines nicht für möglich gehaltenen 3:3
im letzten Gruppenspiel an der Anfield Road
überraschend den zweiten Platz und zieht damit
in die Zwischenrunde ein. Dort warten als Gegner
weitere Großkaliber des internationalen
Fußballs, und zwar Manchester United, Juventus
Turin und Deportivo La Coruna. Die ersten beiden
der Gruppe qualifizieren sich direkt fürs
Viertelfinale. Basel gewinnt überraschend gegen
La Coruna und holt auswärts bei ManUnited
geradezu sensationell einen Punkt. Die
Konstellation vor dem letzten Spieltag sieht
dann so aus, dass der FCB es sogar noch aus
eigener Kraft als Gruppenzweiter in die
K.-o.-Runde schaffen kann. Die Aufgabe scheint
aber kaum lösbar, denn Voraussetzung ist nicht
nur ein Sieg gegen die Alte Dame aus
Turin, sondern sogar ein hoher, da man das
Hinspiel mit 0:4 verloren hatte. Zudem stehen im
Kader von Juve absolute Weltklasseleute
wie Gianluigi Buffon, Lilian Thuram, Edgar
Davids, Alessandro del Piero oder Pavel Nedved,
was die Aufgabe auch nicht gerade leichter
macht. Trainer der Schweizer ist damals übrigens
Christian Gross, der später auch in der
Bundesliga beim VfB Stuttgart und bei Schalke 04
tätig ist. Dieser räumt vor dem Spiel mit Blick
auf die eigenen Chancen aufs Weiterkommen eher
nüchtern ein, dass „etwas viel stimmen
muss.“ Die
Stimmung im Joggeli ist grundsätzlich
immer großartig, an diesem kühlen Abend im März
ist sie es aber ganz besonders. Die 30.000
Rot-Blauen im ausverkauften Stadion, vor allem
die ganz eingefleischten in der Muttenzer Kurve
machen einen infernalischen Krach. Man feiert
die Mannschaft, die in dieser Saison Tolles
geleistet hat und hofft natürlich insgeheim auf
eine Sensation. Aber die Italiener haben etwas
dagegen. Schon nach zehn gespielten Minuten
sticht Mittelfeldmotor Alessio Tacchinardi mit
einem Gewaltschuss mitten ins Herz der Basler,
sein Knaller fliegt völlig unerreichbar für
Torwart Pascal Zuberbühler in den Winkel. Damit
sind die Basler Träume ausgeträumt: Die
mittlerweile erforderlichen sechs Tore würden
auch einer Über-Mannschaft gegen eine der besten
Defensiven der Welt nicht gelingen. Umso
bitterer, dass der FCB in der Folge das Zepter
in die Hand nimmt und Juve phasenweise
an die Wand spielt. Das bleibt nicht ohne
Folgen. In der 38. Minute gelingt Mario
Cantaluppi das zweite Traumtor des Abends nach
einer eher unkonventionellen Ballstafette durch
den italienischen Strafraum. In der Folge
vergeben die Basler zahlreiche Hochkaräter:
Hakan Yakins Schlenzer wird von Gianluigi Buffon
aus dem Winkel gekratzt, Rossi scheitert nach
schöner Vorlage von Scott Chipperfield aus
wenigen Metern kläglich und Christian Giménez
trifft in der Schlussphase nur die
Lattenunterkante. Immerhin findet die Partie für
den FCB in der Nachspielzeit ein versöhnliches
Ende: Giménez steht nach einem Eckball genau
richtig und hämmert das Leder zum
2:1-Schlussstand in die Maschen. Ehre wem Ehre
gebührt: Als erstes Schweizer Team besiegt der
FCB den italienischen Serienmeister und schließt
die Zwischenrunde punktgleich mit Juventus und
La Coruna als Gruppendritter ab. Übrigens
schaffte es Juve nachfolgend bis ins
Endspiel, unterlag dort aber im
inneritalienischen Duell dem AC Mailand mit 2:3
im Elfmeterschießen. Die
zweite erinnerungswürdige Partie fand 11 Jahre
später am 21. April 2014 statt. Es ist das
Schweizer Pokalfinale im Stade de Suisse
in Bern, das dort jetzt an Stelle des legendären
Wankdorf-Stadions steht. Wir erleben hautnah
mit, dass es auch im schweizerischen Fußball
ganz und gar nicht gemütlich zugeht. Denn an
diesem Tag treffen mit dem FC Basel und FC
Zürich zwei alte Rivalen aufeinander, die
Fanszene der Vereine ist tief verfeindet. Die
FCZ-Anhänger haben vorab einen Fanmarsch
angemeldet, der vom Berner Hauptbahnhof über den
Münsterplatz bis zum Stadion führen soll. Die
Route wurde von den Sicherheitsbehörden
genehmigt und der Tross der Blau-Weißen wird von
einer Hundertschaft der Polizei begleitet. Auf
dem Bärenplatz entdecken dann einige Bekloppte
unter ihnen in der Entfernung eine größere
Gruppe FCB-Fans und durchbrechen plötzlich die
Polizeikette. Mit
einem Grossaufgebot inklusive Wasserwerfer,
Tränengas und Gummischrot können die
Einsatzkräfte ein Zusammentreffen der
verfeindeten Fanlager gerade noch verhindern.
Die Stimmung ist von da an allerdings komplett
vergiftet, und die Auseinandersetzungen mit der
Polizei setzen sich bis zum Eintreffen am
Stadion munter fort. Nachfolgend werden diverse
Schaufenster eingeschlagen und Geschäfte
geplündert. Von
alldem haben wir bis dato überhaupt nichts
mitbekommen. Erst als ich ein Erinnerungsfoto
von der vor der Arena ausgestellten Originaluhr
der Firma Longines aus dem alten
Wankdorfstadion machen will, realisiere ich
schräg hinter mir die unglaubliche Unruhe und
ein beachtliches Polizeiaufgebot in voller
Kampfmontur. Es kommt dann tatsächlich auch zu
Handgreiflichkeiten. Auf dringende Empfehlung
unserer Schweizer Freunde flüchten wir
sicherheitshalber zwischenzeitlich in einen
Imbissladen. Nicht weit davon entfernt nimmt die
Polizei insgesamt 45 Personen in Gewahrsam.
Irgendwann ist aber der Spuk vorbei und wir
können endlich unsere Plätze im Stadion
einnehmen. Ach
ja, Fußball wurde dann tatsächlich auch noch
gespielt. Aber passend zu diesem wirklich in
jeder Hinsicht trüben Aprilnachmittag sehen wir
einen ziemlich nervösen und fahrigen Kick beider
Teams. In der ersten Halbzeit neutralisieren
sich der FC Zürich und der FC Basel weitgehend.
