Kanalkommentar vom 16. Juni 2004
Eine kleine Anmerkung noch zum gestrigen Kanalkommentar: Mit dem bisher besten
deutschen Trainer meinten wir natuerlich Otto Rehhagel. Aber Ruuudi hat ja
noch alle Chancen, in den naechsten Tagen seinen ehemaligen Chef aus alten
Bremer Zeiten in dieser Hinsicht abzuhängen...
Tschechien – Lettland
Wir wunderten uns schon bei der Durchsicht der EM-Tipps, dass so viele Mitspieler
auf Lettland als torschwächstes Team getippt haben. Das kann natürlich
immer noch eintreten, aber es zeigte sich, dass die starken Spiele der Letten
in der Quali kein Zufall waren. Zwei Tore in der Türkei muss man erst
einmal schießen. Die Tschechen hatten an den Letten und auch an der
Hitze schwer zu knappsen. Der Ausgleich in der zweiten Hälfte war sicherlich
verdient, der späte Siegtreffer dann eigentlich nicht mehr so ganz.
Wo war eigentlich Rosicky während des Spiels, oder haben wir ihn einfach
nur übersehen? Die Letten sind auf jeden Fall jetzt hitzebeständig
und werden versuchen, auch den Deutschen mit Riegeltaktik und Konterstärke
das Leben schwer zu machen. Unsere Elf sollte gewarnt sein!
Niederlande – Deutschland
Vielleicht erinnern sich einige an diese Zahnpasta-Werbung aus den siebziger
Jahren: Freudestrahlend fällt ein rotbezopftes Mädel nach dem Zahnarztbesuch
ihrer Mutter in die ausgebreiteten Arme. "Mutti, Mutti – er hat überhaupt
nicht gebohrt!" So ein ähnliches Gefühl dürfte sich gestern
am Ende beim deutschen Fernsehpublikum breitgemacht haben. Erleichtert stellten
wir in der Rückschau fest: Es hätte doch alles auch viel, viel
schlimmer kommen koennen. Am Ende gab es auf beiden Seiten ganz gemischte
Gefühle: Deutschland war hochzufrieden mit dem starken Spiel gegen einen
der großen EM-Favoriten und am Ende nur unglücklich mit dem Ergebnis.
Holland war höchst unzufrieden mit der eigenen Spielweise und ziemlich
happy mit dem späten Ausgleich. Das Spiel wird sicher nicht zu den ganz
großen Klassikern dieser Nachbarschaftsduelle zählen, aber es
war eine höchst ansehnliche Partie auf gutem taktischen, technischen
und vor allem kämpferischen Niveau. Bei allem Überschwang sollte
man nicht vergessen, dass die deutsche Führung höchst glücklich
– wenn auch nach den Spielanteilen verdient – zustande kam. Aber genauso
glücklich – gleichfalls aber auch gekonnt – fiel der späte Ausgleich
für die Holländer. Insofern geht das Ergebnis völlig in Ordnung
und sorgte in Porto und anderswo für entspannte Gemüter. Die Deutschen
sind (zum Glück) längst nicht so schlecht, wie sie in letzter Zeit
oftmals selbst gespielt haben und die Holländer sind wieder einmal an
ihrem eigenen Anspruch gescheitert, eine defensivstarke Mannschaft mit ihrer
vermeintlichen Spielstärke überrennen zu wollen. Der Mythos von
der deutschen Turniermentalität lebt weiter! Also sollte man sich wohl
immer nur alle zwei Jahre Spiele unserer Kicker antun. Der Nachteil ist dann
nur, dass man einige Spieler vorher dann vielleicht noch nie gesehen hat.
Leistungsmäßig kann und sollte es aber so weiter gehen mit unserem
Team. Punktemäßig ist eine Steigerung zwingend erforderlich, denn
drei Unentschieden reichen auf keinen Fall fürs Viertelfinale. Wir brauchen
am Samstag einen Sieg gegen Lettland – am besten mit 2:0!
Vielleicht wird dann ja doch noch alles gut – so hoffen wir jedenfalls vom
Kanal.
Eusebio!