Finale (04.07.2004)
Portugal-Griechenland 0:1

Liebe Tippgemeinschaft,

das Märchen ist wahr geworden. Die Griechen sind Europameister und Otto ist ihr König. Wer den Gastgeber zwei Mal im eigenen Stadion schlägt, wer Spanien, Frankreich und Tschechien nach Hause schickt, der hat den Titel verdient. Herzlichen Glückwunsch! Sportugal fand keine Mittel gegen den scheinbaren Außenseiter, dessen Defensive schier unüberwindbar war. Hat Gene Hackman auf der portugiesischen Bank denn die Spielweise des Gegners nicht vorher studiert? Wo blieb der Druck aus dem Mittelfeld, um die technisch unterlegenen Griechen zu Fehlern zu zwingen? Wo war das schnelle Kombinationsspiel bei den sportugiesischen Kontern? Warum ließen die Sportugiesen den Griechen immer Zeit zur Ordnung ihrer Abwehr? All diese Fragen werden keine Antworten mehr erhalten. Die doch nur "Silberne" Generation tritt ab. Trotz guter Technik und toller Rückendeckung durch das Publikum wurde Rot-Grün nicht zum Erfolgsmodell, weil die Umsetzung der guten Ansätze zum Erfolg nicht funktionierte. Es waren schließlich der großartige Kampfgeist, die unglaubliche Laufbereitschaft und die eiserne taktische Disziplin, die Griechenland zum Titel führten. Das war die beste deutsche Mannschaft der letzten Jahre! Otto hat es allen gezeigt. Muss er jetzt noch Bundestrainer werden? Ja, weil dies seine größte Herausforderung ist! Nein, weil er sich damit vermutlich nur seinen Ruf kaputt macht! Was nun? Beate wird schon einen Rat wissen...

Nun ist die EM vorbei. Ein Außenseiter ist mit einer Taktik von vorgestern Europameister geworden. Kommt jetzt der Catenaccio zurück? Das glaube ich nicht. Sieben von acht Viertelfinalisten bevorzugten eine starke Offensive. Der schlussendlich mit 5 Stürmern erkämpfte Punkt der Schweden gegen Italien weist den Weg nach vorn. Das taktische Konzept der Griechen machte eher gezwungenermaßen aus der offensiven Not eine defensive Tugend. Wenn der Fußball attraktiv bleiben will, muss er auf das Toreschießen ausgerichtet sein. Es bleibt zu hoffen, dass auch der nächste Bundestrainer dem Offensivkonzept folgt, ob er nun Rehhagel heißt oder nicht.

Fußball ist ein Spiel mit Emotionen. Das gilt auf dem Rasen, auf der Tribüne und vor der heimischen Glotze. Daher kommen auch diesmal meine ganz persönlichen Tops und Flops der EM:

Gefreut habe ich mich über
- 3 Wochen tollen Fußball im Fernsehen.
- Otto Rehakles und seinen Sirtaki am Spielfeldrand.
- Rudi Völler, der den richtigen Moment und die richtigen Worte für seinen Abgang fand.
- Philipp Lahm, der nicht nur beherzt aufspielte, sondern auch Interviews ohne "Ja, guuut.." und "ähhh" geben konnte.
- Bela Rethy, der die Spiele sachkundig und ohne aufgesetzte Emotionen kommentierte.
- das Kopfballspiel von Jörg Stiel.
- Wayne Rooney, den schnellsten Hooligan der EM.
- die Ringkampfeinlage von Steinbrecher und Oberschiri Strigel nach dem Lettlandspiel des deutschen Teams.
- die fairen Spiele. Die einzige Rote Karte (wg. angeblichen Handspiels) war eine Fehlentscheidung.
- wunderschöne Tore. Hier meine persönliche Hitliste:
    1. Das geköpfte 2:0 von Henrik Larsson gegen Bulgarien
    2. Das gespitzelte 1:0 von Michael Owen gegen Portugal
    3. Das gehackte 1:1 von Zlatan Ibrahimsson gegen Italien
    4. Das geschlenzte 2:0 von Maniche gegen Holland
    5. Das gehobene 1:0 von John Dahl Tomasson gegen Schweden
- Detzer und Nelling, ob in der ARD oder auf NDR2. Trotz einiger Längen waren die Gespräche meist informativ, unterhaltsam und immer für einen Kalauer gut.
- die Leistungen der Linienrichter, die erfreulich wenige Abseits-Fehlentscheidungen produzierten (Urteil gegenüber WM2002 revidiert!)
- die englische Presse, die nach dessen völlig korrekter Entscheidung den Schweizer Schiedsrichter gern lynchen wollte. Idiotisch wie immer  -  danke, wir hatten nichts anderes erwartet.

Grauenvoll fand ich
- Didi Hamann, der den größtmöglichen Spagat zwischen eigener Leistung und Selbstkritik schaffte.
- Johannes Blödmann Kerner (ZDF), diesen pseudobegeisterten Dummschwätzer (Urteil unverändert von der WM2002 übernommen!)
- Reinhold Blackoutmann (ARD), der kein Deut besser war.
- Steffen Simon (ARD), der das Schwachmatentrio komplettierte.
- Poschmann und Beckenbauer im ZDF: Einfältige Fragen und gestotterte Antworten.
- das sog. "passive Abseits", das je nach Laune von Oberschiri Strigel mal "aktiv" wurde und mal nicht.
- die täglichen Einspielungen von irgendwelchen Freiluftübertragungen und die Homestory von Torwart Ricardos Familie.
- das Lama Frank Totti. Pfui!!!

Der Sieg der Griechen sorgte dafür, dass die Tippspieltabelle fast unverändert blieb. Frank Schoster war der Einzige, der vorab auf Otto als den Königsmacher vertraut hatte. Hut ab vor so viel Weitsicht! Die meisten Tore schossen die Tschechen, so dass Jörg Geldmacher, Volker Sielaff und Alex Schimanski jeweils drei Zusatzpunkte kassierten. Auch unsere neuen Europameister Christian und Vize-Europameister Markus sind für viele von uns Neulinge. Was diese Titelgewinne wert sind, wird sich bei der WM2006 zeigen. Auf den Plätzen 3 und 4 landeten mit Roland und Martin altgediente Tippspielteilnehmer. Mit Jendrik belegte der drittjüngste Teilnehmer einen tollen fünften Platz. Hartnäckig verteidigte Paul Schneeberg die Rote Laterne. Die Gewinnausschüttung erfolgt in den nächsten Tagen.

Schade, nun sind also die 3 schönen, aber auch anstrengenden Wochen vorbei. Wie sollen wir nur die 5 langen, fußballlosen  Wochen bis zum Bundesligastart überstehen? Es war eine schöne und spannende Europameisterschaft in einem kleinen, aber fußballbegeisterten Land. Obregado, Portugal!
Zwei Jahre müssen wir uns nun mit Freundschaftsspielen über Wasser halten, bis die Weltelite bei uns zu Gast ist. Dann gibt es selbstverständlich auch wieder ein Tippspiel. Freuen wir uns also schon jetzt auf spannende Spiele und tolle Tore. Ob das deutsche Team daran beteiligt ist, wird sich zeigen.
Willkommen in Deutschland bei der WM 2006!

Robert