Bis in der 66. Minute Basels Gastón Sauro eine
äußerst umstrittene rote Karte wegen einer
zweifelhaften Notbremse sieht, gibt es kaum
echte Torchancen. Während der FC Zürich danach
aufgrund der Überzahl den FC Basel weitgehend in
die Defensive zurückdrängt, fahren die Basler
dennoch einige gefährliche Konter. Das Spiel
geht dann aber torlos in die Verlängerung, in
der es dann in der 99. Minute zu einer weiteren
diskussionswürdigen Szene kommt. Basels Giovanni
Sio wird nämlich nach einer angeblichen Schwalbe
im gegnerischen Strafraum vom Schiri mit einer
gelb-roten Karte beglückt und damit ebenfalls
des Platzes verwiesen. Es kommt dann so, wie es
kommen musste: Im Gegenzug verwertet Mario
Gavranović bei doppelter Überzahl eine Flanke
von Jorge Teixeira zur Zürcher Führung. In der
Folge sind die zu neunt agierenden Basler nicht
mehr in der Lage zu reagieren. Das 2:0 in der
114. Minute erzielt nach einem schweren Patzer
der jetzt überforderten Basler Hintermannschaft
erneut Gavranović und avanciert letztlich zum
Matchwinner. Mit dem Sieg konnte der FC Zürich
übrigens auch das vierte Duell in
Pokalendspielen gegen den FC Basel für sich
entscheiden. Insgesamt war es der achte Titel
bei neun Finalteilnahmen. Das nennt man denn
wohl Effizienz. Uns bleibt anschließend nach
einer herzlichen wie traurigen Verabschiedung
von unseren Freunden nur die lange Fahrt nach
Hause in den hohen Norden. Wir hätten diese
gerne als Pokalsieger angetreten. Aber das Leben
ist auch in der angeblich so gemütlichen Schweiz
nun mal weder ein Wunschkonzert noch ein
Ponyhof…
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EM-Kommentar vom 20. Juni 2024 Liebe Tippgemeinde,wir sind in der 2. Runde, wer sich im ersten Spiel blamiert hat, muss jetzt Gas geben, und wer mit einem Sieg gestartet ist, will auf keinen Fall verlieren. Mit 4 Punkten schaffte man seit der Erweiterung auf 24 Teams immer das Achtelfinale, aber die muss man erst mal sichern. Entsprechend gingen die 6 angetretenen Teams am Mittwoch die Sache dann auch an und nicht immer sahen die vermeintlichen Favoriten dabei gut aus. Kroatien versuchte es in der 1. Halbzeit mit klassischem Verwaltungsfußball, der Ball wurde mehr nach vorn getragen als gespielt. Es war klar zu erkennen, dass in diesem Team einige verdiente Herren über den Zenit ihres Könnens deutlich hinaus sind, zumindest auf internationalem Niveau. Die Albaner stellten sich in den Weg, gingen kompromisslos dazwischen und fuhren ihrerseits schnelle Konter - ein Mittel, das den Kroaten weitgehend abging. Das frühe 1:0 in der 11. Minute gelang aber durch die konsistente Schläfrigkeit der Kroaten, die schon im Mittelfeld keinen Gegendruck aufbauten, dann von rechts unbedrängt eine Flanke an den 5er zuließen und schließlich Laci auch nicht am Kopfball hinderten. Eine Fehlerkette grandiosen Ausmaßes. Das wiederholte sich bei einem albanischen Konter nach einer halben Stunde. Diesmal kam der Stürmer frei zum Schuss, doch der kroatische Torwart reagierte großartig. Die dritte Großchance folgte kurz vor der Halbzeit, in der die Kroaten schon 0:3 hätten zurückliegen können, ohne eigene Möglichkeiten ähnlicher Kategorie. Das änderte sich nach der Pause, Modric & Co machten Druck, kombinierten schneller und präziser und kamen zu vielen guten Chancen. Nur konsequent war dann der Doppelschlag eine Viertelstunde vor Schluss, wobei Klaus Gjasula mit einem Eigentor zum 2:1 für Kroation allerdings unfreiwillig assistierte. Appropos assistieren: Der Mann erhielt seinen Vornamen nach Klaus-Jürgen Wussow, dem Professor Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik. Die Jüngeren unter uns mögen das mal bei YouTube suchen, das ist 80er-Jahre TV at its worst. Als fast alle mit 3 Punkten für Kroatien und 2-4 Punkten im Tippspiel gerechnet hatten, übernahm der Professor Gjasula aber noch mal selbst die Chefrolle bei der Notoperation am albanischen Herzen und erzielte in der 96. Minute den nicht unverdienten Ausgleich. Und alle Kroaten waren extrem genervt. Am frühen Abend dann Deutschland-Ungarn, die Neuauflage des WM-Finales von 1954. Wer von uns war da schon geboren? Ich meine den 4. Juli 1954, nicht den gestrigen Abend... - ha ha ha. Einen kenne ich (RS - nein, das bin nicht ich selbst, ich entstamme ja dem Meisterjahrgang...), aber haben wir noch mehr? Ich bitte um Rückmeldung! Den jungen Herren auf dem Spielfeld war das sowieso egal, das deutsche Team ließ erst mal seinen Keeper Neuer zeigen, was der alte Mann noch kann, übernahm dann die Kontrolle und geriet auch nie ernsthaft in Gefahr, diese wieder zu verlieren. Ich spare mir lange Erzählungen, Ihr habt es sicher alle gesehen. Ein verdienter, überzeugender 2:0-Sieg, solide Arbeit, keiner hat enttäuscht, alle dürften an Selbstvertrauen gewonnen haben, aber übermäßige Euphorie kommt auch nicht auf. Weiterarbeiten! Die deutsche Mannschaft ist nun bereits im Achtelfinale, das Schicksal der meisten letzten Turniere ist abgewendet. Und die Ungarn? Ich hatte ihnen vor dem Turnier mehr zugetraut. Am Ende bleibt womöglich nur Stürmer Martin Ádám in Erinnerung, ein Mann mit der Figur eines Defenders im American Football und mit einem beeindruckend kräftigen roten Bartwuchs gesegnet. Wow! Am späteren Abend teilten sich dann die Schweizer und die Schotten jeweils nur einen Punkt zu, ganz neutral und sparsam. Fußballerisch war das bisher wohl das schwächste Spiel dieser EM. Den Schottländern fehlte die spielerische Klasse und die Schweizer hatten offensichtlich Probleme mit dem robusten Auftritt des Gegners. Aber der unermüdliche Einsatz der Schotten, ihre großartigen Fans auf den Tribünen und das wunderschöne Tor zum 1:1 durch Shaqiri nach allerdings katastrophalem Fehlpass der Schotten direkt vor dem Strafraum, all dies ließ uns dann doch nicht komplett enttäuscht von diesem Spiel ins Bett fallen. Die Fans von der Insel fluteten dagegen nach dem ersten Punktgewinn bei dieser EM die Kölner Innenstadt und spülten die Kehlen durch. Spätestens gegen 3 Uhr in der Früh waren dann alle Schotten dicht. Beim Tippspiel lief die Punktevergabe recht wechselhaft. Nur 5 von uns hatten den Albanern ein Unentschieden gegen die Kroaten zugetraut, dafür wurden dann beim Deutschland-Spiel ordentlich Punkte verteilt - natürlich nicht an die teilnehmenden 3 holländischen bzw. belgischen Kollegen, die dem deutschen Team nichts zutrauten. Tja, so läuft es dann... Muss ich jetzt Mitleid mit John und Nicolas am Tabellenende haben? Ach... - nööö! David konnte 2x 4 Punkte einsammeln und führt jetzt mit 5 Punkten vor Platz 2 und 8 Punkten vor Platz 3. Wenn das so weitergeht, sieht es nach einer EM-Titelverteidigung im Tippspiel aus, das gab es zuletzt 1992/1996... Heute geht es spannend weiter, u.a. mit dem Knaller Spanien-Italien am späten Abend. Ich wünsche uns aufregende Spiele! Robert - - - - - - - - - - - -
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Kanalpolemik zur EURO vom 19. Juni
2024 Welche Person ist für einen Profi-Fußballer offensichtlich ganz besonders wichtig? Der Trainer? Völlig falsch! Die Spielerfrau? Eiskalt! Der Tätowierer? Wird schon etwas heißer! Nein, es ist der Friseur, wahlweise auch Barbier oder Coiffeur genannt. Das haben wir kürzlich bei der Pressekonferenz von Emre Can erfahren müssen. Er vertraut, wie andere DFB-Mitspieler auch, seine Haar- und Barttracht exklusiv nur Promi-Schnippler Mustafa „Musti“ Mostafa (der heißt tatsächlich so – ich nenne ihn der Einfachheit halber aber „MuMa“) aus Essen an. Dieser hat nach eigenen Angaben sogar schon mal Cristiano Ronaldo beschnitten (es blieb bei diesem einen Eingriff). So mancher wunderte sich jedenfalls über folgende Aussage des nachnominierten BVB-Kapitäns: „Ich verstehe gar nicht immer die Diskussion um den Friseur. Ich glaube, jeder Mensch geht zum Friseur und heutzutage muss man bei den Haarschnitten fast jede Woche zum Friseur gehen, oder alle paar Tage. Bei mir zum Beispiel persönlich, bei meinem Haarwuchs, sieht das sehr, sehr schnell unsauber aus." Und dieser unschöne optische Zustand würde dann vermutlich direkt auf dessen Passqualität durchschlagen. In Expertenkreisen spricht man in diesem Zusammenhang von unsauberen Pässen. Und die von „Loddar“ so hochgeschätzten Draumbässe sind dann aller Wahrscheinlichkeit nach überhaupt nicht mehr möglich. Das geht natürlich gar nicht, obwohl der Can, auf der Reservebank lümmelnd, ohnehin nicht viel kaputt machen könnte. Das Problem ist aber, dass seine Kollegen genauso gestrickt bzw. frisiert sind. Und dann könnte es wirklich haarig werden. Aber Neuendorf und Völler haben zum Glück rechtzeitig reagiert und „MuMa“ zum offiziellen DFB-Friseur ernannt. Jetzt wird alle fünf bis sechs Tage fleißig herumgeschnippelt und es kann im Prinzip nichts mehr schief gehen – zumindest frisurentechnisch. Rein statistisch gesehen bedeutet das übrigens, dass
ein Spitzen-Kicker den „MuMa“ rund sechzig Mal
pro Jahr an sich ranlässt. Bei geschätzten
hundertfuffzig Euro pro Haarschnitt macht das
neuntausend Tacken. Bei konservativ angenommenen fünfzig
Kicker-Stammkunden erzielt „MuMa“ alleine damit
schon vierhundertfuffzigtausend Mäuse Umsatz. Das
Hauptgeschäft macht das clevere Kerlchen, wahlweise in
seinem Salon im Palmbuschweg oder ambulant tätig, aber
so ganz nebenbei zwischen Haarwäsche und Trockenhaube
mit gebührenpflichtigen Tipps für Geldanlage,
Immobilien, Partnervermittlungen sowie Auto- und
Uhrenkauf. Bisweilen lässt er sich auch bergeweise
Fußbälle und Trikots signieren und vertickert diese dann
zu Höchstpreisen bei Ebay. Das klappt alles wunderbar,
denn die Kunden können ja während der Behandlung nicht
von ihrem Friseursessel springen und weglaufen. Ich kann
mich übrigens des Eindrucks nicht erwehren, dass die
seit einiger Zeit grassierenden
Heinrich-Himmler-Gedächtnisfrisuren ursächlich das
Ergebnis erfolgreicher Lobby-Arbeit des Innungsverbands
der Friseure sind. Denn im Fall von Revoluzzermatte á la
Ewald Lienen oder Vokuhila wie weiland Pierre Littbarski
siehst du deine kickenden Kunden maximal zweimal im
Jahr. Aber diese geschäftsschädigenden Praktiken gehören
zum Glück der Vergangenheit an. Den Namen meines
Friseurs gebe ich übrigens nicht preis. Nennen wir ihn
einfach mal den Dschihadisten meines Vertrauens. Bei ihm
scheint die neue Mode noch nicht so ganz angekommen zu
sein, denn er fragte mich neulich allen Ernstes: „Wer
ist eigentlich dieser komische Heinrich Himmler?“ Bernd Christoph - - - - - - - - - - - - -
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EM-Kommentar vom 19. Juni 2024 Liebe Tippgemeinde,gestern nachmittag war Zeit, im Kühlschrank den Getränkevorrat aufzufüllen, denn der Ball rollte erst ab 18 Uhr. Manch einer mag sich gedacht haben: Türkei gegen Georgien..., na, das wird wohl der erste Gurkenkick dieser EM..., so ein Spiel kann man auch mal sausen lassen... Klar, konnte man machen. Aber wer das tat, hat das bisher aufregendste Spiel des Turniers verpasst. Da ging es in beiden Halbzeiten quasi nur hin und her, in höchstem Tempo, fast ohne Pause. Die Türkei wurde ständig vom fanatischen türkischen Publikum nach vorn gepeitscht, aber die Georgier konterten gefährlich, kombinierten sich gut nach vorn und erarbeiteten sich erstaunlich viele gute Möglichkeiten. Beide Teams versuchten es immer wieder mit Dribblings, blieben hängen, es ging in die andere Richtung, und wieder zurück... - egal, es wurde nie langweilig. Die Türken schossen ein Traumtor aus der zweiten Reihe zum 1:0, doch die Kaukasier schlugen zurück, das Spiel schien lange ausgeglichen. Dann das 2:1 durch ein erneutes Traumtor in den Winkel, die Georgier schienen am Ende der 2. Hälfte zunehmend platt, drückten dann aber in der Nachspielzeit doch noch mal, hatten einen Schuss knapp daneben und erzielten in der 95. Minute fast den erneuten Ausgleich, der nur verhindert wurde, weil sich ein Türke in der letzten Hundertstelsekunde direkt vor der Linie in den Schuss warf. Quasi im Anschluss fiel die Entscheidung durch einen Konter, der georgische Torwart war mit nach vorn gegangen, und Aktürkoglu konnte nach einem Lauf vom eigenen zum gegnerischen Strafraum den Ball ins leere Tor schieben. Am Ende eines heißen Spiels standen 36 Torschüsse zu Buche, so viele wie in bisher keinem anderen Spiel (zum Vergleich bei Deutschland-Schottland: 21). Ein Sieg für die Türken, der mindestens ein Tor zu hoch ausfiel. Der Gang zum Kühlschrank war anschließend Pflichtprogramm, ich musste mich erst mal runterkühlen. Am späteren Abend dann Portugal-Tschechien, da waren eher Technik und Taktik zu erwarten als ein wildes Offensivspiel. Tatsächlich gab es vor allem in Halbzeit 1 mehr Spielkontrolle als wilde Angriffe. Insgesamt bemühten sich zumindest die Sportugiesen darum, den Ball schnell nach vorn zu tragen, es lief nicht mehr alles nur über den ewigen CR7, der Ballbesitz verteilte sich auf viele iberische Beine. Aber es fehlten immer das letzte bisschen Präzision, die wirklich perfekte Flanke, der gezielte Abschluss. Auch ein Ronaldo ist in die Jahre gekommen, er wirkte deutlich langsamer im Antritt und springt beim Kopfball auch nicht mehr einen halben Meter höher als sein Gegenspieler. Ja, das Alter, wer wüsste das besser die alte Garde der Hebbelkicker, die dennoch regelmäßig ihr Bestes gibt auf der großen Bühne des Sportlerlebens, im Laufduell an der Außenlinie, im Kopfballzweikampf, oder am zweiten Pfosten, wenn einer der jungen Sprinter den Ball vor dem Tor noch mal quer legt... Aber..., ach, ich merke es..., ich schweife ab..., es geht hier um die EM. Und es geht um den nächsten Mitfavoriten, der ins Stolpern kam, trotz einer Vielzahl bester eigener Möglichkeiten. Wie so oft ging auch diesmal der Underdog in Führung, durch einen schönen Weitschuss von der Strafraumgrenze, und die eigentlich inzwischen deutlich überlegenen Sportugiesen benötigten ein unglückliches Eigentor der Tschechen zum Ausgleich, bei dem der Torwart im Fallen den Ball dem eigenen Mitspieler aus kurzer Distanz an den Unterschenkel patschte. Dumm gelaufen, doch fast hätte es noch zumindest zu einem überraschenden Punktgewinn gereicht. Die Hoffnung darauf stirbt zuletzt, und sie tat es tatsächlich ganz kurz vor Schluss. Ein tschechischer Verteidiger legte im Knien den Ball für Conceicao jr. vor und der musste nur noch einschieben. Ein verdienter, jedoch am Ende glücklicher Sieg der überlegenen Sportugiesen, aber die Tschechen haben gezeigt, dass sie mit Willensstärke, Kampf und guter Technik mithalten können. Fürs Achtelfinale kann es gegen Georgien und die Türkei immer noch reichen. Mit diesen beiden Spielen ist der 1. Spieltag der Vorrunde abgeschlossen. Was haben wir gelernt? Weitschüsse sind wieder in, bereits 11 mal schlug der Ball aus großer Distanz ein. Und es gab bisher keinen echten Langweiler, alles Spiele waren entweder wegen spielerischer Höhepunkte oder wegen der internen Dramatik bis zum Ende interessant. Mit Deutschland und Spanien haben zumindest zwei Teams über 90 Minuten überzeugt, während andere Favoriten sich phasenweise anfällig zeigten. Aber noch haben alle Teams zwei weitere Spiele und alle Chancen auf die nächste Runde. Bisher macht diese Europameisterschaft viel Spaß. Und wenn es jetzt draußen tatsächlich ein bisschen wärmer und sonniger wird, kann aus dem Frühherbstturnier wirklich noch ein Sommermärchen werden. Im Tippspiel weigert sich David hartnäckig, seine Spitzenposition abzugeben: Wieder 6 Punkte, bisher schon 4x ein perfekter Ergebnistipp. Nahezu ebenbürtig ist Merle, die als Einzige erst eine Punkte-Nullnummer aufzuweisen hat. Dahinter sitzt ein breites Verfolgerfeld. Und unten sind jetzt alle immerhin zweistellig, das sieht nicht mehr ganz so kläglich aus wie vorher. Viel Spaß heute am 2. Spieltag und bei der Wiederauflage des 54er-WM-Finales wünscht Robert - - - - - - - - - - - - -
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EM-Kommentar vom 18. Juni 2024 Liebe Tippgemeinde,der 04. Spieltag der EM brachte gleich zwei blöde Überraschungen, zumindest für die meisten von uns. Und in allen drei Spielen des Tages war dämliche Schlamperei der Anfang vom Ende für die Verlierer. Nachmittags begann die Ukraine druckvoll gegen ein eher defensiv orientiertes Team aus Rumänien. Richtige Torchancen gab es aber nicht, allein Weitschüsse von außerhalb des Strafraums gingen in Richtung Tor der Muränen, doch wirklich gefährlich waren sie nicht. Und dann spielte der ukrainische Torwart Lunin, nur mäßig bedrängt vom gegnerischen Stürmer, einen Rückpass direkt in den Fuß eines Ukrainers am linken Strafraumeck, der legte quer in die Mitte und Stancu haute die Kugel mit Wucht, aber wunderschön angeschnitten links oben in den Winkel. Dieses Gegentor zerbröselte offenbar das Spielkonzept der Ukrainer, denn Chancen hatten danach fast nur noch die Balkankicker, besonders durch Weitschüsse. Kein Zufall also das 2:0 nach der Pause, wieder von außerhalb des 16ers. Auch in der Folge fiel den Ukrainern nichts mehr ein, sie kassierten sogar noch einen dritten Treffer, ausnahmsweise aus kurzer Distanz. Peinlicher Spruch des ARD-Kommentators Florian Naß zu diesem Tor in der Zusammenfassung: "Rumänien zerstört die Ukraine!" Urghs ... mal eben das Hirn abgeschaltet und das sonstige Weltgeschehen ausgeblendet? Nachgeschoben kam zum Glück noch "... auf dem Fußballplatz..." - Boah!, das war knapp! Merke: Militärsprech kommt im Fußball nie gut an! Zumindest war für beide Teams das Spiel ab der 55. Minute gelaufen. Und fast alle von uns nahmen ernüchtert zur Kenntnis, dass die Leistung der Ukrainer gegen Deutschland uns offenbar getäuscht hat. Auch das erste Abendspiel verlief für fast alle von uns nicht so wie erwartet. Die hoch favoritisierten Belgier waren aber für die 0:1-Niederlage zu 99% selbst verantwortlich. Das Gegentor fiel auch hier durch elende Schlamperei in der eigenen Abwehr und anschließend wurden auch allerbeste Torchancen kläglich verdödelt. Ob allerdings vor dem vermeintlichen 1:1 kurz vor Schluss tatsächlich ein Handspiel von Openda vorlag... - hmmm... - die Fernsehbilder schienen mir da nicht eindeutig und dann sollte man eigentlich pro Stürmer entscheiden... Gibt es nun erneut eine große Enttäuschung für die letzten Verbliebenen der belgischen Goldenen Generation, ähnlich wie bei der WM 2022? Die Gruppe erscheint eigentlich nicht allzu schwierig und noch können de Bruyne & Co. das Achtelfinale erreichen. Aber dazu müssen sie auch mal das Tor treffen! Beim Spiel Österreich-Frankreich muss ich mich leider wiederholen: Auch hier war es ein schlampiges Abspiel in der eigenen Abwehr, das schlussendlich zur Niederlage führte. Diesmal traf es aber nicht den Favoriten, sondern die bedauernswerten Österreicher, die wegen des auf die Schlamperei folgenden Eigentores umso unglücklicher waren. Trotz großen Einsatzes der Alpenkicker war jedoch die Niederlage völlig verdient, denn den vielen großen Torchancen der Franzosen standen kaum eigene Tormöglichkeiten gegenüber. Frankreich war einfach eine Nummer zu groß für Rangnicks Truppe. Der Asterix auf der Bank der Froschfresser schien aber ebenfalls nicht völlig zufrieden, gerade wegen der mangelnden Chancenverwertung von Mbappé & Co. .Und die Österreicher? Bastian Schweinsteiger erkannte, hier fehle der Mannschaft "der absolute Führer". In Anbetracht der deutsch-österreichischen Historie ist das eine bemerkenswerte Erkenntnis, die ich hier nicht weiter diskutieren möchte. Die Führung im Tippspiel hat weiterhin der EM-Titelverteidiger David. Nach fast 20% aller Spiele liegen schon 6 Punkte zwischen ihm und den gewinnfreien Plätzen. Im Grunde tat sich gestern aber nicht allzu viel. Nur 5 Tipper*innen hatten auf einen Sieg von Muränien gegen die Ukraine gesetzt und der Slowakei hatten nur Martin F. und Anna-Lena einen Sieg gegen Belgien zugetraut. Oder hatten die beiden einfach gewürfelt? So wurden zuerst nur wenige Punkte verteilt. Beim letzten Spiel blieben dann 17 Teilnehmende punktlos, alle anderen holten 2-4 Zähler, was aber die Tabelle nur wenig durchmischte. Heute gibt's mal einen spielfreien Nachmittag und abends wird der 1. Spieltag der Gruppenphase abgeschlossen. Viel Spaß wünscht weiterhin Robert - - - - - - - - - - - - -
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Ganz persönliche Kanalgedanken von Bernd
Christoph Folge2: Ungarn (Vorrundenspiel
am 19. Juni 2024 in Stuttgart)
Folgende zehn Dinge assoziiere ich spontan mit Ungarn: Puszta, Balaton, Budapest, Csársás, Franz Liszt, Béla Bartók, Rubik-Cube (Zauberwürfel), Gulasch, Paprika und Tokajer (Wein). Das Land unseres zweiten Gruppengegners durfte ich schon mehrfach besuchen. In besonderer Erinnerung geblieben ist mir die erste Reise im August 1981. Damals gehörte Ungarn noch zum Ostblock, auch wenn der so genannte „Gulasch-Kommunismus“ den dort lebenden Menschen ein paar mehr Freiheiten gestattete als ihren sozialistischen Schwestern und Brüdern in den Nachbarländern. Man sprach in diesem Zusammenhang auch gerne von der „fröhlichsten Baracke im kommunistischen Lager.“ Wir waren in jenem heißen Sommer zu viert als junge und reichlich unbedarfte Studenten mit unserem grünen VW-Bus der Modellreihe T2 unterwegs. Über Wien ging es nach dem Grenzübertritt zunächst zum Plattensee, wo wir am Nordufer in einem beschaulichen Örtchen mit dem klangvollen wie unaussprechlichen Namen Vonyarcvashegy auf dem dortigen Camping-Platz Station machten. Dort erlebten wir hautnah, wie sich Familien aus Ost- und Westdeutschland zum gemeinsamen Urlaub am Balaton verabredet hatten, vermutlich dauerhaft beäugt von fleißigen Stasi-Spitzeln in Badehose und Badeanzug. Es lag trotz bestem Wetter und Beachfeeling immer eine gewisse Spannung in der Luft. Eine gute Woche später nahmen wir in Budapest sogar Kontakt mit einem seinerzeit zur Flucht entschlossenen ungarischen Ehepaar auf, das mit ihren beiden Söhnen in einer der typischen Trabantenstädte in einem Hochhaus am Stadtrand lebte und bezogen dort zwischenzeitlich Quartier. Wir schmuggelten nachfolgend auf deren ausdrücklichen Wunsch hin sogar einige persönliche Dinge erfolgreich zur Zwischenaufbewahrung in den Westen. Es waren spannende Zeiten damals. Insgesamt haben wir die Menschen in diesem Land als überaus freundlich und hilfsbereit erlebt. Unschlagbar war aber das leckere und seinerzeit auch in den Restaurants mehr als günstige Essen. In Budapest wurden wir von unserer Gastgeberin schon morgens üppig mit warmen Speisen bekocht. Als ich mich nach der Reise zu Hause auf die Waage stellte, hatte ich mehr als fünf Kilo zugenommen. Wenn jetzt einige völlig zu Recht fragen sollten, was das denn mit Fußball zu tun hat, dann kann ich nur ehrlich antworten: rein gar nichts! Zu meiner Verteidigung möchte ich aber anbringen, dass die Ungarn eindeutig selbst schuld sind. Was haben ihre Kicker denn in den Jahrzehnten nach 1954 zustande gebracht? Absolut nichts! Die beiden Olympiasiege ihrer Staatsamateure 1964 und 1968 lassen wir mal getrost stecken. Insofern habe ich auch kein schlechtes Gewissen, wenn ich nachfolgend die altbekannten ollen Kamellen heraushole. Die schmecken aber auch nach längerem Kauen immer noch ziemlich gut. Der ungarische Fußball hat schon einmal richtige Glanzzeiten erlebt, auch wenn diese schon eine ganze Weile her sind. So richtig klar wurde mir das aber erst als Fünfzehnjähriger. Meine Patentante Gerda hatte mir, sowas war damals durchaus üblich, zum Geburtstag ein Jahresabo für den Bertelsmann-Buchclub geschenkt. Die dort offerierten Schmöker sagten mir aber nicht so recht zu. Aber ich entdeckte im angebotenen Sortiment eine Schallplatte mit dem spannenden Titel „Die letzten 25 Jahre“. Diese auf Vinyl gepresste Chronik enthielt Dokumente und Zitate aus Politik und Zeitgeschehen von 1949 bis 1974. Darin enthalten waren unter anderem die Signale des legendären sowjetischen Sputnik I (1957), die Stimme von Frankreichs Präsident Charles de Gaulle anlässlich seines Staatsbesuchs in Deutschland (1962), die berühmte Rede von John F. Kennedy in Berlin (1963), der Start der Saturn-V-Rakete und Neil Armstrong auf dem Mond (1969) oder Willy Brandts Worte zur Verleihung des Friedensnobelpreises (1971). Zwischen den Original-Aufnahmen waren diverse musikalische Highlights wie „Der Theodor im Fußballtor“ (Theo Lingen), „Harry Lime Theme“ (Anton Karas), „Sag mir, wo die Blumen sind“ (Marlene Dietrich), „Milord“ (Edith Piaf) oder „Merci Cherie“ (Udo Jürgens) eingestreut. Mein absoluter Favorit auf der LP war aber das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 bzw. Ausschnitte davon. Der Original-Kommentar von Herbert Zimmermann zog mich in seinen Bann. Ich habe keine Ahnung, wie oft ich mir diese Passagen angehört habe. Natürlich kennt jeder die Stimme und die Zitate des Sportjournalisten aus dem Rheinland. Die Radioreportage beginnt ruhig und eher besinnlich: „Deutschland im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft – das ist eine Riesensensation – das ist ein echtes Fußballwunder“. Zwischenzeitlich bleibt es religiös: „Toni, du bist ein Fußball-Gott!“. Dann wird es auch mal prosaisch: „Und die Ungarn, wie von der Tarantel gestochen, lauern die Puszta-Söhne, drehen jetzt den siebten oder zwölften Gang auf.“ Zumeist wird es aber hochemotional, vor allem ganz am Ende: „Das Spiel ist aus – Deutschland ist Weltmeister – schlägt Ungarn mit drei zu zwo Toren im Finale in Bern!“ Ich hatte aber zwei absolute Lieblingsstellen, bei denen Zimmermann explizit einen bestimmten ungarischen Spieler beim Namen nennt. Die erste Szene spielt sich kurz vor dem deutschen Siegtor zum 3:2 ab und geht so: „Bozsik [Anm.: wird Botschik ausgesprochen], immer wieder Bozsik, der rechte Läufer hat den Ball – verloren, diesmal an Schäfer. Schäfer nach innen geflankt. Kopfball – abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt… Toooor! Toooor! Toooor! Toooor!“ Die zweite Szene spielt sich wie folgt kurz vor dem Schlusspfiff ab: „Die Ungarn erhalten einen Einwurf zugesprochen. Der ist ausgeführt – kommt zu Bozsik – Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus!“ Diese zwei Ausschnitte aus der Live-Reportage weckten mein Interesse. Wer war bloß dieser Bozsik? Natürlich einer der ungarischen Wunderfußballer und trotzdem irgendwie die arme Sau. Erst lässt er sich offenkundig von Hans Schäfer den entscheidenden Ball zum Siegtor abluchsen. Dann ist er als letzter Spieler überhaupt am Ball und kann trotzdem die Sensation nicht mehr verhindern. War es nur Mitleid oder gefiel mir einfach nur sein Name? Den fand ich wirklich großartig. Irgendwie fremd, aber gleichzeitig so mächtig wie Donnerhall. Bozcik! So klingen doch eindeutig Sieger. Aber die Ungarn hatten nun mal verloren. Das passte nicht zusammen. Anschließend recherchierte ich in alten Fußball-Büchern und viele Jahre später im Internet, was es mit diesem József Bozcik nun so auf sich hatte. Dieser wurde am 25. November 1925 in Kispest geboren, war eines von sechs Kindern eines bescheiden verdienenden Fabrikarbeiters und begann seine Fußballerkarriere – ebenso wie sein Jugendfreund Ferenc Puskás – beim Kispesti AC (KAC), wo er von der Position des rechten Läufers aus das Spiel im Mittelfeld organisierte. Er wurde folgendermaßen charakterisiert: „Der beidbeinige, präzise Bozsik bewegte sich auf dem Platz im behäbigen Trab, war aber dabei ein Ästhet des Fußballspiels, nie hastig, immer intelligent, mit Übersicht und enormer Ballsicherheit“. 1945 debütierte er in der ersten Mannschaft von Kispest und wurde bald der Motor seines Teams. 1949 gewann er den ersten Meistertitel mit seinem Verein, der im selben Jahr von der kommunistischen Regierung in Honvéd Budapest umbenannt und offiziell zum Armeeklub erklärt worden war. Sämtliche Spieler bekamen einen militärischen Rang verliehen – Bozsik den Majorsrang –, ohne aber wirklich eine militärische Funktion auszuüben. Schon zwei Jahre zuvor, 1947, wurde er zum ersten Mal in die Nationalmannschaft berufen. Als Teil der viel umjubelten „Goldenen Elf“ (diese blieb zwischen dem 14. Mai 1950 und dem 4. Juli 1954 in 32 Pflichtspielen ungeschlagen) gewann er in der Folge bei den Olympischen Sommerspielen 1952 in Helsinki die Goldmedaille und 1953 den über mehrere Jahre gehenden Europapokal der Nationalmannschaften, einen Vorläufer der späteren EM. Im selben Jahr war er Torschütze beim legendären 6:3-Auswärtssieg der Ungarn gegen die englische Nationalmannschaft. Dieses Spiel bedeutete damals die erste Heimniederlage Englands gegen eine Mannschaft vom europäischen Festland. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 trat Ungarn als großer Favorit an und erreichte das Finale mit 25:7 Toren ohne große Mühe. Im Viertelfinale gegen Brasilien foulte der Brasilianer Nilton Santos Bozsik und die Situation eskalierte: Beide lieferten sich einen kurzen Boxkampf, und Schiedsrichter Arthur Ellis schickte beide in der 71. Spielminute vom Feld. Die Sperre galt jedoch nur für die Restdauer des Spiels. Im Halbfinale führte Bozsik die Ungarn als Kapitän aufs Feld (Puskás war verletzt) und gewann das Spiel gegen Uruguay mit 4:2. Seine bitterste Stunde im Nationaldress erlebte er, wie oben beschrieben, im Finale, als Ungarn gegen Deutschland mit 2:3 verlor. Als 1956 der ungarische Volksaufstand von der sowjetischen Armee niedergeschlagen wurde, blieb Bozsik im Unterschied zu Mannschaftskameraden wie Puskás, Koczis oder Czibor in Ungarn. In den folgenden Jahren wurde er Parlamentsabgeordneter – nach Einschätzung von Zeitzeugen mehr ein Aushängeschild denn ein echter Politiker – und führte mit seiner Frau in Budapest ein Damenmodegeschäft. Nach seiner Spielerkarriere versuchte er sich auch kurze Zeit als Trainer bei Honvéd, wurde dann aber technischer Berater und Mitglied des Klubvorstands. 1974 war er ein Länderspiel lang, wie später auch unser „Loddar“, ungarischer Nationaltrainer. Er schrieb Kommentare für die Budapester Sportzeitung „Képes Sport“ und starb mit 52 Jahren am 31. Mai 1978 an einem Herzinfarkt. Bozsik gilt noch heute neben Ferenc Puskás als der bekannteste Spieler von Kispesti bzw. Honvéd. Daher trägt die im Stadtteil Kispest gelegene Spielstätte von Honvéd Budapest inzwischen den Namen „Bozcik-Aréna“. Sein Spitzname lautete übrigens – warum auch immer – „Cucu“. Ich finde diesen Lebenslauf beeindruckend. In Ungarn ist „Cucu“ zu einem echten Helden geworden. Vom Gefühl her lag ich also damals völlig richtig. Helmut Rahn und Fritz Walter fanden alle toll, aber ich war nun einmal irgendwie Fan von Bozsik. Vielleicht hätte ich damals einen Fanclub gründen sollen. Ich tat es aber nicht. Als 15-jähriger hatte ich vermutlich denn doch andere Sachen im Kopf. Ungarn war ja ganz weit weg hinter dem „Eisernen Vorhang“. Und 1981 war er leider schon seit drei Jahren tot. Sonst hätte ich ihn bestimmt in seiner Budapester Wohnung besucht… Bernd Christoph - - - - - - - - - - - - - -
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EM-Kommentar vom 17. Juni 2024 Liebe
Tippgemeinde,
endlich läuft die Heim-EM, wenn auch für die meisten von uns nur im Heim-TV. Nur Imke und Ingo durften am Samstag in dieser Stadt in der Nähe von Lüdenscheid live im Stadion dabei sein. Das Eröffnungsspiel fand also ohne uns statt. Das deutsche Team fiedelte die Dudelsäcke aus Nord-Brexitannien ganz locker mit 5:1 weg, ganz zur Freude fast aller 88 Tipper*innen. Allein Jeroen (ein Holländer, natürlich...), Alex, Mette und Frederik hatten den Schotten deutlich mehr zugetraut und mussten ohne Punkte durch die erste EM-Nacht gehen. Am Samstagnachmittag war dann Internet-Technik gefragt, außer man hatte ein MagentaTV-Abo. Ich habe mir das Duell der weiteren Gruppengegner des deutschen Teams per VPN im Schweizer SRF angesehen und war von dem großartigen Schweizer TV-Kommentator sehr angetan, der das Spiel mit einer höchst erfreulichen Mischung aus Sachkenntnis, Emotionalität und Freude am scheinbar Nebensächlichen betrachtete. Als einige offensichtlich hungrige Schweizer Fans eingeblendet wurden, zeigte er sich auch kulinarisch gut informiert: "Wurst in der Semmel wird hier angeboten in den Stadien, quasi als Leckereien. Ich sage Ihnen: Die Bratwurst in St. Gallen... kein Vergleich dazu...". Das Schweizer Fußball-Idiom kam natürlich nicht zu kurz, so war vom "Stadion-Speaker" die Rede, und bei einer Chance der Ungarn "war keiner da, der ihn daran gehindert hätte, den Ball in Richtung Tor zu spedieren...". Völlig zu Recht sehr optimistisch waren die Schweizer Fans, die schon vorab "Fondue is better than Goulash" auf eine Pappe gemalt hatten. Genau so war es nämlich. Die zuvor als relativ stark eingeschätzten Ungarn enttäuschten vor allem in der 1. Hälfte und hatten nur 1/3 anteiligen Ballbesitz (Kommentator: "Szoboszlai, der Superstar, war heute weder super noch Star"). Die Eidgenossen konnten nahezu kombinieren wie sie wollten, und als die Ungarn sich vor dem 0:2 im eigenen Strafraum einen Ballverlust wie in der E-Jugend leisteten, war das Spiel schon fast gelaufen. Zwar erzielten die Magyaren noch mit einem Kopfball von Varga knapp über der Grasnarbe den Anschlusstreffer, doch war am Ende das 3:1 für die Schweiz völlig verdient. Weiter so, dann geht es - Hopp Schwiiz! - gegen Schottland direkt ins Achtelfinale. Ganz souverän gestalteten auch die Spanier ihr erstes Spiel. Zack-zack-zack, gleich die ersten drei Chancen wurden zu einer deutlichen Führung genutzt. Da wussten die armen Kroaten noch nicht mal, wo das spanische Tor steht. In der 2. Hälfte gab es dann spanischen Verwaltungsfußball (ja, auch sowas können sie!) und am Ende die Überzeugung, dass da ein wirklich starkes Team von der iberischen Halbinsel angereist ist. Was die Kroaten mit ihrer z.T. überalterten Mannschaft noch drauf haben, dürfen sie jetzt gegen Albanien zeigen. Die Filzhutträger starteten optimal mit dem 1:0 in der 1. Minute, weil di Marco und Bastoni offenbar geistig noch in der Kabine oder beim Aufwärmen waren - dort stört einen ja normalerweise kein Gegenspieler. Aber egal, nach einer Viertelstunde hatten die Italiener die Sache gedreht, versäumten es aber, noch was draufzulegen. Bei jedem anderen Team könnte man ob der knappen Führung nervös werden, aber nicht bei Italien! Die Spagettis schaukelten das Ding über die Zeit und gerieten auch bei einigen guten Chancen der Albaner nicht aus der Ruhe. Alles normal also beim EM-Titelverteidiger. Noch dämlicher als der italienische Blackout vor dem 0:1 wurde dann, was nach der Fußballübertragung kam: Das EM-Kneipenquiz, in dem zwei Prominententeams und ein Kneipengast-Team gegeneinander antreten, Bier trinken und Fußballfragen beantworten. Die überdrehte angebliche Sportschau-Moderatorin stellte zwar die Prominententeams vor, vergaß aber die Kneipengäste. Nachgeholt wurde das erst nach 20 Minuten. Bis dahin hatte man schon die humorfreien plumpen Witze des vorgeblichen Comedians Malte Völz über sich ergehen lassen müssen - gäääähn! Als dann von den Gästen auch noch Rasenbüschel mit der Papierschere gestutzt werden mussten, habe ich abgeschaltet. Die größte Verschwendung von Sendezeit und GEZ-Gebühren seit der Parallell-Übertragung von Charlies Krönungsfeierlichkeiten auf ARD und ZDF! Am Sonntag sahen wir drei Spiele, die in gewisser Weise ähnlich liefen wie der letzte Kick vom Samstag. Die Favoriten machten es jeweils spannender als man hätte erwarten können, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Unsere orangen Freunde aus dem nahen Westen übten sich quasi das gesamte Spiel über im Chancenwucher und benötigten die Hilfe eines älteren Mittelstürmers von einer mittelmäßigen Bundesligamannschaft, um den Sieg zu sichern. Und fast wäre es noch schief gegangen, denn die Polen gaben sich nicht verloren und hatten zum Schluss noch ein paar Hochkaräter in petto. Mit etwas mehr Effizienz vorm Tor sind die Holländer allerdings ein klarer Kandidat für's Viertelfinale. Ähnlich lief es für die Engländer, die am Ende nur mit Spielverzögerungen bester italienischer Qualität ein 1:0 gegen Serbien über die Zeit brachten, also gegen ein Land, dessen Team noch nie irgendwas bei einer EM oder WM gerissen hat. Der englischen Mannschaft, angeblich zusammen 1,5 Millarden Euro am Transfermarkt wert, schien in der letzten Viertelstunde die Luft auszugehen, da lief gar nichts mehr, weder die Spieler noch der Ball. Das war ziemlich erschreckend, aber dank einer stabilen Abwehr auch irgendwie effizient. Ein 1:0 reicht halt zum Sieg und bei mir sogar zu 04 Punkten, die mir Harry Kane mit seinem Kopfball in der 2. Hälfte fast noch zerschossen hätte. Braver Harry, besser platziert wäre der unhaltbar gewesen! Allein im 3. Sonntagsspiel nach dem Motto "Wir dominieren mal die erste Hälfte und gucken dann, was passiert..." gab es keinen Favoritensieg. Die Dänen gingen mit Christian "Better-than ever" Eriksen verdient in Führung, versäumten es aber eben auch, rechtzeitig nachzulegen. Teilweise wurden beste Kontergelegenheiten nicht erkannt, sondern mit Quer- und Rückpässen unverständlicherweise abgebrochen. Was war da los, warum wurde nicht weiter schnell nach vorn gespielt, wenn sich die Möglichkeit ergab und die Slowenen unsortiert waren? Kein Vertrauen in die eigene Courage? So macht man den Gegner stark und der nutzte dann zumindest eine der vielen Chancen in der Schlussphase zum Ausgleich, wenn auch etwas glücklich durch einen abgefälschten Schuss. Es hätte für Dänemark auch noch im Desaster enden können, doch zum Glück ließ Seskos Pfostenknaller nur das Stadiondach wackeln und nicht den Punktgewinn unserer nördlichen Nachbarn. Damit wären wir auch beim Punktstand im Tippspiel. Der EM-Titelverteidiger David liegt schon wieder vorn, allerdings hat das nach 7 Spielen noch nicht viel zu bedeuten. Und hinten haben einige Tipper*innen tatsächlich noch weniger Punkte als Spiele absolviert sind, das ist... - tja... - ziemlich kläglich. Doch egal, gleich geht's weiter und heute sind wieder 12 Punkte zu holen. Viel Spaß beim Gucken wünscht Robert - - - - - - - - - - - -
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Kanalpolemik zur EURO vom 16. Juni
2024 Es gibt Fans, die fahren zur EURO, um Fußball zu schauen, die eigene Mannschaft zu unterstützen und jede Menge Spaß zu haben. Und es gibt Engländer. Natürlich meine ich damit nicht alle aus dem Mutterland des runden Leders, die in Scharen über den Ärmelkanal zu uns geflüchtet sind. Nein, diese Kollegen mit sonnenverbrannter Bierplautze und großformatigen Tätowierungen auf dem Astralkörper, die meine ich natürlich nicht. Aber es gibt ganz offensichtlich auch die anderen, die Weicheier und Warmduscher unter ihnen. Die mit drei heulenden Löwen auf dem viel zu eng sitzenden Harry-Kane-Trikot. Genau die meine ich! Exakt solche komischen Figuren hatten sich tatsächlich über den Austragungsort ihres ersten Gruppenspiels gegen Serbien beschwert. Konkret geht es um Gelsenkirchen. Einige dieser Nörgel-Briten waren offenbar wenig angetan von der Optik der Stadt im Herzen des Ruhrpotts. Der Engländer Paul Brown postete auf der Social-Media-Plattform X: „Gelsenkirchen sieht aus wie ein absolutes Drecksloch. Ich kann kaum glauben, dass Deutschland hier EM-Spiele austrägt." Ein anderer Fan beschwerte sich wie folgt: „Gelsenkirchen ist vielleicht die leiseste und langweiligste Stadt, die ich je in meinem Leben gesehen habe." Wat denn nu‘ – Drecksloch oder langweilig? Beides gleichzeitig passt definitiv nicht zusammen. Denn wenn etwas total dreckig ist, dann ist es so ziemlich alles, aber bestimmt nicht langweilig. Auch der „Sky“-Journalist Kaveh Solhekol von der Insel reihte sich in den Kreis dieser Miesmacher ein. Der Reporter war zuvor aus München angereist, „was eine unglaubliche Stadt ist", wie er sagte. „Aber Gelsenkirchen ist ein ziemlicher Kontrast. Denn jetzt sind wir im industriellen Herzen Deutschlands, wo Stahlwerke und Kohleminen alle nicht mehr da sind. Und es ist nicht wirklich viel übrig geblieben in Gelsenkirchen." Natürlich sei die Stadt berühmt für ihr Fußball-Stadion und den Club Schalke, der darin spiele. „Aber abgesehen davon gibt es hier wirklich nicht viel, was man tun kann." Dann rufe ich diesem Schnösel und den anderen
Pussies zu: Seid ihr zum Sightseeing hergekommen
oder zum Biersaufen oder wat? Ihr könnt definitiv
etwas tun. Kriegt eure verdammten Hintern mal aus
den weichen Hotelfedern und fahrt mit der ruckeligen
Straßenbahn von Gelsenkirchen nach Downtown
Recklinghausen. Dann wisst ihr endlich, was mal so
richtig trübe ist. Und auf dem Rückweg macht ihr
noch schönes Statiönchen in Herten und besteigt,
wenn es euer vermutlich beschissener Fitnesszustand
irgendwie zulassen sollte, die Abraumhalde Hoheward.
Von dort oben auf 152 Meter könnt ihr das Stadion
hervorragend sehen und seid gleichzeitig noch
ausreichend weit von ugly Gelsenkiiiirchen wech. Vor
allem seid ihr Vollpfosten von allen anderen weit
wech. Besser geht’s doch nicht, oder? Sowas nennt
man auf eurer Insel Win-Win! Bernd Christoph - - - - - - - - - - - - - -
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Kanalpolemik zur EURO vom 13. Juni
2024 Animiert
vom Tippspielorganisator („Zwischengestreute
Polemiken sind selbstverständlich jederzeit
willkommen!“) erlaube ich mir einen
diesbezüglichen ersten Aufschlag, den ich sehr gerne
schwungvoll mit dem Baseballschläger ausführen
möchte. Ziel meines Anschlags ist ein halsloses
Plüschgetier mit der Rückennummer 24, das ab diesem
Freitag für mehr als vier Wochen eigentlich sein
fürchterliches Unwesen treiben wollte. Dazu kommt es
jedoch nicht. Die Attacke ist wohlgeplant und wird
für den Delinquenten völlig überraschend kommen.
Hinweise auf den Tierschutz prallen an mir genauso
ab wie dämliche Reporterfragen seinerzeit 2014 an
Per Mertesacker. Wer hat sich dieses blöde Vieh bloß
ausgedacht und wie kommt man auf einen sowas von
bescheuerten Namen? Auf der Homepage der UEFA ist
folgendes zu lesen: „Das offizielle Maskottchen
der UEFA EURO 2024 heißt Albärt. Dies ist das
Ergebnis einer Abstimmung von UEFA.com-Nutzern und
Schulkindern in ganz Europa, die über das
UEFA-Schulfußball-Programm teilgenommen haben. Der
Teddybär tritt nun in die großen Fußstapfen von
Berni, Goaliath, Rabbit und Kinas, die allesamt
bei früheren EURO-Endrunden als Maskottchen
dienten. Bärnardo, Bärnheart und Herzi von Bär
waren die anderen drei Namen, die es in die
Abstimmungs-Shortlist geschafft hatten. Albärt
setzte sich jedoch mit 32 % der Stimmen durch.“ Liebe
Schulkinder, die ihr für die oben genannte
Abstimmung von den bösen Fußballonkels missbraucht
worden seid: Bitte jetzt einfach mal weghören! Und
liebe Fuzzis von der UEFA: Diese ganze Scheiße
interessiert mich nicht! Ich schlage diesem tumben
Kuscheleumel bei nächster Gelegenheit, wie
angekündigt, eins auf den runden Deckel und gehe
nach vollbrachter Tat anschließend mit meinem Kumpel
Bär Bärtesacker drei Tage in die Eistonne! Kommt mir
jetzt aber nicht noch mit Eisbären! Bernd
Christoph - - - - - - - - - - - - - - -
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Ganz persönliche Kanalgedanken von Bernd Christoph Folge1: Schottland (Vorrundenspiel
am
14. Juni 2024 in München) Folgende
zehn Dinge assoziiere ich spontan mit Schottland:
Highlands, Loch Ness, Balmoral Castle, Dudelsack,
Kilt, Braveheart, Hassliebe zu England, Rangers &
Celtic, Haggis (gefüllter Schafsmagen) und Laphroaig
(Whisky). Ich
muss eingangs gestehen, dass ich diese wirklich ganz
besondere Region des Vereinigten Königreichs bisher
noch nie persönlich kennenlernen durfte. Allerdings
verbinde ich Schottland mit freundlichen und
warmherzigen Menschen, die ganz und gar nicht geizig
sind. Dieses gehässige Vorurteil müssen wohl Engländer
in die Welt gesetzt haben. Gerne denke ich an mehrere
Dienstreisen zur weltweit größten Fischfachmesse
„European Seafood Exposition“ zurück, die immer
jährlich in Brüssel stattfindet. Dort stellte einer
der großen schottischen Fischverarbeiter mit dem
treffenden Namen „Fresh Catch“ in der Nähe unseres
Schleswig-Holstein-Standes aus. Für die Schotten war
es völlig selbstverständlich, alle Aussteller in der
Messehalle zu ihrem großen Standabend im Anschluss an
den zweiten von vier Messetagen einzuladen. Dort
warteten ein üppiges maritimes Büffet, in großen
Wannen auf Eis gelegte Getränke und natürlich
reichlich Whisky. Der „Schotten-Abend“ war immer
legendär und die Gespräche mit den Nachbarn von
jenseits der Nordsee gestalteten sich überaus
unterhaltsam, auch wenn man wegen des speziellen
Akzents nicht alles gleich verstand. Natürlich ging es
dabei auch um Fußball. Dabei lerne ich, dass sich in
der Liga Kicker und Fans vornehmlich der Glasgower
Teams von Rangers und Celtic oder vom FC Aberdeen bis
aufs Blut bekämpfen. Wenn das Nationalteam aber auf
dem Platz steht, vor allem gegen den Erzgegner
England, dann gibt es nur noch Einigkeit und wilde
Entschlossenheit. Im
Zusammenhang mit dem Lieblingssport der Schotten
erinnere ich mich jedenfalls an eine ganz besondere
Begegnung. Diese ereignete sich am 8. Oktober 1996 in
Tallinn. In Begleitung eines Professors von der CAU
Kiel weilte ich seinerzeit für einige Tage in der
estnischen Hauptstadt, um die dortige Regierung beim
Aufbau von Vermarktungsstrukturen zu unterstützen. Am
Abend fallen uns dort die vielen Hundert Männer in
dunkelblauen Trikots und bunten Kilts sofort ins Auge,
welche die gesamte historische Altstadt und
insbesondere die dortigen Kneipen lautstark bevölkern.
Denn am nächsten Abend ist für 17:45 Uhr ein
Qualifikationsspiel für die nächste Fußball-WM 1998 in
Frankreich angesetzt. Die Vorfreude der Schotten ist
offenkundig mindestens so groß wie ihr Bierdurst und
die Stimmung entsprechend blendend. Gegen den krassen
Außenseiter aus Estland soll auf jeden Fall ein
Auswärtssieg gefeiert werden. Am
nächsten Abend zeigt sich dasselbe Bild: Wieder sind
überall feiernde und bierselige Schotten unterwegs.
Die Stimmung ist im Vergleich zum Vortag sogar noch
etwas ausgelassener. Auf Nachfragte teilt mir einer
der Fans mit einem Augenzwinkern mit, dass man heute
klar gewonnen hätte. Zum Endergebnis macht er jedoch
keine Angaben, was mich denn doch etwas wundert. Ein
anderer sagt mir mit einem breiten Grinsen im Gesicht,
dass er das erste Mal bei einem Qualifikationsspiel
selbst ins Tor getroffen hätte. Ich führe diesen
vermeintlichen Unsinn zunächst auf die Wirkung des
estnischen Bieres zurück. Doch des Rätsels Lösung ist
eine der kuriosen Geschichten, die nur der Fußball
schreiben kann. Was war passiert? Die Verantwortlichen vom schottischen
Fußballverband hatten am Abend zuvor im
Abschlusstraining die schlechten Sichtverhältnisse im
Kadrioru-Stadion, in dem nur temporär eine
provisorische Flutlichtanlage steht, bemängelt. Nach
einem Protest von Nationaltrainer Craig Brown stimmte
die FIFA einer Vorverlegung des Spiels auf den
Nachmittag zu. Beim Kick-off um 15:00
Uhr sind zwar 1.000 Fans im Stadion, darunter hunderte
Anhänger der Gäste, die elf schottischen Spieler
stehen jedoch alleine auf dem Platz. Eine der wesentlichen Voraussetzungen für ein
Fußballspiel, nämlich das Vorhandensein zweier
Mannschaften, ist damit ganz offensichtlich nicht
gegeben. Der
estnische Verband wehrt sich auf diese Weise gegen die
sehr kurzfristig erfolgte Neuansetzung zu einem für
die eigenen Zuschauer deutlich unattraktiveren
Zeitpunkt. Also lässt er seine Spieler kurzerhand
nicht antreten. Zu diesem Zeitpunkt stehen Keeper Andy
Goram, der aus der Bundesliga bekannte Paul Lambert
und ihre neun anderen Kameraden also alleine auf dem
Platz. Drei Sekunden dauert die Farce, dann pfeift der
jugoslawische Schiedsrichter Miroslav Radoman die
„Partie“ ab. Wenig später sorgen die Fans selbst noch
etwas für Fußball-Action auf dem Platz und netzen
fröhlich ein paar Bälle ins verwaiste Tor ein.
Für
die „Tartan Army“ ist dieser Tatbestand jedenfalls ein
weiterer willkommener Anlass zum Trinken. Die
Kilt-Träger bejubeln den Sieg ohne Tore auch so.
Darüber hinaus ist schnell ein Song kreiert, der die
Absage mit einem Augenzwinkern kommentiert: „One team
in Tallinn, there's only one team in Tallinn!“ Die
Melodie ist dieselbe wie jene, welche die Anhänger der
Glasgow Rangers über Tormann Goram wiedergeben. Nach
dessen mutigem Outing, schizophren zu sein, sangen
diese nämlich nicht mehr, dass es nur einen Andy Goram
gebe, sondern: „Two Andy Gorams, there’s only two Andy
Gorams.“ Großes Tennis in Tallinn! Abends werden an
diesem trüben Herbsttag dann die letzten in der
Hauptstadt noch vorhandenen Alkoholvorräte vollständig
von den Schotten geplündert. Gegen
Mittag am Folgetag geht es nicht nur für mich mit
einer Maschine der „Scandinavian Airlines“ über
Kopenhagen nach Hause. Denn im Flieger feiern die
schottischen Fans den dritten Tag am Stück munter
weiter und stimmen ihre gut eingeübten Gesänge zur
Belustigung der anderen Fluggäste in Dauerschleife an.
Trotz guter Belüftung erinnert die Alkoholfahne an
einen gut besuchten Pub. Das passiert eben, wenn die
Flying Scotsmen unterwegs sind. Ein überglücklicher
Schotte, der in unmittelbarer Nähe sitzt, erzählt mir
ganz stolz, dass er eine so schöne Auswärtsfahrt noch
nie erlebt hätte: Sieg ohne Gezitter, gleich zwei
lange Abende mit Dauerfeier, günstige Bier- und
Schnapspreise und eine ganze Stadt komplett
leergesoffen! Zu
diesem Zeitpunkt gehen alle davon aus, dass die drei
Sekunden dauernde Partie vom 9. Oktober am „grünen
Tisch“ mit 3:0 Toren für Schottland gewertet wird.
Doch man hat die Rechnung ohne die FIFA gemacht. Diese
beschließt einige Tage später, die Begegnung auf
neutralem Boden neu auszutragen. Diese findet dann
vier Monate später am 11. Februar 1997 in Monaco statt
und endet zur großen Überraschung aller
Fußballexperten torlos 0:0. Der estnische Torwart Mart
Poom, damals in Diensten des schweizerischen FC Wil
und später sogar beim FC Arsenal unter Vertrag, hält
trotz schottischer Überlegenheit den Punkt für den
Außenseiter aus dem Baltikum mit starken Paraden fest.
Trotz dieses enttäuschenden Resultats qualifizieren
sich die Schotten letztlich für die WM 1998 in
Frankreich. Dort ist allerdings schon nach der
Gruppenphase Schluss – wie bei jeder der
vorangegangenen sieben Teilnahmen an einer
Weltmeisterschaft. Danach muss die „Tartan Army“
während Turnieren stets aus der Ferne zuschauen, bis
sie sich schließlich mehr als 20 Jahre später für die
in 2021 ausgetragene EURO 2020 qualifizieren können,
wo sie aber ebenfalls in der Gruppenphase hängen
bleiben. Also auf ein Neues bei der EURO 2024 in
Deutschland, wo unseren Freunden von diesseits und
jenseits der Highlands das Bier aller
Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls bestens munden
dürfte!
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Prolog
vom Kanal zur EM 2024 Das
Europa meiner Wahl Als 1960 die erste
Fußballeuropameisterschaft ausgetragen
wurde, da lag ich noch in den Windeln. Auch
die Welt war damals eine völlig andere. Der
„kalte Krieg“ bestimmte das politische
Geschehen und sowohl Deutschland als auch
Europa waren zweigeteilt in „West“ und
„Ost“. Seitdem ist vieles passiert. Mit dem
Mauerfall Ende 1989 in Deutschland löste
sich kurze Zeit später auch der komplette
„eiserne Vorhang“ in Wohlgefallen auf, was
nicht immer ganz friedlich und schon gar
nicht ohne Nachwehen verlaufen ist – die
bitteren Folgen erleben wir gerade.
Plötzlich bekam Europa gewissermaßen
Nachwuchs in Form von frisch geborenen oder
wiederauferstandenen Ländern. Das verlieh
auch dem EURO-Turnier noch einmal Aufwind.
Bei der Premiere waren übrigens insgesamt
nur 17 Teilnehmer am Start. Acht Länder
zeigten gar kein Interesse an diesem neuen
Format, darunter auch West-Deutschland.
Aufgrund dieser ziemlich übersichtlichen
Anzahl gab es kurioser Weise nur eine
einzige Qualifikationsrunde zwischen Irland
und der Tschechoslowakei, welche die CSSR
mit zwei Siegen für sich entschied.
Anschließend zogen alle weiteren
Mannschaften automatisch ins Achtelfinale
ein, darunter auch der Fußball-Zwerg
Luxemburg. Die offizielle Endrunde mit den
Halbfinal- und Finalspielen bestand damals
bis einschließlich 1976 nur aus vier
Mannschaften und wurde innerhalb von nur
fünf Tagen ausgespielt. Diesmal bewarben
sich 53 Verbände, was bekanntlich wegen des
britischen Sonderstatus nicht mit der Anzahl
der Nationen gleichzusetzen ist. Das
Teilnehmerfeld wurde für die EURO 2016
erstmals auf 24 Mannschaften aufgestockt und
das Turnier dauert seither insgesamt mehr
als vier Wochen. Deutschland ist nach 1988
zum zweiten Mal Gastgeber. Das soll es aber
mit Historie und nackten Zahlen auch gewesen
sein. Nachdem ich den Windeln
entwachsen war und nachfolgend die Welt um
mich herum etwas näher beschnuppern durfte,
habe ich irgendwann realisiert, dass Europa
weitaus mehr ist als die nüchterne
geografische Kategorisierung als Kontinent.
Europa steht für Vielfalt der Menschen,
Reichtum der Kulturen und die Freiheit,
andere Länder zu bereisen und sich mit den
dort lebenden Menschen auszutauschen.
Zugleich freue ich mich, dass die meisten
Länder demokratische Strukturen geschaffen
haben. Denn noch in den sechziger Jahren
waren beispielsweise die drei
südeuropäischen Länder Spanien, Portugal und
Griechenland de facto Diktaturen, in den
überwiegend von Moskau gesteuerten ost- und
südosteuropäischen Staaten unterdrückten
totalitäre Regime Bürgerrechte und
Freiheitsdrang der Menschen. Demokratie,
Grundrechte und Freiheit sind hohe und
keinesfalls selbstverständliche Güter –
nicht nur im Jahr der Europawahl. Von diesen Gedanken
habe ich mich diesmal leiten lassen. Daher
werden die Kanalkommentare zum Tippspiel ein
wenig anders ausfallen als sonst. Bei
vergangenen EM-Turnieren gab es ja zumeist
eher launige oder schräge „Insiderberichte“
aus Spielerkreisen („Kevins EM-Tagebuch“
2008), aus der Promi-Welt des Fußballs
(„Live aus dem EM-Doppelzimmer“ 2012), aus
der Wissenschaft („Madame Rasta erklärt“
2016) oder aus dem Bereich der Hygiene
(„Dedel, der EM-Desinfizierer“ 2021).
Diesmal wird es eher persönlich.
Ausgangspunkt für meine Anmerkungen sind die
jeweiligen Gegner der deutschen Mannschaft,
und zwar die Länder und nicht die kickenden
Mannschaften. Welche Assoziationen verbinde
ich ganz spontan mit diesen Ländern? Welche
Erfahrungen habe ich mit Land und Leuten
gemacht? Welche speziellen
Fußballerinnerungen gibt es? Mit Schottland,
Ungarn und der Schweiz stehen die ersten
drei Folgen definitiv fest. Ob weitere
dazukommen, liegt dann ausschließlich in der
Hand oder besser in den Füßen unserer
Nationalkicker. Wenn es tatsächlich sieben
Folgen werden sollten, würde vermutlich
nicht nur mich das überaus freuen. Abschließend rufe ich
gemeinsam mit dem ewigen Loddar allen
Fußballfans in Kiel, Bremerhaven oder
sonstwo auf der Welt zu: Viel Spaß und
Erfolg beim diesjährigen EM-Dipp-Spiel, denn
frisch gedippt ist halb gewonnen! Mit besten Grüßen vom
Kanal, Bernd Christoph |